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- Internationale Migration: Welchen Einfluss haben Immigranten auf den Arbeitsmarkt und das Wirtschaftswachstum?
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 19
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die Abschottung Europas ist ein aktuell kontrovers diskutiertes Thema, welches durch Flüchtlingsdramen im Mittelmeer emotional angeheizt wird. Wer darf einreisen, wer nicht? Diese Entscheidung ist nicht leicht! Sie verweist auf Fragen nach Gerechtigkeitsvorstellungen, der Rolle und Legitimität staatlicher Autorität und nationalem Eigentum. Die Abschottung Europas ist dabei weltweit betrachtet kein Einzelfall einer restriktiven Migrationspolitik. Verschiedene mögliche Motive hinter einer ablehnenden Haltung lassen sich in aktuellen Diskursen vermuten: Fürchten die Menschen eine Entfremdung ihrer Kultur? Denken sie, Immigranten würden nur auf ihre Kosten leben und ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen? Derartige Vermutungen und damit verknüpfte Stereotypen gibt es viele! Welche Auswirkungen Migration tatsächlich auf das Zielland hat, scheint unklar. Das vorliegende Buch dient daher der Aufklärung und der Übermittlung des aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstands auf diesem Gebiet. Thematisch eingrenzend untersucht es eingehend die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und auf das Wirtschaftswachstum des Ziellandes.
Textprobe: Kapitel 1, Einleitung: Menschen wohnen selten ein Leben lang an dem Ort, an dem sie geboren wurden. Häufig findet die Wanderung innerhalb eines Landes statt, aber auch die Zahl internationaler Migranten ist mit weltweit 231,5 Millionen Menschen im Jahr 2013 beträchtlich und so hoch wie nie zuvor. Im Zeitalter der Globalisierung, in der Länder vernetzt sind, nimmt die internationale Wanderung eine neue Bedeutung ein. Entfernungen sind relativ geworden: Eine Zugfahrt von Würzburg nach Berlin dauert in etwa so lange wie ein Flug von Frankfurt nach Hongkong. Weltweit operierende Konzerne und ein damit verbundener globaler Arbeitsmarkt sind die Rahmenbedingungen der zunehmenden Wanderungsbewegung. Migration ist dabei nicht immer wirtschaftlich motiviert, denn es gibt viele Wanderungsgründe. Flucht vor Krieg, Unterdrückung und Verfolgung sind dabei besonders belastende Motive. Ebenfalls trägt die wachsende Kluft zwischen armen und reichen Ländern zur Wanderungsbewegung bei. Wie Länder auf Migration politisch und gesellschaftlich reagieren, ist weltweit sehr unterschiedlich und häufig historisch begründet. Einige Länder haben nur geringe Einwanderungsbestimmungen, während andere harte Auswahlrichtlinien für Immigranten verfolgen. Die Abschottung Europas ist hierzu ein aktuell kontrovers diskutiertes Thema, welches durch im Mittelmeer stattfindende Flüchtlingsdramen emotional angeheizt wird. Wer darf einreisen, wer nicht? Diese Entscheidung ist keine leichte! Sie verweist auf Fragen nach Gerechtigkeitsvorstellungen, der Rolle und Legitimität staatlicher Autorität und nationalem Eigentum. Bedenkt man, dass es Zufall ist, in welchem Land wir geboren werden, so ist es eine grundlegende Überlegung, ob das Privileg in einem reichen Land leben zu dürfen, tatsächlich anderen verwehrt werden sollte. Die Abschottung Europas ist weltweit betrachtet kein Einzelfall einer restriktiven Migrationspolitik. Verschiedene mögliche Motive hinter einer ablehnenden Haltung lassen sich in aktuellen Diskursen vermuten: Fürchten die Menschen eine Entfremdung ihrer Kultur? Denken sie, Immigranten würden nur auf ihre Kosten leben und ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen? Derartige Vermutungen und damit verknüpfte Stereotypen gibt es viele! Welche Auswirkungen Migration tatsächlich auf das Zielland hat, scheint unklar. Migration tangiert, wie die angesprochenen Ängste zeigen, viele Bereiche einer Gesellschaft. Dadurch kommt es je nach Wissenschaft auch zu einer Betrachtung aus unterschiedlichen forschungsgeprägten Perspektiven. Die volkswirtschaftliche Betrachtungsweise ist eine davon, die in der vorliegenden Arbeit aufgegriffen wird. Nur eine Klärung der Sachlage die alle Teilbereiche umfasst, ermöglicht die Auseinandersetzung mit dem Thema auf einer rationalen Ebene. Denn erst wenn die Auswirkungen der Immigration ausreichend analysiert sind, kann man begründet lenken und politisch agieren. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die ökonomische Sichtweise und wird thematisch durch die Betrachtung zweier Teilbereiche der Volkswirtschaft eingegrenzt: Welche Auswirkungen hat Immigration auf den Arbeitsmarkt und das Wachstum des Ziellandes, ist die zentrale Frage dieser Arbeit. Die Forschung auf diesem Gebiet ist vielschichtig und aufgrund der Methodenvielfalt nicht leicht zu durchschauen. Die elementaren Aufgaben der Arbeit sind daher: Einen strukturierten Überblick über den Forschungsstand zu geben, Ergebnisse zu analysieren und zu vergleichen, um darauf aufbauend ein Fazit zu geben. Die Arbeit nähert sich durch eine Betrachtung theoretischer und empirischer Studien mit kritischer Diskussion der zentralen Frage an. Dazu wird im zweiten Kapitel nach einer Begriffsbestimmung zunächst ein Überblick über den Umfang der Migration geliefert und auf Wanderungsgründe eingegangen. Ebenso behandelt das zweite Kapitel in Kürze die Einwanderungspolitik und illegale Immigration. Im dritten Kapitel werden die Auswirkungen von Immigration auf das Wachstum in Theorie und Empirie betrachtet. Dazu wird zunächst ein neoklassisches Modell von BRAUN und anschließend ein endogenes Modell von WALZ thematisiert. Darauf folgend werden empirische Studien auf diesem Gebiet behandelt, Statistiken analysiert und mit den theoretischen Erkenntnissen verglichen. Ein ähnlich strukturierter Aufbau ergibt sich in Kapitel vier, in dem die Auswirkungen der Immigration auf den Arbeitsmarkt in Theorie und Empirie behandelt werden. Die theoretische Analyse umfasst einen kurzen Überblick über Arbeitsmarktmodelle mit geschlossener Volkswirtschaft und anschließend eine tiefere Betrachtung eines Arbeitsmarktmodells mit offener Volkswirtschaft. Die darauf folgende Diskussion des empirischen Forschungstands gliedert sich hinsichtlich der angesprochenen Methodenvielfalt in sechs Unterkapitel. Abschließend werden in Kapitel fünf die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und ein Fazit zur anfangs gestellten zentralen Frage dieser Arbeit gezogen. 2, Migration: Definition und Umfang: Wie Migration definiert werden kann, wie groß der Umfang der internationalen Wanderung ausfällt und welche Gründe für Migration vorliegen, sind Leitfragen dieses Kapitels. Des Weiteren werden die Einwanderungspolitik und die illegale Migration kurz thematisiert. 2.1, Definition von Migration: Der Begriff der Migration stammt aus dem Lateinischen ( migrare bzw. migratio ) und bedeutet wandern , wegziehen , Wanderung . In der Literatur findet man keine einheitliche Definition des Migrationsbegriffs, denn dafür fließen zu viele verschiedene Komponenten in den Wanderungsprozess ein. DÜVELL (2006) listet zehn Bestandteile auf, über die bei der Definition von Migration diskutiert wird. Dazu zählen unter anderem der Zweck der Wanderung und der rechtliche Status der Migranten. INGRID OSWALD beschränkt sich bei der Definition von Migration vor dem Hintergrund der Begriffsvielfalt auf die in ihrer Sicht wichtigsten Aspekte und definiert wie folgt: Migration wird […] als ein Prozess der räumlichen Versetzung des Lebensmittelpunkts, also einiger bis aller relevanten Lebensbereiche, an einen anderen Ort, der mit der Erfahrung sozialer, politischer und/oder kultureller Grenzziehung einhergeht [verstanden] . Eine sehr umstrittene Komponente bezieht sich auf die zeitliche Dimension: Ab welcher Dauer spricht man von Migration? Ist zum Beispiel ein Reisender, der eine längere Zeit im Ausland verbringt und in dem Land zwischendurch auch arbeitet, ein Migrant? Für einige Forscher und Institute zählt nur die dauerhafte Verlagerung des Wohnsitzes als Migration. Für andere reicht schon ein Monat aus, um von Migration zu sprechen. Die UN unterscheidet bezüglich der Dauer zwischen Kurzzeit- und Langzeit-Migranten, wobei Letztgenannte ab einer Dauer von zwölf Monaten als solche gelten. Ab einer Aufenthaltsdauer von drei Monaten bezeichnet die UN Personen als Migranten, wobei sie unter anderem Urlauber ausschließt. So definiert die UN: Migranten sind Personen die ihren regulären Aufenthaltsort in einem anderen Land haben als ihrem bisherigen. Diese Definition der Langzeit-Migranten ist bei internationalen Organisationen weit verbreitet, z. B. verwenden die WORLDBANK und die OECD die genannte Deutung für ihre Datenerhebungen. Wissenschaftler sind sich in den einzelnen Punkten uneins, sodass keine Definition klar dominiert. Dies wäre aber insbesondere wünschenswert, um Migration anhand von standardisierten Datensätzen besser messen und vergleichen zu können. In der folgenden Arbeit wird hauptsächlich die internationale Migration betrachtet, bei der ein Wohnsitzwechsel dauerhaft oder vorübergehend zwischen Nationalstaaten stattfindet. Dabei wird zwischen der Immigration (Einwanderung) und der Emigration (Auswanderung) unterschieden. Um die vorliegende Arbeit in einem angemessenen Rahmen zu halten, werden vor allem die Effekte der Immigration betrachtet und nur auf einzelne Auswirkungen der Emigration verwiesen.
Helen Bolender ist Volkswirtin und wurde 1988 in Fulda geboren. Nach einem Bachelorstudium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich und an der Julius-Maximilians Universität Würzburg schloss die Autorin im Frühjahr 2014 ihr Volkswirtschaftsstudium mit dem akademischen Grad des Master of Science erfolgreich ab. Ihr besonderes Interesse an sozialwirtschaftlichen Zusammenhängen und an volkswirtschaftlichen Wachstumstheorien verband die Autorin sowohl in Ihrer Bachelor- als auch in Ihrer Masterarbeit. Zu der Auseinandersetzung mit diesem Thema bewogen sie die zunehmende Abschottung Europas und die Flüchtlingsdramen, die sich im Mittelmeer abspielen.
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