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Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 61
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Der öffentliche Raum ist die Lebensader und zugleich das Aushängeschild einer Stadt. Hier treffen die unterschiedlichsten Nutzer aufeinander. Dies führt des Öfteren zu Reibereien, besonders wenn es sich um ein Zusammentreffen mit den sozialen Randgruppen handelt. Trinker und Junkies sind in Parks und auf Plätzen nicht gerne gesehen, jedoch bilden sie eine Nutzergruppe, die es in jeder Stadt gibt und die sich von diesen auch nicht entfernen lassen. Viele Städte versuchen dem übermäßigen, öffentlichen Alkoholkonsum mit rechtlich umstrittenen Satzungen zu begegnen, die den Konsum verbieten. Das Ordnungsamt hat so die Möglichkeit zu reagieren und die Klientel der Plätze zu verweisen. Diese Taktik der Verdrängung führt aber lediglich zu einer Verlagerung der Problemstandorte und nicht zu einer Lösung des Problems. Entsprechend muss ein Weg gefunden werden, die Szene in die städtischen Freiräume zu integrieren. Ziel ist eine Neuordnung sowie Neugestaltung von Freiräumen in der Siegener Innenstadt, auch und vor allem in Hinblick auf die Integration der Szene.
Textprobe: Kapitel 2.1, Geschichte und Entwicklung des öffentlichen Raums: Die Geschichte der Stadt beginnt in Europa im antiken Griechenland und mit ihr auch die Geschichte des öffentlichen Raums. Hier wurde die Aufteilung in öffentlich und privat gefestigt, wie sie bis heute beibehalten wurde und auch ihren Weg nach Amerika fand. In der Antike kam den Plätzen, der Agora, eine besondere Stellung zu. Hier fanden nicht mehr nur Versammlungen statt, sondern wurden nun auch politische Entscheidungen vom Volk getroffen. Auch wurden sie teilweise als Marktplätze genutzt. Angrenzend an die Agora fanden sich zumeist öffentliche Gebäude mit großer Bedeutung. Ebenso in Rom. Das Forum war wie die griechische Agora ein öffentlicher Platz, umgeben von wichtigen öffentlichen Gebäuden wie den Tempeln, Markthallen sowie auch Schulen und öffentlichen Bädern. In den im Mittelalter neu gegründeten Städten bildete der Marktplatz mit dem Rathaus, umgeben von den Häusern der Reichen und Mächtigen, den Mittelpunkt der Stadt. Eines der wohl bekanntesten Beispiele hierfür ist der Piazza del Campo in Siena mit dem das Bürgertum seine Macht darstellen wollte. In der Zeit des Barock und des Absolutismus vertiefte sich diese Inszenierung noch weiter. Die ganze Stadt diente einer Zurschaustellung der Macht des Staates und so wurden auch die öffentlichen Plätze angeordnet und hergerichtet. Eines der wohl bekanntesten Beispiele für die Inszenierung von Macht und Reichtum dieser Zeit ist das von König Ludwig dem XIV. erbaute Schloss Versailles mit seinen Garten- und Parkanlagen. Diese waren damals zwar nicht öffentlichen zugänglich, zeugen aber immer noch von dem Pomp der damaligen Zeit. Auch bei den ersten Umbauten von Paris um 1600 ging es hauptsächlich um die zur Schau Stellung der königlichen Macht wie beim Bau des Place de Royale, der schlussendlich von Wohnbebauung für die besseren Gesellschaftsschichten eingefasst wurde. Ebenfalls in Paris entwickelten sich Anfang des 17. Jahrhunderts die ersten Boulevards. Eigentlich am Rand der Stadt angelegt, als Grenze zwischen Stadt und Land, wurde der Boulevard St. Antoine sehr schnell zu einem beliebten Aufenthaltsort, um der Enge der Stadt zu entkommen. Weitere öffentliche Räume wie Vergnügungsparks und Lustgärten entstanden, an denen sich die Einwohner, zumeist die besser situierten, zeigen konnten. In den folgenden Jahren schritt die industrielle Entwicklung immer weiter fort. Die dekadente Zeit des Barocks ging vorbei und mit ihr auch einstweilen die prunkhafte Gestaltung der Plätze in den Innenstädten. Immer mehr Menschen drängten in die Städte, in denen um 1900 sehr schlechte Lebensbedingungen herrschten. Mit umfangreichen Reformen wollte man dem entgegenwirken und so entstanden auch die ersten Werksiedlungen wie Saltaire in Bradford, die wohl bekannteste Siedlung dieser Art. Wichtig und interessant im Zusammenhang mit dem Thema der öffentlichen Räume ist, dass der Unternehmer Titus Salt nicht nur Wohnungen für seine Arbeiter bauen, sondern die Siedlung auch mit Gärten, Parkanlagen und Sportflächen versehen ließ die für jedermann zugänglich und auch explizit nicht nur für eine bessere Gesellschaftsschicht geplant waren. Weiter ging da nur die Gartenstadtbewegung, auf die hier nur insofern eingegangen werden soll, als dass ein komplettes Leben im Grünen vorgesehen war und neben dem jedem Haus zur Verfügung stehenden eigenen Garten großzügige Parkanlagen für die Öffentlichkeit geplant wurden. Schon einige Jahre vor der ‚Entstehung‘ der Gartenstadt veröffentlichte 1989 der Architekt Camillo Sitte sein Buch ‘Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen’. Mehr als alle anderen setzte er sich mit der Gestaltung von Straßen und Plätzen den, wenn man so will Hauptakteuren des öffentlichen Raumes auseinander. Bis heute fließen seine Gedanken und Analysen zur Gestaltung des städtischen Raums mit in die (Um-) Planungen von Städten ein. Nachdem der Marktplatz das Mittelalter dominierte, Staat im Absolutismus seine Macht durch Prunk gezeigt hatte, die gesellschaftlich Bessergestellten ihren Reichtum zur Schau gestellt hatten, fungierte der öffentliche Platz, lange nachdem die Zeit der antiken Reiche Griechenland und Rom beendet war, erneut als Platz der Politik. Jedoch nicht durch Volksabstimmungen, sondern durch die Darstellung politischer Macht während der beiden Weltkriege Anfang/ Mitte des 20. Jahrhunderts. Paraden und Ansprachen wurden auf den Plätzen der Städte (ab-)gehalten. Propaganda prangte an Hauswänden und ganz salopp wurde damals bereits die große Werbewirksamkeit von öffentlichen Räumen genutzt, wie wir sie heute vom Times Square in New York oder dem Picadilly Circus in London kennen. Heute macht man sich Sorgen um den öffentlichen Raum und dessen Zukunft. Man spricht von einer Entleerung der Städte sowie einem Funktionsverlust ‘Symbole dieses Funktionsverlustes sind zweifellos die gut erreichbaren großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese, von denen es inzwischen, je nach Zählweise, zwischen 200 und 380 gibt. Ihnen bzw. dem durch sie bewirkten Kaufkraftabzug aus den Städten wird die Hauptlast am Massensterben kleiner und kleinster betriebsformen im Einzelhandel und am drohenden Veröden ganzer Innenstadtbereiche zugeschrieben.’ und entwickelt Strategien um diesem zum Teil selbstgeschaffenen Problem entgegen zu wirken. Hier wären z.B.: die immer öfter in den Sommermonaten in Erscheinung tretenden Beach Bars in den Innenstädten die ein Gefühl von in die Ferne schweifen vor der eigenen Haustür bieten sollen. Auch sommerliche Veranstaltungen wie Open Air Kinos oder zu besonderen Ereignissen public viewings sollen dazu beitragen wieder mehr Leben in die Innenstädte und damit auch in den innerstädtischen öffentlichen Raum zu bringen.
Diana Salzmann, B.A. wurde 1985 geboren. Ihr Studium der Architektur mit dem Schwerpunkt der Stadt- und Regionalplanung an der Universität Siegen schloss die Autorin im Jahre 2013 erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen im Bereich der Stadtplanung. In dieser Zeit entstand auch das besondere Interesse an den sozialen Aspekten ihres Berufsfelds, die sich auch in diesem Buch wiederfinden.
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