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- Konsumgesellschaft und Wege zur Nachhaltigkeit: Perspektiven auf Konsum, geplante Obsoleszenz und Abfallproblematik
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 68
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Das Handy, der Laptop, der Fernseher oder der eigene Drucker gehören wie selbstverständlich zu unserer modernen Lebenswirklichkeit. Ebenso selbstverständlich geworden ist deren ständige Verfügbarkeit und Ersetzbarkeit zu einem günstigen Preis. Wie nebenbei verkürzt sich dabei ihre Lebens- und Nutzungsdauer immer weiter. Es scheint so zu sein, als ob Langlebigkeit und Wertigkeit bei uns nicht mehr gefragt sind. Produzieren und Kaufen für den Müll scheint in vielen Bereichen unserer Konsumgesellschaft zur Maxime geworden zu sein. Unausweichlich erscheint, dass die moderne Gesellschaft neue Wege gehen muss, um die Gesamtheit der gegebenen Ressourcen nachhaltig zu nutzen und unseren Lebensraum dauerhaft zu bewahren. Diese Untersuchung kann die Frage nach einer finalen Lösung für die Problematiken des teils virulenten Umgangs der Menschen mit ihrem Lebensraum nicht klären. Es werden jedoch Problemlagen ausgelotet und mögliche Auswege aufgezeigt.
Textprobe: Kapitel 3.1, Der kritische Konsument: Mit der Erkenntnis, dass das derzeitige Konsumverhalten der Mehrheit der Konsumenten direkt oder indirekt erhebliche ökologische und soziale Schäden hervorruft, rücken zunehmend konsumethische Bedenken in den Fokus der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Neben der in der Fachliteratur vielfach behandelten gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmen, rückt aktuell auch die gesellschaftliche Verantwortung des einzelnen Konsumenten in den Mittelpunkt. Verantwortliches Konsumverhalten kann verschiedentlich motiviert sein. In der Fachliteratur ist von nachhaltigem, politischem und moralischem Konsum die Rede. 3.1.1, Moralisch motivierter verantwortlicher Konsum: Moralisch motivierter Konsum orientiert sich in erster Linie an gesellschaftlichen Normvorstellungen. Hier stehen spezifische Ideale sowie Wert- und Normvorstellungen hinter den Konsumentscheidungen des einzelnen Verbrauchers. Diese sind kulturell geprägt und variieren zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen, Altersgruppen sowie der sozialen Schicht. Als entscheidende Einflussfaktoren können hier neben der nationalen Identität auch religiöse und familiale Kontexte sowie soziale Zugehörigkeiten identifiziert werden. Moralisch wird immer dann konsumiert, wenn sich die Konsumentscheidungen an Prinzipien und Werten dieser Prägungen orientieren. Diese Art des Konsumverhaltens zielt also darauf ab, in Abstimmung mit den gegebenen Regeln und Prinzipien zu stehen. Beispiele hierfür lassen sich aus religiösen Ernährungsgeboten ableiten. So verbieten beispielsweise verschiedene Religionen den Verzehr von Fleisch oder Alkohol zu besonderen Anlässen. Oder sie streichen gar eine ganze Tiergattung vom Speiseplan. Man orientiert sich an den Werten und Normen einer Religion oder denen einer sonstigen sozialen Konstellation. Bei kritischer Betrachtung scheinen auf dieser Grundlage gefällte Konsumentscheidungen aufgrund ihres Ge- und Verbotscharakters eher extrinsisch motiviert zu sein und dabei wenig reflektiert. 3.1.2, Politisch motivierter verantwortlicher Konsum: Der politisch motivierte Konsument ist daran interessiert, durch sein individuelles Konsumverhalten und aktiver Teilhabe am gesellschaftlichen Leben Einfluss auf den globalen Markt zu nehmen. Besonders kritisch wird vom politischen Konsumenten das Machtverhalten internationaler Konzerne und einzelner Regierungen beäugt. Er setzt sich außerdem mit seinem individuellen Verbraucherverhalten und den Auswirkungen seines Handelns in kritischer Form auseinander. Diese Form des bewussten Konsumenten setzt sich vor allem mit der sozio-ökologischen Verträglichkeit der Produkte auseinander und entscheidet sich bewusst für verträgliche und gegen unverträgliche Erzeugnisse und Dienstleistungen. Diese Verbraucher nutzen neben bewussten Kaufentscheidungen auch ihren Einfluss als mündige Bürger, um den Markt in ihrem Sinne mitzugestalten. Als Druckmittel dem Markt gegenüber stehen diesem Konsumenten verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Denkbar wäre beispielsweise der Boykott verschiedener Firmen, die durch schlechtes sozio-ökologisches Handeln aufgefallen sind. Ein Beispiel für das Auftreten politisch motivierten Konsums war im Kontext des Skandals um die geplante Versenkung der Ölplattform Brent-Spar des Shell-Konzerns im Nordatlantik im Jahre 1995 zu beobachten. Hier wurde seitens der Umweltschutzorganisation Greenpeace auf den Skandal aufmerksam gemacht und eine weitreichende mediale und politische Reaktion ausgelöst. Mit erheblicher Resonanz der Bevölkerung und Politik wurde zum Boykott von Shell-Tankstellen aufgerufen. Das Ergebnis war ein ruiniertes Firmenimage und die Verhinderung der Versenkung der Ölbohrinsel. Sie wurde auf Kosten der verantwortlichen an Land entsorgt statt auf Kosten der Natur in der See. Durch ziviles Eingreifen in den Markt und die Politik, wird auf die Verletzungen von Rechten oder der Schädigung des Allgemeinwohls durch Firmen und deren Politik reagiert. 3.1.3, Von nachhaltiger Entwicklung motivierter verantwortlicher Konsum: Wie bereits im ersten Teil dieses Buchs dargestellt, steht im Mittelpunkt der Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung die Erhaltung oder Ermöglichung von intergenerationaler Gerechtigkeit. Diese ergibt sich aus dem bewussten Umgang mit Ressourcen, Natur und Umwelt sowie sozialer Gerechtigkeit. Außerdem ist ein stabiles ökonomisches System Bestandteil dieses Ansatzes. Nachhaltiger Konsum misst sich demnach an sozialen, ökologischen und ökonomischen Anforderungen an die Güter und Dienstleistungen. Unterschieden werden kann zwischen zwei Formen des nachhaltigen Konsums. Zum einen ist nachhaltiger Konsum im weiteren Sinne zu nennen, bei dem der Verbraucher auf Erzeugnisse zurückgreift, die im Vergleich zu konventionellen Produkten nachhaltiger sind. Allerdings ist dieser Verbraucher nur gewillt nachhaltig zu konsumieren, wenn er keine Einschnitte bezüglich der Produkteigenschaften hinnehmen muss. Der nachhaltig handelnde Konsument im engeren Sinne konsumiert dagegen ausschließlich nach dieser Prämisse. Er kauft immer mit dem Ziel ein, eine nachhaltige Entwicklung nicht zu gefährden. Wohingegen der nachhaltige Konsument im weiteren Sinne dieses unter bestimmten Voraussetzungen durchaus in Kauf nimmt. Bei diesem Muster wird ein allgemeingültiger Maßstab angelegt und kann neben dem Verbraucher auch Akteure wie Staat und Unternehmen mit einbeziehen. Ein Beispiel für nachhaltige Konsummuster könnte sich aus der Auswahl zwischen zwei Elektrogeräten ergeben. Der nachhaltig handelnde Konsument (im weiteren Sinne) entscheidet sich gegen das Gerät aus fragwürdigen Produktionsbedingungen und umweltbelastenden Inhaltsstoffen zum günstigeren Preis. Dies tut er zugunsten des geringfügig teureren Fabrikats, welches jedoch eher den Ansprüchen an eine nachhaltige Entwicklung genügt. Der nachhaltige Konsument im engeren Sinne würde auch das letztgenannte Produkt nicht wählen, da es nicht in vollem Umfang dem Nachhaltigkeitsgedanken entspricht.