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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Frederick Matthias Alexander wurde 1869 in Tasmanien geboren und starb 1955 in London. Seine Arbeit basierte auf der Überzeugung, dass Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind. Er entdeckte, dass die Wiederherstellung der natürlichen Aufrichtung Voraussetzung für optimale Koordination und eine ausgeglichene psychische Verfassung ist. Er hinterließ uns damit das Wissen über die in uns selbst liegenden Mittel für individuelle Lebensqualität. Technik (griech. Techné) ist die Kunst, mit den geeigneten und sparsamsten Mitteln zu einem Ziel zu kommen. Die F.M. Alexandertechnik ist eine Methode zur Selbsthilfe, die darauf abzielt, ungünstige (Bewegungs-)Muster langfristig durch günstigere zu ersetzen. Alles, was unserem Gehirn vertraut ist, schiebt es ins Unbewusste ab das ist betriebswirtschaftlich günstiger. Der Nachteil: Wir (re-)agieren automatisch, bewegen uns wie im Schlaf, greifen unbewusst auf vorhandenes Wissen zu. Wir sind, wie wir unser Gehirn benutzen: Die F.M. Alexandertechnik als Methode ist formal simpel, immer aber eine Herausforderung. Sie schult die Fähigkeit, automatische Reaktionen zu stoppen und so eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu schieben. Für den Bruchteil einer Sekunde gibt dies die Chance, unsere Reaktion zu wählen, statt automatisch und meist auf dieselbe Weise zu reagieren. Die Alexandertechnik hilft die Körper- und Selbstwahrnehmung zu schulen, individuelle Muster zu erkennen und zu verändern, übermäßige Muskelspannung loszulassen und den Anforderungen des Alltags effizient zu begegnen. Sie eignet sich im Rahmen der Gesundheitsprophylaxe für die Linderung oder Heilung körperlicher Beschwerden bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung und Selbsterfahrung durch die permanente Wiederholung ihrer Prinzipien. Haltung und Beweglichkeit werden verbessert, Rücken-, Schulter- und Kopfschmerzen, Verspannungen oder Kreislaufstörungen können gelindert werden. Sie wird eingesetzt bei einseitigen Belastungen im Beruf, von Menschen, die professionell mit ihrem Körper umgehen (Tanz, Musik, Sport), von Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und Ausdruck, Präsenz und Stimme schulen möchten... Die Alexandertechnik setzt am Körper an und betrifft immer alle Ebenen des Menschseins. Ihre Besonderheit liegt für mich darin, dass die Menschen lernen, sie selbst anzuwenden und dauerhaft in ihren Alltag zu integrieren. Ihr Potenzial und ihre Wirkung sind so vielfältig wie die Anwendung durch den individuellen Menschen. In meinem Buch erläutere und diskutiere ich die Alexandertechnik im Vergleich mit ausgewählten Modellen Psychologischer Beratung. Auf diese Weise zeige ich die Analogien in ihren Wirkfaktoren und zeige auf, dass das Potenzial der F.M. Alexandertechnik für eine langfristige Verhaltensänderung ebenso groß ist.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.2.2, Humanistische Ansätze: Selbstkonzept und Skript: Gesprächspsychotherapie und Selbstkonzept: Kontext: Zwischen den analytischen Schulen und den Lerntheorien entstanden als weiterer Ansatz die humanistischen Richtungen. Carl Rogers entwickelte die Gesprächspsychotherapie auf der Basis des humanistischen Menschenbildes und der humanistisch-psychologischen Zielstellung. Die Gesprächspsychotherapie, basiert auf einer eigenständigen Persönlichkeitstheorie und non-direktiven Verfahren für die Therapie bzw. Beratung. Eine deutliche Parallele zum psychodynamischen Ansatz C. G. Jungs zeigt die Haltung zum Wesen des Menschen. Es wird eine dem Menschen innewohnende Selbstaktualisierungstendenz angenommen, die in der Bereitschaft besteht, sich zu erhalten und die eigene Entwicklung zu fördern. Der Mensch trägt alle Ressourcen für seine Heilung selbst in sich. Er ist Experte seiner selbst und daher am besten in der Lage, seine persönliche Situation zu analysieren und selbständig Lösungen zu entwickeln. Das Selbstkonzept - Aneignung von Wirklichkeit und Identität: Die zentrale Kategorie der klientenzentrierten Psychotherapie Rogers ist das Selbstkonzept. Das Selbstkonzept beschreibt die Art und Weise, wie eine Person sich selber sieht und wahrnimmt. Zum Selbstkonzept gehören auch die Vorstellungen einer Person davon, wie die Mitmenschen sie wahrnehmen und welche Meinung sie von ihr haben. Der Begriff Konzept verdeutlicht, dass es sich nicht nur um flüchtige, veränderliche Eindrücke handelt, sondern um ein Gefüge ordentlich strukturierter Bilder, Vorstellungen und Charakterisierungen zur eigenen Person, den Beziehungen zur Umwelt und anderen Menschen. Das Selbstkonzept hat somit identitätsstiftende Funktion. Als Schema einer Person von sich selbst bestimmt es ihren eigenen Ort in der (sozialen) Umwelt, prägt ihre Gedanken, Wertungen, Haltungen, ihre Ziele und ihr Verhalten. Das Selbstkonzept fungiert daher auch als Filter für die Inhalte der Wahrnehmung und Erfahrung: Welche Wahrnehmungen werden registriert, für wichtig befunden und verarbeitet? Welche werden ignoriert und als unwichtig oder gefährlich verworfen? Das Selbstkonzept hat selektive Funktion, die der Orientierung und der Wahrheitsbildung des Menschen dient. Die Bildung eines Selbstkonzepts ist notwendig für unser Bedürfnis nach Kontinuität und Orientierung. Das Selbstkonzept als Konstrukt unseres Selbst kann aber zu einem eindimensionalen Denk- und Verhaltensmuster werden, wenn wir nicht in der Lage sind, es zu überprüfen und gegebenenfalls zu revidieren. Das Selbstkonzept umfasst drei Ebenen: Emotionale Komponente: Rogers definiert sie als die wichtigste der drei Komponenten. Sie umfasst sämtliche Regungen und Gefühlsreaktionen, die mit dem Denken, Wahrnehmen und Handeln verbunden sind. Hierzu gehören Selbsthass, Freude, Selbstmitleid, Aggression, .... Kognitive Komponente: Sie betrifft alle inneren Vorgänge, die relevant sind für die Selbstwahrnehmung. Hierzu gehören die Denk- und Lernprozesse und die (Denk-) Muster über sich und Andere: Ich bin gut, ich bin schwierig... . Verhaltenskomponente: Sie umfasst die Verhaltensweisen, die wir im Umgang mit uns selbst und Anderen zeigen. Wir sind freundlich, distanziert, kontaktfreudig, abweisend, .... Selbstkonzept und Symbolisierung: Rogers unterscheidet das gesunde vom gestörten Selbstkonzept. Begreift eine Person neue Erfahrungen als passend für ihr Selbstkonzept, kann es diese vollständig integrieren. Dies bezeichnet er als unverzerrte Symbolisierung. Vermag das Individuum keine Beziehung zwischen Selbst und Erfahrung herzustellen, ignoriert es die Erfahrungsinhalte automatisch. Sie werden erst gar nicht bewusst wahrgenommen. Wir sind normalerweise nicht in der Lage, Erfahrungsinhalte stets unverzerrt zu symbolisieren. Viele Erfahrungen sind für uns unvereinbar mit unserem Selbstkonzept, so dass wir sie ignorieren (müssen) oder verzerrt - also nur teilweise - symbolisieren. Ein nicht gestörtes Selbstkonzept ist offen und realistisch, sodass es Gefühle, Empfindungen und die vielfältigsten Eindrücke aufnehmen kann. Das gestörte Selbstkonzept ist starr und eng. Es filtert Erfahrungen einseitig aus, so dass es zur Störung der drei Komponenten des Selbstkonzeptes kommt. Die Nicht-Kongruenz von Wahrnehmung und Denken durch abgelehnte Erfahrungen führt zu Konflikten, die sich in Unsicherheit, Angst, Schuldgefühlen oder auch psychosomatischen Symptomen äußern können. Die Wahrnehmung ist verzerrt, wichtige Lernprozesse, die persönlichkeitsfördernd sein könnten, werden verhindert. Eine Erfahrung, die ich als Dozentin in meinen computerbasierten Kursen machte, verdeutlicht dies anschaulich: Frauen, die von sich glaubten keine Begabung für Technik zu haben, waren meist verkrampft und kaum in der Lage, den Lernstoff aufzunehmen. Dies bezog sich schnell auch auf Lerninhalte, die zunächst mit Technik nichts zu tun hatten. Die Anderen waren neugierig, experimentierten, nahmen ’Fehler’ gelassen hin und nutzten sie, um daraus zu lernen. Dieses banale Beispiel lässt sich auf jede Art der Alltagserfahrung übertragen. Flexibilität des Selbstkonzepts durch Bewusstwerdung: Die unverzerrte Symbolisierung von Erfahrungsinhalten ist nach Rogers Ausdruck der Kongruenz von Selbst und Erfahrung. Vielfältige Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungsinhalte werden zugelassen und angemessen verarbeitet. Der 'Zensor' Selbstkonzept ist offen, kann Neues angstfrei aufnehmen, es prüfen und für die eigene Person angemessen verarbeiten. Die Voraussetzung dafür ist ein elastisches Selbstkonzept. Die Kongruenz von Selbst und Erfahrung meint also nicht, wahllos sämtliche Erfahrungsinhalte zu integrieren. Vielmehr ist Kongruenz im Sinne von Offenheit und Bewusstheit zu verstehen. Elastizität bedeutet, das Selbstkonzept bewusst zu erweitern und zu verändern, anstatt - umgekehrt - die als inkongruent empfunden Erfahrungsinhalte abzuwehren, zu rationalisieren, oder umzudeuten. Zielstellung: Das Ziel der Therapie oder Beratung ist die Heilung psychischer und psychosomatischer Störungen durch die Förderung der Selbstaktualisierungstendenz. Dies führt zu Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung und Autonomie. Die Klienten sollen offen für ihre eigenen Erfahrungen werden und lernen, in ihrer Umwelt flexibel und in Übereinstimmung mit sich selbst zu handeln. Beratung oder Therapie unterstützt den Klienten darin, Abwehrmechanismen, die einem starren Selbstkonzept entspringen, durch Selbstexploration als solche zu durchschauen und einen Zusammenhang zwischen Empfindung und Gedanken herzustellen. Notwendige Voraussetzungen des Therapeuten sind für Rogers Empathie, Wertschätzung und Echtheit (Selbstkongruenz). Die Therapeutin spiegelt die Aussagen und Gefühle des Klienten lediglich und erreicht so, dass der Klient selbst(ständig) zu Einsichten gelangt. Dieses non-direktive Vorgehen überträgt dem Klienten die Verantwortung für den Verlauf und das Ergebnis der Therapie. Rogers sah in dieser Haltung die mit der Zielstellung der klientenzentrierten Psychotherapie korrespondierende kongruente Methode.

Über den Autor

Angelika Wichert, geb. 1961, schloss ihr erstes Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte an der WWU-Münster mit dem Magister Artium ab. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Redakteurin und Lektorin und einer Ausbildung zur Drehbuchautorin für Lernmaterialien war sie als Fach- & Drehbuchautorin und Dozentin im IT-Bereich tätig. Motiviert durch ihre intensive Beschäftigung mit Lernpsychologie, Lehr-, Lern- und gruppendynamischen Prozessen absolvierte sie ein Psychologiestudium, das sie mit einem Diplom ‘Psychologische Beraterin’ abschloss. Ihre Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Ansätzen Psychologischer Beratung, der Wahrnehmungspsychologie, Hirnforschung und der Wirkungsweise der F.M. Alexandertechnik waren der Anlass, ihre Ergebnisse in diesem Buch zu formulieren. Angelika Wichert arbeitet als Lehrerin für F.M. Alexandertechnik in eigener Praxis, als Fachautorin und Dozentin in Berlin.

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