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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 152
Abb.: 50
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Gegenstand der vorliegenden Studie ist die Untersuchung der motorischen Leistungsfähigkeit luxemburger Vorschulkinder. In den letzten Jahren haben Kinder bzw. die Zeit der Kindheit für die wissenschaftliche Forschung an Attraktivität gewonnen. Besonders die Diskussion um die Aktivität und Fitness der heutigen Kindergeneration verglichen mit früheren Kindergenerationen trifft nach Bös (2003) auf eine breite Resonanz. Illi (1993) betont, dass die von uns Menschen selbst erzeugte bewegungsfeindliche Umwelt und das damit im Zusammenhang stehende Arbeits- und Freizeitverhalten auf Dauer unserer Gesundheit nicht zuträglich ist. Es besteht deshalb Anlass zur Sorge um das körperliche, seelische und soziale Wohl der Kinder. Ärzte bescheinigen vielen Kindern Haltungsschwächen, Übergewicht und Bewegungsauffälligkeiten. Auch Graf, Koch, Petrasch & Dordel (2003) betonen, dass bei Bewegungsmangel im Kindesalter die gleichen negativen Folgen wie im Erwachsenalter entstehen. Dazu gehören Herzkreislauferkrankungen, Übergewicht, Überbelastung des Halte- und Bewegungsapparates und Isolation. Als Ursache für die ansteigende Zahl haltungsgeschwächter und übergewichtiger Kinder kann Bewegungsmangel angenommen werden. Die Prävalenz der Adipositas nimmt weltweit in allen Industrienationen zu. Sönnichsen, Weineck und Köstermeyer (1997) wiesen in ihrer Studie nach, dass bereits bei Schulanfängern zu einem hohen Prozentsatz kardiovaskuläre Risikofaktoren gefunden werden. Bewegung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Kinder erschließen durch Bewegung ihre Welt und gewinnen so vielfältige Einsichten über sich und ihre Umwelt. Bewegungsfähigkeit sowie seelische und kognitive Entwicklung hängen eng zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. In der Studie wird ein Vergleich zwischen der Kindheit früher und der Kindheit heute vorgenommen. Haben sich die motorische Leistungsfähigkeit luxemburger Vorschulkinder verändert? Gibt es Unterschiede bezüglich Stadt- und Landkindern? Da die physiologischen, motorischen, kognitiven und sozialen Funktionen in einem engen Zusammenhang stehen, werden diese Zusammenhänge überprüft.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2, Veränderte Kindheit und ihre Folgen: Dieses Kapitel behandelt die Folgen der veränderten Kindheit. Es erfolgt zunächst ein Vergleich der Kindheit heute mit der Kindheit früher. Hat sich die motorische Leistungsfähigkeit von Kindern verändert? Da keine Studien über die motorische Leistungsfähigkeit luxemburger Vorschulkinder vorliegen, werden drei Studien aus Deutschland und eine aus Schottland näher erläutert. Im Anschluss werden die Folgen der veränderten Kindheit zusammenfassend dargestellt, sowie einige Maßnahmen der kindgerechten Entwicklung beschrieben. Kindheit im Wandel: Seit einiger Zeit lässt sich ein zunehmendes Interesse an der veränderten Lebenswelt von Kindern feststellen. Ein Grund liegt ohne Zweifel in dem schnellen sozialen Wandel unserer Zeit. Kindheit ist nach Prenner zu allen Zeiten das Resultat gesellschaftlicher und kultureller Beeinflussung und Prägung gewesen. Wenn nach dem Wandel der Bewegungswelt gefragt wird, muss nach Schmidt der Bewegungs-Alltag von Kindern früher und heute rekonstruiert werden. Hengst berichtet, dass es wenige Untersuchungen gibt, die den historisch einmaligen Versuch der ‘Eroberung des Kindes durch die Wissenschaft’ rekonstruiert und die Selbstverständlichkeit hinterfragt haben, mit der die Verwissenschaftlichung sich entwickeln konnte. Hengst betont, dass sich in den letzten beiden Jahrzehnten eine Forschung etabliert hat, die sich intensiv mit der Kritik wissenschaftlicher Konstrukte beschäftigt. Nach Schmidt bedeutet Alltag, dass das Leben von Kindern an bestimmten Orten (im Hause, auf der Straße und der nahen Wohnumgebung) und in bestimmten Institutionen (Familie, Schule und Vereine) im Umgang mit anderen Menschen (Gleichaltrige, Erwachsene und bestimmte Erziehungspersonen) stattfindet. Im folgenden Kapitel wird näher auf die Kindheit von früher und heute eingegangen. Kindheit früher: Nach Schmidt hielten sich die Kinder der 50er Jahre, so lange es irgendwie ging, jeden Nachmittag, Sommer wie Winter, im Freien auf. Die wichtigste Form von Freizeit in der Nachkriegszeit, war das gemeinsame Spielen unter Nachbarskindern. Die Kinder aus der Nachbarschaft suchten Bolzplätze auf und bestimmten selbstständig über ihr Tun und ihre Spiele, ohne der Kontrolle von Erwachsenen, Erziehungspersonen oder gar Institutionen zu unterliegen. Sie wuchsen wie von selbst je nach Alter, Geschlecht und sportlichem Können in eine natürliche Spiel- und Sportspiel-’Kultur’ hinein. Zusätzlich lernten die Kinder von Älteren nicht nur vielfältige Spiele selbst kennen, sondern auch deren technische Regeln und Vereinbarungen auf Gegenseitigkeit, da die Art der Überwachung und Regeleinhaltung ihnen selbst auferlegt war. Diesen Straßenspiele können nach Schmidt aus heutiger Sicht drei verschiedene sportpädagogische Funktionen zugeschrieben werden: - Motorischer Aspekt: Implizites Erlernen der Grob- und Feinmotorik durch körperliche Auseinandersetzung mit motorischen Alltagsanforderungen. - Sozialer Aspekt: Entwicklung eines Regelbewusstseins, Sozialverhaltens und moralischen Urteils durch Aushandeln und Einhaltung von Spielregeln. - Kognitiver Aspekt: Impliziter Erwerb von sinnvollen Strategien, um die Spielerrollen auszufüllen und auszugestalten. Nach Schmidt waren in der Nachkriegs- und Wiederaufbauphase die Funktionstrennungen und Spezialisierungen von Räumen vorübergehend aufgehoben, d. h. vieles fand da statt, wo man wohnte. Familienwohnungen, Straßen und nahe Wohnungen bildeten in den 50er Jahren einen intensiv und multifunktional genutzten Raum, indem es nicht wie heute ausgegrenzte Spezialräume für Kinder gab. Kindheit heute: Die Lebensbereiche der Kinder waren noch nie so weitgehend gesellschaftlich vereinnahmt und durch gesellschaftliche Strukturen geprägt wie heute. Dietrich erklärt, dass das Hineinwachsen der jungen Generation nicht mehr über die Verständigung untereinander, sondern mit erwachsenen Personen in einem überschaubaren sozialen Milieu erfolgt. Geld, Technik, Recht und Massenkommunikation sind die Medien, aus denen Jugendliche ihre Weltorientierungen beziehen. Auch Kiphard berichtet, dass sich unsere Lebensweise und die unserer Kinder in einem noch nie da gewesenem Tempo verändert hat. Wir leben mitten im Medien- und Computerzeitalter. Nach Köckenberger schauen 80 % der Kinder und Jugendlichen täglich Fernsehen und 20 % spielen jeden Tag längere Zeit Video- und Computerspiele. Schon drei- bis fünfjährige Kinder schauen im Durchschnitt täglich 80 Minuten Fernsehen und werden dadurch ohne Zweifel zu Passivität gezwungen. Zimmer arbeitete einige Aspekte des sozialen Wandels von Kindheit heraus. Sie berichtet, dass freie Spiel- und Bewegungsräume verschwinden und durch institutionalisierte, organisierte Spiel- und Sportghettos ersetzt werden. Des Weiteren werden die Kinder von der Straße in die Häuser verdrängt, wo die engen Wohnungen ein Platz sparendes, leises, körperloses Spielen verlangen. Das führt dazu, dass viele Kinder mehr Zeit vor dem Fernseher als im freien Spiel oder bei anderen Bewegungsaktivitäten verbringen. Die Sinne werden nach Zimmer nur noch einseitig gefordert und die Wirksamkeit des eigenen Handelns wird in der Betätigung von Hebeln, Knöpfen und Steuertasten erfahren. Der Körper wird so zunehmend aus dem Lebensalltag verdrängt. Zimmer kritisiert, dass durch diese Passivität der Kinder die Bewegungs- und Spieltraditionen verloren gehen. Das führt nach Kiphard zu Erregungs- und Gefühlsstauungen mit erhöhter Bedürfnisspannung. Die Folgen davon sind Ablenkbarkeit, Reizbarkeit, Überaktivität, Bewegungsunruhe mit Neigungen zu Störverhalten und aggressiven Kurzschlussreaktionen . Auch Zimmer erkennt, dass aufgrund von mangelnden Verarbeitungsmöglichkeiten der Reize, die auf die Kinder einströmen, es in zunehmendem Ausmaß zu Störungen in der Wahrnehmungsverarbeitung und zu Verhaltensauffälligkeiten kommt. Es sind vor allem die Kinder, die den Preis der zunehmenden Technisierung zahlen. Viele Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten der Kinder sind als Symptome für Stress zu verstehen. Des Weiteren hält auch Brinkhoff fest, dass die Heranwachsenden einen hohen Preis für die fortschreitende Differenzierung und gleichzeitige Individualisierung des Alltagslebens zahlen. Sie müssen die rasche Veränderungen ihrer Lebenswelt und vorherrschender Sinn- und Wertemuster und einen gleichzeitigen Aufbau von personaler Identität, sowie umfassender Handlungskompetenz erfolgreich bewältigen.

Über den Autor

Véronique Majerus wurde 1978 in Luxemburg geboren. Ihr Studium schloss die Autorin 2006 mit dem akademischen Grad Diplomsportlehrerin erfolgreich ab.

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