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Sport

Anne Baumann

Die Psyche des Torhüters: Steht der Torwart unter besonderem Druck?

ISBN: 978-3-8428-9413-6

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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Fußballtorhüter hat aufgrund seiner Position eine Sonderstellung innerhalb des Teams. Steht der Torhüter daher innerhalb der Mannschaft unter einem besonderen psychologischen Druck und durch welche Faktoren wird dieser ausgelöst? Anhand von Literaturauswertung und Experteninterviews wird aufgezeigt, dass die Anforderungen an die Position des Torhüters sich von denen seiner Mitspieler unterscheiden. Die Stärke des psychologischen Drucks wird unterschiedlich wahrgenommen und ist vom Umgang des Torhüters mit Stresssituationen abhängig.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.1, Allgemeine Einordnung des Fußballs in die deutsche Gesellschaft: ‘Massensport, das heißt heute: zweiundzwanzig spielen Fußball, Tausende und Zehn-tausende sehen zu. Sie stehen um das Spielfeld herum, kritisieren, johlen, pfeifen, ge-ben ihr sachverständiges Urteil ab, feuern die Spieler an, bejubeln ihre Lieblinge, beklatschen einzelne Leistungen, reißen den Schiedsrichter herunter, fanatisieren sich, spielen innerlich mit. Sie verfallen der Fußballpsychose, und sie benehmen sich auf dem Sportplatz, als hinge nicht nur ihr eigenes Wohl und Wehe, sondern das Wohl und Wehe der ganzen Welt von dem Ausgang dieses lumpigen Fußballspiels ab.‘ So stellt der Sozialdemokrat Helmut Wagner das Massenphänomen Fußball und seinen Einfluss auf die Zuschauer im Jahr 1931 dar. Was vor 81 Jahren stimmte, hat bis heute seine Gültigkeit nicht eingebüßt, sondern sogar noch gefestigt. Der Dachverband aller deutschen Fußballverbände und –vereine, der Deutsche Fußball-Bund (DFB), erreichte, wie bereits eingangs erwähnt, im April des Jahres 2012 erstmals eine Mitgliederzahl, die höher ist als 6,8 Millionen. Die höchste deutsche Spielklasse, die Bundesliga, zog in der abgelaufenen Saison (2011/2012) insgesamt 13.805.496 Menschen in die Stadien. Das macht einen Schnitt von über 45.000 Zuschauern pro Spiel und damit den höchsten jemals erreichten Wert für den saisonalen Zuschauerschnitt in der Geschichte der Bundesliga. Nicht nur national sind diese Zahlen beeindruckend. Auch international steht der deutsche Fußball damit an der Spitze. Der DFB ist der größte Sportverband der Welt und die Bundesliga die Fußball-Liga mit dem größten Zuschauerandrang. Nach ihr folgen die englische Premier League (13.149.676 insgesamt, 34.604 pro Spiel), die spanische Primera División (10.791.927 insgesamt, 28.400 pro Spiel), die italienische Serie A (8.330.161 insgesamt, 21.921 pro Spiel), die französische Ligue 1 (7.167.940 insgesamt, 18.863 pro Spiel), die niederländische Eredivisie (5.954.191 insgesamt, 19.458 pro Spiel) und anschließend bereits wieder die 2. Bundesliga (5.266.941 insgesamt, 17.212 pro Spiel). Die Zahlen belegen den hohen Stellenwert, den Live-Fußball in den Stadien der höchsten beiden Spielklassen in Deutschland aufweist. Doch nicht nur direkt vor Ort ist Fußball interessant für seine Zuschauer. Der niederländische Psychologe Frederik Buytendijk stellt in einer Studie zum Fußball fest: ‘Die Art des Interesses für die elf oder x-mal elf Fußballspieler ist überall tief, ernsthaft, dauerhaft, alles durchdringend und erfüllend. Es übertrifft das Interesse für Kunst und Wissenschaft- übrigens nur zu begreiflich! -, ist aber auch allgemeiner und intensiver als das Interesse für die Lebensmittelpreise, den Weltfrieden oder den Tod von Neffen und Nichten – von Naturkatastrophen und Parlamentswahlen nicht zu reden.‘ Die Begeisterung für Fußball ist also keine ortsgebundene, die sich im Stadion ausleben lässt und dann dort auch abebbt, sondern wird in den Alltag mitgenommen und vor allen Dingen auch anderen Bereichen des Lebens übergeordnet, denen für gewöhnlich viel Aufmerksamkeit zukommt, wie der Kunst, der Wissenschaft, dem Wohlergehen näherer Verwandter oder auch der Politik. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich. Aus der sozialpsychologischen Sicht lebt der Fußball ‘(…)von der Spannung zwischen relativer Freizügigkeit aggressiver Ausdrucksformen und deren gleichzeitiger Begrenzung. Diese Spannung besteht auf dem Spielfeld zwischen notwendiger und verbotener Aggressivität, überträgt sich aber auch auf die Ränge und selbst noch auf den Bild-schirm.‘ Der Zuschauer ‘lebt‘ also das Spiel und die ebenso gebotene wie reglementierte Aggressivität. Es wird von den Spielern gefordert, alles für seinen Verein oder seine Nationalmannschaft zu geben. Spieler werden nicht mehr als bloße Arbeitnehmer eines Unternehmens, des Vereins, gesehen, sondern werden zu Ikonen, die aus Überzeugung kämpfen sollen. Dem Wort kämpfen kommt in diesem Fall besondere Bedeutung zu. Matthias Sammer, Sportdirektor des FC Bayern München, fasst zusammen, was manchmal von einem Spieler erwartet wird und im Hinblick auf den Spielausgang auch notwendig ist: ‘Wenn du auf dem Platz nicht eine Drecksau bist, kannst du bestimmte Situationen nicht lösen.‘ Aggressionen werden von den Fans erwartet und, sofern sie sich in bestimmten Grenzen halten, als nicht negativ bewertet, sondern bejubelt. So ist der Beiname ‘Kampfsau‘ keine Beleidigung, sondern ein Kompliment für einen Spieler. Jedwede spielerische Limitiertheit wird verziehen, wenn nur der Einsatz für die eigene Mannschaft stimmt. Ein Beispiel für diese Bewunderung kämpferischen Einsatzes ist der Abwehrspieler Maik Franz. Sein oftmals hartes Einsteigen hat ihm von den eigenen Fans den Spitznamen ‘Iron Maik‘ eingebracht. Diese Bewunderung für seinen Einsatz drückte sich sogar in einer aufwändigen Choreographie aus. Am 26. Spieltag der Bundesliga-Saison 20007/2008 beim Spiel des Karlsruher SCs gegen den FC Schalke 04 entrollten die Fans ein Plakat, auf dem Maik Franz für seine harte Spielweise gehuldigt wurde. Die Fans verehren also denjenigen, der sich gegen das Reglement und die Beschränkung des Kampfes einsetzt, denn Kampf gehört zum Fußball dazu, schließlich geht es den Fans um mehr als nur ein Spiel. Doch nicht nur die Fans fordern Aggressivität und Einsatz, auch den Akteuren selbst ist die Kampfbetontheit des Sportes wichtig: ‘(…)beispielsweise wenn der ehemalige Bundestrainer und derzeitige Sportdirektor von Bayer Leverkusen, Rudi Völler, wegen eines aus seiner Sicht kleinlichen Platzverweises ausrastet, den Schiedsrichter angeht und einem Reporter zuruft: Wir spielen doch Fußball und nicht Schach schließlich ist das noch ein Männerkampfsport.‘ Fußball ist, wie man den Zahlen entnehmen kann, der beliebteste Sport in Deutschland. Das ist, wie man den Entwicklungen der Zuschauerzahlen und auch dem Kommentar Wagners zu Beginn des Kapitels entnehmen konnte, der vor 81 Jahren von Tausenden und Zehntausenden erzählte, die dem Fußballsport als Zuschauer in einer fanatischen Art und Weise frönten, kein Prozess, der nur in den letzten Jahren stattfand. Holger Brandes stellt fest, dass es ‘In den letzten 100 Jahren (…) mit Ausnahme kriegsbedingter Ausnahmesituationen kaum andere Ereignisse [gibt], an denen über soziale Milieugrenzen und gesellschaftliche Brüche hinweg Männer untereinander (…) emotional so eng verbunden sind.‘ Die Diskussion, ob Fußball ein Männersport ist, unabhängig ob aktiv oder passiv, soll hier außen vor gelassen werden. Entscheidend ist die Aussage, dass es kein Ereignis oder auch ähnliche Sportarten gibt, die derart starke Emotionen auslösen, ungeachtet der ansonsten gesellschaftsbedingten Milieugrenzen. Neben dieser Tatsache ist auch zu bemerken, dass dies über den Zeitraum von 100 Jahren so gewesen ist und als einzige Ausnahme nur Krieg zu nennen sein kann. Laut Brandes ist der Fußball dem deutschen Volk also annähernd emotional so nah wie ein Krieg und verbindet die Menschen untereinander im emotionalen Gefüge, weil sie, wie im Krieg, alle ein Ziel haben, ungeachtet ihrer sonstigen sozialen Grenzen und Unterschiede. Neben dieser Aussage zur emotionalen Verbindung von Männern durch den Fußball-sport, lässt sich der Fußball nicht nur als emotionales Bindeglied zwischen den sozialen Milieus sehen, sondern sogar noch weitergehend als Spiegel der Gesellschaft : ‘Aus Sicht der Sozialwissenschaften selbst geht es aber bei Fußball als einem weltweiten Massenphänomen um weit mehr als nur darum, irgendwie ‘dabei zu sein‘ oder sich ‘anzubiedern‘. (…) der Fußball bietet sich in der Tat als exemplarisches Feld an, als eine Art ‘Mikrokosmos (…). in ihm spiegeln sich wie in einem Brennglas komplexe gesellschaftliche Phänomene wider (…). ‘ Als Spiegel der Gesellschaft kann nur fungieren, was auch Bestandteil der Gesellschaft ist. Fußball ist in seiner Omnipräsenz ein konstanter Bestandteil der deutschen Kultur geworden. Der lange Zeitraum, während dessen sich der Fußball emotional in die Gesellschaft integriert hat, die steigenden Zahlen der Mitglieder des DFB und der Zuschauerzahlen der Bundesliga scheinen da-rauf hinzuweisen, dass sich das festigt.

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