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Soziologie


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Produktart: Buch
Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 06.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 72
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Laut Schätzungen des Kinderschutzbundes leben in Deutschland mehrere zehntausend Kinder, die völlig verwahrlost sind, da ihre Eltern sich nicht angemessen um sie kümmern. Meist sind dies Kinder aus Problemfamilien, in denen Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Gewalt, Armut und Isolation vorzufinden sind. Das Jugendamt steht bei Fällen von Kindeswohlgefährdung vor hochverantwortungsvollen und komplexen Aufgaben, welche ihre Fachkräfte vor enorme Herausforderungen stellen. Um die Dimensionen von Kindesvernachlässigung und das damit zusammenhängende Dilemma des Jugendamtes verstehen und einordnen zu können, beschäftigt sich diese Studie mit den Fragen, was Kindesvernachlässigung ist, welche Auswirkungen sie hat und vor allem, welche Handlungs- und Interventionsmöglichkeiten das Jugendamt dabei hat.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3. 3, Formen von Kindesvernachlässigung: Kindesvernachlässigung hat viele Gesichter und tritt in vier unterschiedlichen Formen auf. Das Geschehen der Vernachlässigung kann sowohl auf einer Ebene begrenzt als auch über mehrere Ebenen verstrickt sein. Außerdem sind die Grenzen zu den einzelnen Ebenen nicht klar abzugrenzen, sondern gehen ineinander über. Eine einheitliche Kategorisierung von Vernachlässigungsformen gibt es bisher nicht. Jedoch wird im Allgemeinen zwischen körperlicher, emotionaler, kognitiver und erzieherischer Vernachlässigung sowie unzureichender Beaufsichtigung unterschieden. Um ein umfassendes Verständnis darüber zu erhalten, ist es sinnvoll, die unterschiedlichen Formen genauer zu betrachten: Körperliche Vernachlässigung: Diese Form der Vernachlässigung liegt vor, wenn ein Kind z.B. unzureichende Pflege, Nahrung und medizinische Fürsorge erhält und/oder unter mangelnden hygienischen Bedingungen und unzureichendem Wohnraum leiden muss. Unterernährung und fehlende Hygiene sind die am häufigsten vorkommenden körperlichen Vernachlässigungen. In diesem Zusammenhang fehlt in den meisten Fällen die medizinische Versorgung, was in Extremfällen sogar bis zum Tod des Kindes führen kann. Eltern, die ihren Kindern Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen vorenthalten, riskieren dadurch die Gesundheit und das Leben ihrer Kinder, genauso, wie wenn sie ihren Kindern, die benötigte regelmäßige Nahrung und Flüssigkeit verwehren. Eine körperliche Vernachlässigung kann nicht nur bei geborenen Kindern vorkommen, sondern bereits vor der Geburt beim Fötus stattfinden. Aufgrund des Suchtverhaltens schwangerer Frauen wird das ungeborene Kind, durch die von der Mutter konsumierten Drogen, erheblich körperlich geschädigt. Ebenfalls können medizinische Vernachlässigung innerhalb der Schwangerschaft negative Folgen für das Kind haben. Emotionale Vernachlässigung: Eine emotionale Vernachlässigung existiert z.B. bei einem Defizit an Liebe und Zuneigung in der Beziehung der Eltern zum Kind und bei fehlender Reaktion der Eltern auf emotionale Signale des Kindes. Bei der Misshandlung durch Parentifizierung und Rollenumkehr lässt sich ebenfalls eine emotionale Gewalt erkennen, die vor allem bei depressiven oder psychisch erkrankten Eltern vorkommt. Die kindliche Individualität und dessen Emotionen werden durch Ablehnung und Abwertung, sowie negative Attributration der Eltern den Kindern gegenüber übergangen. Emotionale Unerreichbarkeit der Eltern, widersprüchliche oder der Entwicklung des Kindes nicht angebrachte Verhaltensweisen wie Über- und Unterforderungen, gegensätzliche Anforderungen oder unzureichender Schutz vor negativen Erfahrungen, zählen genauso zur emotionalen Vernachlässigung wie inadäquate Erziehungspraktiken zum Erlernen von Sozialkompetenzen. Grundsätzlich können die bisher aufgeführten Varianten der emotionalen Vernachlässigung auf vier Hauptdimensionen verteilt werden. Erstens die Abwertung und Ablehnung des Kindes durch Worte oder (Nicht-) Taten und zweitens die falsche, unzureichende oder gar fehlende Förderung der kindlichen Kompetenzen. Zu der dritten und vierten Dimension zählen die Bedrohung des Kindes und dessen Isolierung zur sozialen Umgebung. Die Vernachlässigung ist auf einer dieser Dimensionen nur schwer zu erkennen, da die Grenzen zwischen akzeptierbaren- und tolerierbaren Praktiken und einem schädigenden Verhalten nur sehr schwer wahrnehmbar sind und es nicht ersichtlich ist, ab welcher Dauer und welchem Ausmaß derartige Handhabungen dem Kind schaden. Das Alter und die bisherige kognitive und emotionale Entwicklung des Kindes haben ebenfalls enormen Einfluss auf die Schädigung. Ein Kind, das in seiner sozialen Umgebung gut eingebunden ist, kann empfindlich auf eine soziale Isolation reagieren, wobei ein Kind, das sehr an seinem inneren sozialen Kreis festhält, durch emotionale Unerreichbarkeit der Eltern stark getroffen wird. Kognitive und erzieherische Vernachlässigung: Von kognitiver und erzieherischer Vernachlässigung wird gesprochen, wenn Eltern sich unzureichend mit ihrem Kind beschäftigen, sie keinen erzieherischen Einfluss nehmen, sie den Erziehungs- und Förderbedarf ihres Kindes missachten und z.B. tolerieren, wenn ihr Kind nicht regelmäßig die Schule besucht. Es ist wichtig Kinder Grenzen zu setzen und ihnen Halt und Struktur zu gewährleisten. Außerdem ist die Beaufsichtigung von Kindern ein wichtiger Aspekt für die Unversehrtheit ihres Körpers, da diese die Gefahren und deren Auswirkungen nicht selbst abwägen und einschätzen können. Durch unzureichende Beaufsichtigung steigt die Gefahr bei Säuglingen, da sie eine ungenügende Körperbeherrschung haben. Aus diesem Grund kommen Unfälle bei Säuglingen und Kleinkindern sehr oft vor. Insofern stellt das Versäumnis der Beaufsichtigung die häufigste Form der Vernachlässigung dar. Bei älteren Kindern tritt häufiger eine Parentifizierung, wie auch bei der emotionalen Vernachlässigung, auf. Dabei fühlen sich die Kinder häufig gebraucht, wertvoll und verantwortungsvoll. Doch kurios wird es mit der Übernahme von Aufgaben der Eltern, die nicht der kindlichen Realitätsrolle entsprechen. Ein Kind kann seiner Mutter keine gute Mutter sein und diese nicht erziehen. Dadurch entsteht ein falsches Selbstbild des Kindes, so dass dieses seine Eigenständigkeitsentwicklung opfert um seine Eltern zu versorgen. Ebenfalls pathologisch ist die fehlende Wertschätzung des Einsatzes des Kindes für seine Eltern in seiner parentifizierten Rolle. Das Kind merkt, dass es gebraucht wird, bekommt dabei jedoch keine Anerkennung seiner Leistungen von den Eltern. Dies führt nicht zu selten zu depressivem Verhalten gepaart mit dem Gefühl der Vergeblichkeit. Unzureichende Beaufsichtigung: Unzureichende Beaufsichtigung besteht, wenn das Kind über einen längeren, nicht angemessenen Zeitraum hinweg allein gelassen wird und dabei auf sich gestellt ist, was das Auftreten von eigentlich vermeidbaren Unfällen, Bränden, Vergiftungen etc. verstärken kann. Außerdem tritt diese Form der Vernachlässigung auf, wenn Eltern z.B. auf eine von längerer Dauer unangekündigte Abwesenheit des Kindes nicht reagieren und sich dafür nicht zuständig fühlen. Um das Ausmaß der Vernachlässigungsfälle zu verdeutlichen, wird im Folgenden auf die Epidemiologie der Kindesvernachlässigung in Deutschland eingegangen.

Über den Autor

Carolin Zauner wurde 1987 in Schwäbisch Hall geboren. Ihr Studium der Erziehungswissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts ab. Bereits vor und während ihres Studiums entwickelte sie großes Interesse an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und setzte dieses Interesse in diversen praktischen Tätigkeiten um. Derzeit absolviert sie ihren Master of Arts in Erziehungswissenschaft und ist in Einrichtungen des Jugendamtes tätig.

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