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- HipHop und Rap als Projekt im Musikunterricht: Projektorientiertes Lernen als lebensnahe Alternative
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 07.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Wer träumt nicht von einem Musikunterricht oder anderen sozialen Projekten, die weitgehend ‘von selbst’ laufen, dabei vital sind und noch Eigeninitiative der Schüler/innen bzw. Telnehmer/innen fördern? Im Projekt ist so etwas möglich. Nun ist HipHop zwar nicht mehr die modernste Stilrichtung der Stunde, allerdings hält sich dieses Genre dennoch seit bald 40 Jahren im Bewusstsein der Jugend als identitätsstiftender Anker zwischen Subkultur und Mainstream, als eine der meistumsetzenden Sparten der Musikindustrie - nicht ohne sich dabei von Zeit zu Zeit einer kleinen Renaissance zu unterziehen. Die in dieser Studie beschriebenen Grundgedanken des HipHop und der musikalischen Strukturen sind aber bereits seit Entstehen der Musikrichtung gültig. Dieses Werk möchte den Unterrichtenden und sonstigen Interessierten - besonders den ‘Projektunerfahrenen’ - eine solide Grundlage an die Hand geben, Projekte eigenverantwortlich im Unterricht, in der Jugendarbeit oder in anderen Kontexten umzusetzen. Das Werk stattet den Leser mit reichlich Hintergrundwissen zum Thema aus. Dabei vermittelt die Studie neben einer Einsicht in das Entstehen des Projektgedankens sowie in die Entstehung des Genres HipHop, auch musikdidaktische Anregungen und Grundlagen, auf denen Anleiter ein Projekt aufbauen können.
Textprobe: Kapitel 2, Der Projektgedanke - Unterrichtskonzeptionen und Besonderheiten: 2.1, Projekt, Projektunterricht, Projektmethode sowie Geschichte der Projektmethode: ‘Die Projektmethode ist - so hat sich gezeigt - ein umfassendes Modell handlungsorientierten Lehrens und Lernens, gleichsam seine ‚Hochform’ ‘ (Gudjons 1997, S. 104). Es sollen in diesem Kapitel einige ausgewählte Vertreter des Projektgedankens vorgestellt werden. Ich habe mich im Wesentlichen für die Pädagogen John Dewey und William Heard Kilpatrick entschieden, die im Amerika der Industrialisierungszeit grundlegende Konzepte entwarfen, für den Schweizer Pädagogen Karl Frey, der eine eigenständige Neukonzeption der Projektmethode auf der Basis seiner Vorbilder aus der Geschichte entwarf und für den Hamburger Pädagogen Herbert Gudjons, der sich als Lehrer und Theoretiker seit vielen Jahren mit der Projektmethode beschäftigt. Das Unterkapitel ist in drei Abschnitte unterteilt. Der erste enthält die Definitionen des Projekts, des Projektorientierten Lernens, der Projektmethode sowie die Geschichte der Projektmethode. Der zweite beschäftigt sich mit den von mir ausgewählten Vertretern und ihren Theorien. Der dritte Abschnitt schließlich geht auf einige Besonderheiten ein, die beim Anwenden der Projektmethode berücksichtigt werden müssen: die Rolle des Lehrers, des Schülers, der Schule, die Leistungsmessung sowie die Bedeutung des Produkts. Im Folgenden werden die Begriffe des Projekts und die gebräuchlichsten Ableitungen davon, Projektorientiertes Lernen und Projektmethode (vgl. Helms et al. 1994, S. 222), definiert. 2.1.1, Definition des Projekts: Etymologisch leitet sich das Wort Projekt vom lateinischen Verb ‘projicere’ ab, das soviel wie ‘vorauswerfen, entwerfen, planen, sich vornehmen’ bedeutet (vgl. Frey 1998, S. 14). Der Begriff ‘Projekt’ gehört zum allgemeinen Wortschatz der deutschen Sprache. So verfolgt z.B. der Architekt ein Bau-Projekt, die Forscherin arbeitet an einem Projekt. In vielen Bereichen der Wirtschaft ist die Zusammenarbeit im Projekt an der Tagesordnung. Die Gruppe, die sich für ein Projekt zusammenfindet, kann aus Schülern, Mitarbeitern, Vereinsmitgliedern etc. bestehen. ‘In der Pädagogik hat das Wort ‚Projekt’ eine etwa 300jährige Geschichte’ (Frey 1998, S. 13). Zum ersten Male im Sinne der heute gebräuchlichen Form der zusammenhängenden Arbeit an einem Gegenstand wurde der Begriff laut Frey (1998) in der amerikanischen Reformpädagogik am Anfang des letzten Jahrhunderts benutzt. Gudjons dagegen vertritt die Auffassung, dass neuerer Forschung zufolge der Begriff ‘Projekt’ nicht aus Amerika oder der Reformpädagogik stammt, sondern ‘aus Italien im 16. Jahrhundert bzw. aus Frankreich, Anfang des 18. Jahrhunderts. Dort hatten die Studenten der Akadémie [!] Royale d’Architecture die Aufgabe, regelmäßig ‚projets’ einzureichen [...] - kooperativ, originell und selbständig, als Bestandteil ihrer Ausbildung’ (Gudjons 1997, S. 67). Nach Kilpatrick ist ein Projekt ‘planvolles Handeln aus ganzem Herzen und inmitten einer sozialen Umgebung’ (Kilpatrick 1918, S. 162). Ob es sich um ein Werk individueller Planung handelt oder um ein Gruppenprojekt, ‘wesentlich sind das Vorhandensein eines Planes, sowie die Intensität, mit der die Schüler dabei sind’ (Schweingruber 1984, S. 25). Mit Kilpatricks Formulierung ‘aus ganzem Herzen und inmitten einer sozialen Umgebung’ wird auch eine besonders wichtige Komponente des Projekts angesprochen: die des individuellen und gemeinsamen sozialen Lernens und des Lernens in und durch Gruppenprozesse. Hilbert Meyer definiert Projekt folgendermaßen: ‘ Ein Projekt stellt den gemeinsam von Lehrern, Schülern, hinzugezogenen Eltern, Experten usw. unternommenen Versuch dar, Leben, Lernen und Arbeiten derart zu verbinden, dass ein gesellschaftlich relevantes, zugleich der individuellen Bedürfnis- und Interessenlage der Lehrer und Schüler entsprechendes Thema oder Problem innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers aufgearbeitet werden kann. Der Arbeits- und Lernprozess, der durch die Projektidee ausgelöst und organisiert wird, ist dabei ebenso wichtig wie das Handlungsergebnis oder Produkt, das am Ende des Projekts stehen soll’ (Meyer 1991a, S. 143 f.). Das Projekt ist abzugrenzen vom Vorhaben. Das Vorhaben ist ‘ein die Interessen der Schüler berücksichtigendes, ernsthaftes Unternehmen, das spontan angegangen oder geplant wird, wobei alle Teilnehmer gemeinsam handelnd und mit großer Hingabe ein bestimmtes, vorweisbares Werk vollenden’ (Stach in Gudjons 1997, S. 71). Damit besitzt das Vorhaben zwar Ähnlichkeit zum Projekt, versteht sich aber nicht als sozial und philosophisch untermauerte Alternative zum normalen Schulunterricht. Nach Meyer charakterisiert das Vorhaben einen Unterricht, in dem ‘das angestrebte Handlungsergebnis [...] den selbsttätigen Lernprozess der Schüler steuert’ (Meyer 1991a, S. 144). In der vorliegenden Studie beschreibt ‘Projekt’ die Verwirklichung eines Arbeitsprozesses von der ersten Idee bis zum Ergebnis, der stattfindet nach der Theorie der Projektmethode. Diese wird im Folgenden genauer dargestellt. Dabei schließt die projektbezogene Unterrichtsform grundsätzlich alle im Unterricht möglichen Arbeitsformen wie z.B. Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Referate, Klassengespräch, Exkursionen, Ausstellungen und Vorführungen mit ein. Projektorientiertes Lernen weist in vielen Punkten Ähnlichkeiten auf zum Handlungsorientiertem Unterricht auf. 2.1.2, Der Begriff des Projektorientierten Lernens: Sowohl Gudjons als auch Frey unterscheiden zwischen Projektunterricht und projektbezogenem Unterricht. Unterricht ist dann projektorientiert (oder projektbezogen) , wenn das Handeln sich nicht voll auf die Projektmethode stützt, sondern nur auf einige ihrer Komponenten. Es kann sich dabei um eine oder auch fast alle dieser Komponenten handeln. Projektorientierter Unterricht eignet sich deshalb besonders gut für die Lehrer, die mit dieser Unterrichtsform noch keine Erfahrung haben und sich überfordert fühlen, neben dem Kennenlernen der Theorie der Projektmethode noch das nötige, oft umfangreiche Fachwissen zu erwerben und ins Projekt einzubringen (vgl. Gudjons 1986, S. 74). Durch Herausgreifen und bewusstes Anwenden eines oder mehrerer Merkmale bzw. Komponenten der Projektmethode können sie sich langsam an diese Arbeitsform herantasten. 2.1.3, Definition der Projektmethode: Das Wort Projektmethode leitet sich vom lateinischen Verb ‘projicere’ (Bedeutung siehe Definition Projekt) und vom griechischen Substantiv ‘methodos’ ab. Methode bezeichnet dabei den ‘Weg der Untersuchung, den Weg, das anzugehen, was man sich vornimmt oder vorgenommen hat’ (Frey 1998, S. 14). In seiner ursprünglichen Bedeutung schloss Methode als Weg der Untersuchung immer auch ‘die Konzeption des ganzen Vorhabens und die Fragestellung ein’ (ebd., S. 14) und war somit inhaltlich gefüllt. Frey betont, dass für seine Konzeption der Projektmethode das ursprüngliche Verständnis von Methode gilt, also der heute üblichen Trennung von Didaktik und Methodik in seiner Theorie entgegenwirkt. Er betrachtet Methode nicht als eine ‘verselbständigte Größe’ (ebd., S. 15) neben Didaktik. 2.1.4, Geschichte der Projektmethode: Für die Projektmethode zeichnet nach Frey (vgl. 1998, S. 36) kein einzelner Erfinder verantwortlich. Projektartiges Lernen wurde in mehreren historischen Konstellationen geprägt. Diese sollen im Folgenden kurz umrissen werden. Laut Frey wurde das Projekt in Verbindung mit Unterricht bereits Mitte des 18. Jahrhunderts in den Kunstakademien Italiens und Frankreichs angewendet. Ein Projekt bestand für die Architekturstudenten beispielsweise darin, eine Kirche, ein Portal, eine Fassade selbständig zu entwerfen. Von den Kunstakademien aus verbreitete sich die Idee, am Projekt zu lernen, auf die technischen Hochschulen, die Anfang des 19. Jahrhunderts in den USA und Deutschland neu entstanden. Dort wurde das Projekt auch Bestandteil der Abschlussprüfung. Nach Gudjons (vgl. 1997, S. 67) hielt die Projektmethode, von den Kunstakademien kommend, um 1831 in den deutschen technischen Hochschulen Einzug und beeinflusste von hier aus wiederum die amerikanischen Institute. ‘Der Gründer des Massachusetts Institute of Technology (MIT), Williams B. Rogers, führte z.B. (um 1865-1866) den Projektbegriff in die Sprache der amerikanischen Pädagogik ein’ (Gudjons 1997, S. 67). Um 1880 hat dann Calvin M. Woodward von der Washington University in St. Louis, Missouri, den Projektbegriff auf die höhere Schule übertragen. Er ließ die von den Schülern in seiner Manual Training School entworfenen Projekte nicht nur zeichnen, sondern auch tatsächlich durchführen. So bauten sie z.B. Motoren, tischlerten Bücherregale und schmiedeten Leuchter. Zur Entwicklung der Projektmethode im Europa des 19. Jahrhundert konstatiert Frey: ‘Wie die Entwicklung in Europa weiterverlief [!] ist bisher noch nicht erforscht’ (Frey 1998, S. 37). Mit der Einführung des Werkens als Unterrichtsfach in der Elementarschule kam es zu einer weiteren Neuerung. Charles R. Richards vom Teachers College an der Columbia University in New York verlangte, dass die Trennung zwischen Lehrgang und Projekt aufgehoben werde und der Werkunterricht nur noch als Projekt stattfinde. Damit sollte der Lehrer ‘den höchsten Grad absichtsvoller Selbsttätigkeit’ erregen, ‘indem er direkt an das Leben des Kindes appelliert’ (Frey, S. 37). Auch heute noch sind beide Formen der Projektmethode gültig, die von Woodward und Richards entwickelt wurden. Pavel Petrovic Blonskij (1884-1941) schuf in Moskau 1921 und 1928 die Konzepte der Arbeiterschule. In diesen Schulen sollten Kultur und Arbeit auf der Grundlage des Marx’schen Arbeitsbegriffes in einer klassenlosen Gesellschaft integriert werden. Allerdings sollen nach Blonskij ‘Kommandanten aus der Reihe der Schüler eingesetzt werden, deren Anweisungen der einzelne oder eine kleine Gruppe befolgt. Die Kommandanten werden von Zeit zu Zeit ausgewechselt, so daß viele Schüler lernen, Befehle zu erteilen und auszuführen’ (Frey 1998, S. 54). Damit steht Blonskij zumindest in diesem Punkt in einem eklatanten Widerspruch zu dem von Frey und Gudjons gezeigten Verständnis. Anton Semenovic Makarenko (1888-1939), der von 1905 bis 1920 mit Unterbrechungen als Lehrer arbeitete, bemühte sich schon damals darum, den Drill im Unterricht zu reduzieren. Ab 1920 leitete er eine Kolonie mit obdachlosen, verwahrlosten und hungernden Jugendlichen, die er seinem geistigen Vorbild zu Ehren ‘Gorki-Kolonie’ nannte. Trotz aller Schwierigkeiten in der Anfangsphase galt ihm Verständigung als oberstes Gebot, das er nie außer Kraft setzte. Damit steht er als Vorbild für die Projektmethode. Beide Pädagogen verwirklichten schon Bestandteile des Projekts, wie es heute verstanden wird. Sowohl in Blonskijs ‘Industrieschule’ als auch in Makarenkos polytechnischem, produktorientiertem Unterricht wird diese Umsetzung sichtbar. In der deutschen Reformpädagogik finden sich ebenfalls einige wichtige Vorläufer des Projektunterrichts. Dazu gehören Bertold Otto (1859-1933) und sein Gesamtunterricht, Hugo Gaudig (1860-1923), der die ‘freie geistige Tätigkeit’ entwickelte, sowie Georg Kerschensteiner (1854-1932) und seine Arbeitsschulpädagogik. Erst Innovationen während der 60er und 70er Jahre in Europa machten die Projektmethode auch in den allgemein bildenden Schulen in Deutschland populär. Bei den überall einsetzenden Reformbestrebungen gegen die ‘Verkalkung von Institutionen und die Versteinerung von Inhalten’ (Frey, S. 58) gewann die Projektmethode als ‘Symbol der Hoffnung für mehr Demokratie, größere Gerechtigkeit und höheren Gewinn für das Leben’ (ebd., S. 58) immer mehr an Bedeutung. Eine Gefahr sieht Gudjons hier in der übermäßigen Politisierung des Projektgedankens. Wenn in den 80er Jahren an jedes Projekt der Anspruch gestellt wurde, neben dem Erproben von demokratischem Miteinander noch eine sozialkritische Fragestellung zu bearbeiten und möglichst die kapitalistischen Produktionsverhältnisse zu durchleuchten (vgl. Gudjons 1997, S. 70), so war dieser hohe Anspruch kaum einzulösen. Bei solcher Erwartungshaltung blieb die Möglichkeit auf der Strecke, Fragen ohne politische Komponente, die auch Lernerfolge versprachen, einen gleichberechtigten Platz im Projekt zuzuweisen. In den 80er Jahren zeichneten sich laut Gudjons zwei Tendenzen ab: zum einen wurden immer häufiger Projektwochen (kursiv: Gudjons 1997, S. 70) durchgeführt. Zum anderen fragten Lehrer, die mit Projektwochen Erfahrungen gemacht hatten, nach Möglichkeiten für die Integration von Projektlernen in den täglichen Fachunterricht. Die Projektwoche stellt nur eine Möglichkeit der Verwirklichung der Projektmethode dar. Sie erfreut sich an Schulen meist besonderer Beliebtheit, findet oft vor den Ferien statt und sorgt für einen bunten sowie entspannenden Gegenpol zum traditionell immer noch lehrerdominierten Unterricht. Damit gerät diese Art des Projektunterrichts in eine ‘Inselposition’, die hauptsächlich Spaß durch Abwechslung verspricht. Als Methode des Lernens mit allen Sinnen muss sich die Projektmethode an Schulen jedoch gegen Widerstände von Lehrerkollegen, Schülern und Eltern behaupten, die an der kognitiv geprägten Form des Lernens festhalten und sich nicht leicht auf ein derartiges ‘Wagnis’ einlassen.
Andreas Krumwiede wurde 1969 in Hannover geboren. In Berlin studierte er die Fächer Musik und Englisch auf Lehramt (StR) und nahm dort in verschiedenen Formationen und Orchestern aktiv am Musikleben der Stadt teil. Dabei entstand auch ein HipHop-Projekt mit Jugendlichen in Kooperation mit einer Stiftung und einem örtlichen Tonstudio, das schließlich zur CD-Reife gebracht wurde. Seit 2006 unterrichtet der Autor an einer Hamburger Stadtteilschule Musik und Englisch und führt regelmäßig kleinere Projekte zu verschiedenen Themen mit Schülern durch.
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