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- Wie Web 2.0 die Politik verändert: Der Online-Wahlkampf hat begonnen
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Welchen Einfluss hat das Web 2.0 auf die Politik? Wie genau findet im 21. Jahrhundert der Online-Wahlkampf der etablierten Parteien statt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das medienpolitische Buch Wie Web 2.0 die Politik verändert: Der Online-Wahlkampf hat begonnen. Inspiriert durch den Wahlkampf 2008 in den USA wird im Verlauf dieser Studie insbesondere aufgezeigt, wie Web 2.0 auf die Politik in Deutschland Einfluss nimmt. In fünf Kapiteln werden verschiedene Studien, Entwicklungen und Trends anschaulich vermittelt. Zunächst werden einige Begrifflichkeiten definiert, um im Anschluss verschiedene Web 2.0-Instrumente an konkreten Beispielen im Online-Wahlkampf zu erklären dabei werden Chancen und Risiken des Web 2.0s aufgezeigt. Im Hauptteil wird ausführlich beschrieben, inwieweit Politiker Web 2.0-Instrumente wie Facebook, Blogs und Twitter für den Online-Wahlkampf gebrauchen. Dies wird an konkreten Beispielen erläutert, wie dem Facebook-Profil von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, dem Twitter-Account von Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Kristina Schröder sowie dem Blog der Kubanerin Yoani Sánchez. Zudem werden die Chancen und Risiken des Web 2.0s an Beispielen wie z.B. dem Rücktritt von Horst Köhler, Bundespräsident a.D., aufgezeigt. Ebenfalls wird im Hauptteil analysiert, inwieweit das Internet die Politik in den Bereichen Föderalismus, Daten-, Jugend- sowie Verbraucherschutz verändert. Im empirischen Teil der Studie, folgt ein ausführliches Interview mit dem Internetspezialisten Matthias J. Lange. Das Interview gibt einen Einblick über den Online-Wahlkampf der etablierten Parteien, die Piratenpartei, WikiLeaks, die digitale Kluft und die Risiken des Jugend- und Verbraucherschutzes.
Textprobe: Kapitel 3.1.2, Vermarktung und Wahlkampf der Politiker: Wie reagieren Politiker nun auf diese Entwicklungen im Web 2.0? Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hatte am 05.04.2010 in einem offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg dazu aufgerufen, den Datenschutz sowie die Privatsphäre der User auf Facebook zu schützen.Da keine ausreichenden Änderungen bei Facebook unternommen wurden, trat sie am 05.06.2010 aus der Community aus. Ich habe mich nach einem Gespräch mit Vertretern von Facebook dazu entschieden, meine Mitgliedschaft zu beenden. Als Verbraucherschutzministerin kann und will ich es nicht akzeptieren, dass ein Unternehmen wie Facebook gegen das Datenschutzrecht verstößt und die Privatsphäre seiner Mitglieder in weiten Teilen ignoriert. Aber ich sage ganz deutlich: Mit dem Austritt ist das Thema für mich nicht erledigt, im Gegenteil. Ich trete aus, aber ich bleibe dran! Ich bleibe im Gespräch mit der Spitze von Facebook und ich werde so lange keine Ruhe geben, bis sich der Datenschutz hier entscheidend verbessert hat. . Die übrigen Politiker sind sich der Vor- und Nachteile des sozialen Netzwerks bewusst. Viele jedoch erachten es für essenziell, dass immer mehr junge Menschen ihre Zeit in sozialen Netzwerken verbringen. Diese Zielgruppe möchten sie auch per Online-Wahlkampf erreichen. Von den sechzehn Mitgliedern des Kabinett Merkel II sind beispielsweise acht Personen bei Facebook vertreten, die aktiv ihr Facebook-Profil verwenden. Zu den 50 Prozent gehören: Angela Merkel (CDU/42.896 Fans), Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU/33.107 Fans), Guido Westerwelle (FDP/8.405 Fans), Kristina Schröder (CDU/5.000 Freunde und 2.081 Fans), Philipp Rösler (FPD/2.324 Fans), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP/1.355 Fans), Nobert Röttgen (CDU/1.163 Fans) und Peter Ramsauer (CSU/640 Fans). Zum Vergleich: In der Opposition konnten sich vorwiegend Frank-Walter Steinmeier (SPD/8.779 Fans), Cem Ozdemir (Bündnis90/Die Grünen/7.703 Fans) und Gregor Gysi (Die Linke/2.775 Fans) auf Facebook die Gunst der Mitglieder erwerben. Fast jeder Politiker betreibt im 21. Jahrhundert eine eigene Homepage. Diese dient der Selbstdarstellung. Ein echtes interaktives Kommunikationsangebot für Bürger stellt eine Web 1.0–Website aber nicht dar. In Deutschland behandelt man das Netz weiter wie ein konventionelles Verteilermedium, in das man «Informationen stellt» und man behandelt es damit wie ein Flugblatt oder eine Pressemitteilung. Der Bürger kann beispielsweise nur bedingt in einen wirklichen Dialog mit dem Politiker treten. Verteidigungsminister zu Guttenberg fordert z.B. auf seinem Web 1.0-Auftritt: Politik braucht klare Werte, muss mutig und zukunftsorientiert handeln. Zudem stellt er klar, dass Politik als Dienstleistung zu begreifen für ihn ein Grundverständnis ist. . Wie genau stellt nun der Minister diese politische Dienstleistung auf einer Web 2.0-Plattform dar? Eine Analyse des Facebook-Profils (siehe Abbildung 4) soll Aufschluss bringen. Auf dem Profil von Karl-Theodor zu Guttenberg besteht die Möglichkeit zwischen den Bereichen Pinnwand, Info, Fotos, Video, Veranstaltungen und Diskussionen auszuwählen. Im Bereich Pinnwand veröffentlicht der Minister in regelmäßigen Abstand Neuigkeiten. Dabei werden die Informationen des Ministers in Form von Ton, Text und Bild auf Facebook crossmedial vertrieben. Der Begriff Crossmedia bedeutet allgemein, dass für mindestens zwei Medienkanäle ein redaktioneller Inhalt produziert, gestaltet und untereinander verknüpft wird. Am 23. Juli 2010 teilte zu Guttenberg auf der Pinnwand mit: Karl-Theodor zu Guttenberg beim öffentlichen Gelöbnis vor dem Berliner Reichstag. Ein Auszug aus der Rede anlässlich des 66. Jahrestages des fehlgeschlagenen Attentats vom 20.07.1944. Quelle: Livesendung vor Ort des Fernsehsenders Phoenix. Unter die Mitteilung wurde das YouTube-Video des Fernsehsenders Phoenix mit der zehnminütigen Rede des Ministers mit eingebunden. Zu Guttenberg erläutert in seiner Rede, wie bedeutend der Widerstand im NS-Regime war, und würdigte dabei das fehlgeschlagene Attentat des Stauffenberg-Kreises. Er appellierte an die Soldaten in der Demokratie sich ein Beispiel an Stauffenbergs Verbündeten Erwald-Heinrich von Kleist-Schmenzin zu nehmen und Klarheit und Zivilcourage in der Gesellschaft vorzuleben. Zu Guttenberg schloss damit, wie wichtig es im 21. Jahrhundert ist, Recht und Freiheit der Demokratie zu verteidigen und sich als Soldat für das Vaterland einzusetzen. Die Online-Partizipation der Bürger: Die Online-Partizipation der Facebook-Mitglieder ist nun gefragt. Auf Facebook gibt es die Möglichkeit jeden Eintrag, sei es Bild, Video oder Text mit dem Symbol Gefällt mir zu bewerten. Zudem besteht bei den meisten Profilen, wie bei jenem von zu Guttenberg, die Möglichkeit einen Kommentar zu hinter-lassen. Die Rede, die am 23. Juli 2010 um 16:03 Uhr online gestellt wurde, gefällt 206 Personen und dabei wurden über 57 Kommentare abgegeben. Eine Auswertung der Kommentare verdeutlicht, dass die Mehrheit der User nicht inhaltlich auf die Rede des Ministers eingeht, sondern allgemein Themen wie die politische Lage in Deutschland, die Person zu Guttenberg, die NATO, das Amt des Bundeskanzlers oder die Parteien im Bund debattiert. Typisch für diese Online-Diskussion ist, dass der Einfluss der wenigen Wortführer (ein bis zwei Personen) mit dem Anwachsen der Nutzerzahlen stetig sinkt.
Samuel Ernst, Jahrgang 1985, erlangte 2011 den Bachelor of Arts im Studium Medienmanagement an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Bereits während des Studiums in Würzburg sowie während des Auslandsaufenthaltes in Santiago de Chile vertiefte sich der Autor in die Thematik der Medienpolitik. Als Stipendiant der Hanns-Seidel-Stiftung, Freier Journalist sowie Mitglied des Bayerischen Journalisten Verbandes forschte er in den vergangenen Jahren über das Web 2.0 und dessen Einfluss auf die Politik im Online-Wahlkampf.