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- Social Business Start-Ups und Venture Philanthropy: Praxisrelevanz der philanthropischen Förderung für Social Business Start-Ups
Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Genisis Studie stellt fest, dass eine nachhaltige Globalisierung nur dann möglich ist, wenn sämtliche Akteure der Gesellschaft ihre Bottom Lines berücksichtigen. Soziale, ökologische und finanzielle Bereiche müssen gleichwertig behandelt werden. Dieser Grundansatz findet sich sowohl im Social Business als auch in der Venture Philanthropy wieder. Anhand des wachsenden Sektors der Zivilgesellschaft könnte die Annahme berechtigt sein, dass auch zunehmend Social Business Start-Ups in den Markt treten, die dann ähnliche Schwierigkeiten zu bewältigen haben wie die bisher untersuchten Gründungen. Die Arbeit beschäftigt sich daher mit der möglichen Unterstützung von Social Business Start-Ups durch Venture Philanthropy Gesellschaften und will einen Beitrag zur Entwicklung des jungen Marktes leisten. Da der deutsche Markt bisher wenig erschlossen ist und vielfach lediglich theoretische Möglichkeiten diskutiert werden, wird die Frage beleuchtet, ob sich Venture Philanthropy grundsätzlich für Social Business Start-Ups anbietet und wie relevant das Thema für den deutschen Markt ist. Um zu einer Antwort zu gelangen, wurden neben wissenschaftlicher Literatur aktuelle Studien und Presseberichte sowie relevante Tagungsunterlagen zum Thema Social Entrepreneurship zu Rate gezogen. Darüber hinaus wurden unstrukturierte Expertengespräche mit Michael Alberg-Seberich und Oliver Stark geführt. Diese dienten in erster Linie dazu, ein Gefühl für die unterschiedlichen Fragestellungen, die das Modell Social Business und das Thema Venture Philanthropy aufwerfen, zu entwickeln.
Textprobe: Kapitel 3.2, Venture Philanthropy Akteure in Deutschland: Ein erster Blick ins Internet befördert eine bunte Vielfalt von Venture Philanthropy Akteuren zutage und sorgt zunächst für Ratlosigkeit bei den Informationssuchenden. Bisher gibt es keine Übersicht für Kapitalsuchende, anhand derer sie sich die passenden Förderer und Fördergesellschaften auswählen können. Insbesondere der deutsche Markt ist wenig erschlossen, und einzelne Informationen müssen mühsam zusammengesucht werden. In Anbetracht des gleichbleibenden jährlichen deutschen Spendenvolumens von 2,9 Mrd. Euro (vgl. TNS Infratest 2009) und der wachsenden Anzahl an Stiftungen (vgl. Kuhlemann 2011: 255) wird der Kampf um die Fördersummen größer. Es ist notwendig, dass sich ein strukturierter und transparenter Marktplatz bildet, um Förderer und Geförderte effektiver zusammenzubringen. Aktuell ist die European Venture Philanthropy Association (EVPA) ein erster Anhaltspunkt, um sich über den deutschen Markt zu informieren. Es ist der erste europäische Verband (vgl. Achleitner 2008: 158), der sich an Organisationen und Interessierte richtet, um über das Thema zu informieren und auszutauschen. Der 2004 gegründete Verband hatte 2009 120 Vollmitglieder (vgl. Hoelscher 2010: 10), 4 davon aus Deutschland (vgl. Heister 2010: 95). Im Januar 2012 zählt der Verband 141 Mitglieder, wovon 14 aus Deutschland stammen. Der Markt wächst allmählich. Die 14 EVPA Mitglieder: Ashoka Konstanze Frischen hat Ashoka Deutschland gGmbH 2003 gegründet. Die Organisation (vgl. zum Folgenden Frischen 2007: 154) unterstützt Social Entrepreneure mit der Vergabe von dreijährigen Stipendien, wobei sich die Höhe an den Bedürfnissen des jeweiligen Fellow bemisst. Der Intermediär wird frühestens ein Jahr nach Gründung und erfolgreichem Proof of Concept aktiv. Vorrangig werden Social Entrepreneure gesucht, die sich in der Gründungsphase befinden. Das zentrale Anliegen der Gesellschaft liegt in der Entwicklung von Key Principles, die sich aus den Erfahrungen mit den verschiedenen Unternehmen extrahieren lassen. Um Hebelwirkungen zu erzielen, vernetzt Ashoka ihre Fellows und bringt soziale und traditionelle Unternehmen zusammen. Der Wissenstransfer soll die Entwicklung und Verbreitung von Social Businesses ermöglichen. 2006 hat Ashoka sieben Fellows in Deutschland benannt, die sich in den Bereichen Migration, Integration, Gesundheit, Schule, Familie und Entwicklung strukturschwacher Regionen bewegen (vgl. Frischen 2007: 154). 2011 sind es bereits 42, die mit 634.756 Euro gefördert wurden. Im Jahr 2011 wurden aus 300 eingereichten Vorschlägen gerade einmal 5 Social Entrepreneure nominiert. Mit Abschluss der Studie zu den Auswahlprozessen der Venture Philanthropy Gesellschaften von Heister (2010: 216) stellt die Organisation die Möglichkeit der Direktbewerbungen für Social Entrepreneure ein. Gründer müssen sich folglich entweder im Netzwerk um Ashoka bekannt machen oder sich lediglich der Hoffnung hingeben, entdeckt zu werden. Eine Förderung durch Ashoka ist eine Bereicherung für den Gründer und das Start-Up. Sie ist jedoch schwer zu bekommen. Insbesondere durch die Förderung der Person durch ein Stipendium stellt Ashoka sicher, dass der Unternehmer sich Vollzeit mit dem Projekt und dessen Umsetzung beschäftigen kann. Ashoka sieht in der Person den Wachstumsmotor des Unternehmens (vgl. zum Folgenden Oldenburg 2010: 173 ff.). Sie soll sich unter anderem mit der Entwicklung von Strategien zur nachhaltigen Finanzierung beschäftigen. Fellows werden zu diesem Zweck in ein Netzwerk von Investoren eingebunden und mit Know-How durch Partner des Ashoka Netzwerkes gefördert. Auridis GmbH Ein wichtiger deutscher Finanzintermediär (vgl. Stahl 2010: 107) ist die Auridis GmbH. Sie wurde 2006 unter dem Namen Auxilium gGmbH gegründet. Laut EVPA investiert die Auridis GmbH vorrangig in Projekte, die sich schon bewiesen haben und sich in der Expansionsphase befinden. Ihr Fokus liegt auf sozial benachteiligten Familien mit kleinen Kindern. Ein Beispielprojekt ist die Eltern AG, deren Ansatz weiter entwickelt werden soll. Auridis vergibt sowohl Stipendien als auch Darlehen (vgl. Achleitner u. A. 2011: 275). Bertelsmann Stiftung Die operative Stiftung arbeitet seit 1977 und hat bis heute 877 Millionen Euro in 700 Projekte investiert. Da sie ihr Budget ausschließlich in Projekte investiert, die sie selbst konzipiert und initiiert, kommt eine Förderanfrage für Start-Ups nicht in Betracht. Allerdings hat sie im Rahmen ihres 2007 initiierten Projektes Orientierung für Soziale Investoren eine Analysemethode nach dem britischen Vorbild New Philanthropy Capital entwickelt, welche zivilgesellschaftliche Organisationen nach Erfolg und Wirkung bewertet. Um sozialen Investoren nachhaltig eine Orientierung für soziales Engagement zu bieten, wurde 2010 die Phineo gAG gegründet. Die eigenständige, unabhängige Analyseorganisation arbeitet derzeit mit 26 Mitarbeitern und einem jährlichen Vermögen von 1,85 Millionen Euro an Themenreports, die fachliches Wissen über gesellschaftliche Bedürfnisse, Förderbedarfe und Wirkungsmechanismen zu bestimmten Gebieten darstellen. Die Reports bilden die Grundlage, um passende soziale Organisationen zu porträtieren. Eine Bewerbung für förderbedürftige Projekte ist nur möglich, wenn das Themenfeld aktuell ausgeschrieben wird und deren Gemeinnützigkeit anerkannt ist (vgl. Roder 2011: 119). Weitere Kriterien zur Bewerbung sind transparent auf der Webseite dargestellt. Die Organisationen profitieren von der Analysekompetenz der Phineo gAG Mitarbeiter und der Porträtveröffentlichung auf der Webseite. Sozialen Investoren werden aktuell 97 Projekte aus den Bereichen Berufsvorbereitung, Bildung, Demenz, Engagement 55+, Gesundheit, Integration, Musik und Umwelt präsentiert. BMW Stiftung Herbert Quandt Um den unternehmerischen Geist und der damit verbundenen Übernahme von Verantwortung in der Gesellschaft zu fördern, wurde 1970 in Würdigung der Verdienste Herbert Quandts die Stiftung gegründet. In der Stiftung bereits tätige Praktikanten können sich für die Aus- und Weiterbildung um Stipendien bewerben. Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit dem Thema Social Entrepreneurship und möchte zur Professionalisierung des Sektors beitragen. Um das zu verwirklichen, wurden Kooperationen mit mehreren Universitäten, Medienpartnern und führenden gemeinnützigen Organisationen geschlossen. Mit der Veranstaltung Social Business trifft Angel, die im Mai 2011 in Zusammenarbeit mit dem Social Venture Fund, BonVenture und der Social Entrepreneurship Akademie erstmalig für fünf ausgewählte Social Entrepreneure stattfand, bietet sie eine erste Hilfestellung für soziale Organisationen an. Hier treffen Investoren (Angel) auf zu fördernde Social Businesses. Da die Social Entrepreneure zu dieser Veranstaltung direkt eingeladen werden, kann eine Kontaktaufnahme zu Mitarbeitern des Social Venture Funds, BonVenture oder zur Gründungsberatung der Social Entrepreneurship Akademie hilfreich sein. Eine weitere, der BMW Group angegliederte Stiftung, die in der Literatur im Zusammenhang mit Venture Philanthropy erwähnt wird, ist die Eberhard von Kuenheim Stiftung. Um auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen in den Bereichen Arbeit und Bildung zu reagieren, entwickelt die Stiftung Pilotprojekte. Unternehmerische Lösungsmodelle werden mit Investoren und pro bono Förderern umgesetzt und verselbstständigt. Ein Beispiel ist die Wiederinbetriebnahme der Kristallglasmanufaktur Theresienthal, deren Neupositionierung mithilfe der Boston Consulting Group stattfand und die abschließend an den geschäftsführenden Gesellschafter Max Freiherr von Schnurbein übergeben wurde (vgl. Storim 2007: 172 ff.). Unternehmer mit innovativen Vorstellungen können Kontakt zur Stiftung suchen, um ggf. die Projektinitiierung vertrauensvoll in professionelle Hände abzugeben. BonVenture Der im Februar 2002 gegründeten BonVenture Management gGmbH (BV gGmbH) folgte die Gründung der BonVenture GmbH und die Gründung des ersten Fonds: BonVenture I GmbH & Co KG (BV I). Mit ihm bietet BonVenture den ersten deutschen Social Venture Capital Fonds an. Mit einem Gesamtvolumen von 5,5 Millionen Euro in 2005 will Stahl, Geschäftsführer der BonVenture gGmbH, die bewährten Venture Capital Strategien im sozialen Bereich einrichten (vgl. Stahl zit. n.: Renz 2007). Dabei ist die Vielfalt an Gesellschaftsformen BonVentures hilfreich. Durch die verschiedenen rechtlichen Konstrukte ist sie in der Lage, alle Finanzierungsinstrumente von der Spende über zinslose und verzinste Darlehen bis zum Eigenkapital zu nutzen. Der Finanzintermediär investiert in der Gründungs-, Aufbau und Expansionsphase in innovative Projekte des deutschsprachigen Raums, die die Möglichkeit haben, sich langfristig selbst zu tragen. Unter anderem sind der Gesellschaft ein motivierter, engagierter Gründer und der professionelle Ansatz in Finanzplanung, Reporting und Darstellung des Social Impacts wichtig. Dabei achtet sie auf der Gesamtebene darauf, dass das eingesetzte Kapital, abzüglich Kosten und Inflationsausgleich, erhalten bleibt (vgl. Stahl 2010: 105). Die Gewinne der Fonds verbleiben dort oder werden gespendet (vgl. Renz 2007). Mit ihrem Social Venture Capital Fonds und dem Venture Philanthropy Fonds verfolgt sie sowohl einen For-Profit- als auch einen Non-Profit-Ansatz, um Institutionen zu fördern. BV I bündelt das Kapital von drei Investoren und wurde mit 1 Million Euro in 2003 auf 5,12 Millionen Euro bis 2010 aufgestockt. Derzeit werden sechs Projekte gefördert. Ein Projekt konnte bereits 2008 erfolgreich abgeschlossen werden, ein zweites wurde aufgrund von Insolvenz 2009 beendet. 2009 legt BonVenture einen zweiten Fonds (BV II) auf, an dem sich zum großen Teil die Investoren des ersten Fonds und persönliche Bekannte beteiligen. Er wird mit 9,48 Millionen Euro geschlossen und stellt Kapital für sieben Projekte bereit. Die BV gGmbH ist mit 400.000 Euro ausgestattet und kann operativ mit der Vergabe von Forschungsaufträgen und dem Veranstalten von Seminaren und Workshops etc. tätig werden. Zudem kann sie Spenden und zinslose Darlehen vergeben. Zwischen 2004 und 2009 flossen 193.000 Euro an sechs Projekte. Vier wurden erfolgreich abgeschlossen und zwei werden derzeit noch unterstützt. Bis 2005 wurden 571 Projektanfragen an BonVenture herangetragen (vgl. Renz 2007). 2009 sind es bereits 1.863 (vgl. Heister 2010: 270). Bis Ende 2010 beläuft sich die Zahl der eingereichten Projektangebote auf 2.521 (BonVenture 2010: 40).
Jenny Stiebitz wurde 1982 in Berlin geboren. Ihr Studium der Wirtschaftskommunikation an der Hochschule für Technik und Wirtschaft schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Business Communication Management erfolgreich ab. Bereits vor dem Studium sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in der Finanzbranche, indem sie zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolvierte, anschließend als freie Finanzberaterin und Kundenberaterin tätig war. Mit der Geburt des ersten Kindes stellten sich neue Fragen zur Zukunft und zur aktiven Gestaltung des Lebensumfeldes, die sie mit einer hochschulischen Ausbildung beantwortete. Innerhalb des Studiums kam sie durch ein Praktikum bei einem Social Impact Business mit den Herausforderungen eines Start-Ups und den Möglichkeiten der Venture Philanthropy in Berührung und wurde dadurch motiviert, sich dieser Thematik vertiefend zu widmen.