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- Nerd-Kultur: Selbstbild und Fremdwahrnehmung von (Computer-)Nerds
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 128
Abb.: 28
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Nerds. Fast jeder kennt einen. Jemanden, der ein ungewöhnliches Hobby hat. Jemanden, der sich stundenlang über kein anderes Thema unterhält. Jemanden, der möglicherweise auch auf der Arbeit noch davon erzählt. Möglicherweise ist der Leser selbst dieser jemand. Aber was macht diese Person zum Nerd? Was ist so besonders an der Gruppe der Nerds, das sie eine eigene Bezeichnung haben? Ist der fanatische Motorenfan, der sein Auto hegt und pflegt ein Nerd? Oder ist es der Computerspezialist aus der IT-Abteilung, der in seiner Freizeit Comics sammelt? Gibt es eine gemeinsame Nerd-Kultur, die eine eindeutige Aufteilung möglich macht? Die zentrale Frage ist, ob eine gemeinsame Nerd-Kultur existiert und was sie gegebenenfalls ausmacht. Dieses Buch stellt eine Rundreise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des öffentlichen Nerd-Bildes dar. Dabei erfolgt keine Beschränkung auf die theoretische Erörterung, sondern es gibt zudem einen Praxisteil mit Strategien für den Umgang mit Nerds.
Textprobe: Kapitel 3.2, Fremdwahrnehmung von Nerds: Nach der Analyse der Autobiographien besteht die Frage nach der Fremdwahrnehmung von Nerds durch ihre Umwelt weiter. Weicht dieses Bild signifikant vom Selbstbild ab? Und wie hat sich die Darstellung in den bedeutenden Medien im Laufe der Zeit verändert? In den USA, dem Entstehungsland des Nerd-Begriffes, heißt es auch: ‘Nerds are not Jocks’. Im Deutschen etwa: ‘Nerds sind keine Athleten / Sportler’. Die Definition der Nerds erfolgt dabei durch die Beschreibung ihrer vermeintlichen (College-)Gegenstücke. Dieses vereinfachte, bipolare Bild, in dem es lediglich Schwarz oder Weiß gibt, zieht sich im Folgenden durch die öffentliche Nerd-Darstellung. Die Unterkapitel untersuchen stichprobenartig die Entwicklung in Fernsehserien (3.2.1), Kinofilmen (3.2.2) und anderen Medien (3.2.3). 3.2.1, Fernsehserien: Bei den vorgestellten Serien handelt es sich hauptsächlich um amerikanische Produktionen. Diesen ist gemeinsam, dass sie entweder Nerds als Hauptthema haben oder ein dominanter Nerd-Charakter darin vorkommt. Alle wurden bzw. werden im deutschen Fernsehen gezeigt. Entweder synchronisiert oder als adaptiertes Format in Anlehnung an das Vorbild. Die vorgestellten Serien stellen lediglich eine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit dar. Um eine evtl. feststellbare Entwicklung sichtbar zu machen, erfolgt die Vorstellung in chronologischer Reihenfolge. -Happy Days 1974 - 1984: In Amerika wurde der Begriff Nerd erst durch diese Fernsehserie einem größeren Publikum bekannt. In der Rolle des Arthur ‘Fonzie’ Fonzarelli nutzte Henry Winkler den Begriff regelmäßig als abfällige Bezeichnung. Die Brüder Eugene und Melvin Belvin stehen für das personifizierte Nerd-Cliché in Happy Days. Beide Brillenträger werden in der High School von ihren Mitschülern schikaniert. Beide haben keine Chancen bei den Mädchen, mit denen sie gerne ausgehen würden. Und beide müssen regelmäßig Witze auf ihre Kosten einstecken. Als weiteres Charakteristika des Nerds wurde die ‘auffällige Lache’ eingeführt. Happy Days wurde ab 1985 auch in Deutschland ausgestrahlt. -Family Matters 1989 - 1998 (dt. Alle unter einem Dach): Der Charakter Steve Urkel, gespielt von Jaleel White, aus der Serie Family Matters ist ein Paradebeispiel für eine überzogene Darstellung eines Nerds (vgl. Abbildung 10). Mit Hosenträgern, übergroßer Brille und markantem Lachen machte er durch seine Tollpatschigkeit (Zitat: ‘War ich das etwa?’) dem friedliebenden Familienvater Carl das Leben schwer. Er hatte unpopuläre Hobbys wie Akkordeon spielen oder Insekten sammeln. Deshalb blitzte er regelmäßig mit seinen Avancen bei Carls Tochter ab. Sie fand ihn unausstehlich. Urkel machte im Verlauf der Serie mehrere verrückte Erfindungen, wie z.B. eine Zeitmaschine oder einen Persönlichkeitsumwandler, mit dem er sich in den gutaussehenden Stephan verwandeln konnte. Erst auf diese Weise war er in der Lage Frauen auf sich aufmerksam machen. Ursprünglich nur als Nebencharakter für eine Folge eingeplant, wurde er aufgrund seiner Beliebtheit beim Publikum schnell zum Stammgast. -Beauty and the Geek 2005 - 2008: Angekündigt als ‘das ultimative Sozialexperiment’. Die Titelwahl erfolgte frei nach dem berühmten Volksmärchen ‘Die Schöne und das Biest’. Diese Reality-Spielshow formte mehrere Teams, bestehend aus jeweils einer ‘Schönheit’ (z.B. Playboy-Model) und einem Nerd (z.B. Comicsammler). Diese Teams spielten gegeneinander um einen Geldpreis. Dazu mussten sie im Laufe der Serie Herausforderungen, die nicht in ihrem jeweiligen Interessengebiet lagen, meistern. Eine Aufgabe für die ‘Geeks’ war bspw. das Sammeln von Telefonnummern des anderen Geschlechts. Teilnehmer berichten, dass sie sich im Verlauf der Serie zum Positiven gewandelt und viel über andere Weltanschauungen gelernt hätten. Kritische Stimmen werfen der Serie die Vermittlung eines bedenklichen Menschenbildes vor: Demnach existieren nur 2 Arten von Menschen: Hübsch und dumm sowie hässlich aber intelligent. Im deutschen Fernsehen läuft aktuell eine Adaption unter dem Titel ‘Beauty & The Nerd’. -The IT Crowd 2006 - Heute: The IT Crowd wird als einzige der vorgestellten Serien in Großbritannien aufgezeichnet. Die drei Hauptcharaktere sind die Administratoren Roy und Moss sowie ihre IT-unerfahrene Chefin Jen. Roy entspricht mit seinem T-Shirt dem Gamer-Cliché (vgl. Abbildung 11 links). Ein Großteil der Comedy basiert auf Situationskomik rund um das gängigen Nerd-Bild. So befindet sich die IT-Abteilung, in der die drei arbeiten, in einem fensterlosen Keller. Roy liest am liebsten Comichefte auf der Arbeit. Computerprobleme behebt er mit seinem charakteristischen Ausspruch ‘Have you tried turning it off and on again?’ Moss lebt nach einem streng ritualisierten Zeitplan und ist gegenüber Nicht-ITlern äußerst verschlossen (vgl. 2.6.1). Er wird als kindisches Muttersöhnchen dargestellt. Beide haben einen zynischen Humor entwickelt und beide haben große Probleme im Umgang mit Frauen. Dazu gehört auch Jen, deren Aufgabe es ist zwischen IT und den Fachabteilungen zu vermitteln. In Deutschland gab es einen weniger erfolgreichen Adaptionsversuch unter dem Titel ‘iTeam - Die Jungs an der Maus.’
Tim Jänick, Jahrgang 1981, kam bereits in jungen Jahren mit Computern in Berührung. Das Interesse an Computern wuchs weiter, so dass sich der Autor nach seiner Berufsausbildung als Fachinformatiker dafür entschied, seine Informatikkenntnisse im Studium weiter zu vertiefen. Das Diplomstudium der Wirtschaftsinformatik an der Rheinischen Fachhochschule Köln schloss er im Jahre 2009 erfolgreich ab, 2011 den anschließenden Masterstudiengang IT-Management an der Hochschule für Ökonomie und Management in Neuss. In diesem Zeitraum arbeitete der Autor bereits als Angestellter für eine IT-Abteilung in einem Institut des öffentlichen Dienstes. Er ist seinem Institut und seiner Abteilung treu geblieben und nimmt dort aktuell eine leitende Funktion wahr.