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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 03.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 106
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Begeisterte Menschenmassen bei Public-Viewing-Veranstaltungen, schwarz-rot-goldene Fahnen überall, kilometerlange Autokorsos nach jedem Sieg der Nationalelf: Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 befand sich Deutschland im Ausnahmezustand. Millionen Fans aus aller Welt feierten ein großes Fußballfest, unter ihnen auch viele türkischstämmige Deutsche. Einige Medienberichte registrierten die schwarz-rot-goldenen Fahnen in den Fenstern unzähliger Dönerbuden und suchten nach Ursachen der deutsch-türkischen Begeisterung. Oft wurde dann als erste Begründung die gescheiterte Qualifikation des türkischen Nationalteams für die Weltmeisterschaft angeführt. Doch ist es wirklich so einfach? Diese ethnographische Studie untersucht die Sicht von Deutsch-Türken auf die Weltmeisterschaft 2006 anhand von ausführlichen Interviews mit Mitgliedern eines türkischen Fußballvereins aus Bremen. Welche Erlebnisse sind ihnen aus dem Sommer 2006 besonders in Erinnerung geblieben? Ließen sie sich nur von der Partylaune anstecken oder konnten sie sich mit der deutschen Nationalelf identifizieren? Welche Rolle spielt der Fußball bei der Bildung von transnationalen Identitäten? War die Weltmeisterschaft ein kurzweiliges Vergnügen oder sind langfristige Auswirkungen spürbar? Die Interviews in diesem Buch vermitteln eine alternative Perspektive auf ein globales Massenspektakel, die vereinfachte Vorstellungen von nationaler Identität hinterfragt.
Kapitel 5.1 Auswahl der Interviewpartner Nachdem ich mich entschieden hatte, Interviews mit Deutsch-Türken über die Fußball-WM 2006 durchzuführen, begab ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Forschungsfeld. Die Interviewten sollten sowohl über eine türkische Migrationsgeschichte, als auch über Fußballinteresse verfügen. Denn mit jemandem, der sich nicht für Fußball interessiert, wäre ein ausführliches Interview über die WM 2006 kaum möglich gewesen. Bei meinen Recherchen wurde ich schließlich auf den Kultur- und Sportverein Vatan Spor aufmerksam, der in Bremen relativ bekannt ist. Hier konnte ich Interviewpartner finden, die die beiden genannten Voraussetzungen erfüllen. Also nahm ich über die Homepage des Clubs Verbindung zu den Vereinsverantwortlichen auf und beschrieb mein Vorhaben. Der Pressesprecher von Vatan lud mich daraufhin in das Vereinsheim ein, wo ich erste Kontakte knüpfen konnte. Vier der fünf Interviewpartner lernte ich im Vereinsheim kennen, der Kontakt zum fünften Gesprächspartner wurde mir vom Pressesprecher vermittelt. Die fünf Interviewten sind allesamt Mitglieder des Vereins Vatan Spor. Alle arbeiten im Vereinsvorstand oder in dessen direktem Umfeld. Es handelt sich also um Männer, die nicht mehr selbst aktiv Sport treiben, sondern auf der Funktionärsebene tätig sind. Im Vorstand und der weiteren Führung des Vereins waren zum Zeitpunkt meiner Interviews, mit Ausnahme der ersten Vorsitzenden, ausschließlich Männer tätig. Da die Vorsitzende kein großes Fußballinteresse hegte, waren in meinem Forschungsfeld nur Interviews mit männlichen Gesprächspartnern möglich. Vier der fünf Interviewten gehören zur zweiten Generation türkischer Migranten. Sie sind entweder in Deutschland geboren oder im jungen Kindesalter mit ihren Eltern aus der Türkei emigriert. Nur Edhem wanderte im Alter von 17 Jahren alleine nach Deutschland aus und nimmt somit in dieser Hinsicht eine Sonderrolle ein. Alle Interviewten wohnen mittlerweile die meiste Zeit ihres Lebens in Bremen und besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft.
Christoph Bähr, M.A., Studium Kulturwissenschaft und Anglistik/Amerikanistik an der Uni Bremen, Abschluss 2008.
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