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- Tiergestützte Interventionen mit Welpen und Junghunden in der Schule. Voraussetzungen – Besonderheiten – Fördermöglichkeiten
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2020
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 37
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Arbeit mit Tieren im Rahmen tiergestützter Interventionen erfreut sich in den letzten Jahren in unterschiedlichen Institutionen wachsender Beliebtheit. Berichte über hundegestützte Pädagogik sind sowohl in Fachbüchern als auch im Internet, in Fernsehberichten, Zeitschriften oder Tageszeitungen verstärkt zu finden. Immer mehr Lehrpersonen erfüllen sich ihren Traum vom eigenen Hund und nehmen ohne spezielle Vorbereitung bereits ihren Welpen mit in die Schule. Junge Hunde im Unterricht einzusetzen bietet viele Möglichkeiten, birgt aber auch große Risiken. Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen setzt sich die Autorin wissenschaftlich mit Gefahren und Chancen bei der Arbeit mit Welpen oder Junghunden in der Schule auseinander. Dazu werden zum einen die notwendigen Voraussetzungen für den Einsatz eines jungen Hundes umfassend analysiert. Zum anderen werden zahlreiche Übungen zur individuellen Förderung von Schülern, nicht nur mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf, vorgestellt, die bereits mit Welpen oder Junghunden durchgeführt werden können.
Textprobe: Kapitel 4.1.2, Förderung des Welpen: Die oberste Priorität sollte darin liegen, gesunde Hunde zu züchten (vgl. Franck/Franck, 2014, 25). Bezüglich der Hundepersönlichkeit haben die meisten Hundehalter ähnliche Erwartungen an ihr zukünftiges Familienmitglied. Der Hund soll sich eng an seine Bezugspersonen binden, freundlich zu Artgenossen und Menschen sein, offen auf neue Dinge zugehen, gelassen und nervenstark sein sowie einen guten Grundgehorsam zeigen (vgl. Franck/Franck, 2014, 12, 15). Eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen hat ergeben, dass Verhaltensentwicklung bereits im Mutterleib beginnt. Das Erbgut, epigenetische Prozesse, d.h. Veränderungen in der Umgebung des Erbgutes, die vorgeburtliche und die nachgeburtliche Umwelt, die Persönlichkeit der Mutterhündin und anderer Sozialpartner, wie zum Beispiel der Mensch, mit ihren vielfältigen Wechselwirkungen haben nachweislich erheblichen Einfluss auf die Entwicklung. Zu den multiplen Wirkfaktoren zählen hormonelle Einflüsse, Ernährung, Klima, Stress und die dadurch bedingten Veränderungen in der Hirnentwicklung. Um dem jungen Hund zu einer möglichst optimalen Entwicklung zu verhelfen und Verhaltensproblemen vorzubeugen, haben eine stabile Umgebung, ein harmonischer Deckakt, eine problemlose Geburt sowie eine gesunde, wohl genährte, entspannte und souveräne Mutterhündin einen hohen Stellenwert (vgl. Franck/Franck, 2014, 30-35 Gansloßer/Krivy, 2014, 10, 14-19, 37, 41-46, 55, 72, 78-79, 81-83, 100-101, 130-134 Strodtbeck/Borchert, 2018, 19-23). Neonatale Phase oder Neugeborenen-Phase: In der neonatalen Phase ist milder Stress in Form von zeitweiligen leichten Kältereizen oder geringem Hungergefühl vorteilhaft, da der Welpe dann selbst aktiv werden muss, um sein Bedürfnis nach Wärme oder Nahrung zu befriedigen (vgl. Franck/Franck, 2014, 44 Gansloßer/Krivy, 2014, 9, 131 Strodtbeck/Borchert, 2018, 24). Dies stärkt zum einen sein Immunsystem, sorgt zum anderen aber auch dafür, dass der Hund zukünftig besser mit Stress und Belastungen umgehen kann. Bereits in dieser Zeit wirken sich pflegende Dominanz (Rütter, 2015, 44) sowie vorsichtiges Kraulen und Knuddeln positiv auf die Entwicklung aus (vgl. Franck/Franck, 2014, 45-47 Gansloßer/Krivy, 2014, 128-129). In Franck und Franck (2014, 38-40) wird das Super Dog Program , fünf Übungen zur taktilen und thermischen Stimulation, die ähnlich dem Verhalten der Mutterhündin sind und vom Züchter täglich durchgeführt werden sollen, beschrieben. Übergangsphase: In der Übergangsphase fördern wohldosierte Reize der verschiedenen Sinnessysteme (olfaktorisch, taktil, akustisch, visuell) die Sinnesleistungen und die neurologischen Funktionen. Behutsames Kuscheln und eine sanfte menschliche Stimme in behaglicher Atmosphäre bewirken, dass der Welpe mit allen Sinnen positive Eindrücke im Kontakt mit Menschen abspeichern kann (vgl. Franck/Franck, 2014, 42-47 Gansloßer/Krivy, 2014, 168-169). Sozialisationsphase: In der Regel werden Welpen mit acht Wochen in ihre neuen Familien abgegeben. (Ausführliche auch kontroverse Diskussionen dazu sind beispielsweise in Gansloßer und Krivy (2014, 182-185) sowie Franck und Franck (2014, 17-23) zu finden.) Dieser Zeitpunkt fällt mitten in die Sozialisationsphase. Um dem Abbau von Nervenverbindungen in der Pubertät entgegenzuwirken, müssen dem jungen Hund in dieser Zeit zur Stimulation der Nervenzellen viele unterschiedliche für ihn wichtige Reize präsentiert werden (vgl. Franck/Franck, 2014, 49 Gansloßer/Krivy, 2014, 112-117). Vielfältige Umwelterfahrungen mit lösbaren Problemen ermöglichen ihm, sich besser auf Stress und wechselnde Lebensbedingungen einzustellen (vgl. Franck/Franck, 2014, 109 Rütter, 2014, 47-48 Strodtbeck/Borchert, 2018, 25, 58). Durch diese Selbstwirksamkeitserfahrung werden auch Frustrationstoleranz und Anstrengungsbereitschaft trainiert. Bewegungs- und Sozialspiele, vielfältiges Spielzeug sowie räumliches Erkunden führen zu einer Verbesserung der motorischen und sensorischen Leistungsfähigkeit. In der Sozialisationsphase sollte vor allem die Umweltgewöhnung stattfinden (vgl. Franck/Franck, 2014, 49-61, 64 Gansloßer/Krivy, 2014, 148-151, 177-179 Rütter, 2014, 98-109 Strodtbeck/Borchert, 2018, 25-26). Der junge Hund wird schrittweise, entsprechend seinem Tempo und an der Seite seiner Menschen an fremde Personen, Artgenossen, andere Tiere, bewegte und unbewegte Objekte, Umgebungen, Geräusche und Situationen herangeführt. Menschen verschiedener Größen, Geschlechter, Altersklassen, Hautfarben, Kleidungsstile, mit Gehhilfen, in Rollstühlen etc. haben dabei einen besonderen Stellenwert. Nach Wohlfarth und Mutschler (2017, 152) sollte ein Hund, der möglicherweise als Therapiebegleithund eingesetzt werden soll, bereits im Welpenalter an sein Bedingungsfeld gewöhnt und auf seine zukünftigen Aufgaben vorbereitet werden. Dies muss bei der Sozialisation des jungen Hundes berücksichtigt werden. Das Verhalten gegenüber Artgenossen und Menschen kann gut in einer kompetent geführten Welpengruppe geübt werden (vgl. Wohlfarth/Mutschler, 2017, 137 Greifenhagen, 2011, 237 Gansloßer/Krivy, 2014, 199-202 Rütter, 2015, 146-147). Bei innerartlichen Sozialkontakten sollte jedoch darauf geachtet werden, dass sie sich nicht auf junge Hunde beschränken, sondern auch der Umgang mit souveränen sozialverträglichen erwachsenen Tieren geübt wird. Zudem muss das neue Familienmitglied Grundregeln für den Alltag mit seinen Menschen erlernen. Dazu gehören beispielsweise sein Name, Stubenreinheit, die Beißhemmung, das Alleinbleiben, Warten können, das Mitfahren im Auto, die Gewöhnung an Geschirr, Halsband und Leine sowie Maßnahmen zur Körperpflege. Auch die Grunderziehung, also das Ausführen von Signalen wie Hier , Nein , Sitz , Down , Bleib , Fuß , Bring , Such o.ä., beginnt bereits im Welpenalter. (vgl. Franck/Franck, 2014, 70-71, 97-101 Gansloßer/Krivy, 2014, 179 Rütter, 2014, 70-85, 118-137) Da negative Erlebnisse in der Zeit von der 4. bis zur 12. Lebenswoche (eine weitere sensible Phase ist zu Beginn der Pubertät) weitreichende Folgen haben können, wird diese Phase häufig auch sensible oder kritische Phase genannt (vgl. Strodtbeck/Borchert, 2018, 27). Belastende Erfahrungen und Überforderung sind also unbedingt zu vermeiden (vgl. Gansloßer/Krivy, 2014, 181). Beachtet werden muss stets, dass ein junger Hund ausreichend Schlaf benötigt, um die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Der Züchter sollte fördernd und ausgleichend auf die individuelle Hundepersönlichkeit einwirken (vgl. Franck/Franck, 2014, 87-89). Auch die Sozialisation beginnt bereits in der Züchterfamilie, muss dann aber vom Hundehalter konsequent fortgesetzt werden (vgl. Franck/Franck, 2014, 14, 97-100). Hilfreiche Anleitungen dazu sind beispielsweise in dem Buch Welpentraining mit Martin Rütter (Rütter, 2015) zu finden.
Michaela Szczepaniak, Jahrgang 1969, träumte seit ihrer Kindheit von ihrem eigenen Hund. Vor mehr als 20 Jahren begann sie als Sonderschullehrerin ihre Tätigkeit an der Parkschule, einer Förderschule mit den Förderschwerpunkten Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung. Sie arbeitet dort seit fast zehn Jahren mit den Schulhunden, die teilweise schon im Welpenalter in der Schule eingesetzt wurden. Die hundegestützte Pädagogik stellt einen wichtigen und anerkannten Teil des Schulprogramms der Förderschule im Essener Norden dar. Nach einer Ausbildung zum Therapiebegleithundteam und zahlreichen weiteren Fortbildungen professionalisierte die Autorin ihre Tätigkeit durch eine berufsbegleitende Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Therapie und Interventionen. Seit dem Sommer 2020 wird sie bei ihrer Arbeit durch ihren Hund Benji, einen Australian Shepherd-Welpen, unterstützt. In ihrem Buch kombiniert die Autorin ihre Erfahrungen mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
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