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- Die Rolle des Staates bei der Minderung von Informationsasymmetrien: Eine ordnungspolitische Analyse
Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 02.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 52
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In den vergangenen Jahren gab es augenscheinlich eine starke Häufung von Lebensmittelskandalen. Die Lebensmittelhersteller, die Verbraucherpolitik mitsamt den damit verknüpften Kontrollinstanzen und die Konsumenten stehen hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit in einem Beziehungsgeflecht, das durch gegenseitige Informationsasymmetrien gekennzeichnet ist. Die Verbraucherpolitik und die Kontrollinstanzen wissen nicht, welche Hersteller gegen Gesetze verstoßen, sodass hauptsächlich die Möglichkeit besteht, mit präventiv ausgerichteten Gesetzen und Vorgaben sowie mit stichprobenhaften Kontrollen die Lebensmittelsicherheit zu erhöhen. Die Verbraucher wissen zwar, dass Qualitätsverstöße vorkommen, haben aber ex ante keine Informationen darüber, welche Lebensmittel belastet sind, und können nur darauf vertrauen, dass der Staat – und in untergeordnetem Maße private Institutionen – Qualitätsverstöße rechtzeitig und umfassend aufdecken. Dabei stellt sich die Frage: Ist es für die Lebensmittelproduzenten tatsächlich so einfach, die Verbraucher zu täuschen und die staatlichen Regulierungen zu hintergehen, und warum werden Vergehen häufig erst dann entdeckt, wenn es schon fast zu spät ist, um Schaden vom Verbraucher abzuwenden? Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird nun die Rolle des Staates bei der Minderung von Informationsasymmetrien untersucht, wobei diesbezüglich vor allem auf die Informationsasymmetrien zwischen Hersteller und Verbraucher eingegangen wird. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Prinzipal-Agenten-Theorie, da dieser Ansatz die Basis für das Verstehen von Informationsasymmetrien liefert.
Textprobe: Kapitel 4, Rolle des Staates bezüglich dem Abbau von Informationsasymmetrien in der Lebensmittelproduktion: In diesem Kapitel wird nun die Rolle des Staates bei der Minderung von Informations-asymmetrien am Beispiel der Lebensmittelherstellung analysiert. Zunächst werden die beteiligten Akteure sowie ihre jeweiligen Rollenzuordnungen in Bezug auf die Prinzipal-Agenten-Theorie vorgestellt. Zuletzt findet eine Analyse der Informationsasymmetrie auf die soziale Wohlfahrt statt sowie die Wirkung des staatlichen Eingriffs in Form der Mechanismus-Design-Theorie. 4.1, Akteure: Die betroffenen Interaktionspartner bei Informationsasymmetrien in der Lebensmittelbranche sind zum einen die Hersteller der Lebensmittel und zum anderen die Verbraucher - auch Konsumenten genannt. Der Staat wird hier in diesem Blickwinkel als ordnende Instanz der Verbraucherpolitik betrachtet und in diesem Punkt auch ausführlich dargestellt. 4.1.1, Die Hersteller/Produzenten: Der Produzent erhält die Rolle des Agenten in der Prinzipal-Agenten-Theorie. Seine Aufgabe ist es, im Sinne des Prinzipals Lebensmittel herzustellen. Dieses wird durch folgende Definition von Krelle belegt: ‘Unternehmen sind wirtschaftlich selbstständige Einheiten, deren Zweck es ist, Güter (einschließlich Dienstleistungen) zu erstellen. Sie dienen letzten Endes dazu, Haushalte mit den von ihnen gewünschten Gütern zu versorgen und sind daher vom Standpunkt der Gesamtwirtschaft aus kein Selbstzweck’ [Krelle (1969, S.1)]. Also wird hierdurch die Rolle des Agenten belegt, da wie Krelle beschreibt, die Hersteller als Vertreter für den Verbraucher die Lebensmittel produzieren. Hieraus resultiert eine Vertreterbeziehung. Diese bestmögliche Versorgung der Konsumenten wird mit der Nebenbedingung der eigenen Gewinnmaximierung des Unternehmens durch die gleichgewichtige Marktallokation der Nachfrage und des Angebots erreicht [vgl. Braun (1988, S.11)]. Das bedeutet, dass ein Marktgleichgewicht bei optimaler Allokation von Angebot und Nachfrage hergestellt wird. Wie bereits angeführt, richtet sich das Angebot der Produzenten an die Nachfrage der Konsumenten. Die Unternehmen müssen jedoch aufgrund der knappen Ressourcen nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip handeln [vgl. Fandel (2007, S.6)]. Knappe Ressourcen sind das Kapital sowie die zur Produktion notwendigen Faktoren wie Arbeitskraft oder Rohstoffe. Die Angebotsfunktion setzt sich aus der Produktionsfunktion zusammen, die in Abhängigkeit der Kostenfunktion für die optimale Produktion und Preisbildung sorgt [vgl. Krelle (1969, S.1)]. Ziel der neoklassischen Produktionsfunktion ist das Erreichen einer optimalen Ressourcenallokation [vgl. Braun (1988, S.12)], bei der Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht stehen und die vorhandenen Ressourcen optimal ausgenutzt werden. Stellt man nun den Bezug zu unserem Prinzipal-Agenten-Modell her, so kann man wie bereits bewiesen, den Produzenten als Agenten definieren. Seine Nutzenfunktion ist die Gewinnfunktion, welche aus der Produktionsfunktion abgeleitet werden kann. Die Reservationskosten können als die Kostenfunktion des Produzenten angesehen werden. Der Agent führt seine Aktionen entsprechend seiner Produktionsfunktion und seines Nutzens/Gewinns aus. 4.1.2, Die Verbraucher/Konsumenten: Der Verbraucher oder auch Konsument erhält die Rolle des Prinzipals bei der Übertragung der Prinzipal-Agenten-Theorie auf die Produzenten-Verbruacher-Beziehung, denn der Prinzipal (wie bereits im Abschnitt 2.1 erläutert) ist die führende Instanz der Vertreterbeziehung. Angewendet auf unser Problem der Informationsasymmetrie in der Lebensmittelbranche kann dies so begründet werden, dass der Verbraucher den Lebensmittelhersteller dazu delegiert, für ihn Lebensmittel herzustellen. Der Prinzipal trägt den Nutzen für die kostengünstige Beschaffung von Lebensmitteln verschiedenster Art. Die Menschen wirtschaften, um ihre Existenz durch Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu gewährleisten [vgl. Räder (1993, S.8)]. In dieser Arbeit werden für die Nachfrageseite die Begriffe Verbraucher und Konsument verwendet. Jedoch sollte hier kurz eine Klarstellung des Begriffs erfolgen. Der Konsument kann aus drei Funktionen bestehen, dies sind die Rollen des Entscheiders, des Zahlers und des Verbrauchers. Aufgrund dieser Rollen kann der Konsument in 5 Kategorien unterteilt werden. Er kann zunächst einmal alle drei Funktionen in sich vereinen. Der Konsument kann auch nur Entscheider und Zahler sein (Bsp. Schenker). Oder er kann sich lediglich in der Position eines Entscheiders und Verbrauchers befinden. Möglich ist auch die Rolle als Zahler und Verbraucher ohne die Berechtigung zur Entscheidung - wie zum Beispiel ein Privatpatient, der Medikamente verordnet bekommt. Schließlich können auch alle drei Rollen an verschiedene Personen verteilt werden, so zum Beispiel, wenn einem Kassenpatienten Medikamente verordnet werden [vgl. Trommsdorff (2004, S.17)]. Das Konsumentenverhalten wird abstrahiert in Modellen dargestellt zum besseren Verständnis über das Entscheidungsverhalten, jedoch können sie das reale Verhalten nicht abbilden [vgl. Gerhardt (1984, S.1)], da in den Modellen von einem Homo oeconomicus ausgegangen wird. Dieser entspricht einem rationalen Menschenbild, das sein Verhalten nur entsprechend seiner Gewinnmaximierung ausrichtet. Diese abstrakte Darstellung ist jedoch nötig für das Aufzeigen einer Gleichgewichtslösung zwischen Angebot und Nachfrage in der mikroökonomischen Analyse [vgl. Tobin (1963, S.677)]. Mit dem immer schneller wachsenden Wissen in der Gesellschaft und der Globalisierung wurde auch seit den 60er Jahren der Informationsasymmetrie zwischen Herstellern und Konsumenten die nötige Aufmerksamkeit erbracht und erkannt, dass es hier Handlungsbedarf gibt [vgl. Streissler (1974, S.12)]. Aufgrund der Tatsache des Informationsproblems analysiert man das Kaufverhalten anhand des neoinstitutionellen Ansatzes der Informationsökonomik [vgl. Kuss (2007, S.1)]. Mit der bereits erwähnten Konsumentensouveränität wird das Recht des Konsumenten abgeleitet, als unselbstständiges Individuum den Anspruch auf staatliche Maßnahmen und politische Unterstützung beim Verbraucherschutz zu haben [vgl. Aßländer (2011, S.27)]. Die Informationsökonomie typisiert die Einschätzung der Qualitätseigenschaft von einem Produkt durch den Konsumenten nach Such-, Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften [vgl. Trommsdorff (2004, S.317)]. Die Sucheigenschaft wird definiert als die, nach der man vor der Kaufentscheidung eine Produktauswahl treffen kann. Bei der Erfahrungseigenschaft geht es darum, dass man die Eigenschaft durch bereits erlebte Erfahrungen über ein Produkt besitzt. Die Vertrauenseigenschaft beschreibt die Situation, bei der der Konsument erst nach dem Kauf durch Vertrauen die angeworbene Eigenschaft überprüfen kann [vgl. Darby (1973, S.69)]. Entsprechend dieser Eigenschaftseinschätzung des Konsumenten bewegt sich die Ausprägung der Informationsasymmetrie. Außerdem ist davon die Funktionsfähigkeit des Marktes abhängig, aber auch die Höhe der Transaktionskosten, die beispielsweise durch Suchprozesse entstehen, und das wiederum wirkt sich auf das Wohlfahrtsniveau aus [vgl. Hauser (1979, S.762)]. Um die Informationsasymmetrie aus Perspektive der Verbraucher zu verdeutlichen, werden die Wahrnehmung der Produkte bzw. Produktqualität durch den Verbraucher sowie die Bedeutung von Produktkennzeichnungen erörtert. Der Einsatz von lebensmittelchemischen Zusatzstoffen ist für die heutige Lebensmittelproduktion aufgrund des gestiegenen Massenbedarfs und des Kostenaspektes unerlässlich [vgl. Schwan (2009, S.121)]. Aber auch die Haltbarkeit der Lebensmittel sowie die Zubereitungszeiten können hierdurch modifiziert werden. Dies sind Aspekte, die durchaus im Interesse der Verbraucher liegen [vgl. Vinz (2005, S.5)]. Hieraus entsteht ein Informationsdilemma zwischen Verbraucher und Hersteller. Für den Konsumenten ist es schwieriger geworden, über die Qualitätseigenschaft eines Produktes zu urteilen. Gründe hierfür sind nicht nur umhüllende Verpackungen, sondern der Verbraucher wird auch aufgrund der industriell ablaufenden Produktionsprozesse im Unwissen gelassen [vgl. Zühlsdorf (2012, S.5)]. Hinzu kommt, dass von den Herstellern zum Beispiel neue Fertiggerichte erfunden werden und durch verstärkte Marketingaktivitäten ein neuer Life-Style entsprechend der veränderten Gewohnheiten der Konsumenten vermittelt wird [vgl. Vinz (2005, S.4)]. Der Konsument weiß immer weniger, was er eigentlich beim Produktkauf genau erwirbt.