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- Edith Meyer von Kamptz (1884-1969). Eine Malerin auf dem Weg in die Moderne
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Verlag:
Igel Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2018
AuflagenNr.: 1
Seiten: 168
Abb.: 264
Sprache: Deutsch
Einband: gebunden
Die 1884 im westfälischen Minden geborene und 1969 in Uchte, im niedersächsischen Landkreis Nienburg/Weser, verstorbene Edith Meyer von Kamptz zählt zu jenen bildenden Künstlerinnen der ‚klassischen Moderne‘, die in den letzten Jahren in Publikationen und Ausstellungen zunehmende Beachtung gefunden haben, von denen einige bedeutende und interessante allerdings noch zu entdecken sind. Die Erforschung dieser zu Unrecht wenig oder unbeachtet gebliebenen und in Vergessenheit geratenen Künstlerinnen ist eine wichtige kulturelle, kunsthistorische Aufgabe und Verpflichtung. Der vorliegende Band will dieser Aufgabe und Verpflichtung nachkommen. Erstmals in einer größeren Sammlung stellt das Buch die künstlerischen Werke Edith Meyer von Kamptz’ vor und dokumentiert das spannende und bewegte Leben einer mutigen Frau, die sich als Tochter einer angesehenen, gut situierten Mindener Fabrikantenfamilie schon früh für eine freie künstlerische Existenz entschied und später auch als Offiziersgattin und Mutter dreier Kinder ihren engagierten und emanzipierten Weg unbeirrt weiter fortsetzte. Als Schülerin William Straubes, Dora Hitz’, Max Pechsteins und Willy Jaeckels gelangte sie mit farbkräftigen, ausdrucksstarken Bildern im Umfeld der modernen Kunstströmungen des Impressionismus, Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit zu eigenen, individuellen ästhetischen Gestaltungen. Gemeinsam mit ihrem zweiten Mann, dem Zweigleiter der Anthroposophischen Gesellschaft in Berlin und Goethe-Forscher Rudolf Meyer, gründete Edith Meyer von Kamptz nach dem Zweiten Weltkrieg am beschaulichen Hammerberg in Uchte mit dem ‚Studienhaus‘, dessen großen Wohnraum sie mit farbenprächtigen allegorischen Wandbildern ausstattete, eine bedeutende und anregende Begegnungsstätte des fortschrittlichen freien Geistes. Die zu erwartende Neueröffnung des ‚Studienhauses‘ und die vorliegende Publikation ermöglichen die Neuentdeckung einer beachtlichen Künstlerin ‚auf dem Weg in die Moderne‘.
Textprobe: 1. Kindheit und Jugend in Minden Geboren wurde Edith Meyer von Kamptz am 15. Juni 1884 als jüngste Tochter des Mindener Fabrikanten Wilhelm Kiel (1850-1932) und dessen Frau Meta geb. Tilly (1854-1942) Zusammen mit ihren älteren Geschwistern Paul (1879-1937) und Johanna (1881-1959) wuchs sie in guten und gesicherten Verhältnissen eines reputablen Elternhauses in der Hahler Straße 26 auf, in der Obhut einer streng katholischen Mutter und eines protestantischen, sehr freidenkenden Vaters . Ediths Urgroßvater Friedrich Christian Kiel (1780-1857) hatte mit der Gründung einer Seifenfabrik 1806 in Minden für einen soliden, langjährigen Wohlstand der Familie gesorgt. Sein Sohn Louis, Ediths Großvater (1816-1897), hatte die Fabrik dann auf dem Komplex des ehemaligen Hospitals Obermarktstraße 36 erheblich erweitert, der neueren Zeit angepaßt und den Wohlstand vermehrt und gefestigt . Seinen beiden Söhnen Wilhelm, Ediths Vater, und Max (1859-1900) hinterließ er nach seinem Tod 1897 außer der Fabrik ein beträchtliches Vermögen . Während Wilhelm alle Liegenschaften zugesprochen wurden, erbte Max ein größeres Barvermögen , das es ihm ermöglichte, ein freies, bohemehaftes Künstlerleben in München zu führen. Für Edith wurde ihr geliebter Onkel Max, der gar nicht die geschäftstüchtigen und pedantisch-soliden Fähigkeiten seiner Voreltern ererbt hatte , zum Vorbild einer ungebundenen Künstlerexistenz. Voller Verehrung und Bewunderung schrieb sie rückblickend über ihn: Er war in gewisser Weise aus der Art geschlagen. Eines Tages hatte er die Forstakademie in Eberswalde verlassen und schrieb aus München, daß er sich dort in der Malschule des Professors Karl von Marr befinde. Sein Schritt wurde zu Hause sehr übel aufgenommen und nur schweren Herzens entschloß sich mein Großvater trotzdem zu einer monatlichen Geldunterstützung. Der Onkel wurde also wirklich Maler, nichts als Maler, und hat sich sehr einschränken müssen, um seinen Herzenswunsch durchsetzen zu können. Aber dadurch, daß er Maler wurde, er, der wirklich Künstler war, ist unser Haus, meine ganze Jugend, von Grund auf mit Kunstsubstanz durchsetzt worden. Da der Onkel unverheiratet blieb, so behielt er seine Heimat in meinem Elternhause, wo er von uns Kindern unbeschreiblich geliebt und bewundert wurde. […] Man müßte ein Dichter sein, um die Gestalt dieses Onkels wirklich aufleben zu lassen. Er wäre es wert: Künstler durch und durch, Verehrer von allem Schönen und Großen, malerisch, musikalisch und poetisch begabt, war immer schön gekleidet, dabei still und bescheiden. In der Kunst hatte er es zu einem soliden Können gebracht . Durch die beträchtliche Erbschaft konnte Max Kiel nun sein Leben so gestalten, wie es ihm gemäß war es sei ihm zu gönnen gewesen, so Edith Meyer von Kamptz in ihren Erinnerungen, daß er, der ein großes Bedürfnis nach Schönheit hatte, nun als Achtunddreißigjähriger auch den äußeren Rahmen seines Lebens so gestalten konnte, wie es seiner Sehnsucht entsprach. Nun durfte er seinen Geschmack entfalten bei der Einrichtung einer schönen Atelierwohnung in der Schwantalerstraße in München. Von einer derartigen Sehnsucht nach Schönheit und freier, künstlerischer Selbstverwirklichung scheint auch Edith Kiel sehr früh beseelt gewesen zu sein. Das wohlbehütete Leben im ästhetisch-schönen Elternhaus bot ihr im gleichzeitigen Erleben von Spießertum und Enge nur eine eingeschränkte Erfüllung. Rückblickend stellte sie dezidiert fest: Ich war nirgendwo gehalten. Es ergab sich, daß ich mit zunehmender Aufmerksamkeit alles ablehnte, was mich umgab. In dieser kindlichen Eigensinnigkeit und einem trotzigen Wesen, das vom Zwiespalt zwischen innerer Sehnsucht und einer von gesellschaftlichen Konventionen reglementierten äußeren Realität gefördert wurde, wurzelte Ediths Wille zum Aus- und Aufbruch, der sie später auf den Weg zur künstlerischen Existenz führte.
Hartmut Vollmer ist habilitierter Literaturwissenschaftler und Literaturdidaktiker Dozent an der Leuphana Universität Lüneburg. Zahlreiche Publikationen zur deutschsprachigen Literatur und zur Ästhetik des 18.-21. Jahrhunderts. Mehrere Editionen im Igel Verlag, Herausgeber u. a. der Werke von Franz Hessel, Gina Kaus und Otfried Krzyzanowski sowie einer Lyrik- und einer Prosa-Anthologie von Dichterinnen des Expressionismus.
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