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Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Mein persönliches Interesse an der Techno- und Ravekultur, habe ich bereits vor mehr als zehn Jahren entdeckt. Es begann alles damit, dass ein guter Freund von mir sich als DJ und Veranstalter von monatlichen Club-Events ausprobierte. An diesen Freitagabenden wurde vorwiegend Deep-House gespielt, eine verwandte Musikrichtung von Techno. Dieser Musikrichtung bin ich bis heute, mit ein paar wenigen Ausflügen, treu geblieben. Diese und weitere Club-Events waren der Einstig in die Techno-Szene und sind meine Verbindung zu ihr bis heute. Sie symbolisierten für mich eine Parallelwelt in der alles und nichts möglich war. Ich konnte mich zur Musik gehen lassen und die Sorgen und Ängste des Alltags spielten in dem Moment der Verdichtung keine zentrale Rolle für mich. Hauptaugenmerk dieses Buches soll es sein, das subkulturelle Phänomen, Techno- und Ravekultur als Form einer posttraditionalen Vergemeinschaftung von Jugendlichen, zu analysieren. Diese Betrachtung werde ich basierend auf der kritischen Auseinandersetzung mit verschiedenen Jugendkulturtheorien durchführen, um schlussfolgernd eine aktuelle Konkretisierung und Charakterisierung des Phänomens Techno- und Ravekultur herbeiführen zu können. Die vorliegende Studie gliedert sich in drei Oberthemen. Im ersten Teil dieser Untersuchung wird eine grundlegende Begriffsbestimmung der Lebensphase Jugend vorgenommen. Hierfür wird im Mittelteil dieses Kapitels auf das Paradigma des Übergangs von Jugend in den Erwachsenenstatus näher eingegangen. Zentraler Fokus sind die Erwartungen an die Jugendlichen sowie die Entstrukturierung der Lebensphase Jugend in der Postmoderne. Fortfahrend wird auf den Wandel der Lebensphase Jugend eingegangen, unter Berücksichtigung der Begriffe Individualisierung und Kommerzialisierung. Der letzte Teil des Kapitels beinhaltet die Auseinandersetzung mit jugendkulturellen Stilen und Szenen im 21. Jahrhundert. Zentrale Gesichtspunkte des zweiten Teils dieser Ausarbeitung sind die Anfänge von elektronischer Musik sowie die Entstehung der Techno- und Ravekultur in Deutschland. Diese Anfänge werden unter Betrachtung der wichtigsten Metropolen, Berlin und Frankfurt, konkretisiert. Im Mittelteil dieses Kapitels wird näher auf die verschiedenen Subgenres von Techno eingegangen um Differenzierungen innerhalb der Techno- und Ravekultur aufzuzeigen. Die Elemente Rave, Event und Clubkultur haben hier eine zentrale Funktion. Zum Schluss werde ich die Techno-Szene mit Hilfe von Protagonisten konkreter darstellen. Selbstinszenierungspraktiken übernehmen hierbei eine wichtige Rolle. Im dritten Teil werde ich mich mit dem Phänomen der Jugendkultur Techno beschäftigen. Im weiteren Verlauf wird über eine theoretische Auseinandersetzung mit der Begrifflichkeit Subkultur und deren Entwicklung, eine Übersicht über den aktuellen Theoriediskurs angeführt. Danach wird unter der Verwendung der Begrifflichkeit posttraditionale Vergemeinschaftungen, die Techno- und Ravekultur als solche charakterisiert. Mit Hilfe der klassischen Techno Mottos Difference und Unity , soll die These von Techno- und Ravekultur als posttraditionale Vergemeinschaftung weiter ausgeführt werden. Zum Schluss werde ich die Techno- und Ravekultur auf ihre Beständigkeit als altersspezifische Teilkultur, Subkultur und ästhetische Kultur prüfen.
Textprobe: Kapitel 2.3, Differenzierung des Jugendbegriffs: Es konnte deutlich werden, dass traditionelle Statusübergänge von Jugend, wie beispielsweise die Geschlechtsreife als Beginn für die Jugendphase, die Aufnahme eines Ausbildungsverhältnisses oder einer Eheschließung als Beendigung von diesem, an Bedeutung verlieren. ‘Vor allem in Folge der Verlagerung der Pubertät und der Verlängerung der Ausbildungszeiten hat sich in der sozialwissenschaftlichen Diskussion eine Sichtweise durchgesetzt, die Jugend als eine zeitlich ausgedehnte Lebensphase begreift, die weder mit dem biologischen und psychodynamisch fundierten Erwachsenwerden noch mit der vollen Rechtsmündigkeit endet’ (Schäfers/Scherr 2005, S. 24). Wesentlicher Bestandteil dieses Kapitels soll es sein, dem Leser verschiedene Differenzierungsversuche aufzuzeigen, um eine Überleitung in das übernächste Unterkapitel zu ermöglichen. Rechtsgrundlage für den Jugendbegriff ist § 7 (‘Begriffbestimmungen’) des Kinder- und Jugendhilfegesetzes SGB VIII. In diesem steht: ‘(1) Im Sinne des Buches ist 1. Kind, wer noch nicht 14 Jahr alt ist, […] 2. Jugendlicher, wer 14 aber noch nicht 18 Jahre alt ist, 3. junger Volljähriger, wer 18, aber noch nicht 27 Jahre alt ist, 4. junger Mensch, wer noch nicht 27 Jahre alt ist’ Remplein nimmt die Differenzierung der Jugendalter wie folgt vor: - 12-14 Jahre ‘Vorpubertät’ - 14-16 Jahre ‘Pubertät’ - 16-17 Jahre ‘frühe Adoleszenz’ - 17-19 Jahre ‘mittlere Adoleszenz’ - 19-21 Jahre ‘späte Adoleszenz’ Remplein verwendet das Jugendalter als Oberbegriff und unterteilt darunter in verschiedene Unterphasen. Als Besonderheit muss festgehalten werden, dass Remplein den Mädchen einen Vorsprung von 2 Jahren für jede dieser Phasen einräumt (Remplein 1963, S. 28). Oerter/Dreher führen den Begriff Adoleszenz als Oberbegriff für die Lebensphase Jugend ein. Die Adoleszenz reicht vom vollendeten 10. bis zum 21. Lebensjahr und wird in Unterphasen aufgeteilt (Oerter/Dreher 1995, S. 312). Hurrelmann als Soziologe führt eine andere Differenzierung an. Er spricht von einer ‘internen Untergliederung der Lebensphase’ die folgendermaßen zu differenzieren ist (Hurrelmann 2010, S. 41): - Frühe Jugendphase: die 12- bis 17-Jährigen in der ‘pubertären Phase’ - Mittlere Jugendphase: die 18- bis 21-Jährigen in der ‘nachpubertären Phase’ - Späte Jugendphase: die 22- bis 27-Jährigen in der Übergangszeit auf die Erwachsenenrolle (Hurrelmann 2010, S. 41). 2.3.1, Pubertät und Adoleszenz: Schwerpunkt dieses Kapitels soll es sein, die Begrifflichkeiten Pubertät und Adoleszenz in ihrer Funktion und Differenz zu erläutern. Zu Anfang ist anzuführen, dass die drei Kernbegriffe ‘Jugend’, ‘Pubertät’, und ‘Adoleszenz’ weniger klar abgrenzbare oder subsumierbare Altersphasen darstellen, sondern eher auf unterschiedlichen Forschungstraditionen und Betrachtungsperspektiven hinweisen. ‘Soziologen, sprechen von der Jugend, Psychologen von der Adoleszenz und Biologen von der Pubertät’ (Fend 2005, S. 22). Unter der Begrifflichkeit ‘Pubertät’ wird biologisch das Einsetzen einer körperlichen Umgestaltung der Gefühle und Erlebniswelten der Jugendlichen verstanden. Der Eintritt in die Pubertät lässt den Jugendlichen drastische Veränderungen seines Körpers erfahren, gleichzeitig ist er von seiner kognitiven Entwicklung her erstmalig in der Lage, sich selbst aus der Perspektive anderer zu betrachten (Oerter/Dreher 1995, S. 356). ‘Es ist die beginnende Selbstreflexion, die zugleich eine erhöhte Selbstaufmerksamkeit mit sich bringt’ (Oerter/Dreher 1995, S. 356). Bei der Pubertät stehen folgende Entwicklungsmerkmale im Vordergrund: - Wachstum, wie beispielsweise Gewicht und Körpergröße - Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale, wie beispielsweise Körperbeharrung oder Brustentwicklung - Primäre Geschlechtsmerkmale, wie beispielsweise Entwicklung von Penis und Hoden (Fend 2005, S. 102). Es lässt sich also festhalten, in Anlehnung an Fend, dass mit dem Einsetzen der Pubertät der Jugendliche einer starken körperlichen Veränderung ausgesetzt ist. Diese bringt innerhalb der Gefühls- und Erlebniswelt des Jugendlichen einen Umbruch mit sich. Schäfers und Scherr verweisen darauf, dass auf Grund einer Veränderung der sexuellen Reife, die heute viel früher eintritt, unter den Jugendlichen oftmals ungewollte Verstimmungen entstehen (Schäfers/Scherr 2005, S. 82). ‘Als Adoleszenz bezeichnet man die Zeit, die junge Menschen brauchen, um sich mit der neuen durch den pubertären Umbruch ausgelösten Situation psychisch zu arrangieren und sich einen neuen Platz in der Gesellschaft zu suchen’ (Schröder/Leonhardt 1998, S. 30). Somit kann die Adoleszenz als eine Lebensphase verstanden werden, in der die Jugendlichen kontinuierlich eine ‘geschlechtliche, kulturelle und berufliche Identität’ bilden (Schröder/Leonhardt 1998, S. 11). Die Adoleszenz ist als eine Phase des ‘Suchen und Ausprobieren’ zu beschreiben in den Bereichen Freizeit, Beruf oder Ausbildung, die schnell zu einer Überforderung für die Jugendlichen werden kann (Saner 1999, S. 26). Weiter lässt sich innerhalb der Adoleszenz zwischen Früh-Mittel- und Spätadoleszenz unterscheiden (Fend 2005, S. 23). ‘Der Begriff ‘Pubertät’ soll sich […] primär auf die körperlich-biologischen Veränderungsprozesse und deren Verarbeitung beziehen der Begriff ‘Adoleszenz’ dagegen eher […] auf innerseelische Auseinadersetzungen mit dem Erwachsenwerden’ (Göppel 2005, S. 5). 2.4, Paradigma des Übergangs in den Erwachsenenstatus: In diesem Abschnitt des Kapitels möchte ich näher auf den Übergang von der Lebensphase Jugend in den Erwachsenenstatus eingehen. Es gilt sich die Frage zu stellen, ob aktuell von einer klar definierten Übergangsphase in den Erwachsenenstatus gesprochen werden kann oder ob sich innerhalb dieser eine Entstrukturierung der Jugendphase vollzogen hat. Nach traditionellen Vorstellungen vom Übergang der Lebensphase Jugend zum Erwachsenen, gilt der Statusübergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen als vollzogen, wenn die gesellschaftliche Position durch eine volle Selbständigkeit erreicht wird. Dieser Übergang ist verbindlich absolviert wenn: - die Berufsrolle, beispielsweise eine ökonomische Unabhängigkeit, - die Partner- und Familienrolle, beispielsweise Gründung einer Familie, - die Konsumentenrolle, beispielweise Teilhabe am Konsum, - die Rolle als politischer Bürger, beispielsweise die Mitgliedschaft in einer Partei, vollzogen und abgeschlossen wurde (Hurrelmann 2010, S. 35). Diese Kriterien lassen sich nach Hurrelmann heute nicht mehr so eingrenzen. ‘Die Lebensphase Jugend verliert ihren von 1950 bis 1990 typischen Charakter als Übergangsphase von der abhängigen Kindheit in die unabhängige Erwachsenenzeit’ (Hurrelmann 2010, S. 8). Auf Grund der immer früher eintretenden Geschlechtsreife im Lebenslauf des Individuums, hat sich der Eintritt in die Jugendphase nach vorne verlagert. Die Übergangsphase von Jugend in den Erwachsenenstatus stellt somit keine klar eingrenzbare Abfolge von Kriterien dar, sondern eher eine Mischung aus Selbstständigkeit und Abhängigkeit sowie einer Selbst- und Fremdbestimmung der Jugendlichen (Hurrelmann 2010, S. 8, Abels 2008, S. 80). Schäfers und Scherr vollziehen eine Differenzierung innerhalb der Übergänge von der Jugendphase in das Erwachsenalter. Sie sind der Ansicht, dass Übergänge nicht mehr eindeutig durch eine oder mehrere Kriterien festzulegen sind. Das Ende der Pubertät, rechtliche Mündigkeit, Abschluss der schulischen und beruflichen Erstausbildung, Ablösung und ökonomische Unabhängigkeit von der Herkunftsfamilie bedeuten noch lange keine Beendigung der Jugend als Lebensphase (Schäfers/Scherr 2005, S. 23). Mit Bezug auf Schäfers und Scherr kann festgehalten werden, dass es den Jugendlichen nur temporär möglich ist, an Bereichen der Erwachsenenwelt teilnehmen zu können. ‘Jugendliche können so gesehen an verschiedenen Lebensstilen partizipieren, ohne sich einem einzelnen vollends verpflichten zu müssen’ (Ferchhoff 1990, S. 72). 2.4.1, Erwartungen an die Jugendlichen innerhalb der Lebensphase: Die Jugend hat heute die Aufgabe, sich in jeweils voneinander differenzierten gesellschaftlichen Teilbereichen wie Schule, Herkunftsfamilie, Freizeit oder Freundschaft eigene Wege der Bewältigung zu erschließen. Ziel ist es, individuelle Entfaltung und soziale Integration zu finden (Hurrelmann 2010, S. 9). Die Jugendlichen müssen sich immer schneller anpassen und sich ständig mit neuen Bildungsperspektiven inmitten ihres Lebenslaufes auseinandersetzen. Sie sind innerhalb ihrer Schullaufbahn einem extremen Leistungsdruck ausgesetzt, bei dem es ihnen sehr früh auferlegt wird, den ‘Ernst des Lebens’ (Klein 2004, S. 56) zu erkennen. Stichworte wie ‘Bastelbiographie’ oder ‘Mehrfachidentität’ (Hitzler/Honer 1994, S. 307ff) spiegeln deutliche Erwartungen an die Jugend wieder, der es auferlegt ist, sich immer wieder neu zu erfinden. Weitere zentrale Erwartungen an Jugend sind der Erwerb des weiblichen oder männlichen Rollenbildes, die Gewinnung emotionaler Unabhängigkeit, der Erwerb von Beziehungen zu Gleichaltrigen sowie der Aufbau eines eigenen Wertesystems (Oerter/Dreher 2002, S. 270).
Nicolai Lemm, B.A. wurde 1985 in Linnich geboren. Sein Studium der Sozialpädagogik an der Hochschule Niederrhein schloss der Autor im Jahre 2013 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Bereits während seines Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen innerhalb der Techno- und Ravekultur. Fasziniert von der Musikrichtung und dem subkulturellen Phänomen, besuchte der Autor verschiedene Clubabende, Raves und Events der Techno- und Ravekultur. Diese Untersuchung der Jugendkultur Techno motivierte ihn, sich der Thematik des vorliegenden Buches näher zu widmen.
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