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Umwelt


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Produktart: Buch
Verlag:
disserta Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Trotz der sich wissenschaftlich zeigenden Notwendigkeit nationaler und internationaler Klimaschutzmaßnahmen existiert bislang keine wirksame, kollektive Antwort der Staatengemeinschaft auf den Klimawandel. Vor diesem Hintergrund wird untersucht, welche Akteure sich auf nationalstaatlicher und supranationaler Ebene gegen Klimaschutzregulationen aussprechen und wie sie ihre Haltung legitimieren. Dazu wird mit einem komparativen Framing-Ansatz die Medienberichterstattung zum Thema Klimawandel in Deutschland und Großbritannien untersucht. Die empirische Erhebung stützt sich auf eine extensive Inhaltsanalyse von 885 Medienbeiträgen aus einem zweijährigen Untersuchungszeitraum von 2011 bis 2012. Diese Untersuchung zeigt auf, dass sich das Spektrum der Akteure, welche Klimaschutzregulationen ablehnen, auf nationaler, bzw. supranationaler Ebene stark unterscheidet. Klimaskeptizismus ist dabei weder in Deutschland noch in Großbritannien ein zentraler Treiber der Regulationsdebatte. In der britischen Arena kommen Skeptiker jedoch häufiger zu Wort, was sich insbesondere im Daily Telegraph und in The Sun wiederfindet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2. Hypothesen: Geleitet vom Forschungsinteresse und der besprochenen Literatur wurden im vorausgehenden Teilkapitel zentrale Forschungsfragen formuliert. Im Folgenden geht es nun darum, davon empirisch überprüfbare, theoriegeleitete Hypothesen zu den Akteurstypen (3.2.1), den Argumentationstypen (3.2.2), den Kommunikationstypen (3.2.3) und der Legitimation des Nichthandelns (3.2.4) abzuleiten. 3.2.1. Akteurstypologie: Forschungsfrage 1 will klären, welche dominanten Akteurstypen in der Klimadebatte identifizierbar sind. Es gilt zu prüfen, ob bestimmten Gesellschaftsbereichen typische Haltungen gegenüber dem Konsens zugeordnet werden können. Weil die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gesellschaftsbereich die Haltung gegenüber der Klimawissenschaft eines Akteurs beeinflussen kann und nicht umgekehrt, ist die Kategorie Gesellschaftsbereich als unabhängige, die Kategorie Minimalkonsens Anthropogenität als abhängige Variable anzusehen. Dabei ist zu beachten, dass sich in der Äußerung eines Akteurs nicht zwingend seine Haltung gegenüber dem Konsens manifestiert. Wenn es also in den folgenden Hypothesen heißt, Akteure die einem bestimmten Gesellschaftsbereich angehören, würden größtenteils mit dem Minimalkonsens übereistimmen, bezieht sich dies auf die Summe der Fälle, in denen auch ein Haltung gegenüber dem Konsens erkennbar ist. In der Literatur finden sich folgende Hinweise, an denen sich die Hypothesen ausrichten lassen: Da der klimawissenschaftliche Diskurs von einem breiten Konsens geprägt ist (vgl. Anderegg et al. 2010 Cook et al. 2013 IPCC 2007 Oreskes 2004 Weart 2011), kann erwartet werden, dass sich dies in Äußerungen von Wissenschaftsakteuren entsprechend niederschlägt: H1.1: Wissenschaftsakteure stimmen größtenteils mit dem Minimalkonsens überein. Brüggemann/Engesser (2014) beschreiben eine interpretive community zwischen Klimawissenschaftlern und Journalisten. Somit muss geprüft werden, ob auch Medienakteure größtenteils mit dem klimawissenschaftlichen Konsens übereinstimmen. H1.2: Medienakteure stimmen größtenteils mit dem Minimalkonsens überein. Skeptischen Think-Tanks und Frontgruppen wird in verschiedenen Studien maßgebender Einfluss auf die Klimadebatte zugeschrieben (vgl. z.B.Dunlap 2013 Oreskes/Conway 2010). Diese Erkenntnis darf jedoch nicht verallgemeinert werden, denn die genannten Arbeiten befassen sich spezifisch mit klimaskeptischen Akteuren. Zivilgesellschaftliche Akteure im Allgemeinen gelten vielmehr als zentrale Kommunikatoren des Umweltaktivismus (vgl. Schmidt 2012). Gemessen an den unzähligen Nichtregierungsorganisationen (NGO) und soziale Bewegungen (SMO) die sich für den Klimaschutz einsetzen (Lipschutz/McKendry 2011) muss erwartet werden, dass die Skeptiker in der Unterzahl sind und zivilgesellschaftliche Akteure größtenteils mit dem klimawissenschaftlichen Konsens übereinstimmen: H1.3: Zivilgesellschaftliche Akteure stimmen größtenteils mit dem Minimalkonsens überein. Studien zur Einstellung von Wirtschaftsakteuren zur Klimawissenschaft kommen je nach Fokus auf abweichende Erkenntnisse. Dunlap (2013) und Dunlap/McCright (2011) identifizieren beispielsweise (primär nordamerikanische) Industrieakteure als zentrale Treibkraft hinter dem Klimaskeptizismus. Schlichting (2013) attestiert hingegen im Speziellen europäischen Industrieakteuren eine hohe Akzeptanz gegenüber der Klimawissenschaft. Dies deckt sich mit der Erkenntnis von Pulver (2011), wonach die Klimawissenschaft von Großunternehmen mittlerweile weitgehend unbestritten sei. Daher soll geprüft werden: H1.4: Wirtschaftsakteure stimmen größtenteils mit dem Minimalkonsens überein. Jasanoff (2011: 135–139) kommt zum Schluss, in Deutschland und Großbritannien sei der wissenschaftliche Konsens unter politischen Akteuren weitverbreitet und die politische Debatte nicht derart polarisiert wie in den USA. Folgendes gilt es also zu prüfen: 3.2.2. Argumentationstypologie: Forschungsfrage 2 will klären, welche dominanten Argumentationstypen in der Klimadebatte identifizierbar sind. Es gilt zu prüfen, ob bestimmten politische Positionen typischen Argumentarien (Frames) zugeordnet werden können. Weil der politische Standpunkt die Wahl der Argumentation beeinflusst und nicht umgekehrt, wird die Kategorie Politische Position als unabhängige, die Kategorie Frame als abhängige Variable angesehen. Dabei ist zu beachten, dass die Äußerung einer politischen Position nicht zwingend die Manifestierung eines Frames bedingt. Wenn es also in den folgenden Hypothesen heißt, Akteure die eine bestimmten politischen Position vertreten, würden größtenteils ein bestimmtes Frame bewirtschaften, bezieht sich dies auf die Summe der Fälle, in denen auch ein Framing erkennbar ist. Auch hier ermöglichet es die aufgearbeitete Literatur, Aussagen über zu erwartende, dominante Argumentationstypen zu machen. Für jede erhobene politische Position kann eine Hypothese formuliert werden. Dazu werden diejenigen Frames erhoben, die am Ende des letzten Kapitels definiert wurden. Von Akteuren die Klimaschutzregulationen befürworten wird erwartet, dass sie überwiegend das Masterframe bewirtschaften. Dieses Frame folgt der Logik des vierfaltigen IPCC-Konsenses, wonach Emissionsreduktionen notwendig sind, um den menschenverursachten Klimawandel und seine Folgen einzudämmen (vgl. Shehata/Hopmann 2012: 179). Es gilt also Folgendes zu prüfen: H2.1: Regulationsbefürworter bewirtschaften größtenteils das Masterframe. Sowohl das Scientific Uncertainty Frame als auch das Socioeconomic Consequences Frame können zur Legitimation gegen Klimaschutzregulationen eingesetzt werden. Shehata/Hopmann (2012) stellten fest, dass die Argumentation mit den ökonomischen Konsequenzen von Klimaschutzmaßnahmen gegen Ende 2000er Jahren stark an Bedeutung eingebüßt hat. In den besprochenen Studien wird die Argumentation mit der wissenschaftlichen Unsicherheit als die zentrale Strategie des non-decision-making betrachtet (vgl. z.B. McCright/Dunlap 2000). Es ist deshalb plausibel anzunehmen, dass das Scientific Uncertainty Frame das dominante Argumentarium der Regulationsgegner darstellt. Deshalb soll Folgendes geprüft werden: H2.2: Regulationsgegner bewirtschaften größtenteils das Scientific Uncertainty Frame. Die Literatur ist dominiert von der Unterscheidung zwischen Befürwortern und Gegnern. Aus dieser dichotomen Pro-Contra-Perspektive kann eine Kontroverse lediglich aus der Dissonanz entgegengesetzter Positionen entstehen, beispielsweise in den Voten staatlicher Akteure an UN-Klimagipfeln für oder gegen ein bestimmtes Abkommen (Christoff/Eckersley 2011). Im vorausgehenden Kapitel argumentierte ich, eine Kategorie zur Erhebung von politischen Positionen dürfe logischerweise nicht nur Pro- und Contra-Positionen abgreifen. Zudem gibt es Hinweise, dass Akteure effektiv kontroverse Positionen vertreten. Angesichts der schleppenden Fortschritte der internationalen Klimagespräche, wird der Nutzen von supernationalen Regulationsbemühungen vermehrt infrage gestellt. Unzufriedenheit ist insbesondere bei Akteuren erkennbar, die grundsätzlich einen konsequenten Klimaschutz befürworten, aber aufgrund des Gebarens der Regulationsgegner frustriert sind (vgl. Jamieson 2011). Deshalb soll Folgendes geprüft werden: H2.3: Akteure die eine kontroverse Position vertreten, bewirtschaften größtenteils das Masterframe. Dieser Logik folgend, können neben befürwortenden, ablehnenden und kontroversen auch neutrale Positionen vorkommen. Von Akteuren die sich zwar zu Klimaschutzregulationen äußern, aber eine neutrale Haltung einnehmen, kann jedoch erwartet werden, dass sie sich keinem spezifischen Framing bedienen. Deshalb gilt es zu prüfen: H2.4: Für die Legitimierung einer neutralen Position, lässt sich kein dominantes Frame identifizieren. Für Akteursaussagen in denen gar keine politische Position erkennbar ist wird keine Hypothese formuliert. Framing kann zwar auch ohne politische Position vorkommen. Doch in der vorliegenden Studie geht es darum herauszufinden, wie politische Positionen mit Frames legitimiert werden. 3.2.3. Kommunikationstypen: Forschungsfrage 3 befasst sich mit dominanten Kommunikationstypen, die sich aus der Kombination von Akteur- und Argumentationstypen ergeben. In den vorausgehenden zwei Teilkapiteln wurden jeweils spezifische, theoriegeleitete Hypothesen formuliert. In Bezug auf die Kommunikationstypen gestaltet sich dies jedoch schwerer. In der Literatur finden sich zwar Hinweise auf spezifische Kommunikationstypen. Da wären beispielsweise die von Dunlap/Jacques (2013) thematisierten klimaskeptischen Think-Tanks (zivilgesellschaftliche Akteure/fundamentale Ablehnung) die das Scientific Uncertainty Frame bewirtschaften, um Klimaschutzregulationen zu untergraben. Als Gegenpol dazu ließe sich beispielsweise herleiten, dass Umweltschutzorganisationen mit dem klimawissenschaftlichen Konsens übereinstimmen (zivilgesellschaftliche Akteure/Emissionsreduktion) und Regulationen zustimmen, die sie mit dem Masterframe legitimieren (Pro Regulation/Masterframe). So ließen sich zahlreiche weitere Kommunikationstypen festlegen und prüfen. Angesichts der großen Zahl an möglichen Kombinationen zwischen den vier Variablen, erscheint die Formulierung einer Handvoll spezifischer Hypothesen jedoch nicht besonders dienlich. Die Forschungsfrage zu den Kommunikationstypen ist für die vorliegende Studie zentral, sie soll jedoch einen explorativen Charakter bewahren. Die Erörterung der dominanten Kommunikationstypen stellt die Basis dar, um konkrete Fragen zur Legitimation des Nichthandelns und zur Verbreitung des Klimaskeptizismus zu stellen. 3.2.4. Legitimation des Nichthandelns: Forschungsfrage 4 befasst sich mit dem Anteil der Regulationsgegner an der Klimade-batte. Ein zentraler Hinweis für die Formulierung einer Hypothese ist, dass die Regierungen Deutschlands und Großbritanniens schon früh vergleichsweise progressive Policy zum Klimaschutz umgesetzt haben. Die zwei Länder gelten sowohl in der EU als auch in der UNO als die einflussreichsten Treibkräfte für die Umsetzung internationaler Abkommen. Diese außenpolitische Haltung geht mit einer entsprechenden innenpolitischen Progressivität in Klimafragen einher (vgl. Christoff/Eckersley 2011: 434–438). In der Literatur finden sich keine Gründe zu bezweifeln, dass sich diese regulationsfreundliche Tendenz über alle Gesellschaftsbereiche hinweg abzeichnet. Deshalb gilt es zu prüfen: H4: Der Anteil der Regulationsgegner an der Klimadebatte ist kleiner als der Anteil der Regulationsbefürworter. Forschungsfrage 5 will klären, wie groß der Anteil der Skeptiker an der Gruppe der Regulationsgegner ist. Es gilt also zu prüfen, wie häufig Regulationsgegner das Scientific Uncertainty Frame bewirtschaften und/oder sich der Skeptikerklasse fundamentale Ablehnung zuordnen lassen. Im Rahmen von H2.2 argumentierte ich, von Regulationsgegnern sei zu erwarten, dass sie größtenteils das Scientific Uncertainty Frame bewirtschafteten. Deshalb darf angenommen werden, dass ein Großteil der Regulationsgegner auch klimaskeptisch eingestellt ist. Deshalb soll folgende Hypothese geprüft werden: H5: Fundamentale Skeptiker stellen die größte Gruppe innerhalb der Regulationsgegner dar.

Über den Autor

Francesco Bizzozero, M.A. UZH, wurde 1980 in Zürich geboren. Nach mehrjähriger Arbeitserfahrung im Bereich des Reputations- und Issue Monitorings am fög – Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft, schloss der Autor im Jahre 2015 ein Studium in Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Zürich mit dem akademischen Grad des Licentiatus Philosopiae erfolgreich ab. Der Autor lebt und arbeitet heute in Berlin.

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