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- Stereotype Threat im deutschen Klassenzimmer: Zwischen mangelnden Ressourcen und institutioneller Diskriminierung
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 12.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 6
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Ursachenallokation von Bildungsungleichheiten bei SchülerInnen mit Migrationshintergrund. Die ersten Seiten geben eine kurze Einführung in die Thematik und skizzieren, anhand der Bundesbildungsberichte 2006 und 2010, den Ist-Zustand. Im darauf folgenden Kapitel Ethnien und Ethnizität wird dargestellt, wie die Zugehörigkeit zu verschiedenen Ethnien zu verstehen sein sollte, um die aufgezeigten Zustände besser einordnen zu können. Dabei wird auf den Ansatz von Barth (1969) eingegangen, der Ethnien als konstruierte, soziale Kategorien versteht, die Mitgliedschaft sichern und herstellen. Unter Einbeziehung des Ansatzes segmentierter Assimilation von Zhou, wird umrissen, dass ein so verstandener Ethnienbegriff in der Lage ist, die Ergebnisse verschiedener Studien auf diesem Gebiet sinnvoll zu verbinden. Weiter zeigt er auf, warum es sinnvoll sein kann, von Wirkungsmechanismen, wie dem Stereotype Threat (ST) auszugehen, um Bildungsungleichheiten von SchülerInnen mit Migrationshintergund zu erklären. Im dritten Kapitel werden verschiedene Ansätze, hinsichtlich ihrer Stärken und Schwächen, Bildungsungleichheiten von SchülerInnen mit Migrationshintergrund zu erklären, untersucht. Ziel dieses Kapitels ist es dabei, grundlegende Erkenntnisse und Reichweiten der verschiedenen Theorien herauszuschälen. Die folgenden Kapitel stellen den ST Ansatz von Steele und Aronson vor und erläutern den Untersuchungsaufbau für das deutsche Sample.
Textprobe: Kapitel 2.2, Bildungsungleichheiten von SchülerInnen mit Migrationshintergrund: Um einen Überblick über die tatsächliche Benachteiligung von SchülerInnen mit Migrationshintergrund zu erhalten ist es erforderlich, die aktuelle Situation der SchülerInnen hinsichtlich der Bildungspositionierung im deutschen Schulsystem, der tatsächlich erreichten Bildungsabschlüsse und Ergebnisse vorhandener Leistungsuntersuchungen näher zu betrachten. Im folgendem wird dargestellt was unter Bildung, Sozialisation und Ungleichheit zu verstehen ist. Anschließend werden aktuelle Befunde zur Bildungsungleichheit von SchülerInnen mit Migrationshintergrund betrachtet. 2.2.1, Bildung und Sozialisation: 'Der Bildungsbegriff entstammt einem normativ-idealistischen Umfeld, das auch bei der heutigen Nutzung stets mitschwingt. Gleichzeitig ist Bildung in der modernen Gesellschaft eine Ressource Jenseits normativer Vorstellungen, was einen gebildeten Menschen ausmacht, gibt es einen bodenständigen Verwertungsprozess von Bildungsinhalten und Bildungszertifikaten, welcher für die moderne Gesellschaft konstitutiv ist.' (Löw, 2006: S. 19). Wie Löw feststellt, haftet Bildung etwas normativ-idealistisches an, das sich an das griechische Konzept der Paideia anlehnt: Die Vollkommenheit von Leib und Seele (Löw, 2006: S.20). War früher Bildung die Fähigkeit, gesellschaftliche Geschehnisse kommentieren, mitreden zu können, sind Bildungsinhalte in heutigen Gesellschaften essentieller Natur. Essentiell, weil der Grad der Bildung eine Ressource darstellt, die verwertet und genutzt werden kann, um an andere interessante Ressourcen zu gelangen. Bildung bedeutet heute, akkumuliertes, für die Gesellschaft in der sich die Akteure befinden, relevantes Wissen und die Fähigkeit/ den Willen sich ändernde Bildungsinhalte immer neu anzueignen. Bildung und Sozialisation besitzen denselben Charakter, sie beschreiben die Entwicklung eines Akteures aus unterschiedlichen Perspektiven, meinen aber unterschiedliche Dimensionen und Praktiken der Aufnahme von Wissen und müssen so voneinander abgegrenzt werden. ' Während über Bildung in aktiver Auseinandersetzung mit den Kulturgütern Reflexivität und Handlungsfähigkeit erzielt werden sollen, beschreibt Sozialisation den Vorgang der aktiven Aneignung der gesellschaftlichen Güter ebenso mit dem Effekt der Reflexivität und Handlungsfähigkeit.'( Löw, 2006: S. 23). Bildung bedeutet, dass sich Akteure aktiv mit Bildungsangeboten auseinander setzen durch die sie Reflexivität und Handlungsfähigkeit erlangen sollen. Relevante Bildungsangebote werden dabei durch kulturelle Rahmenbedingungen determiniert. In unterschiedlichen Gesellschaften sind auf Grund unterschiedlicher kultureller Rahmenbedingungen andere Bildungsinhalte geeigneter um im Akteur die gewünschte Reflexivität und Handlungsfähigkeit auszubilden. Entscheidend ist im Punkt Bildung die aktive Auseinandersetzung. Das Ergebnis der Sozialisation ist ähnlich, jedoch wird dieses Ergebnis durch einen passiven Vorgang erreicht. Sozialisation ist ein lebenslanger: '… Prozess, in dem das Soziale das menschliche Handeln formt.' (Löw, 2006: S.22). Wie Löw weiter feststellt, ist Sozialisation ohne Bildung möglich, Bildung ohne Sozialisation jedoch nicht (Löw, 2006: S. 23). 2.2.2, Soziale Ungleichheit: Der Zugang zu wertvollen Ressourcen wie z.B. materiellen Wohlstand ist in postindustriellen Gesellschaften stark von Bildungszertifikaten abhängig. Gleichberechtigte Chancen vom Bildungsangebot zu profitieren, ist in diesen Gesellschaften immens wichtig, denn nur gute Bildungszertifikate, gute Bewertungen erbrachter Leistungen (zum Beispiel durch Noten oder Bescheinigungen über den Erwerb bestimmten Wissens), ermöglicht den Menschen in diesen Gesellschaften einen besseren Zugang zu anderen wertvollen Ressourcen wie größeren materiellen Wohlstand, Zugang zu mehr Macht und/ oder Prestige. Diese oben genannten wertvollen Güter sind nach Hadril (2005) und Solga, Berger und Powell (2008) die vier grundlegenden oder Basisdimensionen sozialer Ungleichheit. Ungleichheiten bei der Verteilung von Bildungszertifikaten oder Benachteiligungen bei Schulübergangsempfehlungen zum Besuch besser qualifizierender Bildungsinstitutionen bedeuten ungleiche Startchancen beim Zugang zu wertvollen Gütern. Bildung ist eine essentielle Dimension sozialer Ungleichheit die den Zugang zu Ressourcen anderer Basisdimensionen sozialer Ungleichheit prägt. Soziale Ungleichheit ist die gewollte und/oder ungewollte regelmäßige Benachteiligung von Akteuren im Interaktionsgefüge von Menschen bei der Verteilung von in diesen Gefügen als wertvoll erachteten Ressourcen. (Vgl. Hadril, 2005 Solga, Berger und Powell, 2008 Beck, 2003). ''Soziale Ungleichheit' [Hervorhebung i.O.] liegt dann vor, wenn Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen von den 'wertvollen Gütern' [dto.] einer Gesellschaft regelmäßiger mehr als andere erhalten.' (Hradil, 2005: S.30). Diese Ungleichheit impliziert ein besser-/ schlechter- oder ein höher-/tiefer- gestellt einiger Akteure gegenüber anderen. Gruppen die von der Verteilung der in diesen Gesellschaften als wertvoll erachteten Ressourcen weniger oder mehr profitieren als andere, sind beschrieben durch Determinanten sozialer Ungleichheit. Als Determinanten gelten nach Hradil und Solga, Berger, Powell soziale Positionen von Menschen in Beziehungsgeflechten (Hradil, 2005:S. 34 Solga, Berger, Powell, 2008:S.16). Diese Merkmale können ascribed (zugeschrieben) oder achieved (durch Geburt erhalten) sein. Jedoch können beide Formen '… vom Einzelnen nicht oder kaum beeinflusst werden…' (Solga, Berger, Powell, 2008:S.17). Ascribed-Merkmale sind zum Beispiel: Bildung, Beruf, Familienstand, während achieved-Merkmale zum Beispiel: Geschlecht, Herkunft –regional/ sozial- Alter etc. sind. Diese Determinanten sind Ansatzpunkte gesellschaftlicher Mechanismen und Prozesse zur Konstruktion sozialer Ungleichheiten in ihren unterschiedlichen Dimensionen. Hradil schreibt 2005, dass hinsichtlich sozialer Ungleichheit zwei Strukturierungsarten zu unterscheiden sind. Zum einen, eine ungleiche Verteilung von wertvollen Gütern unter allen betroffenen Menschen (zum Beispiel: Verteilung des Erwerbseinkommens auf Grund unterschiedlicher Qualifikation). Zum anderen die '…Ungleichheit zwischen Gruppierungen, deren Zugehörigkeit vom einzelnen nicht beeinflusst werden kann.' (Hradil, 2005: S.30). Die Ungleichverteilung von Bildungsressourcen ist zugleich Determinante von Ungleichheiten beim Zugang zu anderen wertvollen Ressourcen, wie materieller Wohlstand, Macht oder Prestige und damit einhergehend, weiteren Dimensionen wie Arbeits-, Wohn-, Umweltbedingungen etc.. MigrantInnen in Deutschland sind hinsichtlich der meisten Ressourcenverteilungen in den unterschiedlichen Ungleichheitsdimensionen benachteiligt. Ebenso bei der wichtigsten Ressource postindustrieller Gesellschaften, der Bildung.
Martin Herrmann, Dipl.- Soz. - Wiss., wurde 1984 in Eberswalde geboren. Sein Studium der Sozialwissenschaften an der Universität Duisburg- Essen, schloss der Autor im Jahre 2010, mit dem akademischen Grad des Dipl.- Soz. - Wiss., erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen im Bereich der Sozial- und Jugendhilfeplanung. Durch die mehrjährige Begleitung des regionalen Hilfenetzwerkes, im Rahmen der Umsetzung verschiedener europäischer Förderprogramme, näherte sich der Autor dem Thema der ungleichen Bildungspositionierungen von SchülerInnen, mit und ohne Migrationshintergrund, auf einer eher unkonventionellen Art und Weise.
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