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Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Abb.: 24
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Fair Trade ist eine Möglichkeit, Konsum mit Verantwortung zu verbinden. Produkte mit diesem Label begegnen uns tagtäglich. Nach Angaben der Fair Trade Labelling Organizations International haben die Konsumenten und Konsumentinnen auf der ganzen Welt im vergangenen Jahr mehr als 2,9 Milliarden Euro für zertifizierte Fair-Trade-Produkte ausgegeben. Dies entspricht einer Zunahme von rund 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr und kommt weltweit über einer Million Menschen und ihren Familien unmittelbar zugute. Fair Trade ist also längst nicht mehr nur ein Buzzword, sondern bereits integraler Bestandteil des Lebens vieler Menschen und der Philosophie zahlreicher Unternehmen. Sie alle stellen sich ihrer sozialen Verantwortung und legen Wert auf Nachhaltigkeit bei Produkten, Produzenten und Lieferanten. Unternehmen haben direkten Einfluss darauf, wie mit Arbeitskraft und deren Ergebnissen umgegangen wird. Viele von ihnen denken heute sozialer und über ihren eigenen Tellerrand hinaus. Corporate Social Responsibility (CSR) als Instrument und Teil ihrer Unternehmensidentität soll für nachhaltiges Wirtschaften sorgen, soziale und ökologische Belange in Einklang bringen mit den Unternehmenswerten. Die dahinter stehende Überlegung ist: Soziales, umweltbewusstes und verantwortungsvolles Agieren, offen zur Schau getragen und kommuniziert, kann ein Unternehmen bekannter machen, wachsen lassen und letztendlich stärken - und das ohne auf Kosten der Schwächeren innerhalb unserer globalisierten Weltgemeinschaft. An diesem gemeinsamen Punkt setzt diese Arbeit an: Lassen sich auf Basis fairen Handelns Fair Trade und CSR miteinander verbinden und gemeinsam nutzen, sei es für Marketingzwecke oder für soziales Handeln auf dem Weltmarkt? Ziel dieses Buches ist, dem Begriff Fair Trade eine Kontur zu geben und die Dimensionen dieser immer populärer werdenden sozialen Handelspolitik aufzuzeigen. Was bedeutet faires Handeln genau, für die Produzenten, für die Distributoren und für die Konsumenten? Welche Schwierigkeiten ergeben sich auf dem Weg in den fairen Handel? Ist der faire Handel wirklich so fair, wie es die Darstellungen einschlägiger Organisationen vermuten lassen? Wie steht der faire Handel mit Corporate Social Responsibility in Zusammenhang? Wer bedingt wen, wer fördert wen, wer arbeitet wem zu? Und schließlich: Kann Fair Trade als ein wirksames Instrument von CSR betrachtet und eingesetzt werden?
Textprobe: Kapitel 3.4, Grundsätze des Fairen Handels: Die 1990 entstandene EFTA ist eine zwischenstaatliche Organisation für die Förderung des freien Handels und der wirtschaftlichen Integration zum Nutzen der vier Mitgliedstaaten Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz. Sie fungiert als europäischer Dachverband für elf große Fair-Trade-Organisationen aus neun Ländern mit Sitz in den Niederlanden. Vier Jahre später nahm Network of European Worldshops , kurz NEWS!, seine Arbeit mit Sitz in den Niederlanden auf. NEWS! ist der Zusammenschluss aller europäischen Weltläden. Heute hat sie ihren Sitz in Mainz. 1997 schlossen sich nationale Siegelinitiativen, darunter die deutsche Siegelorganisation TransFair, zur Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) zusammen, um gemeinsame Standards zu entwickeln und deren Umsetzung zu kontrollieren. Die vier verschiedenen und weltweiten Dachverbände des Fairen Handels, darunter auch die genannte IFAT, kooperieren seit 1996 unter der Bezeichnung FINE: F - Fairtrade Labelling Organizations International. I - International Fair Trade Association. N - Network of European Worldshops. E - European Fair Trade Association. Diese vier wichtigen Akteure haben sich auf eine gemeinsame Definition, einen gemeinsamen Grundsatz und eine gemeinsame Strategie des Fairen Handels geeinigt und arbeiten an folgenden drei Aufgaben: 1. Aufbau eines integrierten und harmonisierten Monitoringsystems 2. gemeinsame Lobby- und Advocacyarbeit 3. Aufbau eines Informations- und Kommunikationssystems Die gemeinsame strategische Zielsetzung der vier Akteure lässt sich in einem Satz beschreiben: mit benachteiligten Produzenten und Arbeitern arbeiten und ihnen helfen, zu mehr wirtschaftlicher Sicherheit und Unabhängigkeit zu gelangen. Die internationale Dachorganisation des Fair Trade, die World Fair Trade Organization (WFTO, ehem. IFAT) hat ihren Sitz in Vancouver, Kanada. Die WFTO ist ein weltweiter Zusammenschluss von Produzentenorganisationen, Importeuren und anderen Organisationen des Fairen Handels. Auch die WFTO hat Standards festgelegt, an die sich Fair-Trade-Akteure und -Organisationen zu halten haben. Wer Mitglied in der WFTO werden möchte, muss eine Aufnahme- und Überprüfungsprozedur durchlaufen. Dabei wird untersucht, ob die aufzunehmende Organisation die internationalen Bedingungen des Fairen Handels kennt und auch einhält. Folgende 10 Standards legt die World Fair Trade Organization fest: 1. Eröffnung von neuen Möglichkeiten für wirtschaftlich benachteiligte Produzenten: Fairer Handel ist eine Strategie zur Linderung von Armut und für nachhaltige Entwicklung. Anliegen aller im WFTO Organisierten soll es sein, Produzentinnen und Produzenten, die vom konventionellen Handelssystem ökonomisch benachteiligt oder marginalisiert wurden, neue Handelsmöglich-keiten zu eröffnen. 2.Transparenz und Rechenschaftspflicht: Fairer Handel setzt transparentes Management und transparente Handels-beziehungen sowie den fairen und respektvollen Umgang mit Handelspartnern voraus. 3. Aufbau von Kapazitäten: Fairer Handel ist ein Mittel zur Entwicklung der Unabhängigkeit der Produzenten. Faire Handelsbeziehungen fördern Kontinuität, sodass Produzenten und deren Vertriebsorganisationen ihre Managementfähigkeiten und ihren Zugang zu neuen Märkten verbessern können. 4. Fairen Handel fördern: Faire Handelsorganisationen erhöhen die Aufmerksamkeit fairem Handel gegenüber und gleichzeitig die Möglichkeit, gerechtere Strukturen in der Welt zu schaffen. Sie liefern ihren Kunden Informationen über die Organisation, deren Produkte und unter welchen Bedingungen diese produziert wurden. Werbung und Verkaufsstrategien sind aufrichtig und zielen nach dem höchstmöglichen Produktstandard und höchster Produktqualität. 5. Faire Preise: Ein fairer Preis im regionalen und lokalen Kontext ist definiert durch Dialog und Partizipation. Er deckt nicht nur die Produktionskosten ab, sondern ermöglicht auch eine sozial- und ökologisch verträgliche Produktion. Er lässt eine faire Entlohnung der Produzenten zu und berücksichtigt das Prinzip gleicher Bezahlung für gleichen Arbeitsaufwand zwischen Männern und Frauen. Faire Händler sichern eine pünktliche Bezahlung ihrer Partner und bieten Produzenten, wenn möglich, eine Vorfinanzierung für Ernte oder Produktion an. 6. Gleichberechtigung der Geschlechter: Fairer Handel bedeutet, dass die Arbeit von Frauen und Männern gleichberechtigt gewürdigt und entlohnt wird. Frauen werden stets für ihren Beitrag am Produktionsprozess bezahlt und ermächtigt, sich zu organisieren. 7. Arbeitsbedingungen: Fairer Handel bedeutet auch, dass die Produzenten unter sicheren und gesunden Bedingungen arbeiten. Die Einbeziehung von Kindern darf nicht deren Wohlbefinden, Sicherheit, Bildungspflichten und Spielbedürfnis einschränken und muss sowohl mit der UN-Konvention über die Rechte des Kindes als auch mit lokalen Gesetzen und Normen konform gehen. 8. Kinderarbeit: Faire Handelsorganisationen respektieren die UN-Konvention über die Rechte des Kindes sowie lokale Gesetze und soziale Normen, um zu gewährleisten, dass die Beteiligung der Kinder an der Produktion fair gehandelter Produkte nicht deren Wohlbefinden, Sicherheit, Bildungspflichten und Spielbedürfnis einschränkt. Organisationen, die direkt mit informell organisierten Produzenten arbeiten, legen die Einbeziehung von Kinderarbeit in den Produktionsprozess offen. 9. Umwelt: Fairer Handel fördert aktiv einen besseren Umgang mit der Umwelt und die Übertragung umweltbewusster Methoden auf die Produktion. 10. Handelsbeziehungen Faire Handelsorganisationen handeln im Interesse des sozialen, ökonomischen und ökologischen Wohlbefindens der marginalisierten Produzenten und maximieren nicht zu Lasten derer den Profit. Sie erhalten langfristige Beziehungen aufrecht, die auf Solidarität, Vertrauen und gegenseitigen Respekt basieren und zur Förderung des Fairen Handels beitragen. Eine interessenfreie Vorauszahlung von mindestens 50 Prozent an die Produzenten ist für die fairen Handelsorganisationen verpflichtend. […] Kapitel 4, Die Beziehung zwischen Hersteller und Zulieferer: 4.1, Wie die Beziehung funktioniert: Europas größte Fair-Handels-Organisation ist die GEPA. Als Importunternehmen fördert es wie viele andere Fair-Trade-Importeure den Absatz von Produkten von Herstellern aus der Dritten Welt. Somit können diese Hersteller unter fairen Bedingungen am Marktgeschehen teilnehmen und aus eigener Kraft für einen angemessenen Lebensunterhalt sorgen. Die Produzenten in den südlichen Ländern haben noch keine ausreichenden Kontakte, Produktionsmethoden oder Finanzierungsmöglichkeiten. Dadurch haben sie schlechte Handelsmöglichkeiten und können nur unter diskriminierenden Bedingungen Handelspartner finden. Sie bedürfen daher der Zusammenarbeit, Beratung und Unterstützung von Fair-Trade-Importeuren. Ein Kriterienkatalog regelt die Anforderungen für einen fairen Handel in Bezug auf Handelspartner, Produkte und Handelsbedingungen. Nicht jeder Handelspartner muss allen Kriterien genügen, entscheidend sind die ihnen angelegten Tendenzen und Schwerpunkte. Der Kriterienkatalog wird durch Erfahrungen und Veränderungen im Handel mit Ländern der Dritten Welt angepasst und fortgeschrieben. Die Produzenten bzw. die Handelsorganisationen in ihren Ländern haben Zugang zu den Vermarktungswegen bis hin zum Export. Unnötiger Zwischenhandel wird dadurch verhindert. Die Arbeitsbedingungen und Vermarktungsmöglichkeiten werden über Rohstoffabkommen und Abbau diskriminierender Handelshemmnissen verbessert. Importeure des fairen Handels kaufen von Kleinbauern-Zusammenschlüssen oder Unternehmen mit sozialer und ökologischer Verantwortung in den Entwicklungsländern selbst Produkte, die dann in Deutschland verkauft werden. Basis dafür sind Fair-Handels-Bedingungen wie z.B. die Garantie langfristiger Handelsbeziehungen und Möglichkeiten der Vorfinanzierung. Importeure zahlen im fairen Handel höhere Preise, die den Produzenten ein ausreichendes Einkommen sichern und zur Verbesserung der Lebensbedingungen beitragen. Im weltweiten Fairtrade-Label-System kaufen FLO-lizensierte Importeure Rohware oder Produkte zu fairen Preisen ein und verkaufen sie an Verarbeiter oder an den Handel weiter. Importeure und Verarbeiter werden innerhalb dieses Systems auf internationaler Ebene von der FLO sowie den nationalen Siegelinitiativen kontrolliert, sodass sichergestellt ist, dass nicht mehr als fair gekennzeichnete Produkte auf den Markt kommen als tatsächlich bei den Produzenten unter fairen Bedingungen eingekauft wurden. FLO-lizensierte Importeure können konventionelle Unternehmen sein, für die fair gehandelte Produkte nur ein Teil ihres Produktsortiments darstellen, oder ausschließliche Fair-Handels-Importeure. Fair-Handels-Importeure werden im Englischen auch als Alternative Trade Organizations (ATOs) bezeichnet. Es sind Unternehmen, die ausschließlich im fairen Handel aktiv sind. Sie importieren neben FairTrade-gesiegelten Produkten zahlreiche andere fair gehandelte Produkte, für die es keine internationalen Produktstandards gibt und die daher nicht das FairTrade-Siegel tragen können. Die Produzenten- Organisationen, die diese Produkte herstellen, sowie die Fair-Handels-Importeure sind überwiegend Mitglieder von IFAT, der internationalen Dachorganisation von Fair-Handels-Organisationen. Sie sind Teil des IFAT-Monitoring-Systems. Viele der importierten Rohstoffe, wie z.B. Kakao oder Zucker, werden erst in den Industrieländern zu Endprodukten, also Schokolade und Bonbons, weiterverarbeitet. Die Fair-Handels-Importeure können nicht für alle Rohstoffe in eigene teure Produktionsanlagen investieren. Daher lassen sie die Endprodukte bei verschiedenen Verarbeitern herstellen, so z.B. die Herforder Firma Weinrich, die für die GEPA Schokolade produziert. Zahlreiche Hersteller treten aber auch selbst als Anbieter auf dem Markt auf.
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