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Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Abb.: 17
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Seit der Entstehung des NLP in den siebziger Jahren wurde versäumt, ein fundiertes wissenschaftliches Theoriegebilde zu erstellen. Der größte Teil der Literatur beschäftigt sich ausschließlich mit der Beschreibung der verschiedenen NLP-Techniken. Überspitzt gesagt können die vielen NLP-Bücher mit einem ‘Kochbuch für Veränderungen’ verglichen werden. Doch, um im Bild zu bleiben, es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Kochen und Veränderungsarbeit: Bereitet man ein Mahl zu, dann ist das Wissen um die chemischen Reaktionen während des Prozesses von geringer Bedeutung. Das Entscheidende ist hierbei das Endprodukt. Ist es gelungen, dann kann man sich an ihm erfreuen. Sollte es nicht gelungen sein, dann kann man das Produkt entsorgen. Geht es um Veränderungsarbeit, dann sollte man nicht nur wissen, wie es geht, sondern insbesondere auch, warum es geht. Letztlich stellt ein Veränderungsmodell ohne ein theoretisches Fundament eine leere Hülle dar. Kernstücke dieser Untersuchung werden das Wahrnehmungsmodell und das Reizverarbeitungsmodell des NLP sein. Auf dieser Grundlage und unter Zuhilfenahme des von Robert Dilts (1993) erarbeiteten Konzeptes der ‘Logischen Ebenen’ sowie des ‘Time- Line’-Konzeptes von James und Woodsmall (1991) soll ein Persönlichkeitsmodell abgeleitet werden. Für die Hintergründe eines Modells der Verhaltensmodifikation ist die Betrachtung eines Entwicklungsmodells unerlässlich. Es soll aufgezeigt werden, dass das kognitive Entwicklungsmodell von Jean Piaget als Grundlage für das NLP dienen kann. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll das NLP bezüglich einer Störungstheorie betrachtet werden. Nachdem die ätiologischen Vorstellungen des NLPs betrachtet wurden, wendet sich die Arbeit der Praxeologie zu.
Textprobe: Kapitel II. B, Rahmenbedingungen der NLP-Veränderungsarbeit: In den vorangegangenen Kapiteln wurde ein theoretisches Grundverständnis des NLPs evoziert und es wurde eine Vielzahl von möglichen Ursachen für problematisches Verhalten aufgezeigt. In diesem Kapitel rückt nun die Veränderungsarbeit ins Zentrum der Betrachtung. Um eine Vorstellung über das Modell der Verhaltensmodifikation des NLPs zu vermitteln, soll an dieser Stelle skizziert werden, über welche Fähigkeiten ein NLP-Praktiker verfügen muss bzw. welche Fähigkeiten ihm bei der Veränderungsarbeit hilfreich sind. Anschließend wird dann ein für das NLP typisches Verlaufsmodell der Veränderungsarbeit vorgestellt. 1, Idealtypische Beschreibung des NLP-Praktikers: Dem NLP-Praktiker ist bewusst, dass die Grundlage für eine erfolgreiche Veränderungsarbeit im Aufbau einer erwünschten NLP-Praktiker-Klienten-Beziehung verankert ist. Dabei ist die im NLP postulierte ‘erwünschte’ Beziehung gegeben, wenn 1. der NLP-Praktiker intrapersonale Kongruenz aufweist, d. h. wenn sämtliche Persönlichkeitsanteile sowie verbale und nonverbale Ausdrucksmittel ein harmonisches Ganzes ergeben, und wenn 2. die Beziehung durch Wertschätzung, Respekt, Vertrauen, Empathie und partnerschaftliche Zusammenarbeit gekennzeichnet ist (vgl. Schütz u. a. 2001, S. 128). Die hier beschriebene ‘ideale’ Beratungsbeziehung weist unzweifelhaft eine nahe Verwandtschaft zu den in der Humanistischen Psychologie postulierten Grundsätzen für Veränderungsarbeit auf. So lassen sich die von Rogers geprägten drei grundlegenden Merkmale des Therapeuten (positive Wertschätzung, Echtheit und emphatisches Verstehen) in der obigen Beschreibung wiederfinden. Die Forderung nach einer partnerschaftlichen Beziehung zeigt an, dass der Klient im Rahmen der NLP-Veränderungsarbeit als aktives und mündiges Individuum angesehen wird. Der NLP-Praktiker wird den Klienten, so weit dies möglich ist, über jeden seiner Schritte informieren und insbesondere die Funktionsweise der anzuwendenden Interventionen erklären. Erst wenn sich der Klient mit der Durchführung einverstanden erklärt, kann die Intervention in die Praxis umgesetzt werden (vgl. Weerth 1994, S. 126). Um die beschriebene Beziehung herzustellen und aufrechtzuerhalten, stehen dem NLP-Praktiker zahlreiche Techniken zur Verfügung. Dabei wird er sich dieser bewusst sein und sie im angemessenen Rahmen verwenden. Dadurch, dass der NLP-Praktiker alle drei Wahrnehmungspositionen beherrscht, ist es ihm möglich, den Veränderungsprozess permanent aus verschiedenen Perspektiven zu kontrollieren bzw. zu überwachen. Aus der ersten Wahrnehmungsposition findet die Introspektion der eigenen Person statt, um gegebenenfalls Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene frühzeitig erkennen zu können. Die zweite Wahrnehmungsposition (assoziiert in den Klienten) verschafft dem NLP-Praktiker die Möglichkeit, den Ist-Zustand seines Klienten zu erfassen, und die dritte Wahrnehmungsposition nutzt er, um das Beziehungsgeflecht weitgehendst objektiv bzw. aus der Perspektive eines Unbeteiligten zu betrachten (vgl. Schauer 1995, S. 173). Bei der Erarbeitung von Zielen lässt der NLP-Praktiker seinen Klienten selbst bezüglich der Veränderungswünsche bestimmen. Der Prozess der Veränderung wird dann von Seiten des NLP-Praktikers als fachkundiger Helfer zur Auffindung von Ressourcen und Lösungsstrategien begleitet und er hält stets ein wachsames Auge auf die Verträglichkeit der Veränderungen in Beziehung zum Gesamtsystem des Klienten. Dem NLP-Praktiker liegt es fern, dem Klienten fertige Problemlösungsstrategien anzubieten. Insbesondere wird er zu inhaltlichen Fragen keine Stellung beziehen. Bezüglich der Ziel- und Entscheidungsfindung des Klienten wird er folglich ausschließlich ein non-direktives Vorgehen aufweisen, wohingegen er innerhalb des formalen Prozesses der Veränderungsarbeit bestimmend und direktiv auftritt z. B. gibt er bei der Frage: ‘Soll ich mein Kind abtreiben?’ keine inhaltliche Entscheidungshilfe (non-direktiv), aber hilft (direktiv) bei der Erstellung einer Entscheidungsstrategie (vgl. Weerth 1994, S. 126). Aus der inhaltlich non-direktiven Arbeitsweise geht hervor, dass der NLP-Praktiker nicht auf die Inhalte des Problems seines Klienten angewiesen ist. Wann immer die betroffene Person es wünscht, kann die Veränderungsarbeit vollkommen inhaltsleer ablaufen. D. h. Klient und NLP-Praktiker vereinbaren ein Codewort für das Problem. Um eine rein prozessorientierte Veränderungs-arbeit erfolgreich anzuleiten, verfügt der NLP-Praktiker über eine besonders ausgeprägte und geschulte Wahrnehmung. Ihm ist es anhand der Physiologie des Klienten möglich, bestimmte Rückschlüsse auf den inneren Zustand zu schließen. Darüber hinaus ist sich der NLP-Praktiker durch die Beobachtung der verbalen sowie nonverbalen Zugangshinweise stets im Klaren, in welchem RS sich der Klient befindet, und zur Sicherstellung einer gelungenen Kommunikation verfügt er über die Flexibilität, sich diesem RS anzupassen. Auch die Kenntnis über die NLP-System-Matrix (siehe Abb. 11) wird vom NLP-Praktiker genutzt, um eine ideale Kommunikation zwischen ihm und seinem Klienten zu gewährleisten. Durch die ständige Bestandsaufnahme, in welchem Feld und auf welcher Ebene sich die Kommunikationspartner gerade befinden, wird es dem NLP-Praktiker möglich, zu bestimmen, in welches Feld er selbst wechseln muss, um eine störungsfreie Beziehung aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus kann bestimmt werden, welche Felder auf dem Weg vom Problemverhalten hin zum Zielverhalten bearbeitet werden müssen. Auf dieser Grundlage wird der NLP-Praktiker dann sein formales Veränderungskonzept aufbauen und die geeigneten Interventionen auswählen (vgl. Weerth 1994, S. 123). Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Techniken und Interventionsmodelle des NLPs gehört das Wissen um die jeweiligen Wirkungsbereiche zur Basisausstattung des NLP-Praktikers. Er weiß nicht nur, welche Wirkung von welcher Intervention zu erwarten ist, sondern hat insbesondere auch ein exaktes Wissen bezüglich des chronologischen Ablaufs des Veränderungs- und Interventionsprozesses (vgl. Schauer 1995, S. 174). Darüber hinaus zeichnet sich der NLP-Praktiker durch therapieschulenübergreifendes Vorgehen aus. Insbesondere weist er fundierte Kenntnisse über den Bereich der Hypnose auf und versteht es, mit Trancezuständen wirkungsvoll und vor allem behutsam umzugehen. Kommt es während des Prozesses der Veränderungsarbeit zu Widerständen seitens des Klienten, dann wird der NLP-Praktiker dies nicht als mangelnde Bereitschaft des Klienten werten. Im Gegenteil, der NLP-Anwender nimmt den Widerstand als Hinweis auf eigenes Fehlverhalten wahr und wird in der Folge bemüht sein, die Beziehung zum Klienten zu verbessern und die Interventionen besser auf ihn abzustimmen (vgl. Bandler u. Grinder 1981, S. 27 ff.). Letztlich stellt der Widerstand einen Schutzmechanismus des Klienten dar, der auftritt, wenn dieser sich in der Beziehung zum NLP-Praktiker nicht mehr sicher und geborgen fühlt und somit auf diese Art und Weise versucht, eventuelle Schäden, die aus der Veränderungsarbeit resultieren können, abzuwenden. In manchen Fällen kommt es dazu, dass der Klient trotz einer ‘idealen’ Beziehung zum NLP-Praktiker Widerstand entwickelt. Dabei handelt es sich wiederum um eine Schutzfunktion des Klienten, der dadurch die negativen Konsequenzen, welche durch die Aufdeckung bestimmter Glaubenssätze auftreten könnten, vermeiden will. In diesem Zusammenhang ist dem NLP-Praktiker bewusst, dass hinter jedem problematischen Verhalten ein gewisser Nutzen für die betroffene Person steckt (sekundärer Krankheitsgewinn) und dass er zusammen mit dem Klienten nach Alternativen suchen muss, die den-selben Zweck wie das problematische Verhalten erfüllen, aber im Gegensatz zum unerwünschten Verhalten kongruent in das Gesamtsystem des Klienten integriert werden können (vgl. Schauer 1995, S. 176). Abschließend soll darauf hingewiesen werden, dass der idealtypische NLP-Praktiker sich selbstverständlich mit sämtlichen grundlegenden Theorien des NLPs auskennt und insbesondere mit dem Persönlichkeitsmodell und dem ätiologischen Konzept vertraut ist. Darüber hinaus verfügt ein NLP-Praktiker, der therapeutisch tätig ist, über schulenübergreifendes Wissen bezüglich der unterschiedlichen Störungsbilder und der Umgang mit Diagnose- und Klassifikationsschemata der Klinischen Psychologie ist für ihn selbst-verständlich.
Markus Bilgram wurde 1976 in Hanau geboren. Sein Studium des Sozialwesens an der Fachhochschule Fulda schloss der Autor im Jahre 2002 mit dem akademischen Grad Diplom Sozialpädagoge FH erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor erste Erfahrungen mit dem Thema der Veränderungsarbeit und des Coachings, welche er zunächst als Fallmanager für Arbeitsuchende beruflich nutzen konnte. Ab 2006 unterstützte der Autor als Trainer die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer kommunalen Arbeitsvermittlung. Nach seinem berufsbegleitenden Studium Master of Public Management erschloss sich der Autor das Berufsfeld der Organisationsentwicklung, in welchem er bis heute tätig ist.
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