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Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 05.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
In der vorliegenden Studie setzt sich die Autorin mit dem Thema Integrationsprobleme von Russlanddeutschen auseinander. Der Fokus richtet sich auf die Erläuterung der Migrationsbewegungen (die deutschstämmige Minderheit in Russland die Einreise nach Deutschland) und die Darstellungen der Probleme die bei der Integration von Russlanddeutschen auftreten. Obwohl viel über Russlanddeutsche, Spätaussiedler und Aussiedler diskutiert und auch in den Medien berichtet wird, wissen die wenigsten Einheimischen wer eigentlich hinter diesen Bezeichnungen steckt. Der Begriff Russlanddeutsche wird allgemein für die Nachfahren deutscher Kolonisten verwendet, die in den Nachfolgestaaten der UdSSR leben. Um ein Verständnis dafür zu bekommen, aus welchen Gründen Russlanddeutsche nach Deutschland eingewandert sind bzw. einwandern und woher sie ihre deutschen Wurzeln haben, wird in dieser Studie erläutert, auch warum sich eine deutschstämmige Minderheit in Russland entwickelte und wie sie sich dauerhaft etablieren konnte. Im Jahr 1950 lebten rund vier Millionen Deutsche außerhalb der alten Reichsgrenzen von 1937 im Osten Europas, ein Großteil von ihnen in der Sowjetunion. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet diese Menschen und ihre Nachkommen als deutsche Volkszugehörige. Sie sind berechtigt, als Aussiedler nach Deutschland einzureisen. Wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, erhalten sie die deutsche Staatsbürgerschaft und können verschiedene Integrationshilfen in Anspruch nehmen. Bisher sind über fünf Millionen Aussiedler mit ihren Familienangehörigen in die Bundesrepublik Deutschland eingewandert. Sie bilden die größte Gruppe mit Migrationshintergrund innerhalb der Gesamtbevölkerung. Hohe Zuwachszahlen wurden zwischen 1991 und 1995 erreicht. Pro Jahr verzeichnete man jeweils über 200.000 Zuzüge. Inzwischen kommen jährlich nur noch wenige Tausend. Relativ gute Deutschkenntnisse bei der Einreise und großzügige staatliche Eingliederungshilfen sorgten bis in die 1990er Jahre für eine erfolgreiche Integration der Aussiedler. Eine große Zahl der jüngeren Einwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion hat dagegen nur wenig Bindung zur deutschen Sprache und Kultur. Neben mangelnden Sprachkenntnissen können u.a. schlechte Bildung, Kriminalität und mangelnde Akzeptanz in der deutschen Gesellschaft zu Problemen bei der Integration führen.
Textprobe: Kapitel 1.3, Revolution und Bürgerkrieg: Unter dem Druck der Februarrevolution musste Zar Nikolaus II. am 02.03.1917 abdanken (Herrschaftsbeginn: 1894). Danach wurde das Land bis zur Oktoberrevolution sowohl von den mehrheitlich sozialistischen Sowjets als auch einer provisorischen Regierung gelenkt. Die provisorische Regierung gab am 21.03.1917 bekannt, dass alle Bewohner Russlands mit dem ‘Akt über die Gleichheit aller russischen Bürger ohne Ansehen der Nation und Religion’ die Bürgerrechte erhielten. Als Folge dessen versuchten viele Völker des Reiches das Selbstbestimmungsrecht für sich in Anspruch zu nehmen um damit selbst ihre Zukunft zu gestalten. Die daraufhin entstandenen deutschen Autonomiebewegungen mit regionalen Zentren in Odessa, Saratow, Moskau, Tiflis, Omsk und Slawgorod hatten zwar die gleichen Ziele, waren aber aufgrund der politischen Entwicklung nicht mehr in der Lage sich zu einer großen Bewegung zusammenzuschließen. Anfang des Jahres 1918, entflammte ein Bürgerkrieg zwischen den Bolschewiki (Rote Garden) und der Koalition der Konterrevolution (Weiße Garden) denen ausländische Interventionstruppen beistanden. Die Entwicklung in den einzelnen Gebieten Russlands verlief dabei völlig unterschiedlich. Im Wolgagebiet brachen aufgrund des Bürgerkrieges schwere Hungersnöte aus und die dort ansässige deutsche Bevölkerung schrumpfte im Zeitraum von 1914 bis 1926 von 1.621.000 Millionen auf 1.238.500 Millionen Menschen. Im Oktober 1918 wurde durch ein Dekret die ‘Arbeitskommune des Gebiets der Wolgadeutschen’ gegründet. Lenin unterzeichnete diese Verordnung. Sein Ziel war es, dieses für die Ernährung wichtige Gebiet loyal an Russland zu binden. Des Weiteren sollte die Arbeitskommune ein Bindeglied zwischen Deutschland und Russland werden und so auch dem sozialistischen Umsturz und der damit verbundenen sozialistischen Weltrevolution dienen. Deutsch als Muttersprache durfte wieder in der Öffentlichkeit benutzt werden. Während das Wolgagebiet zur Zeit des Bürgerkrieges durchgehend in der Hand der Bolschewiken war, befanden sich die Kolonien im Ural, in Sibirien, in Kasachstan und im Kaukasus längere Zeit im Machtbereich der Gegenrevolutionäre. Nach dem Frieden zwischen ukrainischer Regierung und Mittelmächten wurde das Gebiet der heutigen Ukraine durch deutsche und österreichische Truppen besetzt. Die Hoffnung der deutschen Siedler war, dass sich die Lage normalisieren und die Lebensumstände verbessern würden. Hoffnung bestand auch auf die Gründung einer deutschen Kronkolonie in der alle Kolonisten leben könnten oder auf die Auswanderung auf deutsches Reichsgebiet. Eine solche Kolonie wurde allerdings nie Realität und nach dem Abzug der deutschen bzw. österreichischen Truppen waren die Kolonien auf sich allein gestellt. Die deutschen Selbstschutztruppen waren den ukrainischen Partisanen und Räuberbanden schutzlos ausgeliefert. Deutsche Kolonien in Bessarabien wurden nach der Besetzung durch rumänische Truppen Rumänien zugeteilt. Bis ins Jahr 1940 hatten sie keine Verbindung mehr zu den Nachbarkolonien in Odessa. Viele familiäre Bindungen wurden infolge des Bürgerkrieges auseinandergerissen. Aufgrund der Hungersnöte wurde in den Jahren 1921-1928 eine ‘Neue Ökonomische Politik’ (NEP) umgesetzt. Den Bauern wurde begrenztes Eigentum gestattet. Die Produktion stieg daraufhin schnell wieder an. Die Deutschen versprachen sich durch die Gründung der ‘Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen’ (ASSR NP) am 06.01.1924 positive Effekte für die Zukunft. Auch in anderen Teilen der Sowjetunion entstanden Rajons mit begrenzter Autonomie. Es wurden deutsche Bildungseinrichtungen (z.B. Schulen, Hochschulen), Theater oder Verlage gebaut und die Wirtschaft entwickelte sich zu rasch.
Irina Liebenstein (geb. Pashkina) wurde 1981 in Saransk, Russland geboren. Ihr Studium der Sozialarbeit und Psychologie schloss die Autorin im Jahr 2003 erfolgreich ab. Praktische Erfahrungen im sozialen Arbeitsumfeld konnten während des Studiums in sozialen Einrichtungen gemacht werden. In Deutschland studierte die Autorin anschließend den Bachelorstudiengang Sozialwissenschaften und Geographie. Der persönliche Migrationshintergrund sowie der Bildungsweg der Autorin dienten als Inspiration für die vorliegende Studie.