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Umwelt

Karl Wulff

Die Natur im Spiegel der Wissenschaft: Sieben naturwissenschaftliche Essays

ISBN: 978-3-8428-9657-4

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch enthält sieben Aufsätze zu verschiedenen Fragestellungen aus dem Bereich der Naturwissenschaften und der Wissenschaftsgeschichte, die jeweils auch weit über ihren fachwissenschaftlichen Rahmen von allgemeinem Interesse sind. Da ist zuerst einmal die Frage, warum die modernen Naturwissenschaften nicht bereits Jahrhunderte früher in der technologischen Hochkultur Chinas entstanden sind und nicht erst im Europa des 17. Jh. Es wird gezeigt, dass der Philosoph G. W. Leibniz bezüglich China bereits 1697 die richtige Antwort hatte. Dann wird die Frage nach dem Wesen der Naturwissenschaften als Welterklärungsmodell gestellt. Dabei wird herausgearbeitet, was die Naturwissenschaften grundsätzlich von den Geisteswissenschaften und den Wissenschaften, die sich mit menschlichem Verhalten befassen, unterscheidet. Ein Artikel über den Informationsgehalt eines Termitenstaates führt uns über die Theorie der Information und hochkomplexer Systeme bis hin zu Anwendungen auf die menschliche Gesellschaft. Es folgen drei molekularbiologische Artikel. Der Abschnitt über den Gen-Begriff setzt sich kritisch mit Naturphilosophen auseinander, die den Genbegriff definieren wollen, mit dem die Fachgelehrten keine Probleme haben. Der Beitrag über Zwillinge und Chimäre verdeutlicht den Vorgang der Menschwerdung mit all seiner Problematik. Es folgt ein Text zur Erläuterung des forensischen DNA-Tests mit seinen Möglichkeiten und Grenzen. Er richtet sich an den Krimi-Enthusiasten, aber auch an den allgemein interessierten Zeitungsleser. Zum Abschluss skizziert ein Aufsatz die aktuellen Ergebnisse der Altersforschung mit ihrer möglichen gesellschaftlichen Relevanz. Altern ist nicht nur ein reiner Verschleißprozess. Er stellt vielmehr einen zentral gesteuerten aktiven Vorgang dar, damit zum Wohle des Gedeihens der biologischen Spezies, der nachfolgenden Generation Platz gemacht wird.

Leseprobe

Textprobe: Wahrung und Fortführung des griechischen Erbes in den arabischen Reichen: Durch die Übersetzung der Werke griechischer Autoren ins Arabische wurde im arabischen Imperium die rationale Philosophie begründet. Von besonderer Wichtigkeit waren dabei die Schriften des Aristoteles. Die arabisch-persischen Philosophen fühlten sich als die Erben des Aristoteles, obgleich sie in Wirklichkeit – ohne es zu merken - Neuplatoniker waren. Ihre ethischen, politischen und theologischen Lehren bezogen sie zumeist aus dem Mittelplatonismus. Zwei besonders wirksame Bücher der islamischen Epoche waren einmal ‘Die Theologie des Aristoteles’, eine Paraphrase der Kapitel IV bis VI der Enneaden des Neuplatonikers Plotin (204-270), und ‘Das Buch des Aristoteles zur Darlegung der reinen Gutheit’, das in der späteren lateinischen Version als Liber de causis bekannt wurde. Es basierte auf einer neuplatonischen Schrift des Proklos (410-485) mit dem Titel Elemente der Theologie. Es ist eine Zusammenfassung der Metaphysik des Aristoteles aus neuplatonischer Sicht, die mit neuplatonischen Gedanken abgerundet ist. Beide Werke entstanden offenbar auf Arabisch, da keine griechischen Zwischentexte bekannt sind. Die Überlieferung des reinen, von Neuplatonischem bereinigten Aristoteles verdanken wir dem andalusischen Gelehrten Ibn Rushd (lat. Averroes, 1126-1198), der mit seiner Aristoteles-Übersetzung und seinen Kommentaren für die Philosophie des europäischen Mittelalters prägend war. Die Gelehrten des arabischen Weltreichs waren in der Regel Universalgelehrte: Philosophen, Ärzte, Naturforscher und oft dazu noch Rechtsgelehrte. Al-Kindi, mit dem die rationale Philosophie im arabischen Imperium begann, war der einzige Araber unter den Philosophen. Einer der klarsten und kritischsten Denker seiner Zeit war der Perser ar-Razi (lat. Rhazes, 864-925 oder 932). Er entwickelte – im Gegensatz zu aristotelischem Ideengut – ein Konzept von absolutem Raum und absoluter Zeit, das dem der modernen Physik bereits sehr nahe kommt. Er war auch ein bedeutender Arzt. Seine medizinischen Werke, Liber Almansori und Liber continens, wurden später in Europa vielbenutzte Lehrbücher. Als Alchimist muß er ein fast modernes Chemielabor betrieben haben. Sein alchimistisches Hauptwerk mit dem Titel Geheimnis der Geheimnisse liest sich fast wie ein modernes Labor-Handbuch. Al-Farabi war türkischer Abstammung aus Transoxanien. Er war der erste bedeutende Neuplatoniker arabischer Sprache. Seine geistigen ‘Schüler’ sind der persische Philosoph Ibn Sina (lat.: Avicenna, ca. 980-1037), der Andalusier Ibn Rushd, der jüdische Philosoph Maimonides und die europäischen Scholastiker. Auch Ibn Sina war ein bedeutender Arzt. Sein Hauptwerk, das Kompendium der Medizin, war durch seine überragende Klarheit und Systematik, gepaart mit größtmöglicher Vollständigkeit, über Jahrhunderte das erfolgreichste Lehrbuch der Medizin, sowohl in der islamischen Welt als auch in Europa. Schwerpunkte wissenschaftlicher Tätigkeit in den arabischen Reichen lagen in der Astronomie, der Mathematik und in der Alchemie. In der Astronomie entwickelten die arabisch-schreibenden Gelehrten bereits von den Griechen erfundene Meßinstrumente, wie Astrolabium, Jakobstab, Armillarsphäre und Quadranten weiter. Bedeutende Observatorien wurden gebaut. Das ptolemaiische System wurde durch neuere und exaktere Messungen auf eine solidere Basis gestellt. In der Mathematik entwickelte Thabit ibn Qurra die Trigonometrie als eigenständigen Zweig der Mathematik, mit deren Hilfe astronomische Berechnungen vereinfacht wurden. Praktische und für die tägliche Religionsausübung im Islam wichtige Fragen konnten mit der Astronomie gelöst werden: Die Festlegung der Gebetsrichtung nach Mekka in der örtlichen Moschee, die Datierung der Feiertage und die Festlegung der täglichen Gebetszeiten. Dafür hatte jede Moschee ihren Astronomen, den Muwaqqit, von denen einige bedeutende Wissenschaftler waren. Die Kritik am ptolemaiischen System häufte sich im Laufe der Zeit, allerdings ohne daß eine echte Alternative gefunden wurde. Im 9. Jh. erschien das erste Lehrbuch der Arithmetik unter Verwendung indischer Zahlen. Vom verballhornten lateinischen Namen seines Autors, al-Khwarizmi, leitet sich unser Begriff ‘Algorithmus’ her aus dem Titel eines weiteren Werkes des gleichen Autors unser Begriff ‘Algebra’. Die Alchimisten der arabischen Ära vereinigten alchimistisches Wissen des spätantiken Alexandria mit aus China übernommenen Kenntnissen. Damit lieferten sie die Basis für die Weiterentwicklung der Alchemie in Europa. Hier kommt, neben dem Gabir-Corpus, dem Universalgelehrten ar-Razi eine besondere Bedeutung zu. Namen, wie Alkohol, Anilin, Alkali, Natron, Amalgam, Borax, Zucker, Sirup, Naphtha, Benzin und Benzol, um nur einige zu nennen, sind arabischen Ursprungs. Sie dokumentieren mehr als lange Ausführungen, welche Bedeutung die arabische Alchemie für Europa hatte. Als Arzt untersuchte ar-Razi bereits systematisch die Wirksamkeit von Heilverfahren, in der Art wie heute eine Klinische Studie durchgeführt wird, indem er ein Patientenkollektiv teilte, die eine Hälfte behandelte und die andere nicht. Ein bedeutender Wissenschaftler war auch Ibn al-Haytham (lat. Alhazen, 965-1040), der meist im ägyptischen Fatimidenreich wirkte. Er war der erste Gelehrte, der den Begriff ‘Experiment’ (arab. i’tibar) als Methode zum Erkenntnisgewinn einführte. Er ist der Vater der Strahlenoptik. Er betrachtete Licht als aus Strahlen zusammengesetzt, unterschied zwischen primären und sekundären Lichtquellen. Er schloß, daß Farbigkeit an Licht gebunden ist. Bücher waren in islamischer Zeit immer noch Manuskripte. Wichtig war aus islamischer Sicht nicht nur der Inhalt eines überlieferten Manuskripts sondern auch die lückenlos dokumentierte Überlieferungskette. Die ‘Veröffentlichung’ eines Buches wurde dadurch vollzogen, daß der Autor das Buch einem Kreis von Zuhörern diktierte, einer von diesen das Ganze noch einmal aus seinem Script vorlas, der Autor noch Verbesserungen vornahm und dann alle Exemplare seiner Schüler signierte. Ähnlich wurden später Werke eines verstorbenen Verfassers unter Aufsicht eines Fachgelehrten vervielfältigt. Vor diesem Hintergrund lehnten Muslime seit jeher den Buchdruck ab. Auch galt der Buchdruck bei ihnen fälschlicherweise als eine Erfindung der europäischen ‘Ungläubigen’. Das hatte zur Folge, daß z.B. der erste in arabischer Schrift gedruckte Koran 1530 in Venedig erschien und nicht im Orient. Buch- und Zeitungsdruck setzte sich im Nahen Osten erst im Laufe des 19. Jh. durch. Trotz dieser mühevollen Buchvervielfältigung hatte die arabisch/islamische Kultur des Mittelalters ein hochentwickeltes Buch- und Bibliothekswesen. Die Palastbibliotheken der Kalifen hatten legendäre Ausmaße mit Buchbeständen von einer halben Million Büchern. Daneben gab es umfangreiche Bibliotheken reicher Privatleute und vor allem ein System von öffentlichen Bibliotheken, die den Moscheen und Madrasen angegliedert waren.

Über den Autor

Karl Wulff, geb. 1939, Dr. rer nat., Dipl.-Chem. arbeitete als Forscher auf verschiedenen Gebieten – von der Anorganischen und Physikalischen Chemie über Biochemie und Molekularbiologie bis hin zur Klinischen Chemie verfasste er dabei 51 Zeitschriftenartikel. Nach einer Berufslaufbahn in Forschung und Management studierte er Sinologie und widmete sich der Wissenschaftsgeschichte im Kulturvergleich: Auf diesem Gebiet veröffentlichte er bereits drei Bücher.

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