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- Leveraged Buyouts: Geht die Effizienzsteigerung der Unternehmen zulasten der Arbeitnehmer?
Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Kaum eine Methode des Unternehmenskaufs gewann in den letzten Jahrzehnten so stark an Bedeutung wie der Leveraged Buyout. Diese fremdkapitalfinanzierte Unternehmensübernahme hat ihren Ursprung in den USA und Großbritannien und gewann später auch in Deutschland an Bekanntheit. Der Grund für die Beliebtheit von LBOs liegt in der häufig zu beobachtenden Effizienzsteigerung, welche zu hohen Renditen für die Investoren führt. Experten liefern hierfür zwei verschiedene Erklärungsansätze. Die erste Hypothese besagt, dass in einem im Rahmen des LBO erworbenen Unternehmens tatsächlich neue Werte geschaffen werden. Hingegen geht die zweite Hypothese von einem Werttransfer aus, der zulasten bestimmter Gruppen stattfindet, die mit dem Unternehmen in Verbindung stehen. In Deutschland rückte die Diskussion über die Gründe der Effizienzsteigerung von Buyouts im Jahre 2005 auch in die Öffentlichkeit. In einer politisch geführten Debatte wurde den Finanzinvestoren vorgeworfen, dass sie wie Heuschrecken über ein Unternehmen herfallen, um rücksichtslos ihre Renditeerwartungen zu erfüllen. Da PE-Investoren am Fortbestand eines Unternehmens interessiert sein müssen, um die Rendite zu erzielen, ist diese Darstellung zwar wirtschaftlich nicht haltbar, jedoch zeigt die wissenschaftliche Fachliteratur, dass Werttransfers nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden können. Eine der dabei betroffenen Gruppen, die auch in der politischen Diskussion genannt wird, ist die Gruppe der Arbeitnehmer, aus deren Benachteiligung Gewinne für den Investor erzielt werden sollen. Vor diesem Hintergrund liefert die vorliegende Arbeit einen umfassenden Überblick über die bisherigen Forschungsergebnisse zur Vermögensumverteilung zulasten von Mitarbeitern. Dabei stellt die Studie heraus, ob die Werttransferhypothese verifiziert werden kann und inwiefern die Möglichkeit besteht, Aussagen für deutsche Buyouts zu treffen. Hierzu werden die Befunde aus Studien zu Leveraged Buyouts zusammengetragen und analysiert. In Hinblick auf die Forschung über deutsche LBOs, die noch nicht so weit vorangeschritten ist wie jene in den USA und Großbritannien, wird außerdem geprüft, welche Ansätze sich für weitere Forschungsdesigns ergeben.
Textprobe: Kapitel 3.3.3, Kürzung von Sozialleistungen und Pensionszusagen: Die Kürzung von Sozialleistungen und Pensionszusagen wurde in der Forschung bis dato kaum behandelt. Lediglich Ippolito/James (1992) untersuchen in einer Studie 169 US-amerikanische LBOs zwischen 1980 und 1987 in Hinblick auf diese Vermögensumverteilung. Sie analysieren die Finanzdaten der Unternehmen und stellen fest, dass nach der Buyout-Bekanntgabe erhöht Pensionszusagen zurückgezogen wurden. Jedoch stehen diese Rücknahmen überwiegend in Verbindung mit Werksschließungen oder -verkäufen und stellen deshalb keinen Werttransfer dar. Kapitel 3.4, Bestandsaufnahme der Forschung in Deutschland: Während für Buyouts im internationalen Raum mehrere Studien existieren, wurde die Werttransferhypothese zulasten von Mitarbeitern deutscher Unternehmen in der wissenschaftlichen Literatur bisher kaum thematisiert. Alleinig Weber/Nevries (2006) dokumentieren in einer Studie einen Beschäftigungszuwachs von 4,4% bei Buyout-Unternehmen. Diesen Wert ermitteln sie über eine Umfrage unter 218 Beteiligungsgesellschaften. Deren Rücklauf ergab 128 verwertbare Antworten, aus denen die Finanzkennzahlen der Unternehmen gewonnen wurden. Die Buyouts haben einen Anteil von 15,9% an der Stichprobe. Jedoch weisen die Autoren darauf hin, dass durch die freiwillige Rückmeldung der Unternehmen Verzerrungen der Daten möglich sind. Nach einem Vergleich mit einer Unternehmensstatistik des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften wurden die Befunde aber als repräsentativ eingestuft. Achleitner et al. (2009) untersuchen in einer Studie die Finanzdaten von 52 deutschen Unternehmen, in denen zwischen 1998 und 2007 PE-Gesellschaften Beteiligungen erworben haben. Die Autoren stellen fest, dass Investitionen durch PE-Gesellschaften keinen signifikanten Einfluss auf die Beschäftigungs- oder Lohn- und Gehaltsentwicklung haben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sie nicht nur Unternehmen analysieren, in denen PE-Investoren die Mehrheit der Eigenkapitalanteile erworben haben, sondern Beteiligungen ab 5,0% berücksichtigen. Deshalb sind die Ergebnisse nur als Tendenzaussage für originäre Buyouts verwertbar. Neben diesen Forschungsergebnissen, die nicht eindeutig zeigen, welche Wirkung LBOs auf die Beschäftigungs- sowie die Lohn- und Gehaltsentwicklung haben, existieren bislang keine weiteren Studien bezüglich deutscher LBOs. Diese Sachlage verdeutlicht, dass die Forschung in Deutschland unbedingt vorangetrieben werden muss. Grundlage für weitere Forschungsansätze könnten Ergebnisse der Untersuchungen im internationalen Raum sein. Zwar weist die Darstellung dieser Studien auf, dass die wissenschaftliche Literatur widersprüchliche Aussagen für einen Werttransfer zulasten von Mitarbeitern als Ursache der Effizienzsteigerung von LBOs liefert. Daher liegt bislang keine einheitliche Schlussfolgerung vor, welche auf den bisher wenig erforschten deutschen Buyout-Markt übertragen werden könnte. Im Folgenden soll aber geprüft werden, ob grundsätzlich die Voraussetzungen bestehen, um anhand von einzelnen Forschungsergebnissen aus dem internationalen Raum Rückschlüsse auf Buyouts in Deutschland ziehen zu können, mit denen die weitere Forschung unterstützt werden könnte.
Stefan Bendel ist im Bankwesen tätig und spezialisiert in den Bereichen Finance, Controlling sowie Accounting.