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Soziologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 12
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Tragische Ereignisse und Krisen im Leben von Menschen machen leider auch vor den Pforten unserer Schulen nicht Halt und sind daher potenziell allgegenwärtig. Über die persönliche und räumliche Nähe zum Ereignis gerät die schulische Lebenswelt in den Sog tragischer Geschehnisse. Zum einen können Kinder, Eltern und Lehrer/innen, die der Krisendynamik überlassen werden, individuelle Traumatisierungsverläufe mit zum Teil irreversiblen Chronifizierungen entwickeln, zum anderen können Krisen, die etwa durch Gewaltereignisse gekennzeichnet sind, Organisationen wie Schulen im schlimmsten Fall sogar an den Rand des Zusammenbruchs bringen. Um eine rasche und vollständige Bewältigung einer Krisensituation zu erreichen, sind Schulen daher auf ein effektives Krisenmanagement angewiesen. Dieses sollte jenseits von Tabuisierung oder Aktionismus angesiedelt sein, sodass kurzfristig individuelle und/oder institutionelle Überreaktionen verhindert werden, mittelfristig vernetzt mit anderen Organisationen an der Krisenbewältigung gearbeitet wird und langfristig Konsequenzen für ein künftiges Notfallmanagement gezogen werden können. Krisen- und Notfälle können jederzeit eintreten. Um diese Situationen leichter zu bewältigen ist die Implementierung von Handlungsplänen, die Entwicklung von Bewältigungs- und Betreuungsstrategien, der Aufbau der notwendigen Organisationsstrukturen aber auch die Etablierung einer Aufarbeitung und Trauerarbeit erforderlich.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.4.1, Schockphase: Wird kein passendes Handlungsmuster für ein traumatisches Ereignis gefunden, so wird der gesamte Organismus alarmiert das heißt, die Nebenniere schüttet die Hormone Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin aus. Dies erzeugt eine ‘Bündelung der Aufmerksamkeit’ sowie eine ‘Fokussierung der Wahrnehmung’ (vgl. Deseniß, Schulte-Nikoleyczik, 2010, S.5). Durch die Ausschüttung von Adrenalin werden Betriebsstoffe wie Glucose und freie Fettsäuren mobilisiert, somit werden die Herztätigkeit und die Atmung stimuliert, der Blutdruck wird erhöht, und das Gehirn, die Lunge, die Leber, das Herz und die Skelettmuskeln werden dadurch besser durchblutet. Unterdessen verengen sich die Blutgefäße in der Haut und an der Körperperipherie (vgl. Potreck-Rose, Jakob, 22008, S.91). In welcher Form sich die nachfolgenden Reaktionen darstellen, ist – je nach Persönlichkeit - sehr unterschiedlich und kann von einer Unter- oder Überaktivierung der Motorik bis hin zur Bewegungslosigkeit reichen. Die Symptomatik reicht hier von Betäubung, Bewusstseinseinengung und eingeschränkter Aufmerksamkeit, der Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten, und Desorientiertheit über extreme Fluchttendenzen, Angst und Panik bis hin zu Symptomen einer Depression und dem Rückzug aus der Realität (vgl. Amberger, Roll, 2010, S.140). In Folge dieses Extremstresses wird das Denken bis hin zum roboterhaften Agieren verlangsamt. Die Wirklichkeit wird ferngehalten und das Fühlen abgestellt. Äußerlich kann der/die Betroffene geordnet erscheinen, innerlich herrscht jedoch das Chaos. Später kann eine teilweise oder vollständige Amnesie für diese Zeit vorliegen (vgl. Sonneck, 2000, S.33). 2.4.2, Reaktionsphase: Während der Reaktionsphase treten häufig Erinnerungen an das Geschehene auf, die Konfrontation mit der Realität ist unvermeidlich (vgl. Sonneck, 2000, S.34). Diese Phase ist oft gekennzeichnet durch äußere und innere Ruhelosigkeit sowie Flashbacks das heißt, traumatisierte Personen können durch Schlüsselreize in die Situation zurückversetzt werden und sie erleben das Ereignis, als geschähe es hier und jetzt noch einmal (vgl. Deseniß, Schulte-Nikoleyczik, 2010, S.5). Es wird versucht, unter Einsatz psychischer Abwehrmechanismen wie Verdrängungs- und Verleugnungstendenzen, auch durch sozialen Rückzug mit selbstzerstörerischen Tendenzen, das Erlebte in den eigenen Erfahrungsschatz zu integrieren (vgl. Sonneck, 2000, S.34). Fixierungsgefahr besteht dann, wenn frühere, verdrängte Erlebnisse durch einen neuerlichen Krisenanlass zutage treten. Eine Chronifizierung kann durch mangelnde Hilfsstrukturen eintreten bzw. dann, wenn es zu einer gänzlichen sozialen Isolation kommt (vgl. ebd.). Diese akuten Belastungsreaktionen treten mehr oder weniger ausgeprägt bei allen Personen auf, die direkt oder auch indirekt von einem kritischen Erlebnis betroffen sind (vgl. Deseniß, Schulte-Nikoleyczik, 2010, S.5). 2.4.3, Bearbeitungsphase: Bearbeitungs- und Reaktionsphase sind nicht trennscharf, sondern fließen ineinander bzw. wechseln einander ab. In der Bearbeitungsphase löst sich der/die Betroffene allmählich von dem Erlebten und der Vergangenheit. Das Geschehene wird reflektiert, der Blick richtet sich wieder nach vorne und wird in das Welt- und Selbstverständnis eingegliedert (vgl. Sonneck, 2000, S.34). Gelingt der Schritt zur Integration des Erlebten jedoch nicht, kommt es zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Von einer posttraumatischen Belastungsstörung wird dann gesprochen, wenn sich folgende Symptome zeigen: Wiedererleben (Flashbacks, Alpträume), Vermeidungsverhalten (sich an Teile des Erlebnisses nicht erinnern können, bestimmte Orte und Situationen nicht aufsuchen) und erhöhtes Erregungsniveau (Schlafstörungen, übermäßige Wachsamkeit, Reizbarkeit, Angst, Depression) (vgl. Faller, 2009, S.56). Unbehandelt entwickelt sich eine Posttraumatische Belastungsstörung zu einer Chronischen Belastungsstörung (CBS), welche die Entwicklungsmöglichkeiten der betroffenen Person massiv einschränkt (vgl. Deseniß, Schulte-Nikoleyczik, 2010, S.7). Kinder und Jugendliche zeigen in der Folge oft schwerwiegende Probleme in der emotionalen und sozialen Entwicklung, und es besteht somit die Gefahr einer Beeinträchtigung der Persönlichkeitsreifung, was wieder zu psychischen Störungen und Erkrankungen führen kann (vgl. ebd.). 2.4.4, Neuorientierung: In dieser Phase gilt es, das Geschehene mit all seinen Folgen als Teil seiner eigenen Vergangenheit zu akzeptieren. Trauer um das, was war, Gedanken darüber, was einem durch die Erlebnisse verwehrt blieb, und über die Einschränkungen, die vielleicht bleiben werden, begleiten diesen Verlauf der Neuorientierung. Fragen nach dem Sinn der Erlebnisse werden gestellt und es wird nach Gründen und Erklärungen für das Erlebte gesucht. Es geht auch um die Auseinandersetzung mit den Fragen, welchen Einfluss die Geschehnisse auf das eigene Leben hatten und weiterhin haben werden, wo man im Heute steht, was man beibehalten möchte und was man ändern kann und möchte. Wird das traumatische Erlebnis verarbeitet und in den Erfahrungsschatz aufgenommen, tritt eine Neuorientierung ein. Das Selbstwertgefühl ist wieder gestärkt, das Erlebte hemmt nicht mehr das tägliche Leben und Lebenserfahrung wurde gewonnen (vgl. Sonneck, 2000, S.34).

Über den Autor

Dipl. Päd. und MA Sabine Schodritz wurde 1962 in Hainburg/D. geboren. Nach Abschluss des Bundesrealgymnasiums in Bruck/L arbeitete sie einige Jahre im Bereich der Finanzdienstleistung. 1990 schloss sie ihre Ausbildung an der Pädagogischen Akademie mit dem Lehramt für Hauptschulen ab. Die Ausbildung zur Volksschullehrerin absolvierte sie während ihrer Tätigkeit als Hauptschullehrerin berufsbegleitend. Ab dem Jahr 2000 widmete sie sich zusätzlich zu ihrer Lehrtätigkeit, dem Aufbau und der Leitung eines Lern- und Nachhilfeinstituts, welches sie bis 2010 sehr erfolgreich führte. In den Jahren 2011- 2013 absolvierte die Autorin den Universitätslehrgang Educational Leadership – Schulmanagement an der Donau Universität Krems und schloss diesen mit dem akademischen Grad des Master of Arts ab. Während ihrer langjährigen Lehrtätigkeit an Schulen wurde die Autorin immer wieder mit den kleinen und größeren Krisen des Schulalltags konfrontiert. Bedingt durch diese Erfahrungen beschäftigte sie sich daher eingehend mit den Hintergründen und Voraussetzungen eines erfolgreichen Krisenmanagements.

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