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Wirtschaftswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Abb.: 25
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Tagtäglich werden wir durch Presse, Rundfunk und Internet mit gravierenden Fällen von Diebstahl geistigen Eigentums konfrontiert. Was dies auf wirtschaftlichem Gebiet für Folgen hat, ist kaum abschätzbar: illegal kopierte Software, Musik, Filme, Markenfälschungen und Produktpiraterie sind allenthalben im weltweiten Netz vertreten. Damit können die Strategien, die solch kriminellen Aktivitäten entgegengesetzt werden, kaum Schritt halten. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, vornehmlich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Produkt- und Markenpiraterie aufzuzeigen. Stehen die Inhaber der Urheberrechte, die mit ungeheuerem Einsatz von Know-how und Finanzmitteln ihre Produkte erstellt haben und nun ggf. weltweit vermarkten wollen, diesen Machenschaften gegenüber machtlos da? Die Arbeit zeigt detailliert auf, welche strategischen Möglichkeiten einer Abwehr bzw. Gegenwehr Erfolg versprechen und welche entweder zu aufwändig oder allzu leicht unterlaufen werden können. Nach einer Definition und Differenzierung der Begriffe Marken- und Produktpiraterie und der Einteilung der beteiligten Produktpiraten werden die geschichtlichen Hintergründe und kulturellen Wurzeln, sowie die Motivationen – sowohl auf Seiten der Hersteller als auch der Konsumenten – analysiert. Eine besondere Rolle spielen statistische Erhebungen, die Aufschluss geben über die betroffenen Artikel, Branchen, Beschlagnahmefälle, Formen der Schutzrechtsverletzungen, Art der Transporte und über die Herkunftsländer geben. Danach folgen die betroffenen Produktbereiche und Branchen sowie die Erkennungsmerkmale von Marken- und Produktpiraterie. Die wirtschaftlichen Effekte auf Seiten der Anbieter, Händler und Konsumenten und auch des Gemeinwesens, die vielfältigen strategischen Möglichkeiten, z. B. durch Competitive Intelligence, unternehmerische Grundstrategien, Maßnahmen im unternehmerischen Wertschöpfungsprozess und die juristischen, politischen und technischen Maßnahmen komplettieren diese Thematik.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3, Gründe und Ursachen: 2.3.1, Geschichtlicher Hintergrund: Um das Vorgehen von Produktpiraten zu ergründen, ist zunächst eine Betrachtung des menschlichen Verhaltens interessant. Eigentlich dürfte es uns nicht überraschen: biologisch bedingt ahmen wir positives Verhalten zu unserem eigenen Vorteil nach. Nicht nur gehört dies zu den Trieben eines Menschen, wir sind von Natur aus auf ein solches Verhalten konditioniert. Dies könnte als erster Erklärungsversuch in Erwägung gezogen werden. Aus der Literatur ist zu entnehmen, dass erste Versuche der Produktpiraterie vermutlich bereits um ca. 27 vor Christus vorkamen. Italienische Winzer versiegelten ihre Weinflaschen mit signierten Tonstöpseln, um diese von billigeren Weinen zu unterscheiden. Gallische Winzer haben diese Methode für ihre minderwertigeren Weine übernommen und kopierten die signierten Tonstöpsel, um eine höhere Qualität vorzutäuschen und dadurch höhere Gewinne zu erzielen. 'Marken- und Produktpiraterie existiert seit Jahrtausenden.' Auch im Mittelalter um das 9. bzw. 10. Jahrhundert soll es Vorfälle des 'Kopierens' und 'Nachahmens' gegeben haben. Die politische und wirtschaftliche Öffnung Chinas, auch gegenüber dem Welthandel, welche 1978 vollzogen wurde, ebnete den Weg für eine kommerzialisierte Marken- und Produktpiraterie. Waren es in den 80er Jahren noch Fälschungen von Textilien und Spielwaren, wurden diese Mitte der 90er Jahre durch Fälschungen aus der Unterhaltungselektronik bzw. der Unterhaltungsbranche ergänzt. Zum neuen Millennium sind Fälschungen kompletter Automobile, Maschinen und sogar Industrieanlagen dazu gekommen. Gegenwärtig ist durch die Verbreitung der neuen Medien wie des Internet, die Globalisierung, durch Rezessionen und Krisen und vor allem durch ökonomische Anreize für Produktpiraten, eine Ausweitung der Produktpiraterie in nahezu allen Produktbereichen mit steigender Tendenz festzustellen. 2.3.2, Globalisierung: Marken- bzw. Produktpiraterie ist also keine Erscheinung der Neuzeit, doch gerade in den letzten Jahren hat diese einen enormen Zuwachs erfahren. Um hierfür eine Erklärung zu finden, ist eine Betrachtung der in Frage kommenden begünstigenden Faktoren notwendig. Einer der ausschlaggebenden Faktoren ist die Globalisierung, welche einen enormen Anstieg des weltweiten Waren-, Dienstleistungs- und Informationsverkehrs und der damit verbundenen Vergrößerung der Absatzmärkte begünstigt hat. Die Verknüpfung dieser Marktgegebenheiten mit den Möglichkeiten der neuen Medien, wie z.B. des Internet, erlaubt einen nahezu weltweiten Verkauf von Waren, Dienstleistungen und Informationen. Produktpiraten sind somit ebenfalls Profiteure dieser Entwicklungen. Sie nutzen außerdem die bereits etablierten Transportsysteme und Logistiknetze. Bevölkerungsschichten, deren Bedürfnisse nach Markenwaren durch die Globalisierung geweckt worden sind, greifen in Ermangelung entsprechender finanzieller Mittel auf Fälschungen zurück, da sie somit die vermeintlich selben Produkte erwerben. Durch die Globalisierung bzw. Öffnung von Ländergrenzen sind ebenfalls die abnehmenden Handels- und Importhemmnisse, vor allem in Europa zu berücksichtigen. Bei letztgenanntem besteht die Gefahr, dass durch Transfertransporte die Herkunft der Ware nicht mehr eindeutig nachzuvollziehen ist und diese verwässert wird. Ein Großteil der nach Europa exportierten Waren stammt aus dem (ost-)asiatischen Raum. Asien ist mittlerweile Hauptexporteur sowohl von originalen als auch von gefälschten Waren, bedingt z.B. durch günstige Herstellungskosten und große Gewinnspannen für Produktpiraten. Durch die Masse der Waren sind Zollkontrollen in vollem Umfang nur schwer zu realisieren. Klassische Vertriebswege von Piraterieprodukten sind üblicherweise Straßen- u. Flohmarktverkäufe Mailorder und das Internet lösen diese aber mittlerweile größtenteils ab. Da das Internet fast schon als rechtsfreier Raum angesehen werden kann, bietet dieser ein sehr hohes Potential für Produktpiraten. Neben den Handelsplattformen Ebay, Ricardo, Hood, Amazon Marketplace und ähnlichen sind vor allem Internethändler, die bewusst oder unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Fälschungen anbieten, stark vertreten. 2.3.3, Kulturelle Gründe: Andere Länder, andere Sitten. China als eine der größten Marktwirtschaften dieser Welt kann als Versinnbildlichung der kulturellen Unterschiede der westlichen und der fernöstlichen Welt betrachtet werden. Viele Lebens- und Arbeitsbereiche der Chinesen sind auch heute noch stark geprägt von den traditionellen philosophischen Lehren wie z.B. dem Konfuzianismus, dem Taoismus, dem Sun Tzu u.v.m. Der Konfuzianismus, als eine der bekanntesten chinesischen Philosophien basiert auf traditionellen Werten wie Pflicht, Loyalität und Respekt. Der Taoismus als weitere einflussreiche Philosophie sieht Wissen als nicht absolut an. Viel wichtiger sei es, aus welcher Perspektive das Wissen betrachtet wird. In der Kunst verfolgt man die Maxime, zuerst einen Meister zu kopieren, bevor man eine eigene Idee in Angriff nimmt. Das Sun Tzu basiert auf dem gleichnamigen Militärstrategen, welcher für die Militärführung die Wichtigkeit der Anwendung von Wissen und das Umwandeln von Schwächen in Stärken hervorhob, was schlussendlich dazu führte, wirtschaftliche Handlungen danach auszurichten. Guanxi ein Netzwerk persönlicher Beziehungen, welches nahezu alle Entscheidungen in China beeinflusst, beruht auf Gefälligkeiten wie z.B. der Weitergabe von Informationen. 'Die westeuropäische Erfindermentalität ist eng mit dem Bewusstsein verbunden, dass Erfindungen als geistige Leistung und wirtschaftliches Gut zu schützen sind.' 'In der Volksrepublik China wird das Eigentum des Einzelnen in viel stärkerem Umfang als Gemeineigentum angesehen.' Kommunistische, kollektivistische und traditionelle konfuzianische Lehren stützen sich hierauf. In diesem Zusammenhang können neben China vor allem auch die sog. Tigerstaaten, wie z.B. Thailand, Singapur, etc. genannt werden, die diese kulturellen Einflüsse teilweise übernommen haben. Lokale Regierungen, insbesondere in China, haben ebenfalls großen Einfluss auf die Marken- und Produktpiraterie, da diese das Nachahmen von Produkten fördern. So gibt es in China Regionen wie z.B. Fujian, Guangdong u.v.m., welche sich auf das Kopieren und Exportieren von Produkten spezialisiert haben. Dadurch entstehen gewollte Wechselwirkungen, wie die Schaffung von Arbeitsplätzen und Steuermehreinnahmen. Das Nachahmen von Produkten stellt in den oben genannten Ländern sozusagen eine ehrende Anerkennung der erbrachten Leistungen dar. Auch in anderen asiatischen Kulturkreisen gibt es ähnliche Geisteshaltungen. Die Kaizen-Philosophie ist eine japanische Lebens- und Arbeitsphilosophie, welche das Streben nach ständiger Verbesserung vorsieht. Verbesserung wohlgemerkt einer schon bestehenden Idee und nicht im Sinne einer eigenen Entwicklung. Kritisch zu betrachten ist allerdings, dass viele der heutzutage tätigen Marken- und Produktpiraten nicht etwa den konfuzianischen Lehren getreu handeln, sondern bewusst Fälschungen herstellen, um maximale Gewinne einzustreichen. Die erwähnten Lehren dienen eigentlich einer Verbesserung der eigenen Fähigkeiten. Vielmehr sind sich die Fälscher sehr wohl darüber im Klaren, geistiges Eigentum zu verletzen, da sie die Regelungen häufig sehr gut kennen und somit gezielt täuschen. 'Die konfuzianische Lehre enthält ohnehin keine Rechtfertigung der Täuschung über die Echtheit der Produkte, sondern ist ganz im Gegenteil vom Respekt für das Original geprägt.' Übermäßiges Gewinnstreben ist dem Konfuzianismus fremd. Korruption kann als einer der weiteren Gründe genannt werden, da z.B. lokale Behörden häufig entweder unterbesetzt und ihre Beamten unterbezahlt sind oder einfach keinen Sinn in der Bekämpfung von Marken- und Produktpiraterie sehen. 2.3.4, Herstellerverhalten vs. Konsumentenverhalten: Hersteller von Piraterieprodukten werden in der Regel durch hohe Absatz- und Gewinnmöglichkeiten angetrieben. Ihr Auftreten auf dem Markt erfolgt entweder früher oder später als das der Originalhersteller. Die an eine Marke bzw. ein Produkt geknüpften Assoziationen, wie z.B. Attraktivität, Sportlichkeit, Prestige, gehobene Qualität, Statussymbolik und Luxus, sind oft ausschlaggebend für den Erwerb von teureren Markenprodukten. Diese Waren stehen im Fokus der Piraterieindustrie. Im Vergleich zur Herstellung eigener Produkte ist das Nachahmen von Markenwaren, z.B. durch das Einsparen von F&E, Marketing, Lizenzgebühren sowie geringe Arbeitslöhne, minderwertige Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen (RHB), niedrigere Steuern, Abgaben sowie günstige wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen meistens viel billiger und durch die teilweise enormen Preisspannen bzw. an den Originalprodukten orientierten Verkaufspreise erheblich lukrativer. Pirateriewaren aus dem Konsumgüterbereich können sowohl bewusst als auch unbewusst erworben werden. Nur selten erfahren Kunden hochwertiger Nachahmungen, dass es sich um Fälschungen handelt. Bei minderwertigen Produktfälschungen ist aber davon auszugehen, dass der Konsument weiß, eine Fälschung erworben zu haben. 'Vor allem bei Luxusartikeln, die sich viele Konsumenten nicht leisten können, wird immer wieder bewusst auf billigere Fälschungen zurückgegriffen. Mit steigender Qualität der Fälschungen wächst jedoch auch die Nachfrage bei Kunden, die sich die Originalwaren leisten könnten.' Eine pauschale Aussage, dass ggf. fehlende finanzielle Mittel für den Erwerb solcher gefälschter Waren verantwortlich sind, kann daher nicht getroffen werden. Die Bedeutung einer Marke hat somit teilweise einen essentiellen Wert und begünstigt auch die Zunahme von Produktpiraterie. Vielen Kunden sind die vielfältigen negativen Auswirkungen von Pirateriewaren nicht bewusst. Erst wenn sie selber mit den konkreten Folgen konfrontiert werden, bspw. wenn durch die Einnahme gefälschter Arzneimittel aus dem Internet gesundheitliche Schäden die Folge sind, werden diese aufmerksam. Interessant ist die Tatsache, dass es keinen typischen Käufer von Pirateriewaren gibt, den man kategorisch bestimmen könnte, denn diese erwerben natürlich auch Originalwaren. Im Industriegüterbereich erfolgt der Erwerb von gefälschten Produkten oder Bauteilen eher unbewusst. Die durch ein solches Bauteil erzeugten Endprodukte sind bestenfalls geringerer Qualität, können aber beim Kunden im Zweifelsfalle Probleme bereiten. Folglich könnten Rückrufaktionen und Regressansprüche vonseiten der Kunden geltend gemacht werden. Um diesem Umstand Einhalt zu gebieten, stehen die Unternehmen in der Pflicht, die eingehenden Waren umfangreichen Kontrollen zu unterwerfen, damit die eigene Wertschöpfungskette nicht unterminiert wird.

Über den Autor

Raju Lama, Dipl.-Betriebswirt (FH), wurde 1978 in Siegburg geboren. Nach einer erfolgreich absolvierten Berufsausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation im Jahre 1999, sammelte der Autor erste Berufserfahrungen im öffentlichen Dienst. Eine weitere Berufsausbildung zum Verwaltungswirt bei einer Kommunalverwaltung, die parallel zu einer Weiterbildung zum Staatlich geprüften Betriebswirt abgeschlossen wurde, folgte im Jahre 2008 bzw. 2010. Im September 2012 schloss der Autor sein berufsbegleitendes Studium der Betriebswirtschaft an der PFH-Göttingen als Dipl.-Betriebswirt (FH) erfolgreich ab. Während des Studiums wuchs sein Interesse für die wirtschaftlichen Auswirkungen der Globalisierung, welche in diesem Werk zusammengetragen wurden.

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