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- Interkulturelle Freundschaften und ihre Entwicklung am Beispiel ehemaliger ERASMUS-Studierender
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 112
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Studie befasst sich mit interkulturellen Freundschaften, die sich im Rahmen von ERASMUS-Aufenthalten herausgebildet haben. Anhand narrativer Interviews mit fünf ehemaligen deutschen ERASMUS-Studierenden werden besonders die Entstehung der Freundschaftsbeziehungen sowie deren weitere Entwicklung während und nach Beendigung des Auslandsaufenthalts untersucht. Dabei werden die Phasen Kennenlernen und Kontaktaufnahme, Freundschaftsbildung und Freundschaftserhaltung bzw. -beendigung unterschieden. Als Ergebnis der Untersuchung werden die Kernpunkte der geäußerten Meinungen offengelegt und die speziellen Umstände identifiziert, die für das Gelingen einer Freundschaft förderlich bzw. hinderlich sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob die durch das ERASMUS-Programm vorgegebenen Ziele hinsichtlich der Vermittlung von dauerhaften interkulturellen Freundschaften tatsächlich erreicht werden bzw. welche Umstände ggf. für ein Scheitern dieser Absicht verantwortlich sind.
Textprobe: Kapitel 2.3.2, Hindernisse bei der Entwicklung interkultureller Freundschaft: Bei der Entwicklung interkultureller Freundschaften kann es verschiedene Hindernisse geben. Vaccarino und Dresler-Hawke (2011) identifizieren folgende Schwierigkeiten, Freunde mit einem anderen kulturellen Hintergrund kennenzulernen: - Kulturelle Unterschiede. - Unterschiede in Sprache und Akzent. - Unterschiede in Religion, Glauben und Denken. - Unterschiede in Werten, Normen und Bräuchen. - Entfernung. - intrakulturelle Gruppenbildung. - Kommunikationsschwierigkeiten. - fehlende Zeit. - persönliche Charaktereigenschaften (vgl. Vaccarino/Dresler-Hawke 2011: 185-186). Daneben erläutern Vaccarino und Dresler-Hawke (2011), dass es bei einheimischen Studierenden oft an der Motivation und dem Interesse mangele, internationale Freundschaften aufzubauen. Sie würden hauptsächlich an die Hindernisse und Schwierigkeiten bei der Entstehung solcher Freundschaften denken (vgl. Vaccarino/Dresler-Hawke 2011: 187-188). 41 Prozent der von Vaccarino und Dresler-Hawke (2011) 161 befragten internationalen und neuseeländischen Studierenden halten die Sprache für ein Hindernis bei der Bildung von interkulturellen Freundschaften (vgl. ebd.: 187). Sprachschwierigkeiten können jedoch nicht nur die Entwicklung von Beziehungen verhindern, sie können diese auch fördern, denn oftmals motivieren sie vermehrt dazu, miteinander zu sprechen und es entsteht dadurch eine humorvolle, spielerische Kommunikation (vgl. Sias et al. 2008: 10). Ceballos (2009) betont, dass Sprache dazu diene, in Freundschaften Gefühle zu offenbaren. Wenn eine Sprache nicht beherrscht werde oder zumindest das Gefühl bestehe, sich nicht ausdrücken zu können, werde es schwierig, eine freundschaftliche Bindung zu einer fremdsprachigen Person aufzubauen. Besonders wichtig für die Entwicklung einer solchen Beziehung sei demnach Geduld, da die Kommunikation untereinander langsamer geschehe und mehr Zeit und Ruhe benötigt werde (vgl. Ceballos 2009: 40-41). Gareis (1995) legt dar, dass es große Schwierigkeiten bei der Bildung einer Freundschaft geben könne, wenn einer der beiden potentiellen Freunde einer individualistischen Kultur (der Einzelne steht im Zentrum) angehöre und der andere einer kollektivistischen Kultur (die Gemeinschaft steht im Zentrum). Kulturelle Unterschiede können zu sozialer Isolation beitragen, während kulturelle Ähnlichkeit die interkulturelle Interaktion erleichtere (vgl. Gareis 1995: 50-51). Ein weiteres Hindernis kann sich z. B. daraus ergeben, dass die Kontakte zu Studieren-den aus dem Gastgeberland erst zu einem späteren Zeitpunkt entstehen, wenn sich bereits schon Freundschaften zwischen Landsleuten entwickelt haben. Eine mögliche Ur-sache hierfür kann in der Wohnsituation der Gäste gesehen werden, die oft gemeinsam untergebracht werden. Conacher (2008) sieht den Faktor Unterkunft sowohl als Unterstützung als auch als Hindernis bei der Eingliederung, da sozialer Kontakt vorwiegend in diesem Zusammenhang entstehe. So könnten durch gemeinsames Wohnen sowohl Freundschaften mit Einheimischen entstehen als auch mit anderen ERASMUS-Studierenden oder Landsleuten (vgl. Conacher 2008: 12). Wenn die interkulturelle Annäherung durch Grundeinstellungen und ein negatives Prestige behindert wird, kann es zu einer Kontaktvermeidung kommen (vgl. Maletzke 1996: 172). In den Sozialwissenschaften werden diese ‘stark vereinfachten, klischeehaften Vorstellungen’, die sich oft nur auf einzelne Besonderheiten beziehen, als Stereotype bezeichnet (ebd.: 109). Maletzke (1996) merkt an, dass oft vergessen werde, wie selektiv die eigene Wahrnehmung sei und dass Stereotype fast ausschließlich als korrekt wahrgenommen werden (vgl. ebd.: 110). Somit können auch Stereotype gegenüber der fremden Kultur verhindern, dass sich interkulturelle Freundschaften im ERASMUS-Kontext bilden. Wenn beispielweise ein spanischer Studierender denkt, dass Deutsche kalt und distanziert seien, kann dies dazu führen, dass er die Kontaktaufnahme mit ihnen schlichtweg umgeht und sich anderen zuwendet. Budke (2003) nennt in einer Untersuchung mit 197 ERASMUS-Studierenden weitere Umstände, die die Entwicklung interkultureller Freundschaften behindern können: - wenige Situationen für Kontaktaufnahme. - Schüchternheit. - Desinteresse. - Distanziertheit der einheimischen Studierenden. - Pech. - keine Möglichkeit für Kontaktaufnahme (vgl. Budke 2003: 211). Die von Budke (2003) genannten Aspekte können die Bildung von Freundschaften generell behindern oder aber speziell die interkulturellen Kontakte erschweren.
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