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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 140
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In diesem Buch geht es um die Herausarbeitung der erkenntnistheoretischen, ethischen und sozialphilosophischen Grundlagen des (Neo-) Liberalismus. Es gliedert sich in drei Hauptteile: Im ersten Teil wird die Entwicklung der neuzeitlichen Naturwissenschaften durch Galilei, Kepler und Newton beschrieben. Dabei wird versucht, eine Verbindung zur Lehre Platons aufzuweisen (Galilei unterrichtete an der platonischen Akademie in Florenz) und gleichzeitig einen Kontrast zur aristotelischen Naturphilosophie des ausgehenden Mittelalters herzustellen, um die wesentlichen Elemente der paradigmatischen Veränderungen klarer herauskommen zu lassen. Im zweiten, umfangreichsten Teil werden die Grundbegriffe des Empirismus anhand seiner Hauptvertreter dargestellt, weil dieser, nach Meinung des Autors, das Bindeglied zwischen dem neuzeitlichen Aufschwung der Naturwissenschaften und der politischen Ökonomie des (Neo-) Liberalismus bildet. Im dritten Teil werden die empiristischen Grundsätze der Erkenntnistheorie, Ethik und politische Ökonomie des (Neo-) Liberalismus anhand der zentralen Lehre Adam Smiths gegenübergestellt und Parallelen dazu aufgezeigt. Damit wird der abschließenden Kritik der Boden bereitet, welche sich vor allem auf die Gemeinsamkeiten der drei Teilbereiche konzentriert und so zu einem besseren Verständnis der neoliberalen Widersprüche beitragen soll.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel V, Der ökonomische Liberalismus am Beispiel von Adam Smith: Die genannten Philosophen des Empirismus haben selbst auch ausgedehnte Theorien zu Politik und Wirtschaft entwickelt, von denen wohl Lockes Entwurf einer liberalen Republik mit Gewaltenteilung das bedeutendste und einflussreichste Konzept darstellte. Er gilt deshalb auch als Begründer des politischen Liberalismus. Am Beispiel der Erkenntnistheorie, Moralphilosophie und Wirtschaftstheorie des bekanntesten Vertreters des ökonomischen Liberalismus, Adam Smith (1723- 1790), möchte ich den Zusammenhang zwischen dem Empirismus und dem ökonomischen (Neo-)Liberalismus erläutern. Die Erkenntnistheorie und Moralphilosophie des anerkannten Begründers der klassischen Nationalökonomie stellt eine wichtige Verbindung zwischen der Philosophie des Empirismus und der liberalen Wirtschaftstheorie dar. Smith war ein Schüler und Freund von David Hume und veröffentlichte sogar posthum dessen Autobiographie. Im Nachwort schrieb er: ‘Schon zu Lebzeiten und seit seinem Tod habe ich Hume immer für denjenigen gehalten, der sich dem Ideal eines vollkommen weisen und moralischen Menschen so weit näherte, als es die Unvollkommenheit der menschlichen Natur vielleicht überhaupt zulässt.’. Der aus der Gegend von Edinburgh stammende Smith war ab 1751 Professor für Logik und Moralphilosophie an der Universität Glasgow. Die Freundschaft mit Hume trug seit dieser Zeit viel zur Entwicklung seiner erkenntnistheoretischen und ethischen Theorien bei. Die ethischen Lehren, die er in seinen Vorlesungen vortrug, veröffentlichte er 1759 in seiner ersten großen Arbeit ‘The theory of moral sentiments’. Vier Jahre später verließ er die Universität und wurde Privatlehrer von Henry Scott, 3. Herzog von Buccleuch, den er auf einer 18-monatigen Reise in die Schweiz und durch Frankreich begleitete, wo Hume bereits als Diplomat (1763-66) arbeitete. In deren Verlauf traf er viele der führenden Physiokraten, insbesondere Quesnay, Turgot und d´Alembert und sogar Voltaire, die ihn stark beeinflussten. Anschließend verfasste er zehn Jahre lang in seiner Heimatstadt Kirkcaldy sein epochales, ökonomisches Hauptwerk ‘An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations’ (Untersuchung der Natur und Ursachen von Nationalreichthümern, 1776), die ‘Bibel des Kapitalismus’, und begründete damit die ‘Klassische Nationalökonomie’. Bis zu seinem Tod am 17. Juli 1790 arbeitete er als Zollkontrolleur in Edinburgh. V.1, Die Erkenntnistheorie und Metaphysik Adam Smiths und ihre Parallelen zum Empirismus: Der Einfluss, den die Empiristen auf Smith im Bereich der Erkenntnistheorie und Metaphysik ausübten, zeigt sich, abgesehen von Passagen in seinen beiden Hauptwerken, speziell in seinen kleineren Essays wie ‘The Principles wich lead and direct Philosophical Enquiries illustrated by the History of Astronomy’, ‘The Principles wich lead and direct Philosophical Enquiries illustrated by the History of Ancient Logics and Metaphysics’, ‘The Principles wich lead and direct Philosophical Enquiries illustrated by the History of the Ancient Physics’, ‘Of the External senses’, ‘Considerations concerning the Formation of Language’ und in den, von einem seiner Studenten mitnotierten ‘Lectures on Rhetoric and Belles Lettres’. Wie für alle Empiristen liegt auch für Smith die einzig sichere Grundlage jeder Theorie in der Wahrnehmung von Tatsachen. Er unterschied aber ähnlich wie Locke zwischen äußeren und inneren Tatsachen: Erstere existierten ohne Zutun des Subjektes, zweitere würden durch das Erkennen des Subjekts geschaffen. Man erkennt sofort wieder, dass Smith analog zu den neuzeitlichen Naturwissenschaften, von zwei Wirklichkeiten ausgeht: Einer vom Wahrnehmenden unabhängig bestehenden, äußeren Wirklichkeit, welche das Subjekt unmittelbar als ‘solid things’ erlebt, zu denen die Eigenschaften Ausdehnung, Teilbarkeit, Form und Beweglichkeit bzw. Fähigkeit zur Bewegung oder Ruhe gehören, und auf diesen unmittelbaren Wahrnehmungen aufbauende weitere Eigenschaften und Relationen dieser Objekte, die auf einer Klassifizierung und Zuordnung durch die Sinne bzw. durch das Denken beruhten. Die Wahrnehmungen seien also ‘Erscheinungsformen’ der vom Bewusstsein des Betrachters unabhängigen Gegenstände. Smith übernahm damit die Locke´sche Unterscheidung von primären und sekundären Qualitäten und sah so die Existenz einer äußeren Wirklichkeit begründet. Die ‘primären Qualitäten’ existierten für ihn jedoch nicht wie bei Locke unabhängig vom menschlichen Bewusstsein, sondern wie bei Berkeley und Hume nur im Bewusstsein. Über die äußere, von unserer Vorstellung ganz und gar unabhängige Wirklichkeit, könne nichts adäquates ausgesagt werden, sondern jede Erkenntnis bzw. alle Begriffe müssten aus den inneren Tatsachen der Wahrnehmung entspringen bzw. hergeleitet werden können. Smith betonte immer wieder, dass man über das Zustandekommen der Wahrnehmungen und Ideen niemals volle Gewissheit erreichen könnte, weil unsere Erkenntnis nicht über die sinnlich wahrnehmbaren Gegenstände hinausreichen könne. Das von unseren Wahrnehmungen unabhängige, ‘reale’ Wesen der Dinge bleibe uns daher prinzipiell verschlossen. Die Sinneseindrücke stellten aber in jedem Fall sicher, dass das Subjekt einen ersten, nicht in Frage stellbaren Begriff einer äußeren Wirklichkeit immer schon habe. Es bestehe sozusagen ein unmittelbares Verhältnis des Menschen zur Natur über die äußeren Sinne, die ein erstes Subjektverständnis konstituierten. Über Gefühle wie Hunger oder Durst bzw. Lust und Schmerz, die zum Drang führten, auf das Äußere einzuwirken, würden wir uns der Existenz des eigenen Körpers gegen jeden Zweifel vergewissert. Und schließlich hätten wir noch ein drittes Verhältnis zur Natur, nämlich das Verlangen und die Suche nach deren Erklärung. Diese drei Grundverhältnisse seien ein konstitutiver Teil möglicher Selbsterkenntnis bzw. der Erkenntnis der Natur als einem Äußeren, zu dem das Subjekt in ein Verhältnis von Arbeit und wissenschaftlicher Erklärung treten könne. Smith grenzte sich in diesem Zusammenhang von der Locke´ schen Auffassung ab, nur die Umstände würden unsere Wahrnehmungen, unser Verhalten und unsere Erklärungen durch Gewohnheit verursachen, denn daraus könnte ein materialistisch- deterministischer Ansatz geschlossen werden, in dem das Leben nur noch Bewegung wäre. Wie Berkeley und Hume argumentiert auch er, diese Deutung abstrahiere nur die Beziehungen, die wir zwischen unseren Wahrnehmungen herstellen würden, zu einer metaphysischen Wirklichkeit (rationaler Aspekt des Materialismus). Begriffe wie Kraft, Ursache und Wirkung seien aber nur Hilfsgrößen zur Bezeichnung von Gruppen von Phänomenen, nicht etwas, was die Erscheinungen aus sich hervorbringen würden. Wir würden also nicht Zusammenhänge erkennen, die uns in unserer Lebenswelt begegnen und mit denen wir umgehen, sondern der menschliche Geist neige dazu, seine subjektiven Akte des Denkens und Fühlens in die Außenwelt zu projizieren. Wir könnten also prinzipiell immer nur von unseren Eindrücken ausgehen und diese dann miteinander auf verschiedene Weise verknüpfen. Smith versuchte somit, plausible Argumente bzw. Zusammenhänge aufzufinden. Sein Kriterium für die Plausibilität eines wissenschaftlichen Erklärungsansatzes lag in den drei Begriffen ‘comprehensiveness, coherence and familiarity’, zusätzlich ‘taste’ and ‘beauty’. Vor jeder Diskussion möglicher Zusammenhänge müsse eine möglichst detaillierte und vorurteilsfreie Beschreibung der sinnlichen Wahrnehmungen vorliegen (Ähnlichkeit zwischen seinem Verständnis von naturwissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Methode). Dazu bedürfe es eines ausführlichen fachspezifischen Wissens und der sprachlichen Fähigkeit, sich genau auszudrücken. Daran anschließend könnten hypothetische Erklärungen der Wirklichkeit aufgestellt werden. Er definierte daher die Philosophie als ‘Wissenschaft von den verknüpfenden Prinzipien der Natur’, ihre Aufgabe bestehe darin, Tatsachen bzw. Ereignisse mit Hilfe vermittelnder Vorstellungen zu verketten und dadurch begreiflich zu machen. Jede Veränderung im Erklärungsansatz berühre dabei nie die Wirklichkeit als solche, sei aber nur gerechtfertigt, wenn sie empirisch bestätigt sei. Mit bestimmten Erklärungen unvereinbare Beobachtungen könnten hingegen einen beunruhigenden Zustand hervorrufen. Die Philosophie habe daher die vordringliche Aufgabe, den Konflikt zwischen dem Sinneseindruck und dem menschlichen Denkvermögen, korrespondierend dem menschlichen Verlangen nach Verknüpfung, in schwer bezweifelbare Bahnen zu lenken und sich gegen jede weitergehende metaphysische These zu wenden. Die Diskussion über die äußere Wirklichkeit könne nicht durch rationale Herleitungen geführt werden, sondern müsse sich auf die Sinneseindrücke und deren Reflexion beschränken. Die Möglichkeit, dabei definitives Wissen zu erreichen, sei beschränkt, denn abgesehen davon, dass wir die Natur immer nur unvollständig d.h. nicht alle Einzelheiten wahrnehmen könnten, könnten naturwissenschaftliche Urteile nicht notwendig wahr sein, sondern nur wahrscheinliche Geltung haben, womit sich auch die unterschiedlichen Theorien der verschiedenen Menschen und Gesellschaften erklären würden. Smith leugnete aber ebenso wenig wie Hume regelmäßige Abläufe in der Natur oder im Leben der Menschen. Gäbe es diese nicht, wäre es gar nicht möglich, irgendeine als Erklärung empfundene Verknüpfung zu postulieren.

Über den Autor

Udo Martin, Mag. Phil., Dipl. Päd., geboren 1969 in Salzburg, studierte Soziologie und Philosophie an den Universitäten Wien und Salzburg sowie Deutsch, Geographie und Wirtschaftskunde an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Wien. Sein Interesse galt dabei u.a. der Erklärung bzw. Kritik der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Die Wiederauferstehung des (Neo-) Liberalismus nach dem Zusammenbruch der osteuropäischen, realsozialistischen Staaten veranlasste ihn zur vorliegenden, genaueren Analyse dieser Doktrin, um die sich daraus, seiner Meinung nach, zahlreich ergebenden gesellschaftlichen Fehlentwicklungen in einen Zusammenhang bringen zu können. Mit dieser Untersuchung beschäftigte er sich insgesamt sechs Jahre.

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