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- Welche Erkenntnisse kann ein Manager aus der Hirnforschung ziehen? Versuch eines interdisziplinären Transfers
Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 60
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der Mensch neigt zunehmend dazu, Systeme und Strukturen immer effizienter zu gestalten. Dass dieses Effizienzstreben in letzter Instanz eigentlich auf dem Rücken des einzelnen Mitarbeiters ausgetragen wird, geriet dabei zusehends in Vergessenheit. Damit Organisationen auch nachhaltig Erfolge verbuchen können, bedarf es mehr Robustheit und Belastbarkeit. Was Albert Einstein schon erkannte - nämlich dass Probleme nur mit anderen Denkweisen gelöst werden können, als diejenigen, die sie verursacht haben - muss häufiger gängige Praxis in Organisationen jeglicher Art werden! Es braucht mehr Vielfalt, eine höhere Bereitschaft zum proaktiven Leben einer Dialogdiskurskultur sowie insgesamt mehr Akzeptanz (vgl. entwickelte Checkliste im Abschnitt 4.3 dieser Arbeit). Diese BA-Arbeit soll mit Hilfe von ausgewählten, führungsrelevanten Erkenntnissen des Neurobiologen Gerald Hüther der Führungskraft Handlungsempfehlungen zur Lösung des von Lietaer aufgezeigten Effizienzproblems liefern. Darin besteht auch ihre Legitimation. Diese Handlungsempfehlungen sollen der Führungskraft in Form einer Checkliste wieder den Weg hin zu einem Vitalitätsfester ermöglichen. Es soll Abstand von dem klassischen effizienztreibenden Führungsverständnis genommen und stattdessen eines entwickelt werden, das den Weg zu mehr Robustheit und demzufolge auch Nachhaltigkeit in einer Organisation ebnet. Unterstützend wird das Ziel verfolgt, im Rahmen einer umfassenden Grafik für die Führungskraft die aus den neurobiologischen Erkenntnissen resultierenden Implikationen so transparent wie möglich abzubilden. Dargestellt in einem Totalmodell sowie aufbereitet in einer Checkliste wird der Versuch unternommen, die notwendigen Zusammenhänge und Verhaltensempfehlungen für eine Führungskraft am Ende der Arbeit aufzuzeigen.
Textprobe: Kapitel 2.3, Erkenntnisse nach Gerald Hüther: Wichtig ist überhaupt, dass ein Gehirn die Möglichkeit zum Lernen bekommt. Dass der Mensch diese dann auch wahrnimmt, versteht sich unter der Annahme von intrinsischer Motivation aus der Theorie Y nach McGregor von selbst. Mit seinem Zitat macht Gerald Hüther darauf aufmerksam, dass der Prozess des Lernens scheinbar unterbrochen oder ausgeblendet wird. In diesem Abschnitt sollen ausgewählte Erkenntnisse nach Hüther skizziert und erörtert werden. Die Abbildung 2, sowie darauf aufbauend die Abbildung 3, sollen diesem Abschnitt als maßgeblicher Orientierungsrahmen dienen. Dabei zeigen sie die drei zentralen, prozessualen Schritte im menschlichen Gehirn auf, abgebildet in einer von Hüther aufgezeigten Kausalkette. Das Modell wiederum ist eingebettet in zwei externe, von außen beobachtbare Größen. Zum Einen wirkt die Umwelt i. S. einer Inputgröße auf das menschliche Gehirn, zum Anderen steht am Ende des ‘Produktionsprozesses’ das Output-orientierte Ergebnis. Die Kausalkette verarbeitet nun also die von der Umwelt eingehenden Eindrücke und Sinneswahrnehmungen, sodass am Ende über eine konkrete Entscheidung ein Ergebnis heraus kommt. Problematisch wird es nur, wenn dieser Zwischenschritt der ‘Wertschöpfung’ durch denkbare Einschränkungen – wie etwa das von Lietaer einleitend aufgezeigte Effizienzproblem – nicht mehr funktioniert. Im Folgenden werden also ausgewählte Erkenntnisse nach Hüther skizziert. Bevor diese Kausalkette jedoch überhaupt aufgegriffen werden kann, muss die grundlegende Erkenntnis über die prozessuale Vorgehensweise des menschlichen Gehirns aufgezeigt werden. Hüther zeichnet dabei ein Gehirn mit lauter kleinen, verwachsenen Feldwegen und Trampelpfaden auf. Im Verlauf der Zeit festigen sich diese verwachsenen Gebilde zu immer deutlicher erkennbareren Wegen, Straßen und schließlich ausgebauten Autobahnen. Mit seiner Metaphorik meint er die Verschaltungen von Nervenzellen im menschlichen Gehirn, die sich durch umweltbedingte Nutzungen bilden und meist – damit verbunden – durch Erfahrungen determiniert sind. Diese neuronalen Verbindungen entstehen immer dann, wenn eine Aufgabe und somit ein Problem zu lösen ist. Dabei werden verschiedene Areale im Gehirn aktiviert und miteinander vernetzt. Je häufiger man sich jedoch mit einer gleichen Aufgabe (wie etwa Auto fahren) auseinandersetzt, desto intensiver und fester formen sich die vernetzten Verbindungen im menschlichen Gehirn. Aus kleinen Trampelpfaden werden also vierspurig ausgebaute Autobahnen. Die damit verbundene Problematik lässt sich unschwer erahnen: Der Mensch verfällt zunehmend in eigens kreierte Muster, sogenannte Bewältigungsstrategien, in denen er sich schließlich selbst gefangen hält. Damit einher gehend werden die anderen, weniger benutzten Verbindungen weitgehend vernachlässigt und beginnen demzufolge allmählig zu verkümmern. Allerdings zieht Hüther aus dieser Nachricht auch die positive Erkenntnis, dass jeder Mensch die angeborene und lebenslange Fähigkeit besitzt, die uns neben dem im kommenden Absatz erläuterten präfrontalen Cortex zentral von allen anderen Gehirnkonstruktionen unterscheidet, entstandene Verschaltungsmuster jederzeit wieder aufzulösen. Er bezeichnet diesen hier beschriebenen neuronalen Prozess im menschlichen Gehirn als Kanalisierung oder Bahnung. Betreibt der Mensch diese Strategie aus möglicher Faulheit jedoch zu intensiv, wird er nach den Ergebnissen aus der Forschung von Hüther ‘Gefangener seiner eigenen Entscheidungen’. Es handelt sich bei dieser grundsätzlichen Erkenntnis zwar eher um eine negativ behaftete, dennoch – glaubt man Hüthers Überzeugungen bezüglich der Plastizität und der programmöffnenden Konstruktion – durchaus heilbar zu sein scheint. Nach dieser fundamentalen Darstellung der Entstehung neuronaler Verschaltungen sowie synaptischer Verbindungen im menschlichen Gehirn, soll nun an die einleitend angeführte Kausalkette anknüpft werden. Sie gliedert sich in drei wesentliche Bestandteile, welche Gerald Hüther in einem Interview mit dem Titel ‘Andere motivieren zu wollen, ist hirntechnischer Unsinn’ besonders hervorhebt. Die Tatsache, dass ein menschliches Gehirn zeitlebens derart formbar und plastisch ist, und sich ‘[...] so sehr an die Art und die Intensität ihrer Nutzung anpassen [kann]’, verdankt es nicht zuletzt dem präfrontalen Cortex (auch Frontalhirn, -lappen). Nach Hüther ist es der wohl interessanteste und einflussreichste Bereich, da sich dort sogenannte Metakompetenzen bilden und zeitlebens verankern. Es handelt sich hierbei insbesondere um die innere Einstellung, Überzeugungen sowie Haltungen von Menschen. Sie bilden insgesamt betrachtet den in Abbildung 2 dargestellten Block ‘Erfahrung’.
Sven Hartmann, M.Sc., wurde 1985 in Zwickau geboren. Sein Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Universität der Bundeswehr in München schloss der Autor im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad Master of Science erfolgreich ab. Während er bereits in seinen beruflichen Aufgaben als angehender Offizier der Luftwaffe wertvolle, praktische Erfahrungen im Bereich Führung sammelte, ergänzte der Autor diese mit den akademischen Erkenntnissen am Lehrstuhl für International Management während seines Studiums sowie in zahlreichen Projekten zusehends. Sein fünfjähriger Auslandsaufenthalt in Brasilien motivierte ihn zusätzlich den Mensch als Mittelpunkt von Führung zu begreifen und aus diversen Perspektiven zu beleuchten. Mit der Inspiration der Musterbrecher sowie den Erkenntnissen im Management entschloss der Autor sich schließlich, eine interdisziplinäre Arbeit auf jenem Gebiet zu verfassen.