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- Kopf- versus Bauchentscheidungen bei Jüngeren und Älteren: Der Einfluss simpler und komplexer Entscheidungsaufgaben
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 09.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 118
Abb.: 19
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Tagtäglich werden von Menschen zahlreiche simple und komplexe Entscheidungen getroffen, sei es bei der Wahl eines Duschgels oder einer Wohnung. Dabei kann zum Finden der optimalen Entscheidung einerseits sehr rational vorgegangen werden, indem alle Aspekte hinsichtlich Pro- und Contraargumenten abgewogen werden und intensiv gegrübelt wird. Andererseits besteht die Möglichkeit, auf sein Bauchgefühl zu hören und unbewusst, z.B. erst nach einer gewissen Zeit der Ablenkung, zu entscheiden. Auch mit zunehmendem Alter stehen Individuen vor der Aufgabe, sich mit Entscheidungsoptionen simpler oder komplexer Natur zu befassen - auch wenn hier statt des Duschgels eher die Haftcreme oder finanzielle Aspekte im Fokus stehen. Die vorliegende Studie widmet sich dem Thema der Entscheidungsfindung unter Berücksichtigung des Komplexitätsgrades einer Entscheidungsaufgabe und der dabei angewandten Art des Denkens. Letztere bezieht sich auf direkte Entscheidungen ohne weiteres Nachdenken, bewusste Denkprozesse mit ausgeprägtem Abwägen zwischen den Alternativen sowie unbewusste Denkvorgänge, bei denen nach einer Phase der Ablenkung die Entscheidung erfolgt. Es wurde vermutet, dass ältere Leute, aufgrund zunehmend schlechterer kognitiver Fähigkeiten, ein einheitlicheres Entscheidungsverhalten aufzeigen, unabhängig vom Komplexitätsgrad und der Art des Denkens der zugrunde liegenden Entscheidungsaufgabe. Zur Überprüfung dieser Annahmen wurde ein Experiment mit sechs Versuchsbedingungen (Denkart x Komplexitätsgrad der Entscheidungsaufgabe) unter Berücksichtigung des Alters durchgeführt.
Textprobe: Kapitel 2, Entscheidungsfindung und Entscheidungsarten: Menschen haben, wie bereits eingangs erwähnt, tagtäglich Entscheidungen zu treffen. Diese können simpler oder komplexer Natur sein, wobei jede Option einen bestimmten Nutzen oder einen subjektiven Wert enthält, der von dieser Wahlmöglichkeit abhängt (Bettman, Luce & Payne, 1998). Jede Alternative ist mit spezifischen Kosten und Nutzen verbunden, woraus sich letztendlich ein Gesamtnutzen ergibt. Es stellt sich jedoch die Frage, wie man zu einer Entscheidung gelangt. Normative Theorien stützen sich auf rationales Verhalten, um aus Sicht eines Nutzenmaximierers die beste Option zu wählen (Eysenck & Keane, 2005). Demzufolge steht bewusstes Grübeln im Vordergrund. Im Gegensatz zu einem rationalen Entscheider besteht andererseits die Möglichkeit unbewusst, d.h. mit dem Bauch oder der Intuition, zu entscheiden. In den nachfolgenden Kapiteln werden das Entscheiden, zugehörige Situationen sowie bewusste und unbewusste Entscheidungsarten näher beleuchtet und damit verbundene Theorien betrachtet. Es werden Vor- und Nachteile dieser Denkarten dargestellt. 2.1, Entscheiden und Entscheidungssituationen: Das Entscheiden steht im engen Zusammenhang mit übergeordneten Denkprozessen. Bei diesen finden Schlussfolgerungen, aber auch weitere kognitive Prozesse statt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen (Salthouse, 2006). Es handelt sich um kognitive Vorgänge, z.B. im Rahmen der Beurteilung oder Wahl zwischen verschiedenen Alternativen (Maier, 2011). Darüber hinaus können sich Entscheidungen auf eine Wahl, die zu treffen ist, beziehen, aber auch auf zu fassende Entschlüsse oder Urteile. Dabei werden Wahlentscheidungen gewisse Präferenzen und das Abwägen zwischen einzelnen Optionen zugesprochen. Bei Betrachtung der Entschlüsse ergeben sich damit zusammenhängende Aspekte des Willens oder der Willkür. Bei der Urteilsfindung sind Normen sowie Kontextbezüge inkludiert (Pritzlaff, 2006). Menschen haben im Laufe ihres Lebens viele Entscheidungen zu treffen, die mehr oder minder simpel oder komplex sind und deren Tragweite differiert. Nachfolgend werden simple und komplexe Entscheidungsarten skizziert, die im weiteren Verlauf dieser Studie von Bedeutung sein werden. 2.1.1, Simple Entscheidungssituationen: Menschen werden nahezu täglich mit simplen Entscheidungsaufgaben konfrontiert. Sei es beim Einkauf im Supermarkt, bei der Wahl zwischen verschiedenen Marmeladen- oder Eiscremesorten und -marken oder bei der Entscheidung über die abendliche Freizeitgestaltung. Diese Entscheidungsobjekte können weniger kostspielig und damit weniger risikobehaftet bei Fehlentscheidungen sein als die komplexeren Entscheidungsalternativen und jeweils weniger Eigenschaften besitzen. Dennoch können selbst einfache Entscheidungsaufgaben viele Optionen enthalten, zwischen denen es abzuwägen gilt (Dijksterhuis, 2004 Dijksterhuis & Smith, 2005 Eysenck & Keane, 2005). 2.1.2, Komplexe Entscheidungssituationen: Bei komplexen Entscheidungen kann es sich um Entschlüsse handeln, deren Alternativen mit vielen Abwägungen das Für und Wider betreffend verbunden sind und deren Tragweite von durchaus größerer Bedeutung sein kann als die der simplen Entscheidungen. Hierbei sind kostenintensive Entscheidungen mit vielen abzuwägenden Eigenschaften zu nennen, wie es bei einem Auto- oder Hauskauf oder der Anschaffung einer Küche der Fall ist (Dijksterhuis, 2004 Diksterhuis & Nordgren, 2006). Gerade bei Entscheidungen, von denen man selbst betroffen ist, z.B. ein Urlaub in Frankreich, Spanien oder Italien oder die Wahl zwischen den Seychellen und der Karibik, können schwierig sein. Hierbei spielen verschiedene Eigenschaften eine zentrale Rolle. Eine Urlaubsdestination ist womöglich mit besserem Wetter, die andere mit einer schöneren Landschaft verbunden. Die eine Alternative kann teurer sein, ist eventuell auch mit einer längeren Anreise verbunden, wohingegen die andere mit einem höheren Erholungsfaktor einhergeht. 2.2, Bewusstes Denken: In den folgenden Kapiteln werden Eigenschaften der beiden Entscheidungsarten - des bewussten und unbewussten Denkens bzw. Entscheidens - erläutert. Hierbei haben das bewusste und unbewusste Denken unterschiedliche Eigenschaften und sind je nach Entscheidungssituation und Voraussetzungen zu bevorzugen. Wenn man vor einer Entscheidung steht, ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten eine Wahl zu treffen. Es kann eine Münze geworfen werden, deren Ergebnis zufällig und nicht selbst getroffen ist und demzufolge man handeln kann. Zudem kann bewusst, d.h. intensiv und lange gegrübelt werden, oder man entscheidet unbewusst mit Hilfe des Bauchgefühls (Dijksterhuis & Nordgren, 2006). Das bewusste Denken beinhaltet ein intensives Auseinandersetzen mit einem Entscheidungsproblem oder Urteil. Dieses wird vor allem dann bevorzugt, wenn komplexe (Entscheidungs-) Problematiken vorliegen gemäß der Vorstellung vieler Menschen, dass diffizile Aspekte mit ebenso aufwändigen Strategien bewältigt werden sollten, um rationale Entscheidungen zu treffen (Gigerenzer, 2008 Newell, Lagnado & Shanks, 2007). Hierbei werden die Vor- und Nachteile verschiedener Entscheidungsalternativen betrachtet, in der Hoffnung die beste Lösung ausfindig zu machen (Wilson & Schooler, 1991). Dieses Vorgehen wird rationalen Entscheidern zugeordnet (Bettman, Luce & Payne, 1998). Die Art und Weise, wie bewusstes Denken bei der Entscheidungsfindung arbeitet, wird in den folgenden Kapiteln dargestellt. 2.2.1, Arbeitsweise des bewussten Denkens: Das bewusste Denken steht im engen Zusammenhang mit dem allgemeinen Begriff des Bewusstseins. Dieses besitzt die Fähigkeit Dinge wahrzunehmen und diese zu verbalisieren, eine genaue Definition dessen ist jedoch schwierig bzw. nicht eindeutig. (Dijksterhuis & Aarts, 2010). Sloman (1996) beschreibt das bewusste Denken als regelbasiertes System, welches einen logischen Inhalt sowie logische Variablen enthält. Dabei kann über Erfahrungen nachgedacht werden, um neben der Logik in einer zielgerichteten Art und Weise zu einem Ergebnis zu gelangen (Gladwell, 2007). Das bewusste Denken umfasst Prozesse, die von Aufmerksamkeit bzgl. bestimmter Aspekte begleitet werden (Dijksterhuis & Aarts, 2010). Dabei ist die Aufmerksamkeit des Grübelns oder des sorgfältigen Überlegens auf ein vorliegendes Problem oder eine Aufgabe gerichtet, mit der man sich beschäftigt und das bzw. die man bewusst wahrnimmt (Dijksterhuis, 2004 Dijksterhuis, Bos, Nordgren & van Baaren, 2006). Diese gedanklichen Prozesse sind zudem objekt- oder aufgabenbezogen und kognitiv oder affektiv. Das Objekt und die Aufgabe sind während des Denkens im Fokus bewusster Aufmerksamkeit (Dijksterhuis & Nordgren, 2006). Dabei ist die bewusste Aufmerksamkeit unerlässlich, was sich auch darin zeigt, dass man z.B. bezogen auf mathematische Aspekte ohne diese nicht rechnen kann (Dijksterhuis et al., 2006). Laut Dijksterhuis und Nordgren (2006) würden Laien diese Art des Grübelns lediglich als Denken bezeichnen, z.B. auch beim Vergleichen verschiedener Alternativen, bspw. bei Urlaubszielen mit den Optionen Florida und Toskana. Hier könnte der Toskana bewusst gutes Essen sowie leckerer Wein zugeordnet werden. Darüber hinaus wird die bewusste Route als mühevoll bzw. aufwändig beschrieben. Diese aufwändigen Prozesse werden zudem bewusst durch das Individuum kontrolliert (Hasher & Zacks, 1979). Diese bewusste Denkart erfolgt strategisch und systematisch (Sloman, 1996). Eine weitere Eigenschaft des bewussten Denkens zeigt sich in der Fokussiertheit und Konvergenz. Das bewusste Denken ist auf eine begrenzte Anzahl an Attributen fokussiert, was zu Lasten anderer Aspekte geht und ist dadurch nicht sehr umfassend. Das bewusste Denken arbeitet top-down, d.h. vom Abstrakten hin zum Speziellen, und verwendet Hinweise und Heuristiken. Das bewusste Denken kann mit einer Kathedrale verglichen werden, bei der ein längeres Betrachten des imposanten Äußeren dazu führt, dass man weniger Zeit hat, das spektakuläre Innere zu sehen (Dijksterhuis & Meurs, 2006). Baumeister, Masicampo und Vohs (2011) unterscheiden beim Bewusstsein zwischen zwei Formen bzw. Ebenen. Bei der unteren Ebene handelt es sich um das Bewusstsein bzw. die Wahrnehmung in seiner bzw. ihrer grundlegenden Form, über die alle Säugetiere verfügen. Das bewusste Denken im Sinne von Reflexion oder Nachdenken wird hingegen nur den Menschen zugeschrieben.
Kathrin Schütz, M.A., wurde 1985 in Bonn geboren. Ihr Master-Studium der Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius in Köln schloss die Autorin im Jahre 2011 als beste Absolventin mit dem akademischen Grad des Master of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen im Marketing-, Marktforschungs- und Personalentwicklungsbereich. Neben ihrer derzeitigen Promotion im Fach Psychologie ist die begeisterte Pferdeliebhaberin geschäftsführende Gesellschafterin von Pferdecoaching Eifel und bietet pferdegestütze Persönlichkeitsentwicklung - sowohl für Einzelpersonen als auch für Teams - an.
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