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- Johann Carl Fuhlrott (1803-1877): Ein deutscher Naturforscher und die Forschungsgeschichte
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 84
Abb.: 16
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Johann Carl Fuhlrott war ein deutscher Naturforscher des 19. Jahrhunderts. Hauptamtlich für viele Jahre in Wuppertal als Lehrer tätig, umspannte sein Forschertum die Geologie, die Natur- und Pflanzenkunde sowie die Anthropologie. Heute ist er vor allem als der maßgebliche Entdecker des Neanderthaler-Menschen bekannt. Obwohl Fuhlrott heute als fortschrittlicher Denker gilt und Zeitgenosse von Forschern wie Charles Darwin war, konnte er nie eine vergleichbar große internationale Popularität erreichen. Er zählt vielmehr zu jenen Forschern, die stets damit zu kämpfen hatten, dass gerade zu ihren Lebzeiten viele ihrer Beobachtungen und Theorien abgelehnt wurden. Das vorliegende Werk gibt einen umfassenden, vielfältigen Einblick in Fuhlrotts Leben, sein Schaffen und die Bedeutung seines Wirkens für die Forschungsgeschichte.
Textprobe: Kapitel 4, Von der Naturgeschichte, dem Innern der Dinge und dem Leben: Fuhlrotts Doktor-Arbeit: Im diesem Kapitel soll ein wichtiger Text aus Fuhlrotts Bildungskarriere näher beleuchtet werden: Seine Doktor-Arbeit, deren Analyse nähere Rückschlüsse auf Fuhlrotts Denk- und Arbeitsweisen ermöglicht und daher gut exemplarisch herangezogen werden kann, um die späteren Entdeckungen und Erkenntnisse des Forschers – vor allem bei dem populären Neanderthaler-Fund deuten und einordnen zu können. Carl Fuhlrott promovierte im Jahr 1835 an der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen zum Doctor philosophiae . Seine Dissertationsarbeit trägt den Titel Die Naturgeschichte als Wissenschaft und als Gegenstand des höheren Unterrichts. Eine pädagogisch-philosophische Abhandlung und umfasst im auf Latein verfassten, handschriftlichen Original inklusive Vita 65 Seiten. In seiner Doktor-Arbeit beschäftigt sich Fuhlrott also mit der Naturgeschichte, einem ihm zweifelsohne am Herzen liegendem Thema. Sein Lehrerberuf – und seine fortschrittliche Auffassungsweise seiner Tätigkeit – erklären den zusätzlichen pädagogischen Blickwinkel dieser Abhandlung. Anhand einer Anfrage seines Elberfelder Lehrerkollegen Karl Christian Beltz an die Philosophische Fakultät der Tübinger Universität im Frühjahr 1835, in der er die Promotionsmodalitäten für sich und Fuhlrott erfragte, lässt sich erkennen, dass Fuhlrott diese hier zu betrachtende Arbeit speziell zum Zwecke des Promotionsverfahrens verfasst hat: Beltz wies auf eine bereits erschienene Fuhlrott-Monographie aus dem Jahr 1829 hin – eine Abhandlung über Pflanzensysteme am Bonner Naturhistorischen Seminar – und die Tatsache, dass verschiedene Fachbücher Fuhlrott bereits zitierten, verbunden mit der Frage, ob dies bereits zur Promotion ausreiche. Da Fuhlrott letztlich aber seine Arbeit über die Naturgeschichte einreichte, ist davon auszugehen, dass eine entsprechende, eigens angelegte Einsendung erwünscht war. Für die hier angestrebte Analyse erweist sich dies als Glücksfall, da Fuhlrott in seiner eingereichten Arbeit nicht nur biologische, speziell pflanzenkundliche Systematiken und Theorien behandelt, sondern sich auch auf allgemeine, umfassendere Überlegungen zur Naturgeschichte, zur Pädagogik zur Auffassung der Wissenschaft in seiner Zeit einlässt. Fuhlrott beginnt seine Schrift bereits mit entsprechenden Beobachtungen: Man pflegt in der Völker- und Staatengeschichte zur Bestimmung der verschiedenen Zeitalter Begebenheiten zu wählen, die durch überraschende Größe in ihrer Erscheinung die äußere Gestalt des Volkes oder der Völker plötzlich veränderten (…) . Und etwas später: Sollten wir von der Richtung, wodurch sich unser gegenwärtiges Zeitalter auszeichnet, eine Schilderung entwerfen: so müssten wir unstreitig das etwa seit der Mitte des letzten Jahrhunderts erwachte, und gegenwärtig bei fast allen Völkern mit überwiegender Vorliebe begünstigte Studium der Natur in dieselbe aufnehmen. Es ist in der Tat Staunen erregend, was in dieser Periode für die gründliche Erforschung der Natur Großes ist unternommen und geleistet worden . Fuhlrott ist sich der wissenschaftlichen und philosophischen Umbrüche seiner Zeit, angestoßen unter anderem etwa durch die Aufklärung, offensichtlich mehr als bewusst, und zusätzlich werden diese von ihm begrüßt. Als überzeugter Pädagoge nimmt Fuhlrott in den folgenden Abschnitten seiner Schrift nun Stellung zur Rolle der Naturgeschichte, die für ihn eine zentrale Disziplin der Wissenschaft wie auch des Unterrichts darstellt. Naturgeschichte meint bei Fuhlrott noch den klassischen Begriff der Kunde von der Natur, die traditionell in seiner Zeit noch auf Aristoteles zurückgeführt wurde und dementsprechend der Philosophie zugeordnet war. Eine präzisere Unterteilung der einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen, etwa wie die heutzutage geläufigen, kannte man seinerzeit noch nicht.43 Der Begriff der Naturgeschichte taucht dennoch in akademischen und pädagogischen Zusammenhängen in der Mitte des 19. Jahrhunderts als etablierte, wenn auch weitgehend nicht konkret definierte Bezeichnung auf – allein Fuhlrott lehrte beispielsweise in Heiligenstadt ein mit auf diese Weise betiteltes Fach, und in Bonn war er Mitglied eines Naturhistorischen Seminars . Fuhlrott selbst gibt im Laufe seiner Ausführungen eine eigene Definition: Die Naturgeschichte ist die Wissenschaft, welche die Naturkörper unserer Erde zu dem Zwecke untersucht, und beschriebt, um neben einer vollständigen Kenntniß derselben als Theile eines Ganzen gleichzeitig einen Überblick dieses Ganzen und eine befriedigende Erkenntniß des wahren Zusammenhanges jeder Theile zu vermitteln . Fuhlrott zufolge ist die Naturgeschichte also ein ein Zweig der Naturkunde , die er als Gesamtnaturwissenschaft ansieht46, und befasst sich als Disziplin mit den so genannten Naturkörpern, die sich auszeichnen durch ihre unveränderlichen, nicht nur vorübergehenden Beschaffenheiten. Naturkörper bezeichnen bei Fuhlrott einschränkend jene Naturdinge, die durch eine irgendwie geartete räumliche Begrenzung charakterisiert sind, als eine Form haben.
Roman Möhlmann, M.A., ist Geschichts-, Kultur- und Sozialwissenschaftler und freier Autor. Er studierte in Bochum und an der FernUniversität in Hagen. Zurzeit ist er im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie im Projektmanagement tätig.
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