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- Serientäter Frank Schmökel: Eine Analyse der Sozialisations- und Entwicklungsgeschichte
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Serielle Straftaten stellen ein globales und soziales Phänomen dar, welches fortlaufend großes Aufsehen in der Gesellschaft erregt und sämtliche Mitbürger in Angst und Schrecken versetzt. Trotz der immens hohen Dunkelziffer bei seriellen Tötungsdelikten herrscht eine omnipräsente Verbrechensfurcht, die durch die stark polarisierende Medienpräsenz zunehmend verstärkt wird und Forderungen der Prävention laut werden lässt. Präventive Fortschritte erfordern jedoch die explizite Aufschlüsselung der multifaktoriellen Entwicklung zum Serienmörder. Die Analyse der Sozialisations- und Entwicklungsgeschichte des Serientäters Frank Schmökel, soll einen Einblick in die Komplexität der risikosteigernden Fehlentwicklungen im Kindes- und Jugendalter bieten und ein Täterprofil samt Rekonstruktion der psychischen Verlaufsphasen ermöglichen. Es soll weder Verständnis für das Begehen grausamer Gewalttaten noch Rechtfertigung durch das Zusammenspiel individueller Faktoren und charakterlicher Grunddispositionen hervorgerufen werden. Dennoch besteht die traurige Wahrheit, dass es zu viele Menschen gibt, die aufgrund ihrer eigenen Lebensgeschichte nur noch den gewalttätigen Umgang kennen.
Textprobe: Kapitel 3.5.1 Die antisoziale Persönlichkeitsstörung: Die antisoziale Persönlichkeitsstörung wird im DSM-IV auf Cluster IV, neben der Borderline-Störung und der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, diagnostiziert. Dem DSM-IV zufolge besteht die antisoziale Persönlichkeitsstörung aus zwei Hauptbestandteilen. Zum einen aus der Störung des Sozialverhaltens vor Vollendung des 15. Lebensjahres und zum anderen aus der Fortsetzung dieses Musters im Erwachsenenalter (vgl. Davison et. al. 2007, S. 474). Ca. 60% aller, bereits in der Kindheit das Muster des antisozialen Verhaltens aufweisenden Kinder, entwickeln im späteren Verlauf auch eine antisoziale Persönlichkeitsstörung. Eine Studie aus den USA hat dabei erwiesen, dass die Geschlechteraufteilung unterschiedlich ist. Ungefähr 4% der Männer und nur ca. 1% der Frauen, sind von der antisozialen Persönlichkeitsstörung betroffen (vgl. Foerster 2012, S. 1). Bevor weiter auf die, vom DSM-IV zu erfüllenden Kriterien und durch Studien bewiesene Ursachen und Kennzeichen der Störung eingegangen wird, ist darauf zu verweisen, dass die antisoziale Persönlichkeitsstörung einer nachträglichen Diagnostizierung bedarf. Die Diagnose Antisoziale Persönlichkeit lässt sich anhand individueller Betrachtung von Täterprofil, Tatgeschehen und Biographie des Täters stellen. Diese individuelle Betrachtung erklärt einerseits die Tatsache, dass in einigen Fällen eine antisoziale Persönlichkeitsstörung niemals erkannt wird, andererseits, dass es zu einer vorschnellen Stigmatisierung kommen könnte, indem alle Gewalt- und Sexualdelikter automatisch mit der Diagnose einer antisozialen Persönlichkeit betitelt und klassifiziert werden (vgl. ebd., S. 3). Es bedarf also eindringlicher und individueller Betrachtung einzelner Fälle! Diese Persönlichkeitsstörung fällt durch eine große Diskrepanz zwischen dem Verhalten und den geltenden sozialen Normen auf (Rauchfleisch 2011, S. 530). Zu den erheblichen Auffälligkeiten dieser Störung zählt folglich die Missachtung sozialer Normen, ergänzt durch geringe Gefühlstiefe und fehlende Empathie gegenüber Mitmenschen und Tieren. Dabei ist das Verhalten des Betroffenen ausschließlich und skrupellos auf den eigenen Vorteil bedacht, sodass negative Konsequenzen als Folge von gewissen Handlungen nicht zu Verhaltensänderungen führen (Foerster 2012, S. 1). Weitere Charaktereigenschaften der antisozialen Persönlichkeitsstörung sind die deutliche und andauernde Verantwortungslosigkeit, die Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein (vgl. Rauchfleisch 2011, S. 530), impulsive Ausbrüche, massive Aggressionen und instrumentalisierte Gewalt (vgl. Foerster 2012, S. 1). Diese Charaktereigenschaften werden im ICD-10 zu acht spezifischen Merkmalen zusammengefasst, von denen mindestens drei zutreffen müssen, um die Diagnose Antisoziale Persönlichkeit stellen zu können: mangelnde Empathie und Gefühlskälte gegenüber anderen, Missachtung sozialer Normen, Beziehungsschwäche und Bindungsstörung, geringe Frustrationstoleranz und impulsiv-aggressives Verhalten, mangelndes Schulderleben und Unfähigkeit zum sozialen Lernen, vordergründige Erklärung für das eigene Verhalten und unberechtigte Beschuldigung anderer auf der Grundlage eines pathologischen Über-Ichs, anhaltende Reizbarkeit und hohes Maß an Manipulationsfähigkeit (vgl. Foerster 2012, S. 4) Die Ätiologie der antisozialen Persönlichkeitsstörung schließt neben den soziokulturellen Faktoren auch die biologischen Gründe mit ein. Betroffene weisen ein extrem niedriges Niveau der psychophysiologischen Erregbarkeit auf, sodass es in Stresssituationen nicht zu adäquaten organischen Reaktionen kommen kann (vgl. ebd.). Somit ist der Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks nur in abgeschwächter Form bis gar nicht vorhanden. Aufgrund der eingeschränkten Steuerungsfunktion des psychisch-physischen Apparates, ist zusätzlich die Fähigkeit verringert, negative Konsequenzen von Handlungen vorherzusehen (vgl. ebd.). Ein besonders auffälliges Charakteristikum der antisozialen Persönlichkeitsstörung stellt das deutlich reduzierte, bzw. unter Umständen fehlende Angstbewusstsein dar. Bei stabilen Persönlichkeiten ist Angst ein Zeichen des Selbsterhaltungstriebes, welcher den Betroffenen der antisozialen Persönlichkeitsstörung jedoch größtenteils fehlt. Das geringe Angstniveau begünstigt demnach die antisozialen Verhaltensweisen und ermöglicht das Begehen von Straftaten (vgl. ebd.). Nachweisbare Funktionsdefizite des Gehirns, insbesondere im Bereich des vorderen Kortex´, und der Zusammenhang aus einem erhöhten Testosteron- und einem erniedrigten Serotoninspiegel, sorgen für Auswirkungen auf die Gesamtpersönlichkeit und fördern häufig aggressives Verhalten: Eine verminderte Konzentration des Serotoninmetabobliten in der cerebrospinalen Flüssigkeit (Rückenmarkswasser) [korreliert] mit menschlicher Gewalt und Aggression (ebd., S. 2). Bei der Ursachenforschung der antisozialen Persönlichkeitsstörung kristallisiert sich immer mehr die Vermutung heraus, dass der Entwicklung dieser Persönlichkeitsstörung genetische Faktoren zugrunde liegen könnten, die für eine transgenerationale Weitergabe familiärer Persönlichkeitsstörungen sprechen würden (vgl. ebd.). Intrafamiliäre Störfaktoren wie bspw. häusliche Gewalt, fehlende Bindungsmuster zwischen Kind und Eltern und ähnliche negative Einflüsse im familiären Umfeld, verstärken das Bild der antisozialen Persönlichkeitsstörung. Schwerste Verlust- und Mangelerfahrungen, insbesondere in der frühen Kindheit, werden als existenzielle Bedrohung erlebt, was zu Misstrauen statt dem erforderlichen Urvertrauen führt (vgl. Rauchfleisch 2011, S. 531) und ein zusätzlicher Wegweiser in Richtung aggressiven, kriminellen Verhaltens darstellen kann (vgl. Foerster 2012, S. 2). Repräsentativen Studien zufolge können somit pathologische Ich-Strukturen, strukturelle Ich-Schwächen, mangelnde Impulskontrolle, ein hohes (psychosexuell determiniertes) Aggressionspotenzial und unsichere Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit als Indizien dafür gewertet werden, dass der Weg in die Delinquenz oftmals vorgezeichnet ist, es sei denn, es erfolgen rechtzeitig Korrekturen des antisozialen Verhaltens. Das Risiko einer Erkrankung ist jedoch individuell und variiert hinsichtlich der genetischen Ausstattung, der seelisch-geistigen Struktur und einem psychosozialen Klima, die zusätzliche Faktoren bereithalten, die die Verletzlichkeit und Störanfälligkeit von Kindern und Jugendlichen erhöhen (ebd.).
Jana Koschate, B.A., wurde 1992 in Olpe geboren. Ihr Bachelorstudium der Erziehungswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz schloss die Autorin im Jahre 2014 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Die angestrebte Qualifikation zur Kinder- und Jugendpsychotherapeutin konkretisierte sich während des Studiums auf die Psychologie des Menschen. Der erschreckende Anstieg serieller Delikte, der in einem Seminar der Universität thematisiert wurde, motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.
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