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Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 04.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Abb.: 22
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Kultur und Interkulturalität ist im Zeitalter der Globalisierung ein entscheidender Faktor für internationale Organisationen und internationales Handeln. Der Begriff der Kultur und der kulturellen Unterschiede wird im täglichen Leben oft verwendet. Hierbei wird er oft laienhaft zur Erklärung von Problemen in international arbeitenden Organisationen herangezogen. Was aber ist Kultur und wozu dient sie? Wie beeinflusst Sie unser Handeln und unsere Kommunikation? Welche Probleme entstehen beim Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und wie lassen sie sich lösen? Die Antworten auf diese Fragen lassen sich in diesem Buch finden. Praktische Beispiele veranschaulichen die theoretischen Betrachtungen auf die Trainierbarkeit von Interkultureller Kompetenz, so dass dieses Buch auch als Ratgeber für effiziente interkulturelle Zusammenarbeit betrachtet werden kann.
Textprobe: Kapitel 3, INTERKULTURELLE KOMPETENZ: Während im vorangegangenen Kapitel der Grundstock zum Verständnis dieser Arbeit gelegt wurde und ein Wortschatz von wichtigen Begriffen, die im weiteren Verlauf verwendet werden, geliefert wurde, wird im folgenden Kapitel auf das Begriffspaar ‘Interkulturelle Kompetenz’ eingegangen. Ziel dieses Kapitels ist es zu verdeutlichen, welcher Zielsetzung interkulturelle Trainings, die der Vermittlung interkultureller Kompetenz dienen, folgen. 3.1, Definitionen interkultureller Kompetenz: Interkulturelle Kompetenz lässt sich je nach Schwerpunkt und Blickwinkel des Forschungsgebiets unterschiedlich definieren. Die wissenschaftliche Literatur liefert dabei zwei Kategorien von Definitionen. Die erste Kategorie von Begriffsbestimmungen soll hier anhand einer Definition von FRISENHAHN erläutert werden, nach der interkulturelle Kompetenz die ‘ ...Befähigung [ist], in interkulturell geprägten Alltags- und Arbeitssituationen mit Angehörigen verschiedener ethnischer Gruppen und/oder in fremdkultureller Umgebung kommunizieren und effektiv und effizient professionell tätig werden zu können’ (FRIESENHAHN 2001:65f). Diese Definition sowie zahlreiche ähnliche Definitionen des gleichen Begriffes, die der gleichen Definitionskategorie zuzurechnen sind, legen den Definitionsschwerpunkt auf die effektive Erreichung von Handlungszielen. Diese Kategorie wird häufig im Zusammenhang mit beruflichen Auslandseinsätzen, denen bestimmte Handlungsziele zugrunde liegen, verwendet. Die zweite Kategorie legt den Schwerpunkt im Gegensatz zur effektiven Erreichung von Handlungszielen auf die Anpassung an die fremdkulturelle Umgebung und das persönliche Wohlbefinden in ihr. Sie wird vorwiegend im Zusammenhang mit Auslandsaufenthalten verwendet, die nicht beruflicher Natur sind, wie dies z. B. bei Flüchtlingen der Fall ist. Die erste Kategorie von Begriffsbestimmungen kann somit als Definition interkultureller Kompetenz im beruflichen Umfeld verstanden werden, während die zweite Kategorie das persönliche Wohlbefinden, das sich in Abhängigkeit der verfolgten Interkulturalitätsstrategie (vgl. Abschnitt 2.8) des Fremden einstellen kann sowie die Anpassung an die fremde Kultur, hervorhebt. Eine Person im Ausland kann somit im Sinne der ersten Kategorie interkultureller Kompetenz erfolgreich sein und/oder im Sinne der zweiten Kategorie. Es gibt jedoch auch vermittelnde Definitionsansätze. So fassen THOMAS & KINAST & SCHROLL-MACHL den Begriff derart weit, dass beide Kategorien erfasst werden, interkulturelle Kompetenz also nicht auf einen bestimmten Aspekt des Im - Ausland - Seins beschränkt wird. Hiernach zeigt sich interkulturelle (Handlungs-) Kompetenz in der Fähigkeit ‘ ... kulturelle Bedingungen und Einflussfaktoren im Wahrnehmen, Denken, Urteilen, Empfinden und Handeln, einmal bei sich selbst und zum anderen bei kulturell fremden Personen, zu erfassen, zu würdigen, zu respektieren und produktiv zu nutzen. Diese produktive Nutzung zeigt sich in einem wechselseitigen interkulturellen Verstehen und einer daran anschließenden Anpassung an die jeweiligen kulturellen Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten des Partners, und zwar so, dass die Zusammenarbeit für beide Seiten erträglich wird und dass die Produkte dieser Zusammenarbeit für beide Seiten nützlich und produktiv sind’ THOMAS & KINAST & SCHROLLMACHL (2003:99). Das eine Person im Ausland durchaus im Sinne der ersten Kategorie (effektiv), der zweiten (angepasst) oder beider Kategorien interkultureller Kompetenz handeln kann veranschaulicht folgendes Beispiel von LUSTIG & KOESTER: Ein amerikanischer Geschäftsmann leitet ein Büro in Thailand. Einer seiner thailändischen Angestellten kommt zu spät zur Arbeit. Der amerikanische Geschäftsmann überlegt, wie er mit der Situation umgehen soll und kommt auf folgende vier Strategien: 1. Den thailändischen Angestellten privat auf das Problem aufmerksam machen und ihn zur Pünktlichkeit auffordern, 2. Das Problem ignorieren, 3. Den thailändischen Angestellten bei der nächsten Verspätung öffentlich hierzu ansprechen, 4. Den thailändischen Angestellten privat darauf ansprechen, dass es innerhalb der Firma ein Problem mit Verspätungen der Angestellten gebe und den thailändischen Mitarbeiter um seinen Rat und seine Unterstützung bei der Bewältigung dieses Problems bitten. Während die erste Strategie effektiv ist, da sie wahrscheinlich das Verhalten des Angestellten verändern wird, ist sie gleichzeitig im kulturellen Kontext Thailands unangemessen, da direkte Kritik hier unüblich ist. Die zweite Strategie wäre angemessen aber im Hinblick auf die Verhaltensänderung des Angestellten nicht effektiv. Die dritte Strategie ist weder angemessen noch effektiv, da sie den Angestellten öffentlich bloß stellt und ihn somit wahrscheinlich zur Kündigung zwingt. Die vierte Strategie ist effektiv und angemessen, da sie eine Verhaltensänderung des Angestellten herbeiführt und gleichzeitig das Gesicht des Angestellten wahrt (LUSTIG & KOESTER 1999:67f) - Übersetzt und zusammengefasst vom Autor. Das obige Beispiel verdeutlicht, dass eine langfristige erfolgreiche interkulturelle Zusammenarbeit nur gewährleistet werden kann, wenn die an ihr beteiligten Personen sowohl effektiv als auch kulturell angemessen handeln. Im Rahmen dieser Arbeit soll daher der vermittelnde Definitionsansatz von THOMAS & KINAST & SCHROLL-MACHL gelten.
Johannes Germ wurde 1978 in Preetz geboren. Bereits im Schüleralter begann er sich für fremde Kulturen zu interessieren und unternahm die ersten Reisen nach Ostafrika. Die Faszination für fremde Kulturen sollte Ihn nicht mehr loslassen.2003 führte Ihn ein dreimonatiger Forschungsaufenthalt nach Äthiopien. 2006 schloss er sein Studium der Soziologie und Afrikanistik ab. 3 Jahre später gründete er ein Unternehmen und exportiert seitdem Solaranlagen zur Stromerzeugung in netzferne Gebiete Afrikas und Asiens.