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- Analyse der Wechselwirkungen von Leistungsbilanzsalden, Währungspolitik und Staatsverschuldung
Wirtschaftswissenschaften
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 58
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Exportüberschüsse schaffen Arbeit und sind Zeichen für eine erfolgreiche Wirtschaft, heißt es auf der einen Seite. Importüberschüsse haben den Griechen erst zu einem Luxusleben verholfen und sie dann in eine Schuldenkrise gebracht, heißt es auf der anderen Seite. Wie passt das zusammen? Nicht der Handel, wohl aber die Handelsbilanzen sind immer ein Nullsummenspiel – schließlich sind die Exporte der einen die Importe der anderen. Weisen bestimmte Länder dauerhafte Überschüsse oder Defizite auf, spricht man von globalen Ungleichgewichten. Inwiefern beeinflussen sie den Wohlstand einzelner Nationen und sind sie gar eine Gefahr für die Stabilität der Weltwirtschaft? Diese Studie widmet sich diesen hochaktuellen Fragen. Im Kern geht es um die Verschuldungskrise ganzer Volkswirtschaften: Ausländisches Kapital dient nur in der Theorie der Erhöhung produktiver Investitionen. Tatsächlich bilden sich immer wieder Konsum- und Immobilienblasen, die von einer hohen Staatsverschuldung begleitet sein können, aber nicht müssen. Die Probleme verschärfen sich in einer Welt realwirtschaftlich falscher Wechselkurse, die weder Inflationsdifferenzen noch Leistungsbilanzsalden ausgleichen: Sei es, weil der Wechselkurs abgeschafft wurde (Eurozone), einer Manipulation ausgesetzt ist (China) oder ein ungerechtes Weltwährungssystem einzelnen Akteuren Privilegien verschafft (USA). Aus diesem Grunde werden nicht nur die Sinnhaftigkeit von Handels- bzw. Leistungsbilanzsalden überprüft, sondern auch die Wirkungen von Auf- und Abwertungen erläutert. Es zeigen sich beispielsweise Effekte, die für Deutschland eine Aufwertung als wohlfahrtsökonomisch sinnvoll werden lassen. Und man beginnt zu verstehen, dass eine äußere und innere Abwertung keine Äquivalente sind, sondern zu Inflation bzw. Depression führen. Insofern verwundert es nicht, wenn der Erhalt des Euro die wirtschaftlichen Probleme in der Südperipherie weiter verschärft. Ferner werden die Zusammenhänge zwischen staatlicher Verschuldung und der Leistungsbilanz aufgezeigt. Im außenwirtschaftlichen Sinne ist Staatsverschuldung immer dann unproblematisch, wenn der Privatsektor entsprechende Überschüsse aufweist. Wirkt sich Staatsverschuldung auf die privaten Ersparnisse aus und ändern sich die internationalen Kapitalströme? Dieses Buch gibt auch hierzu Antworten, ohne komplexe Modelle zu benutzen. Wer etwas zu den Hintergründen der Eurokrise erfahren möchte, deutsche Exportüberschüsse kritisch hinterfragt oder die amerikanische Verschuldung begreifen möchte, dem sei diese wissenschaftliche Durchdringung empfohlen.
Textprobe: Kapitel 3., Einfluss der Währungspolitik: Wie bereits erläutert wurde, ist die Zahlungsbilanz im Sinne einer Identität immer ausgeglichen. Die Mechanismen, die für einen jederzeitigen Zahlungsbilanzausgleich sorgen, sind vielfältig und müssen nach dem System fixer und flexibler Wechselkurse unterschieden werden. Grundsätzlich resultiert ein Saldo in der Zahlungsbilanz aus einer fehlenden Übereinstimmung von Leistungs- und Kapitalbilanz. Ein Defizit liegt beispielsweise vor, wenn das Leistungsbilanzdefizit höher ist als der Nettokapitalimport oder der Nettokapitalexport den Leistungsbilanzüberschuss übersteigt. Umgekehrtes gilt für einen Zahlungsbilanzüberschuss. 3.1, Feste Wechselkurse: In einem System fester Wechselkurse erfolgt der Zahlungsbilanzausgleich durch die Veränderung der Währungsreserven der Zentralbank. Im Falle eines Defizits wird die Differenz zwischen Leistungs- und Kapitalbilanz durch die Abgabe von Devisen beglichen, während sich bei einem Überschuss die Devisenreserven erhöhen. Das Eingehen eines Saldos in der Devisenbilanz wird als Zahlungsbilanzfinanzierung bezeichnet. Dies wird allerdings stets begleitet von einer Änderung der monetären Basis. Demgemäß ist ein Devisenankauf der Zentralbank ein Akt der Geldschöpfung und ein Devisenverkauf ein Akt der Geldvernichtung. Diese Geldmengenvariationen wirken wiederum auf die Zahlungsbilanzentwicklung zurück, weil die Leistungs- und Kapitalbilanz auf Zins- und Einkommensänderungen reagieren. Der so genannte Geldmengen-Preis-Mechanismus führt dann wieder zu einem Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt: So sorgt die Abnahme der Geldmenge bei einem Zahlungsbilanzdefizit für fallende Preise und Einkommen im Inland, was über sinkende Importe und steigende Exporte die Leistungsbilanz verbessern kann. Ebenso könnte ein Anstieg der Zinsen eine Abnahme der Kapitalexporte bzw. Zunahme der Kapitalimporte nach sich ziehen. Die von der Zentralbank geleistete Zahlungsbilanzfinanzierung erzwingt damit in der Folge eine Zahlungsbilanzkorrektur, es sei denn, die Geldmengenänderung wird durch Neutralisierung bzw. Sterilisierung verhindert. So kann die durch einen Devisenverkauf verursachte Reduktion der inländischen Geldmenge durch eine expansive Geldpolitik wieder umgekehrt werden, etwa mit Offenmarktkäufen von Staatsanleihen. Dies könnte sinnvoll sein, wenn das Ungleichgewicht nur vorübergehend besteht und die durch Einkommensänderungen entstehenden Anpassungskosten verhindert werden sollen. Eine bei Unterdrückung geldmengeninduzierter Anpassungseffekte notwendige permanente Zahlungsbilanzfinanzierung dagegen ist problematisch, weil so das Ungleichgewicht bestehen bleibt und die Zentralbank weiter intervenieren muss, wozu sie aber nur in der Lage ist, solange sie liquide ist, also über Devisen verfügt oder diese per Kreditaufnahme beschaffen kann. Ein anderer Umgang mit Zahlungsbilanzdefiziten besteht darin, den ohne Neutralisierung wirkenden Geldmengen-Preis-Mechanismus zu beschleunigen und damit den Verlust an Währungsreserven aktiv zu begrenzen. So kann zusätzlich eine kontraktive Geldpolitik die Wirkungen der durch die Devisenabgabe verursachten Geldmengenreduktion verstärken. Darüber hinaus können zur Zahlungsbilanzkorrektur Instrumente der Handels- und Kapitalverkehrspolitik angewendet werden. Diese reichen von Importzöllen und Kontingenten bis hin zum Verbot internationaler Kapitalbewegungen. 3.2, Flexible Wechselkurse: Bei flexiblen Wechselkursen unter Gewährleistung der Konvertibilität dagegen sorgt der Wechselkurs für einen jederzeitigen Ausgleich der Zahlungsbilanz. Durch eine Änderung der Austauschrelation zwischen den einzelnen Währungen (Wechselkurs) werden das aus Exporten und Kapitalimporten stammende Devisenangebot sowie die von Importen und Kapitalexporten abhängende Devisennachfrage zur Übereinstimmung gebracht. Ausgehend von einer Preisnotierung ist eine Aufwertung (Verteuerung) der Inlandswährung mit einem steigenden Wechselkurs und eine Abwertung (Verbilligung) mit einem sinkenden Wechselkurs gleichzusetzen. Demgemäß beseitigt die mit einer Abwertung stattfindende Verbilligung der Währung eine Überschussnachfrage nach Devisen und damit das Zahlungsbilanzdefizit. Da der Devisenmarkt durch das Wirken des Preismechanismus stets geräumt wird, muss die Notenbank nicht mehr auf den Ausgleich der Zahlungsbilanz hinwirken und kann sich stattdessen auf binnenwirt-schaftliche Ziele wie Wirtschaftswachstum oder Preisstabilität fokussieren. Im Folgenden wird der Zusammenhang von Wechselkurs und Leistungsbilanzsaldo näher untersucht. Da das System fixer Wechselkurse von Bretton Woods im Jahr 1973 beendet wurde, liegt der Fokus nun auf freien Wechselkursen, auch wenn es weiterhin teils massive Devisenmarktoperationen von Zentralbanken gibt oder die Wechselkurse innerhalb der Eurozone fixiert sind. 3.3, Zusammenhang von Wechselkurs und Leistungsbilanz: Ungeachtet internationaler Kapitalbewegungen führt ein Überschuss in der Leistungsbilanz zu einem Überangebot an Devisen und damit zu einer Aufwertung der heimischen Währung. Umgekehrt folgt aus einem Leistungsbilanzdefizit eine Währungsabwertung. Aus (4) wird jedoch ersichtlich, dass ein Leistungsbilanzdefizit durch einen Nettokapitalimport finanziert werden kann und umgekehrt. Damit leistet der auf einen Zahlungsbilanzausgleich hinwirkende Wechselkurs nicht zwangsläufig auch einen Beitrag zu einer ausgeglichenen Leistungsbilanz. Solange den Ungleichgewichten in der Leistungsbilanz entsprechende private Kapitalflüsse gegenüberstehen, besteht kein Automatismus zu einer Wechselkursänderung. Vielmehr werden die Wechselkurse maßgeblich von Finanztransaktionen bestimmt, die sich in der Kapitalbilanz widerspiegeln. Diese Finanztransaktionen hängen vor allem ab vom internationalen Zinsniveau und von Wechselkurserwartungen. Eine Anlage im Ausland ist unter Renditeerwägungen dann lohnend, wenn die Summe aus ausländischem Zinssatz und erwarteter Wechselkursänderung höher ist als der inländische Zins. Demnach kann das Ausland bei einer erwarteten Aufwertung seiner Währung auch dann Kapital attrahieren, wenn sich der Zinssatz auf inländischem Niveau oder darunter befindet. Für die Wechselkurserwartung wiederum werden diverse Indikatoren herangezogen. Dazu gehört durchaus der Leistungsbilanzsaldo, aber auch das Ausmaß und die Ursachen staatlicher Budget-defizite, die relative Position des Landes im nationalen und internationalen Konjunkturzyklus oder die Einschätzung der nationalen Geld- und Fiskalpolitik. Schätzen beispielsweise die Marktteilnehmer die Geldpolitik als wenig stabilitätsorientiert ein, dann impliziert dies eine Inflationserwartung. Inflation aber erhöht die Devisennachfrage und hat damit eine Abwertung der Währung zur Folge. Deshalb müssen etwa Staaten, die über keine Stabilitätskultur verfügen, für ihre Anleihen einen Aufschlag auf die Nominalzinsen hinnehmen, der die Anleger gegen die Inflation absichert. Kritiker eines Wechselkursoptimismus weisen auf die Existenz spekulativer Blasen hin, die eine Wechselkursentwicklung mit sich bringen, die realwirtschaftlich nicht gerechtfertigt ist. Währungsspekulationen müssen jedoch als Krisensymptom betrachtet werden und nicht als Krisenursache. Sie sind lediglich Folge von drohenden oder bereits bestehenden Ungleichgewichten auf dem Devisenmarkt. Neben Spekulationen können auch Nachrichten sowie reale oder monetäre Schocks zu einem Überschießen des Wechselkurses (Overshooting) führen. Dieses Phänomen verstärkt sich mit zunehmender Kapitalmobilität. Allerdings können die befürchteten Verzerrungen des Gütermarktes durch die Preisänderungen aufgrund der Kürze des Überschießens als gering eingeschätzt werden. Die realwirtschaftliche Rationalität von Wechselkursen wird aber durch die Existenz von Anlagewährungen wie den US-Dollar infrage gestellt. Anlagewährungen besitzen aufgrund ihres Weltgeldstatus eine nicht-pekuniäre Liquiditätsprämie und sind auch bei einem sehr niedrigen Zins für jene Anleger attraktiv, die weniger nach Rendite als vielmehr nach langfristiger Vermögenssicherung streben. Dies kann eine Leistungsbilanzentwicklung verursachen, die langfristig nicht tragbar ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Leistungsbilanzsaldo nur einer von vielen Bestimmungsgründen für den Wechselkurs ist. Umgekehrt aber üben der Wechselkurs und die mit ihm korrespondierende Kapitalbilanz einen starken Einfluss auf die Leistungsbilanz aus. Die Wirkungsweise einer Auf- und Abwertung wird in den folgenden Abschnitten erläutert.
Gerhard Lippert, Volkswirt (M. A.), geboren 1987 in Düsseldorf, studierte Staatswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Erfurt und Rostock. Er befasste sich vor allem mit Fragen der öffentlichen Finanzen und der monetären Außenwirtschaft. Diese Veröffentlichung verbindet zahlreiche Fachgebiete einer Wissenschaft, die ihre politisch-rechtliche und historische Fundierung unbedingt vor ihrer zunehmenden Mathematisierung verteidigen muss. Der Mythos vom Vorteil deutscher Exportüberschüsse und die verheerende Euro-Rettungspolitik waren Anlass, sich intensiver mit der Thematik auseinanderzusetzen.