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Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 116
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
‘Data is the new oil’. So lautet der Titel eines Blog-Eintrags des Werbefachmanns Michael Palmer, den er im November 2006 geschrieben hat. Im Bild dieser Metapher behauptet Palmer, dass unbearbeitete Daten wertlos seien. Erst nachdem man sie bearbeitet habe, entstünden aus ihnen nützliche Produkte, so wie aus Öl Benzin oder Kunststoff hergestellt wird. Auch im Journalismus setzt man vermehrt auf Daten in der Berichterstattung. Besonders im Onlinemedium sieht man immer häufiger interaktive Visualisierungen, die auf riesigen Datenbergen basieren und die eine Geschichte besser erzählen können als es ein Text je könnte. Dank des wachsenden Aufkommens an Daten dürfte das allerdings erst der Anfang sein. Daten rücken zunehmend in den Fokus und werden ein zentraler Gegenstand der journalistischen Geschichte. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dieser Thematik.
Textprobe: Kapitel 4.2, Perspektiven: 4.2.1, Funktioniert Datenjournalismus nur online?: Nachdem die Branche grob definiert hat, was Datenjournalismus ist, kam häufig die Frage auf, ob Datenjournalismus nur online funktioniert. Lorenz Matzat ist und bleibt davon überzeugt, dass es primär nur online funktioniert. Für ihn ist Datenjournalismus ein Zweischritt, was bedeutet, dass sich an die Recherche der Umgang mit den Daten anschließt. Seiner Meinung nach kann man komplexere Themen in statischen Grafiken kaum darstellen, zumindest sehr selten. Manche Sachen könnten als Film im Fernsehen laufen, ein richtiger Mehrwert käme allerdings erst zustande, wenn Nutzer einen Datensatz selbst erkunden könne. Mit dieser Meinung steht Matzat jedoch fast alleine da. Alle anderen befragten Experten waren sich sicher, dass Datenjournalismus nicht nur im Online-Medium möglich sei, sondern durchaus im Fernsehen oder sogar auch in Zeitungen und Zeitschriften funktioniere. Jedoch findet Sascha Venohr, dass das Online-Medium eine viel höhere Spielart hat, wo man Interaktion und Personalisierung ausleben kann. Viele Sachen, wie die Bewegungen auf einer Landkarte, können in einer Zeitung nur bedingt aufgezeigt werden so etwas funktioniert online besser. Die Idee beim Datenjournalismus ist, dass der Datenjournalist den Daten, die es zu einem Thema gibt, einen zentralen Stellenwert einräumt. Entweder liegt im Kern der Recherche die Datenarbeit oder das Endprodukt sind Daten. Das ist aber nicht auf Online- oder Printmedien beschränkt. Wenn man einen Datensatz recherchiert, kann man diesen im Anschluss sowohl in einer statischen Printgrafik als auch in einer interaktiven Grafik aufbereiten. Gewisse Dinge, wie etwa das Interagieren mit dem Datensatz oder das Einbinden des Lesers, da ist sich auch Gregor Aisch sicher, funktionieren online besser. Darüber hinaus können Crowdsourcing-Geschichten, also Datenbanken, in denen Nutzer selbst nach möglichen relevanten Daten suchen, nur online funktionieren in einer Zeitung wäre so etwas nicht vorstellbar. Zusammenfassend kann man also sagen, dass Datenjournalismus plattformübergreifend, also plattformunabhängig funktioniert, jedoch teilweise von Einschränkungen auszugehen ist. ‘Wenn ich annehme, dass ich innerhalb dieser Auswertung Fragestellungen in den Daten entdeckt, das heißt, bestimmte Auffälligkeiten die ich hinterfragen will, die journalistisch relevant sind und die ich dann ausarbeiten will, dann ist es am Ende egal, in welches Medium ich damit gehe. Es kann sein dass es ein Fernsehbeitrag wird, in dem überhaupt keine einzige Grafik zu sehen ist, kann sein dass es eine interaktive Datenvisualisierung online ist, es kann auch ein Printartikel sein, wie unsere Geschichte mit dem Medaillenspiegel letzte Woche.’ 4.2.2, Open Data braucht noch Zeit: Die allgemeine Entwicklung von Open Data (siehe 2.3.1) läuft hierzulande eher schleppend. Bund und Länder geben lieber einmal zu wenige statt einmal zu viel Daten heraus. Oftmals muss der Datenjournalist sich die Daten über den Klageweg besorgen, die dann schlussendlich auch nicht in einem maschinenlesbaren Format herausgegeben werden und damit auch nicht zum weiter Eintauchen gedacht sind. Die Regierung tut sich bereits schwer, Daten preiszugeben, hinter denen kein hoch geheimes Thema steckt. In dieser Hinsicht, so zumindest die Einschätzung von Matzat, wird in Deutschland in den nächsten zwei, drei Jahren kaum etwas passieren. Dafür seien hier schlichtweg keine Ressourcen vorhanden. Zudem gibt es von verschiedenen Ebenen Widerstand: Von individuellen verkrusteten Strukturen, bis hin zu zentralen Fragen was man unter Demokratie versteht. Auch Venohr glaubt, dass es in Deutschland ein ganz anderes Grundverständnis von Demokratie gibt, als in angelsächsischen Ländern wie England oder den USA. Im deutschsprachigen Raum gibt es die Kultur des Veröffentlichens nicht. ‘Das verallgemeinerte Rohdaten ein öffentliches Gut sind, ist an vielen Stellen der Verwaltung überhaupt noch nicht angekommen.’ Hierzulande wird sehr häufig der Datenschutz als Grund für die Verweigerung der Herausgabe von Daten vorgeschoben. Venohr ist der Meinung, es gibt eine Angst vor dem ‘Big Picture’. So könne kein Bürger ad hoc sagen, welchen Teil des Bundeshaushaltes der Verteidigungshaushalt ausmacht. Auch habe keiner eine Vorstellung, wie groß der Anteil für Hartz-4-Zahlungen ist. Die Politik habe Angst, dass sich all diese Mosaiksteine zusammensetzen und am Ende in einem Bild zu sehen sind. Es liegt aber nicht nur an der Politik und der Regierung. Vielen Redaktionen fehlt zum einen das Know-how, zum anderen gibt es aber auch keine Budgets für solch intensive Projekte. Dabei sind und werden offene Daten eine große Chance für Lokalzeitungen, die mit hyperlokalen Datenaufbereitungen verstärkt den Kontakt zu den Lesern herstellen und wieder eine Daseinsberechtigung bekommen können. Redaktionen sollten sich also bemühen, die Open-Data-Bewegung zu fördern und, wenn es sein muss, auch hin und wieder den Weg über Gerichte gehen, um an Daten heranzukommen. Darüber hinaus könnten regionale Zeitungen mit hyperlokalem Datenjournalismus viele Nutzer hinzugewinnen. Geschichten aus dem direkten Umfeld lassen sich mit Daten aufbereiten und zeigen anhand von Visualisierungen oft verborgene Fakten und machen diese interessant. Auch wesentlich undurchsichtigere Themen wie der Eurorettungsschirm könnten jedem Einzelnen einen Mehrwert liefern. Bislang erzählen solche Geschichten aber nicht ansatzweise, ob das Thema den einzelnen Leser beziehungsweise sein Leben betrifft.
Blasius Kawalkowski wurde 1983 in Graudenz/Polen geboren. Er studierte Technikjournalismus und PR an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und schloss dieses im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Science erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor praktische Erfahrungen in der Medienbranche u.a. beim WDR. Heute arbeitet der Autor als Onlineredakteur im Bereich der Telekommunikation.
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