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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2022
AuflagenNr.: 1
Seiten: 110
Abb.: 54
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Anwendungsart der EMS im Sportbereich ist meist statisch. Das heißt der Muskel wird zwar stimuliert ( angespannt ), es kommt aber zu keiner Längenveränderung bzw. Bewegung im jeweiligen Gelenk. Bei der dynamischen Anwendung der EMS werden die beanspruchten Muskeln gezielt in der jeweiligen Bewegungsphase stimuliert. Es erfolgt also eine Unterstützung der willkürlichen dynamischen Kontraktion (sowohl konzentrisch, als auch exzentrisch). Die dynamische Anwendung der EMS wurde in Studien bisher jedoch wenig beachtet, wohl auch wegen des erhöhten Aufwandes gegenüber der statischen Anwendung (u. a. Schaffung externer Triggerbedingungen). Die Anwendung der EMS erfolgt mit den lokalen Geräten meist statisch, ist aber (je nach Geräteklasse) auch dynamisch möglich. Die Ganzkörper (GK)-EMS Geräte stimulieren bei einigen Muskelgruppen gleichzeitig Agonist und Antagonist, was eine dynamische Anwendung erschwert. Diese Art von Geräten wird fast ausschließlich statisch eingesetzt. Elektrostimulationsgeräte für den Breiten- und Leistungssportbereich arbeiten fast ausschließlich mit NF-Reizstrom, also im niederfrequenten Bereich mit einer Frequenz von 1 bis ca. 1000 Hz. Seit Ende 2010 ist das zweite EMS Gerät für den Sportbereich erhältlich (MF-GK-EMS(A) Gerät Amplitrain ), welches mit der mittelfrequenten Stromform MET arbeitet. Die MF Stromform MET soll die Vorteile klassischer nieder- und mittelfrequenter Elektrotherapieverfahren ohne die jeweiligen spezifischen Nachteile vereinen, indem sie drei verschiedene Stromformen zusammenführt. Der Autor beleuchtet dabei die Unterschiede von NF und MF hinsichtlich ihrer Wirkmechanismen. Allerdings existieren auf dem Gebiet der MF-EMS-Anwendung im Sportbereich noch keinerlei wissenschaftlich verwertbare Studien. Im Bereich der niederfrequenten Reizstromanwendung im Leistungs- und Breitensport wurde der Forschungsstand anhand mehrerer Review-Artikel und Studien aufgearbeitet. Hierbei konnten in einigen Punkten Unklarheiten in der theoretischen Fundierung und eine nicht einheitliche Erkenntnislage bezüglich der Wirksamkeit des EMS-Trainings, bei der Verbesserung verschiedener Erscheinungsformen der motorischen Kraft, aufgezeigt werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 7.4, Dynamische Anwendung von NF Reizstrom: Fast alle in Punkt 7 erwähnten Studien beziehen sich auf die Anwendung von NF-Reizstrom als isometrischem Training. Auch in der Fachliteratur wird EMS Training meist mit isometrischem oder statischem Training gleichgesetzt. Weinecks Standardwerk ‘Sportbiologie ‘ z.B. stellt das EMS Training als ‘eine Sonderform des isometrischen Trainings‘ dar, denn ‘ebenso wie beim isometrischen Training wird bei fixiertem Widerstand gearbeitet ‘ (Weineck, 2010, S. 381). Fehr (2010). Trotz zahlreicher bekannter Nachteile des isometrischen Trainings und obwohl auch die ‘Trainingspraxis im Leistungssport für ein dynamisches Krafttraining spricht ‘ sind fast keine Publikationen mit (ergänzendem) Einsatz von NF-Reizstrom im dynamischen Krafttraining zu finden (vgl. Fehr, 2010, S. 97). Als Ursache kann die hohe Konzentration der Veröffentlichungen im rehabilitativen Bereich gesehen werden, wo zum großen Teil statisch gearbeitet wird. Des Weiteren können diverse technisch-methodische Schwierigkeiten bei der Durchführung von dynamischen EMS Anwendungen angeführt werden (z.B. zeitlich exakt abgestimmte Stimulation der jeweiligen Muskulatur erfordert u. a. Steuerung durch ext. Triggerbedingungen) (vgl. Fehr, 2010, S. 97–98). Es wurden zwar bereits in den 80er Jahren vor allem in der UdSSR entsprechende Studien veröffentlicht, nach 1990 sind aber kaum Publikationen verfügbar. Dieses sind einmal Studien zur Bestimmung des Kraft-Geschwindigkeits-Verlaufs (James et al., 1994 Kues & Mayhew, 1996 Seger & Thorstensson, 2000), als auch des Kraft-Winkel-Verlaufs (Thomas et al., 1987) bei externer Reizstromanwendung. Zum anderen sind dies Trainingsexperimente die mit dem dynamischen Einsatz der EMS das Ziel einer Leistungssteigerung verfolgen (Cometti, Pousson & Morlon, 1993 Kim, Takala, Seger & Karpakka 1995 Willoughby & Simpson, 1996 Martin, Willoughby & Simpson, 1998 Lategan & Loots, 2003 Mester, 2010). Zum Beispiel nennt Fehr (2010, S. 109–115) 78 Studien zur Maximalkraftentwicklung durch EMS und konnte lediglich sechs Studien nach 1990 zum Thema des dynamischen EMS Einsatzes finden. In einer eigenen Studie untersuchte Fehr die Wirksamkeit einer bewegungsbegleitend eingesetzten EMS (also eine dynamische Anwendung der EMS) im ruderspezifischen Kraftausdauertraining auf einem Ruderergometer im Vergleich zu einer alternativen Treatmentgruppe. Die EMS- (n=15) und die Treatmentgruppe (n=15) absolvierten über 8 Wochen 12 Trainingseinheiten nach Dauer- gefolgt von 12 nach Intervallmethode. Bei der EMS Gruppe wurden zusätzlich die Mm. triceps surae, quadriceps femoris und biceps brachii mittels biphasischen Rechteckimpulsen (50 Hz, 400 µs Impulsbreite) mit maximal tolerierter Intensität ‘gezielt in den jeweiligen Kontraktionsphasen stimuliert ‘ (Fehr, 2010, S. 217). Die Verbesserung der 500 m –Zeit der Gesamtgruppe wird als hochsignifikant angegeben, jedoch konnte sich die EMS-Gruppe mit 3,4 s um mehr als eine Sekunde weniger verbessern als die alternative Treatmentgruppe mit 4,6 s, wobei ein Gruppeneffekt nicht statistisch abgesichert werden konnte. Es sind aber signifikante Unterschiede bei sämtlichen dynamischen Parametern im Vergleich zwischen EMS- und Willkürbedingungen im Training zu verzeichnen (die Parameter sind bei EMS-Bedingungen um 2,4 - 6,1% verringert). In der Studie konnte zum ersten Mal ein Zusammenhang zwischen subjektivem Belastungsempfinden, EMS-bedingter Änderung in der Bewegungsausführung und dem erzielten Leistungsfortschritt hergestellt werden. Es bedarf jedoch aufgrund der kleinen Untergruppen eher hypothetischen Aussagen einer kritischen Überprüfung mit weiteren geeigneten Studiendesigns (vgl. Fehr, 2010, S. 217–218).

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