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- Atypische Beschäftigung: Teilzeitarbeit, befristete Beschäftigung und Leiharbeit in Deutschland und Großbritannien
Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 10.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 44
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Atypische Beschäftigungsformen haben in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen. Der Anteil der Arbeitnehmer, die einer vom klassischen Normalarbeitsverhältnis abweichenden Tätigkeit nachgehen, nimmt stetig zu. Diese Trends sind europaweit zu beobachten. Dennoch sind vergleichende sozialwissenschaftliche Arbeiten, die theoretische Ansätze mit empirischen Daten vereinen, noch wenig verbreitet. Diese Lücke wird durch dieses Fachbuch geschlossen. Es wird die Frage geklärt, ob es im Bereich der atypischen Beschäftigung zu einer Annäherung in liberalen und koordinierten Marktwirtschaften kommt. Dazu werden auf der einen Seite die Arbeitsmarktpolitiken von Deutschland und Großbritannien und auf der anderen Seite die quantitative Entwicklung von Teilzeitbeschäftigung, befristeter Beschäftigung und Leiharbeit in beiden Ländern untersucht. Nach einer kurzen Vorstellung des Themas und des aktuellen Forschungsstandes erfolgt eine Einführung in die theoretischen Ansätze der Konvergenz und Divergenz politischer Ökonomien. Nach der Erläuterung des 'Varieties of Capitalism' Ansatzes und der Verortung Deutschlands und Großbritanniens wendet sich der Autor der Definition atypischer Beschäftigung und den hieraus entstehenden Problemen zu. Im ersten empirischen Teil wird die Entwicklung der Beschäftigunspolitiken im deutsch-britischen Vergleich diskutiert. Im zweiten empirischen Teil werden schließlich empirische Indikatoren dargestellt, welche die Konvergenz der meisten Beschäftigungsformen und auch der Arbeitsmarktpolitiken innerhalb des untersuchten Zeitraums zeigen. Abschließend fasst der Autor die Ergebnisse zusammen und diskutiert sie vor dem Hintergrund aktueller Forschung. Dem Autor gelingt es, die theoretischen Ansätze von Konvergenz und Divergenz mit empirischen Daten aus beiden Marktwirtschaftsformen zu verbinden.
Textprobe: Kapitel 3, Produktionssysteme nach dem Varieties of Capitalism-Ansatz: Für einen Vergleich im Bereich der atypischen Beschäftigung zwischen Deutschland und Großbritannien spricht vor allem die unterschiedliche Gestaltung beider Wirtschaftssysteme. In diesem Kapitel werden der Varieties-of-Capitalism-Ansatz (VoC-Ansatz) und die Befunde für beide Länder vorgestellt. Bevor auf die Klassifizierung des britischen und deutschen Wirtschaftssystems eingegangen wird, muss trotz der Unterschiede auf die Gemeinsamkeiten beider Länder eingegangen werden. Turner und Green (2007: 1f) zählen die nachfolgenden Punkte zu den wichtigsten Gemeinsamkeiten im Hinblick auf Konvergenz im Bereich der Arbeitsmarktpolitik: (1) geografisch ungleiche Verteilung der wirtschaftlichen Aktivität. (2) Schwierigkeiten des öffentlichen Haushalts seit den 1990er-Jahren. (3) beide sind Handelsnationen (Globalisierung und steigendem Kapitalfluss ausgesetzt). (4) nachteilige demographische Entwicklungen für Arbeitsmarkt und Wohlfahrtsstaat. (5) beide sind seit den 1970er Einwanderungsländer (v.a. Arbeitsmigration). (6) Mitgliedsländer der EU3 und der OECD. (7) politischer Machtwechsel Ende der 1990er. Im Folgenden wird der VoC-Ansatz erläutert. Dieser untersucht institutionelle Differenzen und versucht herauszuarbeiten, welche Unterschiede in den politische Ökonomien für die ökonomische Leistungsfähigkeit verantwortlich sind (Hall 2006: 183). Hall (2006: 182) stellt klar heraus, dass es bei der Arbeit zum VoC-Ansatz im Grunde um die Produktionssysteme nach dem Varieties of Capitalism-Ansatz Überprüfung der Behauptung, ein Land könne nur auf einem Weg wirtschaftlich erfolgreich sein, geht. In diesem relationalen Ansatz kommt den Unternehmen die Schlüsselrolle zu, die die ökonomischen Herausforderungen in ihrem institutionellen Kontext lösen. Nach Hall (2006: 183-184) existieren zwei Möglichkeiten die Koordinationsprobleme zu bezwingen: (1) Koordination durch Marktkonkurrenz (= Lohn- und Preisanpassung). (2) strategische Interaktion zwischen den Akteuren. Länder, in denen Unternehmen mehrheitlich von strategischer Koordination Gebrauch machen, bezeichnen Hall & Soskice (2001: 1-68) als koordinierte Marktwirtschaften und Länder, die von Marktkonkurrenz geprägt sind, als liberale Marktwirtschaften. 3.1, Koordinierte Marktwirtschaft - Deutschland. Deutschland wird im VoC-Ansatz den koordinierten Marktwirtschaften zugeordnet. Hall und Soskice (2003: 21-27) wählen Deutschland aus, um die koordinierte Marktwirtschaft zu beschreiben. Die deutsche soziale Marktwirtschaft zeichnet sich durch einen ausgeprägten Korporatismus aus. Der nachfolgende Absatz bezieht sich auf Hall & Soskice (2001: 21ff). Deutsche Unternehmen verfolgen Produktionsstrategien, die von spezifischen Fähigkeiten und von einem hohen Maß an unternehmerischen Engagements seitens der Arbeitnehmer abhängig sind. Das Engagement für und die Bindung an ein Unternehmen erfolgen jedoch nur durch die Zusicherung von Beschäftigungssicherheit, branchen üblichen Löhnen und Mitwirkung von Betriebsräten. Diese Praktiken sind nur realisierbar, da ein Ordnungsrahmen (Corporate Governance) mit Gesetzen, Richtlinien, Kodizes, Leitbildern und Erklärungen, bestimmt durch den Gesetzgeber und die Unternehmensführung, eine einseitige Abweichung bzw. einen Vertragsbruch verhindert. Darüber hinaus ist der Ordnungsrahmen mit samt seinen Mechanismen der Garant für den Zugang zu langfristigem Kapital. Das deutsche institutionelle Arrangement soll in der Vergangenheit im politischen wie im wissenschaftlichen Diskurs die Hauptursache der schlechten wirtschaftlichen Entwicklungen und der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit auf dem Arbeitsmarkt gewesen sein (Eichhorst & Marx 2009: 1f). Wie Eichhorst und Marx (2009: 2) feststellen, ging es in den zurückliegenden Arbeitsmarktreformen um die Erhaltung des institutionellen Rahmens des Normalarbeitsverhältnisses, das mit Ausweitung von atypischer Beschäftigung einhergeht. Abschließend bleibt festzuhalten, dass das deutsche Wirtschafts- bzw. Produktionssystem stark auf gegenseitiges Vertrauen zwischen Kapital und Arbeit aufbaut. Hieraus kann abgeleitet werden, dass bei anhaltendem Vertrauensbruch der komparative Wettbewerbsvorteil des deutschen Produktionssystems verloren geht. Ein solcher Vertrauensverlust kann in der Ausweitung von atypischen Beschäftigungsverhältnissen gesehen werden. 3.2, Liberale Marktwirtschaft - Großbritannien Großbritannien wird den liberalen Marktwirtschaften zugeordnet. Der nachfolgende Absatz bezieht sich auf Hall & Soskice (2001: 27ff) und beschreibt den Regimetyp der liberalen Marktwirtschaft. Unternehmen in liberalen Marktwirtschaften verlassen sich bei der Behebung von Koordinationsproblemen auf Marktbeziehungen. Sowohl spezifische Fähigkeiten als auch eine langfristige Bindung an Unternehmen sind nicht notwendig, da man zwischen Kapital und Arbeit aber auch zwischen Unternehmen zumeist kurzfristige Kooperationen eingeht. Die Instabilität der Absatzmärkte erfordert die Deregulierung des Arbeitsmarktes um auf Marktschwankungen flexibel reagieren zu können. Ein ähnlicher Ordnungsrahmen wie in koordinierten Marktwirtschaften erweist sich als nicht notwendig, da der Markt und die kurzfristigen Kooperationen zwischen den Teilnehmern die Lösung des Koordinationsproblems darstellen. Großbritannien wurde in den 1970er-Jahren als der 'kranke Mann Europas' angesehen (Funk 2007: 116). Dies hat sich im Laufe der vergangenen 30 Jahren stark verändert und Großbritannien überzeugte durch Wachstum der Wirtschaft und einer hohen Beschäftigungsquote seit Ende der 1990er. Diese Entwicklung wird der Tatsache zugeschrieben, dass die britischen Institutionen vorteilhafter an den strukturellen Wandel und die Globalisierung angepasst sind (ebd.).
Mario Daum, geboren 1985 in Rastatt, erlangte nach seiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann neben seiner Berufstätigkeit die allgemeine Hochschulreife auf dem Zweiten Bildungsweg. Dies ermöglichte ihm die Aufnahme des Studiums der Soziologie und Politikwissenschaft an der Universität Mannheim, welches er 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts sehr erfolgreich abschloss. Derzeit absolviert er ein konsekutives Master-Studium der Soziologie. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Bereiche Organisations- und Wirtschaftssoziologie, die Industriellen Beziehungen, Bildungssoziologie, Soziale Ungleichheit, Zeitsoziologie und die Soziologie des Wohlfahrtsstaates. Die im Studium, Privat- und Berufsleben gesammelten Eindrücke und Erkenntnisse motivierten ihn, sich der Thematik der vorliegenden Arbeit zu widmen.