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Wirtschaftswissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 56
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Durch die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder wurde 2011 die Diskussion um eine gesetzliche Frauenquote in der Politik angestoßen. Damit sagte sie den Aufsichtsräten und Vorstandsetagen als Antwort auf die nicht erfolgte Einführung einer freiwilligen Quote den Kampf an. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Frage, wie es zur marginalen Vertretung von Frauen in Spitzenpositionen kommt und mit welchen Hindernissen Frauen auf dem Weg dorthin rechnen müssen. Dazu werden zunächst die empirischen Ergebnisse des Soziologen Michael Hartmann dargestellt, welche die angesprochene Problematik der Ungleichheit illustrieren. Im Zentrum der darauffolgenden Analyse steht das Habitus-Konzept Pierre Bourdieus, welches zur Entwicklung eines Erklärungsansatzes für die geringe Frauenquote herangezogen wird. Daneben unternimmt die Arbeit den Versuch, die Entwicklung der Geschlechterverteilung in Führungspositionen – basierend auf dem Vergleich verschiedener Studien sowie einer empirischen Erhebung zur Frauenquote in Spitzenpositionen der DAX 30 – nachzuzeichnen. Abschließend wird aufgezeigt, unter welchen Voraussetzungen der vorgestellte Ansatz für die Rekrutierung von Elite in der Wirtschaft, insbesondere von Frauen, verwendet werden kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Bourdieus Habitus-Konzept: 3.1, Habitus: Der lateinische Begriff des Habitus, welcher mit den Worten ‚Haltung‘, ‚Aussehen‘, ‚Einstellung‘, Verhalten‘ und ‚Gesinnung‘ (vgl. Krais 2008: 98) übersetzt werden kann, findet sich nicht erst bei Pierre Bourdieu (vgl. Krais /Gebauer 2010: 5). Er fand bereits Verwendung durch Soziologen wie etwa Max Weber, Émile Durkheim und Norbert Elias. ‘Sie verwandten diesen Begriff, um Mentalitäten, Dispositionen und kulturell-symbolische Praktiken oder auch körperliche Erscheinungen eines Menschen als konstituierende Elemente der sozialen Welt zu konzipieren’ (Krais 2008: 98). Für Bourdieu hat der Habitus eine weit größere Bedeutung, denn in seiner ‘Soziologie der Praxis’ (ebd.) steht er im Zentrum. Bourdieu bezeichnet den Habitus als ‘generierendes Prinzip, das alles Handeln’ eines Menschen, ‘alle seine expressiven, sprachlichen, praktischen Äußerungen in einer charakteristischen persönlichen Ausprägung hervorbringt’ (ders.: 98-99). Dabei ist der Habitus nicht quar Geburt vorhanden, sondern entsteht in Auseinandersetzung des Individuums mit der ihn umgebenden Praxis. Er ist also ein Produkt, das im Laufe der Sozialisation des Individuums erworben wird (vgl. Krais / Gebauer 2010: 5). Demnach lässt sich der Habitus sowohl als ‘modus operandi (eine Art des Handelns oder Vorgehens)’(ebd.) als auch als ‘opus operatum (ein Produkt, ein Werk, etwas Hergestelltes)’ (ders.: 6) begreifen. Der Habitus ist ein System dauerhafter und übertragbarer Dispositionen, ein System von Mustern, die das Individuum verinnerlicht hat (vgl. Bourdieu 1987a: 98). Denk- und Handlungsmuster, Vorlieben, Verhaltensweisen und Lebensstile hängen von der Klassenzugehörigkeit ab. Diese steht in einem engen Zusammenhang mit dem sozialen Milieu, in dem ein Individuum aufwächst und von dem es geprägt wird. ‘Der Begriff des »Habitus« besagt genau das’ (Bourdieu 1992b: 33). ‘Da er ein erworbenes System von Erzeugungsschemata ist, können mit dem Habitus alle Gedanken, Wahrnehmungen und Handlungen, und nur diese, frei hervorgebracht werden, die innerhalb der Grenzen der besonderen Bedingungen seiner eigenen Hervorbringung liegen. Über den Habitus regiert die Struktur, die ihn erzeugt hat, die Praxis und zwar nicht in den Gleisen eines mechanischen Determinismus, sondern über die Einschränkungen und Grenzen, die seinen Erfindungen von vornherein gesetzt sind’ (Bourdieu 1987b: 251). Er wird einerseits bestimmt durch die Lebensbedingungen der sozialen Lage, ist dadurch Produkt des Handelns und zugleich erzeugt der Habitus als Handlungsweise, die Art des Handelns in der Praxis. Somit ist er ‘strukturierte und strukturierende Struktur’ (ders.: 158). Krais / Gebauer (2010: 5) fassen den Habitus nach Bourdieu (1987a: 98, 105) wie folgt zusammen: ‘Der Habitus ist zu verstehen als… ‚System dauerhafter und übertragbarer Dispositionen‘, die als ‚Erzeugungs- und Ordnungsgrundlage für Praktiken und Vorstellungen‘ fungieren, und zwar im Sinne einer ‚Spontaneität ohne Wissen und Bewußtsein‘ (…). ,Als einverleibte, zur Natur gewordene und damit als solche vergessene Geschichte ist der Habitus wirkende Präsenz der gesamten Vergangenheit, die ihn erzeugt hat’. Als einer der prominentesteten Vertreter der kritischen Elitesoziologie untersuchte Bourdieu die Mechanismen zur Reproduktion sozialer Ungleichheit in der modernen Gesellschaft. Der Habitus entfaltet dabei seine Wirkung in den drei zentralen soziologischen Strukturkategorien, nämlich der der Klasse, der des Geschlechtes und der des sozialen Feldes (vgl. ders.: 34-35). Dabei bezieht sich die Strukturkategorie der sozialen Klasse auf die ‘vertikale soziale Ungleichheit’ (ders.: 35), welche die ‘ungleiche Teilhabe verschiedener Gruppen der Bevölkerung am gesellschaftlichen Reichtum und auf die Ungleichheit in der Beteiligung an gesellschaftlichen Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen’ (ebd.) beinhaltet. In der Strukturkategorie des sozialen Feldes, welches hier nicht näher beleuchtet werden soll, spiegelt sich ‘die funktional differenzierte, arbeitsteilige Gliederung der modernen Gesellschaft’ (ebd.) wider. Die in allen bekannten Gesellschaften vorhandene Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau wird letztlich durch die Strukturkategorie des Geschlechtes abgedeckt (vgl. ebd.). Bevor auf die einzelnen Strukturkategorien, mit Ausnahme der des sozialen Feldes, eingegangen wird, werden im Folgenden die von Bourdieu zu Grunde gelegten Kapitalformen beleuchtet, da in Bezug auf die Strukturkategorie der sozialen Klasse, die Ausprägung des Habitus unter anderem vom Zugang zu diesen abhängt. 3.2, Kapitalformen: Bourdieu betrachtet in seinen Forschungen zur Reproduktion sozialer Ungleichheit in der Gesellschaft deren Klassenstrukturen. Zur Erfassung der sozialen Ungleichheit wurde neben Kapitalvolumen, Kapitalstruktur und sozialer Laufbahn, das Kapital als wichtigstes Kriterium genannt. Das Kapital gliedert sich nach Bourdieu neben dem bereits durch Marx benannten ökonomischen Kapital, in drei weitere Formen: Das kulturelle, das soziale und das symbolische Kapital (vgl. Bourdieu 1992a: 52 Bourdieu 1985: 22). Ökonomisches Kapital stellt dabei den materiellen Besitz jeder Art von Ware dar. Nach Bourdieu (1992a: 52) ist dieses ‘unmittelbar und direkt in Geld konvertierbar’. Als Beispiele für ökonomisches Kapital sind Immobilien, Grundstücke, Aktien oder aber eben auch Geld zu nennen. Das kulturelle Kapital umfasst die Bildung. Bourdieu unterscheidet dabei in folgende drei Formen des kulturellen Kapitals: In ‘Inkorporiertes Kulturkapital’, welches ‘[d]ie Akkumulation von Kultur in korporiertem Zustand – also in der Form, die man (…) auf [D]eutsch ‚Bildung‘ (…) nennt’ (ders.: 55) – ist. Dieses ist körpergebunden, vom Individuum verinnerlicht und wird im Laufe der Zeit erworben (vgl. ebd). In ‘Objektiviertes Kulturkapital’ (ders.: 59). Diese Form des kulturellen Kapitals existiert nach Bourdieu (1992a: 53) ‘in Form von kulturellen Gütern, Bildern, Büchern, Lexika, Instrumenten oder Maschinen, in denen bestimmte Theorien und deren Kritiken, Problematiken usw. Spuren hinterlassen oder sich verwirklicht haben’. In ‘Institutionalisiertes Kulturkapital’, welches in Form von legitimen Titeln, zum Beispiel Schul- und Universitätsabschlüssen, vorliegt (ders.: 61-62). ‘Das Sozialkapital ist die Gesamtheit der aktuellen und potenziellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von (…) Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens verbunden sind’ (ders.: 63). Solche Ressourcen können zum Beispiel Unterstützung, Hilfeleistung, Anerkennung und Wissen sein. Nach Bourdieu (1985: 22) ist symbolisches Kapital ‘nichts anderes als Kapital (gleich welcher Art), wahrgenommen durch einen Akteur, dessen Wahrnehmungskategorien sich herleiten aus der Inkorporierung der verschiedenen Verteilungsstrukturen des Kapitals, mit anderen Worten: ist Kapital, das als selbstverständlich erkannt und anerkannt ist.’ Es ergibt sich aus dem Zusammenwirken der drei zuvor genannten Kapitalformen. Symbolisches Kapital tritt in Form von Körpersprache, Verhalten und Kleidung in Erscheinung und hat Auswirkungen darauf, wie ein Mensch sozial wahrgenommen wird. Das wiederum hat Effekte auf den Rang in der Hierarchie einer Gesellschaft. Durch die unterschiedliche Verfügbarkeit über diese vier Kapitalformen lassen sich nach Bourdieu soziale Klassen identifizieren, die sich unter anderem in Denk- und Handlungsmustern, Verhaltensweisen und Vorlieben gleichen und die einen ähnlichen klassenspezifischen Habitus aufweisen. 3.3, Habitus und Klasse: Für Bourdieu ist die moderne Gesellschaft eine Klassengesellschaft. Mit diesem Gedanken schließt er sich Marx an (vgl. Krais / Gebauer 2010: 35). Im Gegensatz zu Marx sieht Bourdieu soziale Klassen nur dann in der Wirklichkeit existent, ‘wenn sie durch die Praxis, durch das Alltagshandeln der Individuen, Leben erhalten und am Leben erhalten werden’ (ders.: 35-36). Ausgehend vom ‘sozialen Raum, einem Raum von Unterschieden’ (ders.: 36), differenziert Bourdieu Individuen, anhand deren Verfügbarkeit zu den erwähnten Kapitalformen und deren Beziehungen zueinander (vgl. ebd.). So lassen sich Individuen, die mit ähnlichen Kapitalformen ausgestattet sind und ähnliche Beziehungen zueinander aufweisen als Gruppen in diesem sozialen Raum verorten. Dabei unterscheiden sie sich von anderen Individuen beziehungsweise Gruppen in ihrer Lebensführung, welche sich unter anderem als Unterschiede des ‘Geschmacks (…) [und] der Sichtweisen der sozialen Welt’ (ebd.) auffassen lassen. Gruppen von Individuen mit gleicher oder ähnlicher Verortung im sozialen Raum lassen sich wiederum zu sozialen Klassen zusammenfassen, die jedoch nur dann in der Wirklichkeit existieren, wenn sich deren Kapitalausstattung in deren Lebensführung und deren sozialem Handeln äußert (vgl. ders.: 36-37). ‘Die im Habitus eingelagerten Klassifikationen und Unterscheidungsprinzipien, Bewertungs- und Denkschemata schlagen sich nieder in den Praxen der Lebensführung vermittelt über den Habitus werden die Dinge (…) und die Aktivitäten (…) umgewandelt in (…) Unterscheidungen’ (ders.: 37). So zeigen unterschiedliche Vorgehensweisen, Meinungsäußerungen oder aber Besitztümer die ‘sozialen Unterschiede’ (ebd.) und damit ‘die Zugehörigkeit zu der einen oder zu der anderen sozialen Gruppe oder Klasse’ (ebd.) an. Weißt eine Gruppe von Individuen Gemeinsamkeiten in ihren Verhaltensweisen, Lebensführungen und ihrer materiellen Ausstattung auf, so kann von einem Klassenhabitus gesprochen werden. Mit anderen Worten: ‘Das Individuum hat wesentliche Elemente seines Habitus mit dem seiner Klassengenossen gemeinsam’ (ebd.). Durch die Beobachtung des Handelns der Individuen, die einer Klasse angehören, kann der klassenspezifische Habitus rekonstruiert werden. Somit ist es auch möglich, dass Mitglieder derselben Gruppe sich gegenseitig, bewusst oder aber eben unbewusst erkennen können, ohne sich vorher jemals begegnet zu sein.

Über den Autor

Sebastian Nothing, M.A., wurde 1985 in Oranienburg geboren. Sein Studium der Erziehungswissenschaften, der Soziologie, Psychologie und des Personalmangements an der Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg, schloss der Autor im Jahre 2014 mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab. Während des Studiums sammelte der Autor praktische Erfahrungen im Projekt- und Personalmanagement. Die im Studium behandelten Themen und die in der praktischen Arbeit gesammelten Erfahrungen motivierten ihn, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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