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- Politische Medienberichterstattung. Der Einfluss des Fernsehens auf das Wählerverhalten
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2016
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Wahlen sind ein elementarer Bestandteil jeder demokratischen Ordnung. Sie sind der zentrale Mechanismus der Machtverteilung. Die Frage, wie die Wähler zu ihrer Entscheidung kommen und was sie beeinflusst, ist daher besonders relevant. Die Wirkung der Medienberichterstattung auf die Wähler wird zwar schon seit dem Aufkommen der Massenmedien untersucht. Dennoch herrscht Unklarheit über deren Wirkungsstärke. Auf der einen Seite wird den Massenmedien nur ein geringes Einflusspotential zugesprochen. Die Effekte der Berichterstattung bestehen danach nur in der Mobilisierung und Verstärkung bereits vorhandener wahlrelevanter Einstellungen. Auf der anderen Seite wird auch die Annahme geäußert, dass die Berichterstattung starke, sogar persuasive Einflüsse aufweisen kann. Dass Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen über die Effektstärken kommen, hat verschiedene Gründe. Zum einen hat sich die Gesellschaft und damit auch das Medienangebot in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert. Somit dürften sich auch die Einflussmöglichkeiten im Zeitverlauf gewandelt haben. Zum anderen wurden unterschiedliche theoretische und methodische Herangehensweisen ausprobiert. Inwieweit die politische Medienberichterstattung heutzutage, insbesondere in der Wahlkampfzeit, ihre Rezipienten beeinflusst, ist daher immer noch umstritten. Die vorliegende Studie untersucht in diesem Kontext, ob im Vorfeld der Bundestagswahl 2009 ein Einfluss durch die politische Fernsehberichterstattung bei den Wählern beobachtet werden konnte.
Textprobe: Kapitel 4. Datenbasis: Die Analyse von Einflüssen der TV-Berichterstattung auf das Wählerverhalten bei der Bundestagswahl 2009 erfolgt in zwei Schritten: Im ersten Modul steht der Einfluss der Nachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 auf das Wählerverhalten im Mittelpunkt. Die Effekte des TV-Duells auf die Wählerschaft werden dann im zweiten Teil dieser Studie untersucht. Für die Analysen wurde auf zwei Datensätze zurückgegriffen, die im Rahmen der German Longitudinal Election Study (GLES) im Jahr 2009 erhoben worden sind. Zur Analyse des Einflusses der Nachrichtensendungen wird auf zwei verschiedene Datensätze zurückgegriffen: Dabei handelt es sich zum einen um die Komponente zwei der GLES, eine Rolling-Cross-Section-Wahlkampfstudie mit Nachwahl-Panelwelle (Version 4.0.0). Als zweiter Datensatz dient die vierte Komponente der GLES, eine Wahlkampf-Medieninhaltsanalyse zu den Fernsehnachrichten (Version 1.0.0). Der Datensatz der Rolling-Cross-Section- Wahlkampfstudie wurde auch für die Untersuchung zum Einfluss des TVDuells genutzt. Bei der Fernsehnachrichtenanalyse zum Bundestagswahlkampf 2009 wurden in einem Zeitraum von 91 Tagen vor der Wahl (28. Juni bis 26. September 2009) die Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 hinsichtlich ihres Inhalts analysiert. Grundsätzlich sind alle Beiträge in diesem Zeitraum bei den entsprechenden Nachrichtensendungen in die Analyse einbezogen worden. Zu einer inhaltlichen Codierung kam es jedoch nur, wenn mindestens eine der beiden Aufgriffskriterien, der Beitrag sich also entweder auf die deutsche Politik oder politische Akteure aus Deutschland bezog, zutraf. Dabei wurden zwei Untersuchungsstufen durchgeführt. Zunächst wurden die Beiträge anhand ihrer formalen Gestaltung und ihres thematischen Schwerpunkts codiert. Auf der zweiten Untersuchungsstufe wurden die journalistischen Beiträge, die einem der beiden Aufgriffskriterien entsprachen, zu einer der drei Aussagengruppen (Bewertungen deutscher politischer Akteure, Aussagen zu Wahlchancen deutscher politischer Akteure, Koalitionsstellungnahmen) zugeordnet. Insgesamt gab es in 505 Beiträgen 1.654 Aussagen, die zu einer der drei Aussagegruppen zugeordnet werden konnten (Methodenbericht GLES 1401 2010). Für die eigene Analyse wurden zwei Arten von Variablen gebildet. Zum handelt es sich dabei um Thematisierungsvariablen, zum anderen um Bewertungsvariablen. Bei der Bildung ersterer wurde die Thematisierung einer Partei oder eine ihres Spitzenpolitikers in einer der Nachrichtensendungen tageweise zusammengefasst. Dies wurde für jede der fünf im Bundestag vertretenen Parteien entsprechend der vier unterschiedlichen Nachrichtensendungen vollzogen. Somit gibt diese Variable durch ihre Ausprägung beispielsweise Auskunft darüber, wie oft die SPD oder einer ihrer Spitzenpolitiker am 23. Tag vor der Wahl in der Hauptnachrichtensendung der ARD thematisiert wurde. Die Bildung der Bewertungsvariable folgt dem gleichen Schema. Allerdings wurden dabei nicht einfach die Bewertungen aufsummiert. Stattdessen wurde je nach Bewertung ein Wert auf einer Skala von -2 bis +2 vergeben. Anschließend wurde der tageweise Durchschnitt für alle Bewertungen hinsichtlich einer Partei bei einer der Nachrichtensendungen errechnet. Somit gibt die Ausprägung der Bewertungsvariable beispielsweise an, dass am 37. Tag vor der Wahl die CDU/CSU in der Hauptnachrichtensendung von RTL durchschnittlich über alle Beiträge hinweg leicht positiv bewertet wurde. Die Rolling-Cross-Section-Wahlkampfstudie umfasst Daten für einen Zeitraum von 60 Tagen vor der Wahl. Die Grundgesamtheit umfasst dabei die deutschsprachige, in Privathaushalten mit Festnetzanschluss, zur Bundestagswahl 2009 wahlberechtigte Bevölkerung. Die Interviews wurden per Telefon durchgeführt (Methodenbericht GLES 1201 2010). Typisch für eine Rolling-Cross-Section-Studie ist, dass für jeden Befragungstag eine repräsentative Stichprobe gezogen wird. Somit ist es möglich Veränderungen, beispielsweise zur Wahlabsicht des Elektorats, während des Wahlkampfs tageweise zu beobachten. Durch die tägliche Befragung eines repräsentativen Samples können überzufällige Veränderungen bei den Antworten der Befragten gut auf externe Ereignisse, wie beispielsweise die TV-Duelle, zurückgeführt und auf die Grundgesamtheit übertragen werden. Damit eignet sich die Rolling-Cross-Section-Studie besonders um im Zusammenwirken mit der Fernsehnachrichtenanalyse direkte Medienwirkungen zu analysieren. So lässt sich unter der Annahme direkter Medienwirkungen theoretisch erwarten, dass sich ein Effekt durch starke positive Bewertungen hinsichtlich einer der Parteien bei den Zuschauern der entsprechenden Nachrichtensendung am Folgetag beobachten lässt (vgl. zu RCS-Studien auch Schmitt-Beck/Faas/Holst 2006 Johnston/Brady 2002 Kenski 2004). Für die Analyse zum Einfluss der Nachrichtensendungen auf das Wählerverhalten wurden beide Datensätze hinsichtlich des beobachteten Zeitraums modifiziert. Der analysierte Zeitraum umfasst nach den Anpassungen insgesamt 54 Tage. Da an den ersten Befragungstagen der Rolling-Cross-Section-Wahlkampfstudie die Stichprobengröße zu gering war, konnte nicht der gesamte Untersuchungszeitraum von 60 Tagen genutzt werden. Außerdem wurde der Befragungstag in der Rolling-Cross-Section-Studie um einen Tag nach hinten verschoben, da man davon ausgehen muss, dass sich ein Effekt durch die Verfolgung der Hauptnachrichtensendungen erst am Folgetag zeigen kann. Für die Analyse wurden außerdem nur Daten aus der Vorwahlwelle genutzt. Um den Einfluss der Nachrichtensendungen auf das Wählerverhalten messen zu können, muss der Datensatz der Medieninhaltsanalyse systematisch mit den Umfrageergebnissen der Rolling-Cross-Section-Studie verknüpft werden. Hierfür wird auf eine Mehrebenenanalyse als statistische Methode zurückgegriffen. Damit die Daten der beiden Erhebungen miteinander in Beziehung gesetzt werden können, wird eine sogenannte ID-Variable benötigt. Im vorliegenden Fall wurde hierfür der jeweilige Erhebungstag genutzt. Dadurch weisen die Daten eine hierarchische Struktur auf. Auch aufgrund dieser Längsschnittstruktur wurde die Mehrebenenanalyse als geeignete statistische Methode für die Analyse ausgewählt. Die Befragten der Rolling-Cross-Section-Studie sind dabei die Level-1-Einheiten, die Tage bis zur Wahl sind die Level-2-Einheiten. Jede Level-1-Einheit lässt sich dabei eindeutig einer Level-2-Einheit, die den Kontext zur Befragung darstellt, zuordnen. Würde man die hierarchische Datenstruktur unberücksichtigt lassen und die Analyse dementsprechend mit einfachen Single-Level-Modellen berechnen, würde die Signifikanz aufgrund einer falschen Fallzahl berechnet werden. Die abhängige Variable weist eine dichotome Ausprägung auf. Sie gibt an, ob ein Einfluss auf das Wählerverhalten angenommen werden muss oder nicht. Zu diesem Zweck wurde für jeden Befragten eine Wahlprognose errechnet. Stimmte die vorhergesagte Partei nicht mit der selbst geäußerten Wahlabsicht überein, wurde ein externer Einfluss unterstellt. Um der Skalierung der abhängigen Variablen gerecht zu werden, wurde eine logistische Mehrebenenanalyse durchgeführt. Hierfür wurde das Programm HLM in Version 6.08 verwendet. Für die Analyse der Effekte des TV-Duells auf das Verhalten der Wähler wurde wiederum auf den Datensatz der Rolling-Cross-Section-Studie zurückgegriffen. Im Gegensatz zu der Untersuchung zum Einfluss der TV-Nachrichten wurde in diesem Fall jedoch die Nachwahl-Panelwelle berücksichtigt. Denn nur in diesem Teil der RCS-Studie wurden auch Daten zur Rezeption des TV-Duells erhoben. Dementsprechend sind auch nur die Befragten berücksichtigt worden, die bei den Nachwahlbefragungen teilgenommen haben. Die zuvor beschriebene besondere Struktur des Datensatzes wurde für diese Analyse nicht berücksichtigt. Die abhängige Variable ist wiederum dichotom ausgeprägt und gibt an, ob ein Einfluss auf das Verhalten als Wähler angenommen wird oder nicht. Daher wurde für die Analyse auf eine logistische Regression zurückgegriffen. Bei der Auswahl der Prädiktoren wurde sich weitgehend an der Untersuchung der Effekte der TV-Nachrichtensendungen orientiert. Für die Analyse wurde das Programm SPSS in Version 18 genutzt.
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