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Umwelt

Anja Rehatschek

Kollektives Engagement für kommunale Bioenergieprojekte: Motive und Erfahrungen der Initiatoren

Eine Interviewstudie deutschlandweiter erneuerbarer Energieprojekte

ISBN: 978-3-8366-8143-8

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 132
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Kommunale Bioenergieprojekte verbinden mit Hilfe einer nachhaltigen Energiegewinnung ökologische, ökonomische und soziale Lösungsansätze für die Erhaltung des Klimas und der Umwelt, für die Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft sowie für das Zusammenleben im vornehmlich ländlichen Raum. Für eine erfolgreiche Implementierung kommunaler Bioenergieprojekte bedarf es neben dem Engagement der Bevölkerung auch einer Führung durch einzelne Personen. Die derzeitigen Versuche zur Initiierung solcher Projekte fallen sehr unterschiedlich aus und es gibt eine breite Vielfalt in der Organisation der Initiativen. Bisherige Forschungsstudien beziehen sich weitestgehend auf ein Aktionsforschungsprojekt und beschäftigen sich vornehmlich mit dem kollektiven Engagement und den Auswirkungen solcher Projekte auf die Bevölkerung. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht das Handeln der Initiatoren bei der Bewältigung ihrer herausfordernden Aufgaben. Welche Voraussetzungen und Motive der Initiatoren beeinflussen den Umsetzungsprozess? Unter welchen Bedingungen gelangen sie an ihr Ziel? Welche kognitiven Fähigkeiten, Motivationsstrategien und Erfahrungen treten besonders hervor? Zur qualitativen Untersuchung dieser Fragen wurden mit fünf Initiatoren deutscher kommunaler Bioenergieprojekte problemzentrierte Interviews nach Witzel geführt. Die Auswertung der Interviews erfolgte mit den Methoden der Grounded Theory und der Globalauswertung nach Legewie. Die Ergebnisse wurden im paradigmatischen Modell dargestellt und in dessen Ebenen erläutert sowie mit Zitaten aus den Interviews belegt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.2, Erhebung der Daten: Die folgenden Abschnitte beschäftigen sich mit der Entwicklung des Interviewleitfadens, der Auswahl und Gewinnung der Interviewteilnehmer sowie der Beschreibung der Interviewdurchführung. Interviewleitfaden: Nach einer Problemanalyse zur Generierung der Forschungsfragen wurde der Interviewleitfaden zu den interessierenden Problemfeldern gestaltet und strukturiert. Die Fragen wurden für die zu interviewenden Projekte angepasst. Die Autorin verzichtete auf einen Kurzfragebogen. Die vertrauensvolle Atmosphäre sollte nicht durch das bürokratische Ausfüllen des Bogens gestört werden. Der Leitfaden (siehe Anhang A.1) für das problemzentrierte Interview bestand aus acht Themenblöcken, denen eine Frage oder Aufforderung vorangestellt wurde, auf die die Interviewten frei antworten konnten. Zu jedem Block wurden Alternativ- und Ergänzungsfragen notiert, die eingesetzt werden konnten, falls ein Gesprächspartner weniger gesprächsfreudig sein sollte oder um genauere Nachfragen stellen zu können. Die Interviews begannen mit einer Einstiegsfrage, die zugleich als Türöffner fungieren sollte. Die interviewten Personen sollten über die Entstehung und den derzeitigen Stand ihres Projekts berichten. Die Annahme dahinter war einerseits, dass die Initiatoren gerne über ihr Projekt sprachen und es bereits gewohnt waren. Andererseits galt diese Frage der Aktivierung. Sie mussten sich den Beginn ihrer Arbeit in Erinnerung rufen und über die zurückliegende Zeit mit dem Projekt reflektieren. Im zweiten und dritten Frageblock wurden die Motive für die Arbeit am Projekt sowie die Motivation während der Projektarbeit thematisiert. Die Initiatoren wurden gefragt, warum sie die Arbeit auf sich genommen hatten und was ihnen besonders wichtig war. Es wurde ebenfalls nach der persönlichen Bedeutung ihrer Umwelt, bzw. des Dienstes für die Mitbürger, des Naturschutzes und nach der Unabhängigkeit von Energiekonzernen gefragt. Zu den Motivationsfragen wurden die Gefühle bei positiven und negativen Erfahrungen erfragt. Weiterhin ging es darum, wie sich die Initiatoren bei Problemen verhielten und wie sie mit Kritikern umgingen. Im Zentrum des vierten und fünften Frageblocks stand die Person des Initiators. Sie sollten sich selbst beschreiben und ihre Stärken nennen. Falls dies zu schwer fiel, gab es die Frage, wie andere sie beschreiben würden. Es folgten Fragen zur persönlichen Lebensweise, zu Dingen, die glücklich machen und Kraft spenden, zur Naturverbundenheit und zur Selbstverwirklichung. Die Frageblöcke sechs, sieben und acht bezogen sich hauptsächlich auf die Beurteilung des Projekts. Es wurden die Zufriedenheit und neue Erfahrungen erfragt sowie mögliche Auswirkungen auf die Initiatoren und das Wir-Gefühl in der Gemeinschaft. Außerdem gab es eine Frage zur Selbstwirksamkeit und die Frage, ob sie sich noch einmal auf diese Arbeit einlassen würden. Im letzten Frageblock wurden die Initiatoren nach ihrem Gesamtfazit befragt und konnten als Experten Ratschläge für andere Projekte geben sowie Verbesserungsvorschläge nennen. Das Interview endete mit der nicht ganz ernst gemeinten Frage: Wenn sie drei Wünsche frei hätten, was würden sie wählen? Diese Frage diente der Auflockerung und für einen positiven und humorvollen Abschluss des Gesprächs. Interviewteilnehmer: In der quantitativen Forschung basiert die Stichprobenauswahl (Sampling) meistens aus der Auswahl eines Teils einer Population. Dieser Ausschnitt soll möglichst die gesamte Population repräsentieren, auf die generalisiert werden möchte. In der Methodologie der Grounded Theory von Strauss & Corbin wird dies auch berücksichtigt, jedoch anders umgesetzt. Das Kriterium beim theoretischen Sampling liegt auf der Repräsentativität der entdeckten Konzepte in ihren abgewandelten Formen. Es wird nach Ereignissen und Vorfällen gesucht, die Indikatoren für Phänomene sind. Je mehr Daten erhoben werden, desto mehr Beweiskraft entsteht. Es wird nach Variationen gesucht, die letztendlich zu einer größeren Dichte führen. Dadurch entsteht eine breiter anwendbare Theorie, da mehr verschiedenartige Sätze von Bedingungen gefunden werden, die das zentrale Phänomen beeinflussen. Damit sind die Umstände gemeint, unter denen das Phänomen auftritt, die Handlungen und Interaktionen, die sich auf das Phänomen beziehen und die daraus resultierenden Konsequenzen. Anhand der gefundenen Bedingungen wird eine Theorie formuliert. Strauss & Corbin verstehen das theoretische Sampling als ein Aspekt der vergleichenden Analyse, der das gezielte Suchen und Erkennen von Indikatoren für die Konzepte in den Daten ermöglicht . Das bedeutet, dass während des Interpretierens bereits erhobener Daten die Datenerhebung fortgesetzt wird und zwar solange, bis eine Sättigung in den gefundenen Kategorien erreicht ist. Die Dauer und Ausführlichkeit dieser Vorgehensweise hängen vom möglichen Forschungsaufwand und der Fragestellung ab. In der vorliegenden Untersuchung gab es begrenzte Kapazitäten, vor allem zeitlich und finanziell, die das theoretische Sampling eingrenzten. Dennoch wurde versucht, den Anforderungen nach Möglichkeit zu entsprechen. Für die Auswahl einer Stichprobe wurde im ersten Schritt eine deutschlandweite Internetrecherche durchgeführt, um möglichst alle geeigneten kommunalen Bioenergieprojekte zu erfassen. Danach wurden Kriterien für die Auswahl bestimmt, die eine breite Variation versprachen. Es sollten Daten zu Projekten erhoben werden, die in Planung, die abgeschlossen oder gescheitert waren. Die Projekte sollten möglichst aus weiten Teilen Deutschlands sein, um regionale Unterschiede auszumachen. Dies sollte auch West- und Ostdeutschland einschließen. Weiterhin sollten sich die angewendeten EE-Arten unterscheiden und als Initiatoren sollten Männer und Frauen vertreten sein. Der so enthaltene Pool an potentiellen Interviewpartnern bestand aus wenigen ostdeutschen Projekten und enthielt kaum weibliche Initiatoren. Die Initiatoren wurden per E-Mail und telefonisch kontaktiert und um einen ca. zweistündigen Interviewtermin gebeten. Als Ergebnis und in Abstimmung mit dem vertretbaren Aufwand ergaben sich sechs Interviewtermine zu kommunalen Bioenergieprojekten, die vor Ort durchgeführt werden sollten (siehe Tabelle 1). Herr TS sagte seinen Termin kurzfristig ab und war nicht an einem Ersatztermin interessiert. Dadurch konnte kein Initiator zu einem bereits gescheiterten und einem ostdeutschen Bioenergieprojekt befragt werden. Dennoch scheiterte mindestens ein Projekt (Frau WE) nach dem Interviewtermin, was diese Kategorie, quasi a posteriori, noch erfüllte. Eine nähere Beschreibung zu den Projekten und Initiatoren findet sich in den Globalauswertungen in den Abschnitten 5.1.1 bis 5.1.5.

Über den Autor

Anja Rehatschek, Jahrgang 1975, studierte Psychologie an der Technischen Universität Berlin. Als ausgebildete Industriekauffrau arbeitete sie mehrere Jahre für regionale Energieversorger in Thüringen. Als Geschäftsführerin einer GmbH, im Bereich LON-Technologie, die die bessere Energienutzung sowie den damit verbundenen Einsatz erneuerbarer Energien anstrebt, interessierte sie besonders der human factor, der oftmals eine größere Herausforderung darstellt, als die Technologie selber. Ihre Diplomarbeit beschäftigte sich mit der von Bürgern selbst organisierten Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien.

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