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- Die Kulturmarke FNAC im französischen Buchhandel
Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Fnac gehört zur Gruppe PPR und ist führend auf dem Gebiet der Distribution kultureller und technologischer Produkte. 1954 in Paris als Konsumentenvereinigung gegründet, verfügt sie heute über mehr als 100 Filialen weltweit. Sie ist in jeder ihrer Produktgruppen Marktführer und gilt als die erste Adresse unter den Buchhandlungen in Frankreich. Aber nicht nur Kommerz, sondern auch Beratung und kulturelle Aktion sowie soziales und politisches Engagement werden mit dem Namen Fnac verbunden. Denn auch im verbreitenden Buchhandel spielen Markenbildung und -pflege eine immer wichtigere Rolle. In der vorliegenden Studie sollen folgende Fragen beantwortet werden: Welche Konzepte führten zum Erfolg der Fnac? Welche Strategien sichern diesen heute? Wie innovativ sind die Ideen und inwieweit lassen sie sich auf den internationalen Buchmarkt übertragen? Inwiefern können sie richtungweisend für deutsche Buchhandlungen sein? Kann man im Zusammenhang mit der Fnac von einer Kulturmarke sprechen? Der Fokus liegt damit auf einer Analyse der Strategien im Stammland und den internationalen Marketingmaßnahmen sowie der Frage nach dem Status der Fnac als Kulturmarke.
Textprobe: Kapitel 2.1., Goncourt, Renaudot, Médicis, … zur ‹Rentrée littéraire›: Die berühmtesten nationalen Auszeichnungen zum literarischen Herbst in Frankreich: Die Konzentration des Buchhandels auf die Metropole Paris wird mit der so genannten ‹Rentrée littéraire› im September besonders deutlich. Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts gilt der Herbst als die Zeit der großen literarischen Auszeichnungen. In dieser Zeit wird die Mehrheit der Bücher publiziert – weniger wegen der meist niedrigen Preisgelder als vielmehr aus absatzpolitischen Gründen. Ein riesiger Werbe- und Presseaufwand begleitet diese Zeit und hat sich in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhunderts noch verstärkt. Die Umstände kommen im folgenden Zitat treffend zum Ausdruck: Dans le monde de l’édition, du journalisme, on ne dit déjà plus ‹le prix Goncourt› on dit le ‹Goncourt› [...] dans cent ans – et même avant – le mot aura glissé dans le langage courant Goncourt [...] sera synonyme de gros lot, de chance, d’aventure heureuse, ou simplement d’argent. Tatsächlich wirken lediglich einige wenige Preise verkaufsfördernd. Neben besagtem Prix Goncourt zählen dazu der Prix Femina, der Prix de l'Académie française, der Prix Renaudot, der Prix Interallié und der Prix Médicis. Der Goncourt beispielsweise führt regelmäßig zu einem Verkauf von mindestens 200.000 Exemplaren des entsprechenden Preistitels. Als Edmond Goncourt 1896 starb, verfügte er in seinem Testament die Gründung einer literarischen Gesellschaft, deren zehn Mitgliedern die Aufgabe oblag, aus dem laufenden Jahr einen Preisträger für das beste erzählerische Werk in französischer Sprache auszuwählen, das die Forderung nach «[…] une littérature indépendante, non académique, non conformiste, non mondaine, non commerciale, de la littérature indifférente aux consécrations officielles et aux succès» erfüllte. Somit wurde der Prix Goncourt von Anfang an ein Gegengewicht zur traditionellen Académie française. Konsequenterweise war eine gleichzeitige Satzungsmitgliedschaft in den beiden Instituten ausgeschlossen. Der Preis wurde erstmals 1903 vergeben und zwar an John-Antoine Nau für Force ennemie bei den Editions de la Plume. Das Preisgeld dieser wohl begehrtesten Auszeichnung in der französischen Literaturwelt beläuft sich mittlerweile nur noch auf symbolische zehn Euro. Im Gegensatz dazu ist der Grand Prix du Roman der Académie française, der 1918 ins Leben gerufen wurde, mit 7.500 Euro dotiert. Er ist aber für die Verkaufszahlen wesentlich unbedeutender geblieben. Da er außerdem eine Woche vor dem Goncourt vergeben wird und die Chancen auf letztgenannten somit verringert, ist er von den Autoren weniger begehrt. Bereits ein Jahr nach dem Prix Goncourt wurde erstmals der Prix Femina verliehen. Die Jury setzte sich aus zwölf Mitarbeiterinnen der Zeitschrift La Vie heureuse zusammen. 1985 wurde neben dem regulären Preis eine weitere Kategorie für ausländische Werke eingeführt, 2002 eine für Essays. Der Prix Renaudot geht auf das Jahr 1926 zurück und ist nach Théophraste Renaudot, dem Gründer der Gazette, dem ersten französischen Journal, benannt. Am selben Tag und desgleichen im Restaurant Drouant-Gaillon ausdiskutiert, will er eventuelle Ungerechtigkeiten des Goncourts ausgleichen. Eine Anekdote erklärt die Gründung damit, dass die Journalisten, die im Restaurant der Goncourt-Jury auf die Bekanntgabe des Preisträgers warteten, einen Tisch reservierten und zum Zeitvertreib ihren eigenen Preis auslobten. Wichtigstes Kriterium für die Wahl durch die zehn Jurymitglieder ist eine Neuheit im Stil. Autoren, die in den vorangegangenen fünf Jahren bereits einen der großen Literaturpreise erhalten haben, sowie der Preisträger des Goncourt sind jedoch von vornherein ausgeschlossen. Wie der Prix Renaudot zum Prix Goncourt, so steht der Prix Interallié zum Prix Femina. Als maskulines Pendant zu jenem entstand er 1930. Die Jury bleibt auf den Berufsstand der Journalisten beschränkt und auch der Preisträger entstammt diesem Kreis. Er wird im folgenden Jahr selbst Jurymitglied. Der Prix Médicis aus dem Jahr 1958 wird schließlich als «le prix le plus artistique» bezeichnet. 2.2., Branchenstruktur der französischen Verlage: Die professionellen Literaturpreise bringen dem Autor soziales Ansehen und dienen dem Leser zur Orientierung inmitten einer unübersichtlichen Titelflut. 2005 gab es 53.462, laut der Universität Paris-Nanterre sogar 68.433 Neuerscheinungen und Neuauflagen. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 2,4 Prozent und sicherte Frankreichs Position unter den zehn größten Buchnationen der Welt. Dabei realisierten allein die zwölf größten Unternehmen 4,7 der 6,1 Mrd. Euro, d.h. 77 Prozent der Branchenumsätze. Insgesamt gab es laut Livres Hebdo jedoch 1.030 Verlage in Frankreich das Syndicat National de l’Edition (SNE) zählte nur 291, von denen zwei Drittel auf der ‹Ile de France› angesiedelt waren. Da es sich bei Livres Hebdo um das einzige interprofessionelle Branchenmedium handelt, scheinen diese Angaben in jedem Fall zuverlässig. Die geringe Zahl des SNE ist mit einer an Umsätzen und Titelproduktion festgemachten Definition verbunden.
Kirstin Gouverneur wurde 1981 in Trier geboren. Ihr Studium der Buchwissenschaft, Betriebswirtschaft und Germanistik an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz schloss die Autorin im Jahre 2007 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in der Buchbranche. Die Fnac war ihr während verschiedener Auslandsaufenthalte aufgefallen und faszinierte sie. Darum entschloss sich die Autorin für einige Monate nach Paris zu gehen, um das Unternehmen und seinen Erfolg genauer zu durchleuchten.