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Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das vorliegende Buch betrachtet die Grundlagen eines der populärsten und erfolgreichsten Investmentinstrumente der letzten Jahre, um zu einer ganzheitlichen Bewertung von Exchange Traded Funds zu gelangen. Im ersten Teil werden die entscheidenden theoretischen Grundlagen der passiven Anlagestrategie dargestellt sowie eine Begriffsbestimmung, Klassifizierung und Abgrenzung zu anderen Anlageinstrumenten vorgenommen. Ausgehend von den Harmonisierungsbestrebungen innerhalb der EU erfolgt anschließend die Darstellung der rechtlichen Ausgestaltung. Die Analyse der verschiedenen Replikationsverfahren zur Nachbildung eines Index sowie die Einführung des Tracking Errors als Kennzahl der Güte der Indexnachbildung bilden den Abschluss dieses ersten Teils. Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der Funktionsweise von ETF. So wird zunächst die Schaffung von ETF im Rahmen des sogenannten Creation-Redemption-Process für traditionelle und für Swap-based ETF beschrieben und in ihren unterschiedlichen Auswirkungen analysiert. Weiterhin werden die Marktteilnehmer auf diesem sog. Primärmarkt und ihre Aufgaben vorgestellt. Abschließend erfolgt die Analyse des laufenden Börsenhandels von ETF-Anteilen unter besonderer Betrachtung der Preisermittlung und der Kosten für den Investor.
Textprobe: 3.1.1, Marktteilnehmer auf dem Primärmarkt: Bei der Betrachtung von ETF müssen zwei getrennte Märkte mit speziellen Ablaufmechanismen unterschieden werden. Der Börsenhandel bereits emittierter ETF-Anteile findet auf dem sog. Sekundärmarkt statt. Dieser wird in Abschnitt 3.2 näher betrachtet. Auf dem Primärmarkt können zugelassene Marktteilnehmer (Authorized Participants) in Kooperation mit der KAG neue ETF-Anteile in einem speziellen Prozess, dem Creation-Redemption-Process (CRP), schaffen oder zurückgeben. Man spricht daher auch vom sog. Emissionsmarkt. Als Akteure auf dem Primärmarkt sind zwei Parteien von besonderer Bedeutung: Auf der einen Seite der ETF-Anbieter, der den Fonds emittiert und auf der anderen Seite der Designated Sponsor, der als Bindeglied zwischen Primär- und Sekundärmarkt fungiert. Der ETF-Emittent verwaltet das dem Fonds zufließende Vermögen als rechtlich selbständiges Sondervermögen und zeichnet für die Prozesse der Produktgestaltung und Fondsauflegung verantwortlich. Im Rahmen seiner Schnittstellenfunktion muss der ETF-Anbieter Kooperationsverträge mit dem Indexanbieter, dem Designated Sponsor und der Börse schließen. Da bestehende Indizes als eingetragene Handelsmarken einem Patentschutz unterliegen, muss der Fondsanbieter mit dem Indexanbieter einen Lizenzvertrag schließen, um einen bestehenden Index als Underlying verwenden zu dürfen. Im Gegenzug erhält der Rechteinhaber eine Lizenzgebühr, die als Prozentsatz vom verwalteten Fondsvolumen festgelegt wird und von ca. 0,02% für einen bekannten Index wie den S&P 500 bis zu 0,08% für einen Nischenindex reichen kann. Hierbei gilt zu beachten, dass ins. auf dem amerikanischen Markt oftmals Exklusivverträge für die Verwendung bestehender Indizes vergeben werden, d.h. es ist jeweils nur einem ETF-Anbieter erlaubt, den Index als Underlying für seinen ETF zu verwenden. Daraus ergibt sich eine viel größere Notwendigkeit, in Zusammenarbeit mit Indexanbietern einen eigenen Index zu entwickeln, der den angestrebten Markt bestmöglich abbildet. Nachdem die strategischen Vorentscheidungen zur Fondsauflegung getroffen sind, muss die Kapitalanlagegesellschaft einen Fondsprospekt erstellen und darin die Vertragsbedingungen, wie bspw. den Namen des Fonds, die Anlagepolitik, die Gebührengestaltung und die Ertragsverwendung, festlegen. Danach kann die Erlaubnis zum öffentlichen Vertrieb der Fondsanteile bei der BaFin und die Börsenzulassung bei der jeweiligen Wertpapierbörse beantragt werden. Weitere Voraussetzungen für die Zulassung bspw. zum Regulierten Markt an der Frankfurter Wertpapierbörse sind die Verpflichtung mind. eines Designated Sponsors sowie bestimmte Publizitätspflichten. Neben dem einmaligen Prozess der Produktgestaltung und Auflegung zählt grundsätzlich auch das permanente Management des Fonds zu den Verantwortlichkeiten des ETF-Emittenten. Aufgabe des Fondsmanagements ist es, über die Replikationsverfahren zu entscheiden sowie das ETF-Portfolio inklusive der Zins- und Dividendeneinnahmen zu verwalten. Dazu müssen die verfügbaren Informationen bezüglich geplanter Änderungen der Indexzusammensetzung und sog. Corporate Actions, wie bspw. Kapitalerhöhungen oder Aktiensplittings, ständig ausgewertet und ggf. Anpassungsmaßnahmen durchgeführt werden. Zur Erfüllung dieser Aufgaben stehen der Kapitalanlagegesellschaft drei Optionen zur Verfügung. Sie kann das Fondsmanagement selbst durchführen und damit alle entsprechenden Entscheidungen in ihrem Haus eigenständig treffen. Im Gegensatz dazu besteht die Möglichkeit, das Fondsmanagement an externe Manager oder spezialisierte Institutionen zu übertragen. So hat bspw. db x-trackers das Management seiner ETF an State Street Global Advisors, einen spezialisierten amerikanischen Vermögensverwalter, übertragen. Einen Zwischenweg stellt die Übertragung des Fondsmanagements an eine Tochtergesellschaft des ETF-Anbieters bzw. an eine Schwestergesellschaft aus dem zugehörigen Bankkonzern dar. Dadurch werden gleichzeitig die Expertise eines spezialisierten Anbieters genutzt und die Verwaltungsgebühren als Umsatz im Konzernverbund gehalten. Nach diesem Grundsatz lässt bspw. ComStage, eine Tochter der Commerzbank, seine ETF durch die Commerzbank verwalten. Die Designated Sponsors, auch Market Maker genannt, sind Banken oder Finanzdienstleister, die als Händler an den Wertpapierbörsen zugelassen sind und sich vertraglich verpflichten, den Handel mit den von ihnen betreuten ETF auf dem Sekundärmarkt zu garantieren. Dazu stellen sie für ein bestimmtes Mindestvolumen verbindliche Kauf- und Verkaufskurse, die sog. Quotes, zu denen Investoren die ETF kaufen bzw. verkaufen können. Designated Sponsors sind verpflichtet, während 90% der Handelszeiten kontinuierlich Quotes zu stellen und damit die Liquidität im ETF-Handel sicherzustellen. Sie handeln auf eigene Rechnung und eigenes Risiko und bekommen als Vergütung für ihre Dienstleistung die Differenz aus den Kauf- und Verkaufskursen, den sog. Spread. Die Höhe des Spreads wird vom ETF-Anbieter und/oder der Börse begrenzt, wobei die in der Realität zu beobachtenden Geld-Brief-Spannen für ETF deutlich niedriger ausfallen. Neben diesem traditionellen market making bestehen für Designated Sponsors zwei weitere Einnahmequellen zur Finanzierung ihres Geschäfts. Wird ein ETF-Anteil nicht zu seinem fairen Wert, also den iNAV gehandelt, ergeben sich für Designated Sponsors Arbitragemöglichkeiten, die im Ergebnis zu einer Preisbereinigung führen. Weiterhin besteht für den Market Maker ggf. die Möglichkeit, Einnahmen aus der Verleihung von Wertpapieren zu generieren, wenn er bspw. ETF-Anteile an Investoren verleiht. Auf dem Primärmarkt initiieren die Designated Sponsors den Creation-Redemption-Process zur Ausgabe neuer bzw. zur Rücknahme bestehender ETF-Anteile.