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Wirtschaftswissenschaften

Anne-Kathrin Melis

Liquiditätsmanagement: Neue Anforderungen an die Kreditinstitute

ISBN: 978-3-86341-487-0

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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Liquiditätsmanagement ist ein wichtiger Bestandteil der Gesamtbanksteuerung. Das Bewusstsein für den Umgang mit Liquidität hat sich in den letzten Jahren jedoch stark verändert. Vor allem die Finanzkrise im Jahr 2007 hat die mit der Liquidität zusammenhängenden Risiken deutlich gemacht und ein Umdenken in vielerlei Hinsicht vorangetrieben. Insbesondere das sogenannte Finanzierungsliquiditätsrisiko im Sinne eines Refinanzierungsrisikos ist hierbei in den Fokus der Betrachtung gerückt. Hierbei handelt es sich um das Risiko, dass die kurzfristige Aufnahme von Liquidität nicht mehr oder nur zu erhöhten Marktpreisen möglich ist. Liquidität wird daher vermehrt aus einer wertorientierten Sichtweise heraus betrachtet. Wie wirken sich Änderungen der Liquiditätsspreads auf die Refinanzierungskosten bei der Liquiditätsbeschaffung und damit auf das Vermögen einer Bank aus? Diese Weiterentwicklung spiegelt sich auch in den veränderten aufsichtsrechtlichen Anforderungen wider. Insgesamt kann man sagen, dass sich das klassische Liquiditätsmanagement über die Jahre hin zu einem Liquiditätsrisikomanagement gewandelt hat.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Neue Herausforderungen: 3.1, Liquidität in der Finanzkrise: Die Finanzkrise oder auch Subprime-Krise 2007 nahm ihren Ursprung bereits einige Jahre vor ihrem konkreten Ausbruch. So stand an deren Anfang eine rasante Entwicklung auf dem US-Immobilienmarkt. Stetig steigende Immobilienpreise und dauerhaft niedrige Zinsen machten eine Investition in Immobilien überaus attraktiv. Viele Menschen nahmen dies zum Anlass sich den amerikanischen Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. Die Vergabe von Hypothekenkrediten stieg, denn das finanzierte Haus als Sicherheit schien aufgrund der steigenden Immobilienpreise nahezu risikolos. Es war gängige Praxis, dass die Hypothekenbanken die Forderungen aus diesen Krediten zu einem Pool zusammenfassten und verbrieften. Hierdurch wurden Wertpapiere geschaffen, die einen Anspruch auf Zahlungen aus diesen Forderungen begründeten (sog. Mortgage Backed Securities, MBS ). Diese Wertpapiere wurden schließlich weltweit gehandelt. Durch dieses Vorgehen konnten zum einen die mit der Immobilienfinanzierung verbundenen Risiken an Dritte weitergegeben, und zum anderen Liquidität zur weiteren Kreditvergabe geschaffen werden. Prinzipiell ist dieses Vorgehen grundsätzlich nicht negativ zu bewerten, solange bestimmte Mindestanforderungen bezüglich der Hypothekenschuldner bestehen. Diese Standardanforderungen wurden auch unter dem Begriff 'Prime Mortgages' zusammengefasst. Da dieser Markt jedoch zunehmend gesättigt wurde während der Immobilienmarkt weiter boomte, nahmen diese Anforderungen mehr und mehr ab. Bald konnte nahezu jeder einen Hypothekenkredit aufnehmen, egal ob er arbeitslos war oder keinerlei Eigenmittel vorweisen konnte (sog. Ninja Loans – no income, no job, no assets). Dies führte wiederum zu einem weiteren Anstieg der Immobilienpreise. Auch diese so genannten 'Subprime Mortgages' minderer Qualität wurden verbrieft und durch verschiedene Finanzinstrumente weltweit gehandelt. Obwohl die verbrieften Forderungen eine geringe Qualität aufwiesen, hatten die Verbriefungen ein gutes Rating. Zudem wurden die daraus entwickelten Finanzinstrumente zunehmend intransparent, da verschiedene Forderungspools wiederum zusammengefasst und auch verbrieft wurden. Problematisch wurde die Situation schließlich durch den Anstieg der Zinsen ab 2005 (siehe Anhang 2). Die Hypothekenkredite verteuerten sich und die Nachfrage nach Immobilien ging zurück, wodurch letztlich auch die Immobilienpreise langsam sanken. Aufgrund der gestiegenen Zinsen kam es im Subprime-Segment zu ersten Ausfällen, da die Kreditnehmer nicht mehr in der Lage waren, ihre Schulden zu bedienen. Die Raten stiegen auch bei bereits bestehenden Krediten an, da in den USA überwiegend variable Zinssätze vereinbart wurden. Die vermehrten Forderungsausfälle führten wiederum zu einem enormen Wertverlust der hypothekengesicherten Wertpapiere bzw. Verbriefungen. Durch diesen Marktpreisverfall verloren viele Banken schlagartig an Liquidität. Die Immobilien- und Hypothekenkrise mündete schließlich in eine internationale Bankenkrise. Verbriefungen konnten gar nicht mehr oder nur noch mit extrem hohen Abschlägen verkauft werden. Es mussten teilweise Abschreibungen in Milliardenhöhe vorgenommen werden. Durch den plötzlichen Liquiditätsverlust gerieten viele Kreditinstitute in Schieflage. Zwar pumpten die Notenbanken Milliarden in den Finanzmarkt, doch die Lage verbesserte sich dadurch kaum. Der Interbankenmarkt kam zeitweise nahezu zum Erliegen. Keine Bank wollte der anderen noch Geld leihen, da niemand mehr auf deren Rückzahlungsfähigkeit vertrauen konnte. Einige Institute wurden infolgedessen insolvent. Vermeintlicher Höhepunkt war die Pleite der Bank Lehman Brothers im Jahr 2008. Aufgrund der bis dato viel zu wenig beachteten Verflechtung der Banken untereinander hatte dies Auswirkungen auf den gesamten Finanzsektor weltweit. Noch heute kämpfen der Finanzsektor, und sogar ganze Länder mit den Folgen dieser Krise. 3.2, Die neuen Baseler Liquiditätsanforderungen: Trotz Einhaltung der Liquiditätskennzahl gemäß der LiqV sahen sich viele Banken mit Liquiditätsproblemen konfrontiert. Es wurde deutlich, wie wichtig die ausreichende Liquidität der Kreditinstitute nicht nur für den Bankensektor, sondern auch für die allgemeine Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte ist. Vor der Finanzkrise nutzten Banken zunehmend die Finanzmärkte zur Finanzierung ihrer langfristigen Aktiva. Hierzu standen sowohl der Interbankenmarkt, als auch die Märkte für neuartige Finanzinstrumente wie Verbriefungen zur Verfügung. Diese Möglichkeiten der Refinanzierung lösten mehr und mehr die klassische Finanzierung der Banken durch beispielsweise Spareinlagen ab. Problematisch hierbei war jedoch, dass diese Finanzierungsinstrumente sehr viel kürzere Laufzeiten hatten als die traditionelle Finanzierung über das Einlagengeschäft. Wie in Abschnitt 2.2 erläutert steht hierbei ja ein gewisser Bodensatz in der Regel langfristig zur Verfügung. Dadurch stieg mehr und mehr die Bedeutung des so genannten Finanzierungsliquiditätsrisikos. Hierbei handelt es sich um das Risiko, dass die kurzfristige Aufnahme von Liquidität nicht mehr oder nur zu erhöhten Marktpreisen möglich ist. Als der Interbankenmarkt aufgrund von gegenseitigem Vertrauensverlust im Verlauf der Finanzkrise nahezu zum erliegen kam, verloren viele Banken eine ihrer wichtigsten Finanzierungsquellen. Es kam dadurch zu großen Liquiditätsengpässen. Ausgehend von der Finanzkrise lässt sich also sagen, dass die Bedeutung des Liquiditätsrisikos im Rahmen der Regulierungen bis dato unterschätzt wurde. Dies gab den Ausschlag für weiterführende Überlegungen zu einer verbesserten und international einheitlicheren Regulierung, die u.a. mit Basel III umgesetzt werden sollen. Im November 2008 einigten sich daher die Regierungschefs der G20-Länder auf ihrem Gipfel in Washington auf neue Vorgaben zur Stärkung des Finanzsystems. Die Ausgestaltung dieser Vorgaben erfolgte durch den Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, welcher das Regulierungspaket schließlich beschloss und am 16. Dezember 2010 veröffentlichte, nachdem die Staats- und Regierungschefs auf dem G20-Gipfel in Südkorea im Herbst 2010 das Inkrafttreten und die Umsetzung der Regelungen verbindlich vereinbart hatten. Zusammengefasst unter dem Namen Basel III sollen diese Regelungen das bisher gültige Rahmenwerk Basel II umfassend reformieren. Sie sollen insbesondere die im Jahr 2008 veröffentlichten qualitativen Prinzipien des Baseler Ausschusses in quantitativer Hinsicht ergänzen. Die Regelungen müssen bis zum Jahresende in die nationale Gesetzgebung integriert werden, sodass diese am 1. Januar 2013 in Kraft treten können. Da einige neue Anforderungen jedoch einem längeren Umsetzungsprozess bedürfen, gibt es zum Teil Übergangsfristen, die bis ins Jahr 2019 reichen. Den Kern des neuen Regelwerks bildet eine Überarbeitung der aktuellen Eigenkapitalanforderungen. Die Empfehlungen basieren insbesondere auf zwei großen Ansatzpunkten: Zum einen soll die Zurechenbarkeit von Kapitalinstrumenten (insbesondere von Hybridkapital ) zum Kernkapital strenger, und dessen qualitative Zusammensetzung somit deutlich gesteigert werden. Zum anderen soll die Kernkapitalquote, d.h. die Quantität des Kernkapitals erhöht werden. Dies soll die Fähigkeit von Banken steigern, Verluste besser und selbstständiger absorbieren zu können. Neben den Regelungen bezüglich strengerer Eigenkapitalanforderungen beinhaltet der Regelungstext aber auch eine Erweiterung der Risikobetrachtung sowie die Einführung verschiedener Kapitalpuffer und der so genannten Leverage Ratio als Kennziffer für den Verschuldungsgrad eines Instituts. Das Reformpaket enthält jedoch auch einen Liquiditätsteil. Dieser wurde als 'Internationale Rahmenvereinbarung über Messung, Standards und Überwachung in Bezug auf das Liquiditätsrisiko' durch den Baseler Ausschuss veröffentlicht. Die Standards sollen weltweit einheitlich angewandt werden. Im Mittelpunkt der internationalen Vorschriften stehen zwei Kennziffern: Die Liquidity Coverage Ration (LCR) als dispositive Kennzahl und die Net Stable Funding Ratio (NSFR) als strukturelle Kennzahl. Daneben sollen die Banken weitere Beobachtungskennzahlen ermittelt, die der Bankenaufsicht einen tieferen Einblick in die Liquiditätssituation der Banken geben sollen.

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