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Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 86
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Globalisierung und ihre Transformationen betreffen jeden von uns. Ihre Auswirkungen sind in alle Bereiche unseres täglichen Lebens vorgedrungen. Auch Nationalstaaten und ihre Institutionen sind in folge dessen von Veränderungen betroffen, die sich auch auf die diversen Tätigkeitsfelder der Sozialen Arbeit auswirken. Neben der Neuausrichtung des Wohlfahrtsstaates unter der Prämisse der ´Aktivierung´ kommt es zu einer voranschreitenden Kommodifizierung und Regression nationalstaatlicher Einflüsse. Gewisse Teile der Bevölkerung geraten durch diese Transformationen immer mehr ins Abseits im Resultat bleibt eine Gefahr für die Vitalität der Demokratie und auch für die Prinzipien der Soziale Arbeit. Unter den Aspekten (Post-) Demokratie, Globalisierung, Wohlfahrtsstaat und Partizipation soll eine mögliche Verortung der Sozialen Arbeit vorgenommen werden.
Textprobe: Kapitel 2.2, Die ‘postnationale Konstellation’ in der Demokratietheorie: Aufgrund der späteren Betrachtung der aktuellen Herausforderungen der Demokratie, sowie den vorhandenen Interferenzen mit der Theorie der Postdemokratie, geht es im Folgenden um die ‘postnationale Konstellation’ in der Demokratietheorie. ‘Der Territorialstaat, die Nation und eine in nationalen Grenzen konstituierte Volkswirtschaft haben damals eine historische Konstellation gebildet, in der der demokratische Prozeß eine mehr oder weniger überzeugende institutionelle Gestalt annehmen konnte. Auch die Idee, daß eine demokratisch verfasste Gesellschaft mit einem ihrer Teile reflexiv auf sich als ganze einwirken kann, ist bisher nur im Rahmen des Nationalstaats zum Zuge gekommen. Diese Konstellation wird heute durch Entwicklungen in Frage gestellt, die inzwischen unter dem Namen ‘Globalisierung’ breite Aufmerksamkeit finden’. Dem vorangegangenen Zitat zufolge, sind die aktuellen Veränderungen auf die Globalisierung zurückzuführen. Die hiermit einhergehende Denationalisierung führt zu einer bereits beschriebenen Verlagerung von nationalstaatlichen Kompetenzen hin zu inter- und supranationalen Organisationen. Unter sonst gleichen Bedingungen verringert sich die demokratisch entscheidbare Materie auf nationalstaatlicher Ebene. Durch internationale Abhängigkeiten kann es zudem zu einer weiteren Regression nationalstaatlicher Einflüsse kommen. Im Falle, dass auf inter- und supranationaler Ebene keine neuen demokratischen Elemente entstehen, folgt ein Netto-Verlust an Demokratie. An dieser Stelle ist auch auf die sinkende Transparenz politischer Entscheidungen als Merkmal transnationaler beziehungsweise postnationaler Politik hinzuweisen. Auf internationaler Ebene finden multilaterale Verhandlungen statt, deren Ergebnisse von keinem einzelnen Verhandlungspartner einseitig festgelegt werden können, mit der Folge, dass nur eine begrenzte Möglichkeit besteht, einzelne Verhandlungspartner zur politischen Verantwortung zu ziehen. Auch Deliberation auf internationaler Ebene hilft in diesem Fall nicht weiter, da ein entscheidendes Merkmal der Demokratie fehlt: der Demos. Der Nationalstaat als Hülle demokratischer Prozesse kann nach Habermas durch vier Gesichtspunkte bestimmt werden: ‘Der moderne Staat ist nämlich als Verwaltungs- und Steuerstaat und als ein mit Souveränität ausgestatteter Territorialstaat entstanden, der sich im Rahmen eines Nationalstaats zum demokratischen Rechts- und Sozialstaat entwickeln konnte‘. Alle vier Gesichtspunkte obliegen weitreichender Transformationen, bedingt durch die wirtschaftliche Globalisierung. Kennzeichnend sind hier folgende Fakten: Erstens die Intensivierung zwischenstaatlichen Handels mit Industriegütern, zweitens die steigende Anzahl transnationaler Unternehmen mit wachsendem Einfluss, sowie einer Zunahme von im Ausland getätigten Direktinvestitionen. Drittens die Beschleunigung von Kapitalbewegungen auf elektronisch vernetzten Finanzmärkten mit einer von der Realwirtschaft losgelösten Eigendynamik. Viertens führen diese Entwicklungen zu einer Verschärfung des internationalen Wettbewerbs. Souveränität und Gewaltmonopol der Staatsgewalt sowie nationalstaatliche Institutionen, sind in den meisten Demokratien in Takt geblieben, jedoch stellen wachsende Interdependenzen der Weltgesellschaft die Frage, inwieweit nationale Politik überhaupt noch territorial fungieren und der nationalen Gesellschaft dienen kann . Subjektiv bleibt das Empfinden eines entmachteten Nationalstaates. ‘Das Problem besteht darin, daß die repräsentative Demokratie prinzipiell in Bereichen stattfindet, die für den einzelnen von geringer Bedeutung sind, während sie wenig Einfluß auf die von äußeren Kräften bestimmten Bereiche hat, die das Leben der Menschen tatsächlich betreffen’. Als Folge bleibt das überkommene Modell eines erodierenden Nationalstaates, in dem sich die Postdemokratie konstituiert: die Denationalisierung kann als Ursache des Phänomens der Postdemokratie gesehen werden. Die beschriebenen Transformationen zeichnen ein eher negatives Bild der Zukunft der Demokratie. Selbst wenn es gelingt, sich - zumindest gedanklich - vom Konstrukt des Nationalstaates zu lösen, so bleibt das Modell eines Weltstaates ohne Zentrum, von dem in der Bevölkerung disparitäre Auffassungen herrschen. Dieses Kapitel soll jedoch schließen mit einem eher positiveren Ausblick in die Zukunft unter dem Aspekt der Partizipation an politischen Entscheidungen, denn ‘[...] doch bleibt die Mehrheit politischer Institutionen und Regulierungen in ihrer Funktion und Reichweite an das nationalstaatliche Territorium gebunden’.
Michael Hermes, B.A. Social Work, wurde 1989 in Sögel geboren. Nach seiner Fachhochschulreife im Jahr 2007 entschied sich der Autor seine erworbenen Kenntnisse durch die Aufnahme eines Studiums zu erweitern. Das Bachelorstudium der Sozialen Arbeit schloss er im Jahr 2010 ab. Während der Studienzeit sammelte der Autor Erfahrungen im Bereich der sozialpädagogischen Schuldnerberatung sowie in der Elementarpädagogik. Des weiteren folgten Tätigkeiten in den Bereichen Medien- und Erlebnispädagogik. Durch persönliches politisches und soziales ehrenamtliches Engagement, als auch bestimmte Inhalte des Studiums entwickelte sich beim Autor ein Interesse für die aktuellen Transformationen im Zuge der Postdemokratie und Globalisierung.