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- Wie erfolgreich waren die Hartz-Reformen? Die Auswirkungen der Hartz-Reformen auf Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland
Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich zunächst mit der Frage, ob die Hartz-Reformen einen positiven Einfluss auf den Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland bewirkt haben. Der zweite Abschnitt befasst sich mit der Thematik der Langzeitarbeitslosigkeit und gibt einen Überblick darüber, wie Arbeitslosigkeit und insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit definiert werden. Darüber hinaus werden die Ursachen erläutert. Die Arbeit beschäftigt sich zudem mit den Hartz-Reformen und zeigt deren Inhalte und Zielsetzungen. Es werden weiterhin die Maßnahmen der Hartz-Gesetze hinsichtlich der Reduzierung von Langzeitarbeitslosigkeit anhand von empirischen Entwicklungen dargestellt und analysiert. Es wird der Frage nachgegangen, ob die Hartz-Reformen für diese Entwicklung verantwortlich waren oder ob andere Einflüsse eine Rolle spielten. Diese möglichen anderen Einflussfaktoren werden näher betrachtet und abschließend wird die Eingangsfrage anhand empirischer Untersuchungen und verschiedener Theorien näher beleuchtet und beantwortet sowie ein Ausblick über zukünftige Entwicklungen gegeben.
Textprobe: Kapitel 4.1, Neugestaltung der Arbeitslosenverwaltung: Durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe bekamen alle erwerbsfähigen Arbeitslosen nur noch eine gemeinsame Leistung, das Arbeitslosengeld II. Diese sollen zukünftig durch das sogenannte Jobcenter betreut werden soll (Vgl. Bäcker et al., 2010, S. 79). Durch die Verschlankung der Verwaltung erhofften sich die öffentlichen Haushalte Kosteneinsparungen und Vereinfachungen (Vgl. Jann/Schmid, 2004, S. 13). Es gibt seit den Hartz-Reformen eine neue Einteilung des Kundenzentrums in Markt-, Beratungs-, und Integrationskunden. Marktkunden sind diejenigen, die sich über das Internet und das Service-Telefon informieren. Sie sind in der Regel weniger betreuungsintensiv. Die Beratungskunden hingegen bedürfen einer verstärkten individuellen Unterstützung. Die letzte Gruppe, die Integrationskunden, besteht hauptsächlich aus Langzeitarbeitslosen, und steht im Rahmen dieser Untersuchung im Vordergrund. Die Bundesagentur für Arbeit, die diese Betreuung übernommen hat, ist somit eine Agentur mit Zielvereinbarungen und einer gesteuerten Organisation. Berufsberatung, insbesondere soziale und psychische Beratung für Ältere und Ausländer, aber auch berufliche Rehabilitation, zum Beispiel durch soziale Betreuung und Sprachkurse, werden nun von der Bundesagentur für Arbeit zusätzlich angeboten (Vgl. Neumann/Schaper, 2008, S. 71 ff.). Diese individuelle Beratung und die gezielten Maßnahmen haben zudem positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeitslosen (Vgl. Möller et al., 2009, S. 5). Es ist jedoch grundsätzlich wichtig, dass sich die Betroffenen unmittelbar nach Erhalt der Kündigung oder bei befristeten Verträgen spätestens drei Monate vor Beendigung melden müssen, um eine individuelle Beratung und eine schnelle Jobfindung zu ermöglichen. Für jeden verspäteten Tag der Meldung müssen die Beschäftigungssuchenden pauschale Abschläge bei dem Arbeitslosengeld hinnehmen. Auch bei einer Ablehnung eines Jobangebotes, wenn es die dritte einer zumutbaren Arbeit ist, verfällt der Leistungsanspruch oder es gibt Kürzungen bei unzureichenden Eigenbemühungen (Vgl. Jann/Schmid, 2004, S. 19 ff.). Als weitere Maßnahme ist es durch die Deregulierung der Arbeitnehmerüberlassung dem Arbeitssuchenden möglich geworden, sich einen besseren Überblick über die Arbeitsplatzangebote zu verschaffen, was wiederum eine schnellere Vermittlung ermöglicht. Die Deregulierung ist ein wichtiges Mittel bei einer umfassenden Arbeitsmarktreform (Vgl. Neumann/Schaper, 2008, S. 130 ff.). Zu hohe Lohn- und Lohnnebenkosten sowie Steuerbelastungen beeinflussen die Wirtschaft in Deutschland und bergen eine Gefahr für die internationale Wettbewerbsfähigkeit und die Grundlage einer strukturellen Arbeitslosigkeit (Vgl. Bäcker et al., 2010, S. 76). Leiharbeit wird inzwischen auch strategisch und oft dauerhaft eingesetzt, um Personalkosten zu reduzieren. Zwei Drittel der Leiharbeiter haben in den nach 2004 folgenden Jahren eine nachhaltige Beschäftigung gefunden. Rund 80% der Leiharbeiter bleiben in der Arbeitnehmerüberlassung (Vgl. Bäcker et al., 2011, S. 37). Die Leiharbeit hat somit nicht zu signifikant zu einem Beschäftigungsanstieg geführt. In dem Jahr 2000 gab es 57,6 Milliarden geleistete Arbeitsstunden und in 2008 57,5 Milliarden. Lediglich die Erwerbstätigkeit ist angestiegen, nicht aber die geleisteten Arbeitsstunden und damit gibt es auch kein zusätzliches Arbeitsvolumen. Das bedeutet eine Ausbreitung der atypischen Beschäftigung durch die Zunahmen von Teilzeitjobs oder auch so genannten Mini- oder Midi-Jobs, die in Kapitel 4.5 näher erläutert werden (Vgl. Buntenbach, 2010, S. 5). Dennoch kann Leiharbeit gerade in konjunkturschwachen Zeiten ein sehr hilfreiches Instrument sein. Einerseits kann sie zu einer schnellen und kurzfristigen Überbringung von Personalengpässen aushelfen. Andererseits gibt es auch aus Arbeitnehmersicht durchaus positive Aspekte der Leiharbeit. Arbeitslose, vor allem auch Langzeitarbeitslose, haben so eine Chance auf einen Einstieg oder Wiedereinstieg in das Erwerbsleben. Die Eintrittsbarrieren sind bei Leiharbeitsbetrieben deutlich niedriger und es gibt zudem die Möglichkeit, den Arbeitgeber von sich zu überzeugen und so ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis zu erhalten (Vgl. Bäcker et al., 2010, S. 445 ff.). Die Personal-Service-Agenturen waren im Gegensatz dazu wenig erfolgreich. Die gewünschten Teilnehmerzahlen von 50.000 Arbeitslosen wurde nicht annähernd erreicht, sondern lediglich 27.000 bis 2003 (Vgl. Bäcker et al., 2011, S. 41). Durch Evaluation wurden deutliche Verbesserungen in der Verwaltungsebene in den folgenden Bereichen festgestellt. Die Zeit für die Vermittlungstätigkeit wurde um 25% erhöht, Wartezeiten konnten um circa 70% auf durchschnittlich 7,5 Minuten verringert werden, die Anzahl der Stellenbesetzungen der Arbeitgeber durch die Arbeitsagentur wurden sogar verdoppelt und die Reaktionszeit auf Jobangebote konnte um 30% beschleunigt werden. Durch die Verschlankung und Flexibilisierung sollte einerseits eine neue Grundlage geschaffen werden, um Arbeitslose noch schneller zu vermitteln. Andererseits sollten ebenfalls die aktiven Eigenbemühungen viel mehr in den Vordergrund gestellt werden und die Arbeitslosen gleichzeitig verstärkt fordern. Denn das Prinzip ‘Fordern und Fördern’ ist ein zentrales Anliegen in den Hartz-Reformen und wird im nächsten Abschnitt erklärt (Vgl. Jann/Schmid, 2004, S. 70).
Katrin Czaja wurde 1984 in Hagenow geboren und ist in Boizenburg aufgewachsen. Nach erfolgreich abgeschlossenem Abitur begann sie eine Ausbildung als Bankkauffrau in Hamburg. Nach sechs Jahren Berufserfahrungen studierte die Autorin Sozialökonomie mit Schwerpunkt VWL an der Universität Hamburg. Während des Bachelorstudiums entdeckte sie ihr sozialpolitisches Interesse, was sie dazu motivierte, sich im Rahmen der Bachelorthesis mit dem Thema der Hartz-Reformen und der Langzeitarbeitslosigkeit auseinanderzusetzen.