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- Genderneutralität zwischen den Sprachen. Gendergerechtigkeit im französischen, englischen und deutschen Roman
Soziologie
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Verlag:
Bachelor + Master Publishing
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 08.2021
AuflagenNr.: 1
Seiten: 48
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Als Erprobungsraum bietet die Literatur nicht nur die Möglichkeit, Komplexitäten der Sprache deutlich darzustellen, sondern ist auch im ersten Schritt getrennt vom gesellschaftlichen Diskurs um Genderneutralität und gendergerechte Sprache. Durch den Fokus der Studie auf literarische Werke kann das Themenfeld in einem neutraleren Rahmen erforscht werden, bevor die Schlussfolgerungen aus den literarischen Texten auf ihre weitere gesellschaftliche Anwendbarkeit überprüft werden. Die Studie untersucht Genderneutralität in drei Sprachen: Französisch, Englisch und Deutsch. Obwohl diese Sprachen unterschiedlich aufgebaut sind, liegt ihnen allen ein grammatikalischer und lexikalischer Aspekt des Genderns auf der sprachlichen Ebene zugrunde. Die Romane 'Sphinx' von Anne Garréta, 'Written on the Body' von Jeanette Winterson und 'Wasteland' von Judith C. Vogt und Christian Vogt bieten drei verschiedene Ansätze, um Genderneutralität durchzuführen. Der Vergleich der Schwierigkeiten und Möglichkeiten der drei Sprachen ermöglicht einen differenzierten Blick auf das Themenfeld und mögliche Lösungsansätze der Genderdebatte.
Textprobe: Kapitel 4, Anne Garréta: Sphinx: Das Besondere an dem Roman Sphinx von Anne Garréta, erschienen 1986, ist die formelle und inhaltliche Einschränkung, die Garréta sich auferlegt, nämlich das Erzählen einer Liebesgeschichte komplett ohne Gender. Vor allem in einem gewöhnlich so stark gegenderten Kontext wie in romantischen Beziehungen ist diese Einschränkung so unkonventionell, denn die Beziehung zwischen der Erzählinstanz und A*** verläuft von Anfang bis Ende vollkommen ohne Gendermarkierungen. 4.1, Genderneutralität im Französischen: Die französische Sprache gehört zu den gendered languages. Damit geht einher, dass ihre Substantive, Adjektive und Pronomina das grammatikalische Genus besitzen. Da-rüber hinaus weist das Französische allerdings eine besondere Schwierigkeit auf, denn nicht nur Adjektive und Pronomina müssen dem zugehörigen Substantiv angeglichen werden, sondern auch die Partizipformen der Verben in bestimmten Situationen im passé composé. Das passé composé ist für diese Überlegungen von besonderer Relevanz, da es eine der häufigsten Vergangenheitsformen im Französischen ist. Ein einfaches Beispiel ist die Verbform ‚je suis allé(e)‘. Wie die Klammersetzung schon andeutet, verändert sich die französische Form von ‚ich ging‘ in Abhängigkeit vom sprechenden Subjekt. Ist das Subjekt männlich, bleibt es bei der Partizipform ‚allé‘ ist das Subjekt allerdings weiblich, wird die Form mit einem zusätzlichen ‚e‘ (‚allée‘) angeglichen. Bei der Umsetzung von Genderneutralität müssen also nicht nur Substantive und Adjektive, sondern auch spezielle Verbformen beachtet werden. Eine Besonderheit des Französischen sind allerdings die Pronomen – sie verweisen nämlich in ihrer Kongruenz auf ihr Bezugsobjekt, nicht das Subjekt. Am Beispiel wird es deutlicher: Der Ausdruck ‚ses yeux‘ bietet keinen Aufschluss über die Genderidentität der zugehörigen Person, da ‚ses‘ nur an das Substantiv ‚yeux‘ angepasst wird und nicht an die Person. (Zum Vergleich: Im Deutschen muss grammatikalisch gesehen die Entscheidung getroffen werden, ob es sich um ‚seine‘ oder ‚ihre‘ Augen handelt.) Die französische Sprache hat also bei der Angleichung der Pronomina den Vorteil, dass in diesem Fall der Subjektbezug fehlt, bei Verbkongruenz allerdings einen Nachteil. Darüber hinaus stellt Anna Livia fest: Clearly, French ears hear not merely a gramma-tical requirement in the gender of nouns but also culturally salient information . Damit legt sie uns nahe, dass das Genus im Französischen nicht auf der rein grammatikalischen Ebene verweilt, sondern seinen Einfluss auf die bereits erwähnten kognitiven Prozesse zur Genderidentifizierung ausweitet. Männliches Genus verweist auf eine männliche Genderidentität, weibliches Genus auf weibliches Gender. Dies ist einer der führenden Gründe, warum das generische Maskulinum nicht generisch wirkt. Zudem muss auf literarischer und literaturwissenschaftlicher Ebene beachtet werden, dass gender cannot be discussed in isolation from other textual features such as cohesion, empathy, and focalization, features that affect the text as a whole, not merely discrete elements within it . Genus ist nicht einfach ein grammatikalisches Element der Sprache, das zufällig auf das außersprachliche Gender verweist, sondern als solches ein integraler Baustein der (französischen) Sprache. Eine Veränderung oder Abweichung vom ‚regulären‘ Gebrauch von Genus führt also unweigerlich neben einer Veränderung in der Genderwahrnehmung auch zu Veränderungen in den anderen Textelementen.
Sophia Krämer, geboren 1994, hat Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert. Die Intersektionalität des Fachs hat im Laufe ihres Studiums das Interesse an der Rolle der Literatur für die breitere Gesellschaft erweitert und vertieft. Ihre Forschungsschwerpunkte richten sich deshalb auf Fragen auch außerhalb der Literaturwissenschaft und wie die Literatur diese beantworten kann. Bereits während des Studiums begann sie, auch jenseits der universitären Landschaft mit Literatur zu arbeiten.
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