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- Einzelsportler und ihre Fans: Eine soziologische Studie am Beispiel Michael Schumacher
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 100
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Dieses Buch beschäftigt sich nicht ausschließlich damit, den Star Michael Schumacher detailliert zu analysieren, sondern vielmehr mit dem Fan , der diesen Star verehrt. Ziel ist, herauszuarbeiten, warum sich Personen dazu entscheiden Fan eines bestimmten Sportlers zu werden. Hintergrund dieser soziologischen Studie ist es, soziale Tatbestände und Probleme im Kontext der Gesellschaft und in Bezug auf den Fan zu beobachten. Grundlage der Untersuchung ist die Wirkung eines Einzelsportlers auf seine Fans. Dazu werden scheinbare Selbstverständlichkeiten des Fanalltags anhand eines Fragebogens untersucht und diese komplexen Phänomene werden interpretiert. Warum ist man Michael-Schumacher-Fan? Im Zusammenhang hiermit wird der Schwerpunkt auf eine Analyse der Mitglieder eines Fanclubs fallen. Was wird aufgebracht um die Fanleidenschaft zu befriedigen? Welchen Einfluss hat das Fanleben auf das Privatleben? Es werden in diesem Zusammenhang Methoden und Wirkungsweisen von Spitzensport und Medien aufgezeigt. Es wird der Bezug zu den Medien mit exemplarischen Beispielen aus der Karriere Schumachers hergestellt.
Textprobe: Kapitel 3.2, Inklusion des Sportzuschauers: Betrachtet man die Funktionen des Sportsystems Spitzensport kommt man nicht daran vorbei sich das Verhältnis vom Spitzensport zu seinem Publikum anzusehen. Durch rapide gestiegene Übertragungszeiten entstand ein massiver Inklusionsschub. Unter Inklusion ist die Einbeziehung des Ausgeschlossenen zu verstehen. Der gesellschaftliche Modernisierungsprozess hat das Verhältnis der Menschen untereinander sowie zu Körper, Zeit und Raum maßgeblich verändert. Gerade auch in Großstädten haben die individuellen Akteure mit einer massiven Umorientierung ihres Erlebens und Handelns fertig zu werden. Fragt man nach den Bedingungen der Möglichkeit einer Neujustierung unter modernen Bedingungen, so sind die Selbstbezüglichkeiten der gesellschaftlichen Funktionssysteme und deren Wirkungen ins Visier zu nehmen. Verdrängungen können nämlich zum Anlass für Wiederbelebungen werden. Das Exkludierte verschwindet nicht, sondern kann inkludiert werden. Der auf Wettkampf, Konkurrenz und Überbietung ausgerichtete Sport hat inzwischen auch Unbehagen hervorgerufen. Gerade seine rigide Sieg-Niederlage-Codierung, mit der korrespondierenden Trainings- und Wettkampfpraxis, seine reglementierende Inanspruchnahme der Zeit- und Raumdimension sowie die Folgen einer auf Steigerung und Wachstum ausgerichteten Orientierung blieben zu einer Zeit, in der andere gesellschaftliche Funktionsfelder in ähnlicher Weise hinterfragt wurden, nicht ohne Kritik (vgl. Bette, 1999, S.213ff). Die zuvor erwähnten gestiegenen Übertragungszeiten sind der wichtigste Faktor, der eine individuelle Intensivierung des Sportinteresses ermöglicht und vorangetrieben hat. Luhmann sagte:’Das was wir über die Welt wissen, wissen wir von den Massenmedien!’ Dieser Inklusionsschub den der Spitzensport hinsichtlich seiner Zuschauer in den letzten Jahrzehnten erlebt hat geht vor allem auf das Zusammenwirken von drei Faktoren zurück: 1. Die Entwicklung zu einer Mediengesellschaft und zwar in dem Sinne, dass die Massenmedien immer wichtiger für die Gesellschaftserfahrungen der Personen werden. 2. Die Entstehung einer Freizeitgesellschaft, denn die Personen haben aufgrund von verkürzten Arbeitszeiten immer mehr disponible Zeit. 3. Die entstandene Überflussgesellschaft, denn aufgrund der allgemeinen Einkommenssteigerung hat auch das disponible Einkommen der Personen zugenommen. Zeit und Geld sind vor allem als die Ressourcen des Sportzuschauers zu nennen, durch die Medienberichterstattung über Sportereignisse kommen diese Ressourcen zum Einsatz. Betrachtet man die Inklusion des Sportzuschauers Differenzierungstheoretisch so ist sie als kontinuierlich zu beschreiben. Nach einer These von Bette und Schimank stellt der Sportzuschauer eine komplizierte Verschränkung erster und zweiter Moderne dar. Die erste Moderne wird als die durchsetzende Moderne bezeichnet, in ihr werden vormoderne Sozialverhältnisse beseitigt. Die zweite Moderne hingegen reagiert auf die Ergebnisse der ersten Moderne. Sie thematisiert und bearbeitet deren Folgeprobleme. Übertragen auf den Spitzensport heisst das, dass dieser als Teil der zweiten Moderne die Bedürfnisse der Gesellschaftsmitglieder befriedigt, welche aber in der ersten Moderne zu kurz gekommen sind, da diese gekennzeichnet ist durch, Kommerzialisierung, Verwissenschaftlichung und Rationalisierung. Spitzensportereignisse sind Feierstunden des Leistungsindividualismus. Die Inklusion als Zuschauer in den Spitzensport erfüllt damit wichtige individuelle Bedürfnisse und hat eine gewisse sozialintegrative Bedeutung. Der Spitzensport ist somit in der modernen Gesellschaft verankert. Auch hier stellt sich wieder die Frage der Unverzichtbarkeit. Diese Frage wäre mit ‘nein’ zu beantworten. Es gibt bekanntlich Gesellschaftsmitglieder, die sich überhaupt nicht für den Spitzensport interessieren und deshalb nicht in dieses Teilsystem inkludiert sind und zwar freiwillig. Im Wirtschaftssystem wäre dieser Inklusionsverzicht bspw. in Bezug auf die Konsumentenrolle nicht denkbar. Diese Gruppe der Nichtinkludierten zeigt deutlich, dass die Zuschauerrolle rein funktional gar nicht erforderlich ist. Der Spitzensport ist, was die individuellen Bedürfnisse anbelangt, nur eine der vielen Offerten der Erlebnisgesellschaft. Er ist ein besonders multifunktionaler Ort der Bedürfnisbefriedigung und deshalb kaum durch eine einzige Alternative ersetzbar, aber durch eine Kombination mehrerer Angebote sehr wohl. Der Spitzensport darf beim Publikum keinen dauerhaften Anstoß erregen, weil es sonst fortbliebe. Er darf somit nicht gegen die Erwartungen des Publikums laufen, welche sind: spannende, sofort entschiedene und individuell zurechenbare Höchstleistungen zu sehen (vgl. Bette, Schimank, 2006, S.155ff).
Peter Franken wurde 1981 in Köln geboren. Sein Studium der Sportwissenschaften schloss er an der TU Darmstadt mit dem Titel Magister Artium erfolgreich ab. In 2014 wird er einer von zwei Trainern in Deutschland, Österreich und der Schweiz, denen der Titel Fellow of Applied Functional Science übertragen wird. Er betreibt ein professionelles Studio für funktionelles Training im Rhein-Main-Gebiet. Aufgrund seinem Kindheitswohnort Kerpen und seinem Freundeskreis war die Faszination für Motorsport und Michael Schumacher früh gegeben. Dies motivierte ihn, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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