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Wirtschaftswissenschaften

Ingrid Lanthaler

Neuroeconomics: Erklärung ökonomischer Handlungsweisen durch neuronale Prozesse

ISBN: 978-3-95820-161-3

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 64
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Neuroökonomie ist eine noch sehr junge Wissenschaft und bezeichnet die Verknüpfung der Neurowissenschaften mit den Wirtschaftswissenschaften. Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit besteht in der Ermittlung dieser Zusammenhänge. Im Besonderen geht es darum, eine Erklärung zu finden, wie Emotionen unser Verhalten und unsere Entscheidungsfindung beeinflussen. Mittels verschiedener Experimente wird versucht zu erläutern, wie Emotionen ökonomische Handlungsweisen beeinflussen und welche Gehirnregionen dafür zuständig sind. Diese neuronalen Prozesse werden dann dafür genutzt, eine Erklärung für die ökonomische Handlungslogik zu finden. Anschließend wird noch auf die Vor- und Nachteile eingegangen, die diese neue Wissenschaft mit sich bringt sowie mittels Kritiken und Aussagen von Autoren ein kurzer Ausblick erstellt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2., Emotionen: eine kurze Einführung: Während Emotionen in der psychologischen Forschung längere Zeit ein wenig untersuchtes Gebiet darstellten, hat sich das Interesse in den letzten 15 Jahren der Emotionsforschung verstärkt zugewendet und zudem machen moderne Untersuchungsmethoden es möglich, neuronale und physiologische Zusammenhänge seelischer Prozesse, auch von Emotionen zu lokalisieren. Dabei gehen zweckgerechte Verfahren, wie z. B. die funktionelle Kernspintomographie über die altbewährte Neuropsychologie, welche psychische Funktionen mit strukturellen Defekten im Gehirn koordinierte, hinaus. Kapitel Zwei widmet sich den Emotionen: einerseits in der Psychologie und andererseits in der Ökonomie. Was ist die biologische Funktion von Emotionen? Was deren Bedeutung und Entwicklung? Und wie können diese unsere Entscheidungen sowie unser ökonomisches Verhalten beeinflussen? Dies sind die zentralen Fragen auf die ich in diesen Kapitel versuchen werde einzugehen. 2.1., Der Begriff ‘Emotion’ in der Psychologie und der Ökonomie: Frauen und Männer jeden Alters, jeder Kultur, jeder Ebene der Erziehung und auf jeden Weg des ökonomischen Lebens haben Emotionen, sind aufmerksam auf Emotionen anderer und steuern ihr Leben nach dem Streben einer besonderen Emotion, dem Glück, und nach dem Vermeiden unangenehmer Emotionen (vgl. Damasio 1999, S. 35). Emotionen haben sich im Laufe der Evolution herausgebildet und sind verzweigte, in weiten Teilen genetisch vorgebildete Verhaltensmuster um bestimmte Anpassungsprobleme zu lösen und den Einzelnen ein schnelles und der Situation angepasstes Handeln zu ermöglichen. Am Zustandekommen sowie am Ablauf von Emotionen sind somit kortikale und subkortikale Mechanismen der Verarbeitung externen und/oder interner Reize, neurophysiologische Muster, motorischer Ausdruck und Motivationsentwicklungen beteiligt. Der motivationale Faktor wird dabei meist als Folge der emotionalen Erregung denn als Teil der Emotion selbst betrachtet, der kognitive Teil eher als Auslöser der Emotionen, aber es bestehen wie bei den meisten innerpsychischen Abläufen sehr enge Interaktionen (Stangl, 2010). Elster (vgl. Elster, 1998) unterteilt den Emotionsbegriff in sechs Hauptgruppen: 1. Soziale Emotionen: Ärger, Hass, Schuld, Schande, Stolz, Bewunderung, Zuneigung. 2. Kontrafaktische Emotionen: Bedauern, Freunde, Enttäuschung, Euphorie. 3. Emotionen – hervorgerufen durch den Gedanken, was passieren könnte: Angst, Hoffnung. 4. Emotionen – hervorgerufen durch gute/schlechte Dinge, die passiert sind: Freude, Leid. 5. Emotionen – hervorgerufen durch den Gedanken an die Besitztümer anderer: Empörung und Eifersucht. 6. Spezialfälle, wie Verachtung, Abneigung, Liebe, Verliebtheit. Jede einzelne dieser Emotion besteht aus unzähligen Variationen und Nuancen, abhängig vom Zustand, der sie auslöst. Jede spielt eine bestimme Rolle und führt dadurch zur Entstehung von Lebensverhältnissen und äußeren Umständen sie handeln somit über das Leben eines Organismus und ihre Aufgabe besteht darin den Organismus bei der Lebenserhaltung zu unterstützen. Ungeachtet der Realität, dass Lernen und Kultur die Expression von Emotionen verändern und Emotionen neue Bedeutungen geben, sind sie biologisch festgelegte Prozesse, abhängig von angeborenen Hirneinheiten und festgeschrieben von einer langen evolutionären Geschichte (vgl. Damasio 1999, S. 43). Löwenstein (vgl. Löwenstein/Read/Baumeister, 2003) unterscheidet zwischen zwei Typen von Emotionen, die das Verhalten beeinflussen können: erwartete Emotionen und unmittelbare Emotionen. Erwartete Emotionen unterscheiden sich von den unmittelbaren Emotionen darin, dass sie erlebt werden, wenn Ergebnisse einer Entscheidung konkrete Formen annehmen und nicht im Moment der Entscheidung wie bei den unmittelbaren Emotionen. Löwenstein unterstreicht die Bedeutung unmittelbarer Emotionen für ökonomische Entscheidungen, da sie keine Abhängigkeit von langwierigen Kosten-Nutzen Abwägungen aufweisen. Die Emotion läuft auf verschiedenen seelischen Funktionsebenen ab und ist somit ein komplexer Prozess. Emotionen unterliegen nicht unserer Kontrolle und können sie nur teilweise kontrollieren und unterdrücken, z.B. indem wir Traurigkeit nicht zeigen. Das subjektive Erleben der Emotionen bezeichnet man hingegen als Gefühl, wie z.B. Lust, Geborgenheit, Liebe, Trauer, Angst, Glücklich sein und Freude und ist von einer Emotion grundlegend zu entscheidend. Gefühle werden herkömmlicher-weise als verschieden von Empfindungen, Wahrnehmungen und Denken, aber auch vom Wollen angesehen, können sich jedoch mit allen anderen Erfahrungsarten verbinden (vgl. Damasio, 2002). Im Vergleich zu Stimmungen sind Emotionen relativ kurz und intensiv. In der Psychologie werden Stimmungen als Form des angenehmen oder unangenehmen Fühlens bezeichnet und spielen eine entscheidende Rolle in der Motivation. Erfahrungen erscheinen als durch Stimmungen ‘eingefärbt’, so als erlebe man die Realität durch eine Gefühlsbrille: Bei trüber Stimmung beispielsweise wirkt die Welt als ‘grau in grau’. Was also erlebt wird, ist in erster Linie nicht eine erfahrene Klassifizierung, sondern diese folgt üblicherweise erst nach dem Erlebnis des Gestimmtseins. Zusammenfassend kann man also sagen dass der Begriff Emotion im Allgemeinen gebraucht wird um die affektiven Erfahrungen zu erfassen. In Emotionstheorien wird der Ausdruck gebraucht, um einzelne Reaktionen auf ein internes oder externes Ereignis aufzuzeigen, das eine Reihe von synchronisierten Eigenschaften, eingeschlossen subjektiver Erfahrungen, Äußerungen, körperlichen Verhalten und Handlungstendenzen auferlegen (vgl. Glimcher/Camerer/Fehr/Poldrack, 2009, S. 234-239). 2.2., Die biologische Funktion von Emotionen: Emotionen werden als sich über eine lange Geschichte evolutionärer Feinabstimmungen entwickelnde Eigenarten des Menschen und der Tiere verstanden. Diese stammesgeschichtliche Untersuchung der Evolution von Emotionen stellt also die Frage nach ihrem Zweck bzw. ihrer biologischen Funktion. Schon Darwin beobachtete für seine Evolutionstheorie die Parallelen im emotionalen Ausdruck bei Menschen und Tieren und schloss durch Betrachtung von Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt, dass der emotionsspezifische Ausdruck universell verbreitet ist. Die Stärke der Emotionen beeinflusst wie stark eine Person erregt ist und wie stark sich dieses Gefühl auf Denken und Handeln auswirkt. Die Emotionspsychologin Carol E. Izard (1981) gibt drei Verhaltensebenen an, die Emotionen beschreiben und definieren: das subjektive Erlebnis, die neurophysiologischen Vorgänge und das beobachtbare Ausdrucksverhalten (insbesondere im Gesicht). Emotionen bewirken somit organische Veränderungen, wie beispielsweise Muskelverspannungen, Erweiterung und/oder Verengung der Pupille, Schweißausbruch, Magentätigkeit, erhöhte Herzfrequenz, Verkrampfungen sowie schnelle Atmung (Stangl 2010). Der biologische Kern der Emotionen: Emotionen sind ein komplexes Gebilde von neuralen sowie chemischen Reaktionen und ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Organismus zu unter-stützen am Leben zu bleiben. Emotionen hängen von angeborenen Hirnstrukturen ab und sind biologisch determinierte Prozesse. Daher können Lernen und kulturelle Einflüsse nur das Bild von Emotionen ändern. Mechanismen, von Emotionen ausgelöst, können automatisch in Gang gesetzt werden. Das Gebiet subcortikaler Regionen, wo sich die Strukturen befinden die Emotionen erzeugen, ist verhältnismäßig eng und sehr begrenzt. Emotionen dienen unserem Überleben und sind somit Teil der bioregulativen Mechanismen. Emotionen bereiten den Organismus durch Regulierung des inneren Zustands auf spezifische Reaktionen vor (vgl. Damasio, 2002). Das biologische ‘Ziel’ der Emotionen ist somit klar ersichtlich und sie stellen ein unverzichtbares Luxusgut dar. Sie sind sonderbare Anpassungen und somit Teile des Mechanismus welcher organisches Überleben regelt. Man kann sich Emotionen vorstellen als eingepfercht zwischen der elementaren Überlebensausrüstung (z.B. einfache Reflexe, Motivationen, Angst und Freude, Regulierung des Metabolismus) und den Einheiten von hoher Bedeutung, die aber immer noch Teil der Hierarchie der lebensregulierenden Einheiten sind. Emotionen sind Teil der selbststabilisierenden Regulierung und unabdingbare Größen für zahlreiche Ereignisse und Objekte unserer autobiografischen Erfahrung. Sie sind beispielsweise untrennbar von der Idee der Belohnung oder Bestrafung, der Freude und der Angst, der individuellen Vor- oder Nachteile – Emotionen sind zwangsläufig untrennbar vom Guten und Bösen (vgl. Damasio 1999, S. 53-55). Damasio beschreibt den Nutzen und die Funktion von Emotionen wie folgt: Gefühle sind ein integraler Bestandteil und ihr Fehlen gefährdet die menschliche Rationalität. Somit sind rationales Handeln und Entscheiden ohne Gefühle nicht möglich. Getreu der Hypothese der somatischen Marker werden beim Überlegen und Entscheiden die Konsequenzen der Handlungsalternativen nicht nur rational durchdacht, sondern auch emotional bewertet. Emotionen bzw. Gefühle dienen den menschlichen und tierischen Überlebenskampf (vgl. Damasio 1994). 2.3, Bedeutung und Entwicklung der Emotionen: Die Bedeutung von Emotionen liegt darin, dass sie den Organismus mit überlebensorientierten Verhaltensweisen versorgen. Sie wirken bei ihrem Erscheinen auf den Geist ein und Organismen, die erkennen dass sie Gefühle haben, erreichen eine Stufe der Regulation, die die innere Wirkung der Emotionen verstärkt. Die Basisaufgabe der Emotionen besteht darin, dass sie Teil homöostatischer Regulationen sind und dazu da sind, Quellen aufzusuchen die Energie, Sexualität oder Schutz versprechen. Emotionen treten somit unter zwei Bedingungen auf: bei der Verarbeitung des Organismus bestimmter Objekte oder Situationen mit einem seiner Sinnesapparate, und wenn der Geist eines Organismus bestimmte Objekte oder Situationen aus der Erinnerung abruft und sie somit als Vorstellungen im Denkprozess dar-stellt. Organismen haben im Laufe der Evolution die Gelegenheit erworben, mit den Emotionen auf bestimmte Reize zu reagieren, im Besonderen auf jene, die dem Überleben nützlich und gefährlich sind. Obwohl emotionale Mechanismen ein gewisses Maß an biologierscher Vorprogrammierung haben, hat Entwicklung und Kultur haben selbstverständlich einen entscheidenden Anteil an ihrer letztendlichen Ausprägung (vgl. Damasio 2002). Bei der Erklärung der Entstehung und Entwicklung von Emotionen lassen sich im Wesentlichen zwei Ansätze unterscheiden: einerseits wird angenommen, dass sich die einzelnen Emotionen aus einen unspezifischen Erregungszustand des Säuglings allmählich entwickeln: Wenn Neugeborene lächeln oder schreien, haben sie höchstwahrscheinlich keine emotionalen Empfindungen, da bei der Geburt im Stirnhirn bezüglich Emotionalität des Neugeboren kaum etwas vorhanden ist. Die emotionalen Empfindungen entwickeln sich erst in den nächsten Jahren im Mandelkern aus. Und andererseits wird angenommen dass ‘grundlegende’ Emotionen als angeborene Mechanismen von Geburt an vorhanden sind: Nach der Auffassung, dass Emotionen durch angeborene neurale Mechanismen bestimmt sind wird angenommen dass das bewusste subjektive Erleben von Gefühlen erst dadurch zustande kommt, dass Veränderungen in der Gesichtsmuskulatur vom Gehirn zurückgemeldet werden. Grundsätzlich lässt sich aber nicht eindeutig sagen, welche Emotionen angeboren und welche später erlernt werden, aber es gibt sicherlich grundlegende Gefühle, die in jeder Kultur und allezeit existieren, an bestimme neurale Prozesse gebunden sind, die zu einen bestimmen Zeitpunkt auftreten und die gleichen biologischen Rückmeldemuster verwenden. Der Psychologe Caroll E. Izard (1994) ist der Ansicht, dass zehn unterschiedliche Gefühle existieren, die auf der ganzen Welt und in jeder Kultur vorkommen: Interesse, Leid, Widerwillen, Freude, Zorn, Überraschung, Scham, Furcht, Verachtung und Schuldgefühl. Bei fundamentalen Emotionen geht man davon aus, dass es zwischen einem be-stimmten Gefühl und dem entsprechenden Gesichtsausdruck eine enge Beziehung gegen muss. So ist beispielsweise das Senken und Zusammenziehen der Augen-brauen und das Zusammenpressen des Mundes immer und überall mit Zorn verbunden (Stangl, 2010). Zusammenfassend kann man sagen, dass die Entwicklung von Emotionen in den ersten Lebensjahren angelegt wird und sich im Laufe der Jahre eine Veränderung der Gefühle als auch der Reaktionen vollzieht. Die Entwicklung von Emotionen sowie die Art und Weise es zu äußern sowie der Zeitpunkt es zu zeigen, verläuft wahrscheinlich in jeder Gesellschaft unterschiedlich. Trotz der Annahme fundamentaler und angeborener Gefühlsregungen hat dennoch jede Kultur andere Ausdrucksformern oder Gründe für Gefühle entwickelt.

Über den Autor

Ingrid Lanthaler wurde 1986 in Brixen (Südtirol) geboren. Sie hat ihr Bachelorstudium an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Bozen im Jahre 2010 abgeschlossen. Ihre Faszination für die medizinische Wissenschaft ließ sie auf das Thema der vorliegenden Arbeit stoßen.

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