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- Migration von hochqualifizierten InderInnen: Brain Drain/Gain. Interessenslagen seitens der staatlichen AkteurInnen Indiens
Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Wissen, Experten, Fachkräfte, Hochqualifizierte – obwohl die Arbeitslosigkeit in den westlichen Industriestaaten ansteigt, sind sie so gefragt wie nie zuvor. Hochqualifizierte gelten als treibende Kräfte für Innovation und dynamisches Wirtschaften. Neben China und Japan gilt Indien als bedeutendes Herkunftsland von hochqualifizierten Arbeitskräften. Obwohl die Abwanderung einen direkten Verlust von gut ausgebildeten Arbeitskräften für Indien bedeutet, unterbinden politische Maßnahmen das Abwandern von Hochqualifizierten nicht. Warum aber haben die staatlichen AkteurInnen Indiens ein Interesse an den migratorischen Bewegungen der hochqualifizierten InderInnen und schränken deren Abwanderung nicht ein? Eingebettet in theoretische Konzepte rund um Migration, brain drain und brain gain, zielt das Buch darauf ab, dieser Frage basierend auf einer empirischen Analyse von staatlichen AkteurInnen Indiens nachzugehen.
Textprobe: Kapitel 2.2, Diaspora und transnationale Netzwerke: Wie im vorigen Kapitel bereits dargelegt beschäftigen sich neuere Strömungen der Migrationsforschung mit transnationalen und grenzüberschreitenden Räumen, welche unter anderem durch Migrationsbewegungen entstehen. Auch hinsichtlich der Migration von Hochqualifizierten entstehen transnationale Räume und diasporische Netzwerke. Scientific diasporas und transnationale Kanäle werden einerseits dazu genützt, um persönliche und geschäftliche Kontakte zu pflegen und aufrechtzuerhalten. ( vgl. Mahroum et. al. 2006: 29ff. Vertovec 2002: 5ff. Séguin et. al. 2006: 81f.) Andererseits stellen jene Kanäle und grenzüberschreitenden Verflechtungsbeziehungen im Rahmen der sogenannten Diaspora-Option eine Möglichkeit für Sendeländer von hochqualifizierten MigrantInnen dar, um von dem erworbenen Wissen und Kapital der Hochqualifizierten im Ausland zu profitieren. Die Diaspora-Option zeichnet sich dadurch aus, dass durch Einflechtung politischer Institutionen in jene Hochqualifiziertennetzwerke auf die Kanäle und deren Transaktionen in Form von Wissen oder Kapital zugegriffen werden kann. Die Vernetzung und Einbindung in jene Kanäle kann mittels verschiedener Mechanismen, wie zum Beispiel Online-Netzwerken, Forschungskongressen, etc. erfolgen und positive sozioökonomische Effekte für die Sendeländer generieren (vgl. Meyer/Wattiaux 2006: 15f. Mahroum et. al. 2006: 32ff. Brown 2002: 170ff.). Transnationale Netzwerke schaffen grenzüberschreitende Wirklichkeiten. (vgl. Kapitel 2.1.) Pries skizziert sie als idealtypische Internationalisierungsform , deren Charakteristika darin besteht einen Raum über nationalstaatliche Territorien aufzuspannen ohne einen fixen Bezugspunkt – wie etwa ein gemeinsames Herkunftsland – aufzuweisen. (Pries 2011: 16) Steven Vertovec weist auf die Herausbildung von transnationalen Netzwerken im Rahmen der Hochqualifiziertenmigration hin und beschreibt einen Prozess der Entgrenzung. Charakterisierend für jene Entgrenzung seien die diversen Beziehungen über Nationalstaaten hinweg, die Aufrechterhaltung und Hybridität von Kontakten/Beziehungen, sowie sprachliche Ausprägungen und kulturelle Räume ungeachtet der Sende- und Empfängerländer der MigrantInnen, so Vertovec (Vertovec 2002: 4ff.). Die Tatsache, dass die hochqualifizierten EmigrantInnen indischen Ursprungs häufig Netzwerke aufbauen, deren Drehpunkt die gemeinsame Identifikation mit dem Herkunftsland darstellt, positioniert die wissenschaftlichen Netzwerke näher am Konzept der Diaspora. (Meyer/Wattiaux 2006: 9) Das Herkunftsland formt somit den gemeinsamen Bezugspunkt und vielmals auch eine Art steuerndes Zentrum. Darüber hinaus stellen sich Nationalstaaten mit großer Anzahl an hochqualifizierter Arbeitskraft in zunehmendem Ausmaß die Frage, wie das Herkunftsland von seiner intellectual/scientific diaspora profitieren kann, wenn restriktive migrationspolitische Maßnahmen keine Option sind. Die eingangs erwähnte Diaspora-Option versucht den direkten Abfluss von Humankapital - bedingt durch die Emigration von Hochqualifizierten - zu kompensieren. Durch ein Aufrechterhalten der Kontakte und Beziehungen zu den EmigrantInnen sollen unter anderem Innovationen und Humankapital im Sendeland nutzbar gemacht werden. Das steigende Interesse an den Kanälen und Beziehungen zwischen Sendeland und hochqualifizierten EmigrantInnen resultiert in einer Vielzahl an wissenschaftlichen Publikationen zu jenem Themengebiet im Rahmen der Intensivierung des akademischen Feldes der diaspora studies Ende des 20. Jahrhunderts (vgl. Mahroum et. al. 2006: 25) […].
Birgit Winkler, MSc BA, wurde 1990 in Amstetten geboren. Ihr Studium der Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien schloss die Autorin im Jahre 2014 mit Auszeichnung ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen durch die Mitarbeit an sozialwissenschaftlichen Projekten. Fasziniert von empirischer Sozialforschung und gesellschaftlich relevanten Thematiken, spezialisiert sich die Autorin vorrangig auf Bildungsökonomie und Sozialpolitik.