- Sie befinden sich:
- Specials
- »
- Bachelor + Master Publishing
- »
- Wirtschaftswissenschaften
- »
- Warum sind manche Länder korrupter als andere? Wie sich die Einflussfaktoren messen lassen und was die Politik daraus lernen kann
Wirtschaftswissenschaften
» Blick ins Buch
» weitere Bücher zum Thema
» Buch empfehlen
» Buch bewerten Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die in den tagesaktuellen Nachrichten behandelten Situationen in arabischen oder südeuropäischen Ländern thematisieren, trotz ihrer grundlegenden Verschiedenheit, oftmals auch die Bestechlichkeit und Ineffizienz der politischen und organisatorischen Systeme. Dabei üben diese häufig korrumpierten Strukturen starke Einflüsse auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft aus. Um Korruption im Gesamten verstehen und einordnen zu können, werden in dieser Arbeit deren Aktualität, Folgen, Geschichte und Internationalität näher erläutert. Anschließend zeigt ein Ausblick die ökonometrischen Lösungsansätze, in denen aufgezeigt wird, warum manche Länder korrupter sind als andere. Der Schwerpunkt dieser Arbeit beleuchtet dabei die folgenden korruptionsbeeinflussenden Faktoren: Unterschiede in der Pressefreiheit, verschiedene Wahlsysteme, Dezentralisierung und Wettbewerb im privaten- und öffentlichen Sektor. Darüber hinaus wird auch der Einfluss von ethnischen Strukturen, einer kolonialen Vergangenheit, Ressourcenreichtum, unterschiedlichen Religionen und wirtschaftlicher Entwicklung untersucht. Von diesen Faktoren lassen sich zur Minimierung von Korruption zahlreiche Politikempfehlungen ableiten. Wenn Politiker wissen, welche Faktoren die Korruption in einem System negativ bzw. positiv beeinflussen, können diese korruptionsvermeidende Entscheidungen treffen. Auch die nachträgliche Bewertung einer Entscheidung bezüglich ihrer Korruptionsfolgen ist möglich. Hierzu bildet diese Arbeit einen Überblick über die wichtigsten korruptionsbeeinflussenden Faktoren, die von der Fachliteratur in den letzten drei Jahrzehnten untersucht wurden.
Textprobe: Kapitel 3.5, Weitere mögliche Einflüsse auf die Korruption: Zu den bisher untersuchten Determinanten Pressefreiheit, Dezentralisierung und Wettbewerb hat auch Treisman (2000) Analysen in einem kleineren Rahmen durchgeführt. So stellte er für Demokratien eine geringere Korruption fest und verband dabei eine demokratische Ordnung mit einer freien Presse. Die Ergebnisse dieser Schätzung sind damit denen zur Pressefreiheit sehr ähnlich und hätten Brunetti und Weder (2003) anknüpfend auch als Grundlage für ihre Hypothese dienen können. Im Falle der Forschung über die Auswirkung von Dezentralisation findet Treisman (2000) allerdings eine erhöhende Wirkung auf die Korruption. Fisman und Gatti (2002) haben die Effekte jedoch auch expliziter untersucht, als es in der Abhandlung von Treisman der Fall war. Treisman konnte allerdings eine korruptionssenkende Wirkung der Importe durch einen erhöhten Wettbewerbsdruck bestätigen.Nachdem in den Kapiteln zuvor detailliert auf die ökonometrische Modellierung, sowie auf die Auswirkungen der aufgeführten Determinanten auf die Korruption eingegangen wurde, beschränkt sich dieses Kapitel auf einen allgemeineren Ausblick. In den folgenden fünf Abschnitten werden weitere Determinanten vorgestellt und deren Einflüsse auf Korruptionsindizes präsentiert. Die als Grundlage dienende Auswertung von Treisman (2000), wird in Bezug auf die empirischen Strategien und die Überprüfung der Robustheit der Ergebnisse, nicht näher erläutert.Fünf der vom Autor überprüften Annahmen sind: 1. Bestechungen sind in jenen Ländern verbreiteter, deren Gesellschaft ethnische Unterschiede offenbart. 2. In Großbritannien und ihren ehemaligen Kolonien ist die Korruption geringer. 3. Ressourcenreiche Staaten weisen einen höheren Korruptionswert auf. 4. Korruption ist geringer in protestantischen Ländern. 5. Korruption ist dort geringer, wo der wirtschaftliche Fortschritt weiter entwickelt ist. 3.5.1, Ethnische Struktur: Der Effekt der ethnischen Diversität einer Gesellschaft auf Korruption zeigte sich in einigen Regressionen signifikant positiv. Das war jedoch nur bei den Regressionen der Fall, welche die wirtschaftliche Entwicklung unbeobachtet ließen. Wenn für das logarithmierte Bruttoinlandsprodukt pro Kopf kontrolliert wird, so ist der Ethnie-Koeffizient nicht mehr signifikant. Ethnische Fragmentierung scheint die Korruption demzufolge lediglich über den ,Kanal, der Wirtschaftsleistung zu beeinflussen, nicht aber direkt. Vermutlich bremst eine ethnische Diversität die Wirtschaft, und dies erhöht die Korruption. Die ethnische Struktur einer Gesellschaft hat auf die Korruption also lediglich einen indirekten Einfluss. 3.5.2, Koloniale Vergangenheit: In der WirtschaftsWoche (22/2012) hat Acemoglu den Einfluss einer kolonialen Vergangenheit auf die Korruption angesprochen. Die Vermutung ist, dass durch die ausgeprägtere Rechtsordnung in Ländern, die früher Kolonien waren dort eine geringere Bestechungsrate verbreitet ist. Treisman hat für die britische Historie eines Staates kontrolliert und einen negativen Einfluss auf Korruption gefunden. Der Effekt für ehemalige Kolonien wie Neuseeland, Kanada, USA, Irland oder Australien ist sehr deutlich und signifikant. In früheren britischen Kronkolonien und Protektoraten auf dem indischen Subkontinent wurde zwar ein geringerer negativer Effekt gemessen als bei britischen Siedlungskolonien, dieser ist aber dennoch signifikant. Länder mit britischer Kolonialvergangenheit weisen folglich eine geringere Korruption auf als ehemalige Kolonien anderer Kolonialmächte oder als Länder, die nie eine Kolonie waren. Der Effekt lässt sich jedoch nicht darauf zurückführen, dass der britische Einfluss zu mehr Demokratie oder Außenhandel geführt hat, so Treisman (2000). Vielmehr könnte dies die Tatsache wiederspiegeln, dass die Länder von ihren Kolonialherren eine angelsächsische Rechtsordnung, bzw. die zielführendere Rechtspflege geerbt haben. 3.5.3, Natürliche Ressourcen: Wie in Hypothese 3 formuliert, besteht die Annahme, dass Staaten, in denen Energieträger und Rohstoffe einen großen Exportanteil bilden, tendenziell korrupter sind. Treisman (2000) zeigt allerdings, dass, sobald für diese Ressourcenexporte in Verbindung mit der wirtschaftlichen Entwicklung und Demokratie kontrolliert wird, die Effekte nicht mehr signifikant sind. Da der Exportanteil dieser Ressourcen negativ mit dem pro-Kopf-BIP und der Qualität der Demokratie korreliert ist, lässt sich ein indirekter Effekt auf Korruption vermuten. Der Autor interpretiert die Ergebnisse mit der These, dass die Abhängigkeit vom Rohstoffexport charakteristisch für ärmere Länder sei und schlussfolgert, dass Armut Korruption erhöhe. In Anbetracht des Reichtums vieler Ölexportländer wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Saudi-Arabien ist diese These heute zu hinterfragen. Es ist eher abhängig von den Institutionen, ob das Geld aus dem Rohstoffexport für die Ausnutzung korrumpierter Verwaltung und Justiz, oder für den Kampf dagegen, genutzt wird, so Acemoglu (2012). 3.5.4, Religion: Den Prozentsatz der Bevölkerung, die einer anglikanischen, katholischen, muslimischen oder anderen Religion angehören, zu kontrollieren, weist ein hoher Anteil von Protestanten eine signifikante negative Wirkung auf die Korruption aus. Ein Grund für diesen Effekt kann sein, dass Protestanten mehr persönliche Verantwortung zur Vermeidung von Fehlverhalten erwarten, als es bei anderen Religionen der Fall ist. Die Religion könnte aber auch einen weniger kulturellen, eher institutionellen Einfluss haben. Möglicherweise kann die Kirche als externes Organ bei der Korruptionsbekämpfung helfen, oder zumindest die zivile Gesellschaft bei der Effizienzbeurteilung des Staates stärken. Eine protestantische Tradition würde dabei helfen, da dort die Trennung von Kirche und Staat (Säkularisierung) bezeichnend ist. 3.5.5, Wirtschaftliche Entwicklung: Bereits einige Determinanten haben indirekt über die wirtschaftliche Entwicklung die Korruption verändert. Dadurch hat sich die Annahme verhärtet, dass wirtschaftlich entwickelte Staaten zu geringerer Korruption neigen. Tatsächlich ist dieser Effekt sehr stark und signifikant. Alleine das logarithmierte pro-Kopf-BIP kann 73% jeder Variation des Korruptionsindex von Transparency International von 1990 erklären . Die Bewertung der Evidenz ist in Anbetracht eines denkbaren Simultanitätsproblems nicht mehr so einfach vorzunehmen. Mauro (1995) konnte nachweisen, dass Korruption das Wirtschaftswachstum behindert, was in dem Modell von Treisman (2000) eine invertierte Kausalität zur Folge hätte. Eine neue Schätzung mit der Distanz des Landes zum Äquator als Instrumentenvariable bestärkt die Ergebnisse, dass die wirtschaftliche Entwicklung eigenständig die Korruption reduziert.
Sebastian Bieder wurde 1988 in München geboren. Während seiner Schulzeit schrieb er bereits mehrere Kolumnen für den Richard Pflaum Verlag. Nach seinem Abitur entschied er sich, seine im Unternehmen gesammelten Erfahrungen, in einem Ökonomie-Studium zu vertiefen. Das Studium der Volkswirtschaftslehre schloss er im Jahre 2012 an der Ludwig-Maximilians-Universität zu München ab. Zurzeit befindet sich Sebastian Bieder, unter anderem an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, in dem Masterstudium der angewandten Ökonomik.
weitere Bücher zum Thema
Ethische Personalauswahl in der Praxis
Reihe "Wirtschaft und Ethik", Band 10