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- Film- und Serienfiguren als Gefährten der Kindheit? Digitalisierung und Fernseherlebnisse aus akteursbezogener Sicht - eine interviewgestützte Analyse von Kinderzeichnungen
Soziologie
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Verlag:
Diplomica Verlag
Imprint der Bedey & Thoms Media GmbH
Hermannstal 119 k, D-22119 Hamburg
E-Mail: info@diplomica.de
Erscheinungsdatum: 01.2020
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Die vorliegende Studie behandelt die Themen Medienbildung und Medienerlebnisse von Kindern im Elementarbereich. Besonders in Kindertageseinrichtungen tauchen heutzutage Medienhelden aus unterschiedlichen Serien und Filmen vermehrt im Alltagsgeschehen auf, sodass bei Erziehern häufig Fragen aufkommen. Was finden Kinder eigentlich so reizvoll an den Hunden der PAW Patrol oder den Ninjago? Und wie sollten pädagogische Fachkräfte mit der Fülle an kindlichen Medienerlebnissen adäquat umgehen? Diesen Aspekten wird in der empirischen Arbeit nachgegangen, indem Interviews mit Kindern geführt wurden und die Kinder nach ihrem Erleben und Verhalten während sowie nach dem Konsum von Fernsehen gefragt wurden. Sie wurden zudem gebeten, jeweils eine Zeichnung von ihrem Medienhelden anzufertigen. Aus den Gesprächen mit den Kindern resultierten spannende und sehr unterschiedliche Ergebnisse. In Zusammenhang mit weiterführender, wissenschaftlich fundierter Literatur wurden daraus pädagogische Handreichungen für Eltern und pädagogische Fachkräfte entwickelt.
Textprobe: Kapitel 2.2 Medienbildung in der Kindheit: Da die digitalen Medien aus der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken sind, ist es unerlässlich Kindern in der mediatisierten Welt Orientierung zu geben und ihnen Möglichkeiten zu bieten, die Erlebnisse aus Filmen und Serien gut zu verarbeiten (vgl. Neuß 2012: 138) Nur durch die innerliche Verarbeitung und Reflexion (Neuß/Kaiser 2019: 15) ästhetischer Eindrücke, kann aus einem Medienerlebnis eine Medienerfahrung werden. Zunächst steht die sinnliche Erfahrung des Fernseherlebnisses im Vordergrund, die erst durch Prozesse des Ordnens, Vergleichens, Verknüpfens, Konstruierens, Versprachlichens und Erweiterns (Neuß/Kaiser 2019: 16) erfahrbar und ins Bewusstsein gerufen werden können (vgl. Neuß/Kaiser 2019: 15 f.). Kinder verarbeiten ihre Medienerlebnisse beispielsweise, indem sie im Spiel oder beim Zeichnen darauf zurückkommen und die Medieneindrücke neu konstruieren. Dabei ist es von Relevanz für die kindliche mediale Verarbeitung, die Gedanken und Gefühle der Kinder wahrzunehmen und sie zu hinterfragen. Nicht selten treten Fragen zu Medienerlebnissen auf, bei denen Erwachsene versuchen sollten, sie mit Kindern zu reflektieren und mit ihnen gemeinsam nach einer Interpretation zu suchen. So bietet es sich an, dass sich auch pädagogische Fachkräfte die Inhalte der aktuellen Kinderserien und -filme aneignen, um den Kindern bei Unklarheiten zu helfen oder dass es durch Gespräche zu einer ganzheitlichen Verarbeitung des Medienerlebnisses seitens des Kindes kommen kann (vgl. Neuß 2012: 138 ff.). Zentrale Ziele der Medienbildung sind dementsprechend, Kindern bei der Verarbeitung eigener Erlebnisse zu helfen und ihnen praktische Kenntnisse im Umgang mit Medien zu bieten. Dafür ist es wichtig, ihnen Räume zum Experimentieren für eine eigenen Medienaneignung bereitzustellen. Dies kann beispielsweise durch einen Computer oder ein Tablet in der Kindertageseinrichtung gelingen, sodass an den Geräten Recherchen zu aufkommenden Fragen im Alltag betrieben werden können. (vgl. Leopold/Ullmann 2016: 17) Insgesamt geht es darum, die Kinder auf dem Weg zu begleiten und zu unterstützen, selbstbewusste, kompetente und kreative Mediennutzer zu werden (Leopold/Ullmann 2016: 17). Durch eine ganzheitliche Medienbildung entsteht schließlich die Medienkompetenz, dessen Aneignung in der heutigen Gesellschaft auch als moderne Entwicklungsaufgabe (Hoffmann 2011: 54) verstanden werden kann, da die Kompetenz unerlässlich für die weitere Bildungslaufbahn ist. 2.3 Ästhetische Eindrücke von Kindern während Medienerlebnissen in Kinderfilmen und –serien: Das Hören und Sehen von Kinderfilmen und -serien stellt für Kinder, wie bereits erläutert, ein vielfältiges Medienerlebnis dar. Denn Kinder nehmen dabei akustische und visuelle Signale auf und verarbeiten sie weiter. Die ästhetisch unterschiedlichen Töne und Bilder lösen verschiedene Reaktionen aus, je nachdem wie weit die Wahrnehmungsfähigkeit des Kindes entwickelt ist. Oftmals erregen Medien einen starken Reiz auf Kinder, wodurch eine hohe Motivation entsteht, das Medienerlebnis wahrnehmen zu wollen, sodass Kinder häufig gebannt vor dem Fernseher sitzen (vgl. Neuß 2012: 22 ff.). Jedoch sind auch Kinder kritisch gegenüber den Medieninhalten und entwickeln eine individuelle Medienästhetik aus ihrer subjektiven Wahrnehmung sowie ihren kulturellen Erfahrungen. Aus diesem Grund haben alle Menschen unterschiedliche ästhetische Präferenzen (Hoffmann/Kutscha 2010: 231) (vgl. Hoffmann/Kutscha 2010: 231). Kinder müssen die Stilmittel und Besonderheiten von Serien bzw. Filmen erst kennenlernen und sie verstehen, um die Informationen sinngemäß wahrzunehmen. Denn es gibt bestimmte Gestaltungsmittel, wie die Wirkung von Farbe auf die Atmosphäre oder die Untermalung von Musik zum Spannungsaufbau, die Kinder erst durch die Bildung von Medienkompetenzen verstehen können. Außerdem gibt es zahlreiche Erzähltechniken und Formen des Fernsehens. Bei Kindern ist der Animismus sehr beliebt und in einer Vielzahl von Kinderfilmen oder-serien wiederzufinden. Animismus bezeichnet den Vorgang, in welchen unbelebten Dingen Leben geschenkt wird. Sprich beispielsweise, wenn Tassen in Filmen sprechen und hüpfen können. Jüngere Kinder animieren in ihren spielerischen Aktivitäten oft Gegenstände oder Spielfiguren in Rollenspielen, indem sie ihnen eine Stimme geben und sie bewegen. Diese Animismen gehören zum Grundsatz vieler medialer Kindergeschichten (vgl. Wegener 2016: 58). Einen hervorzuhebenden, fesselnden und ästhetischen Aspekt des Kinderfernsehens stellen dabei die Medienhelden dar. Die Film- und Serienfiguren können zum Teil als Gefährten der Kindheit betrachtet werden, weil sie zur Identifikation, zur parasozialen Beziehung, zum Beobachten, Sich-Positionieren und Abgrenzen (Götz 2017: 46) einladen (vgl. Götz 2017: 46). Die Fernsehhelden der Kinder erwecken oft besonderes Interesse, da sie spannende Abenteuer erleben, in denen sie beispielsweise eine Reise antreten oder etwas Fremdes kennenlernen. So bekommen Kinder den Eindruck, sie entdecken gemeinsam mit den Figuren neue Erfahrungsräume und sehen Möglichkeiten, mit den Handlungen umzugehen. Dabei haben in der Regel auch die Medienhelden mal Angst, sind neugierig oder verlieben sich, sodass Kinder Emotionen wahrnehmen und sehen, wie die Figuren sie verarbeiten und bewältigen. Meist steht in Filmen und Serien die Überwindung von Aufgaben in individuellen Formen im Vordergrund, sodass Kindern gezeigt wird, wie Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen im Leben autonom und selbstbewusst überwunden werden können (vgl. Rogge 2007: 50 ff.). Dabei können besonders Zeichentrickserien oder-filme alltägliche Probleme oder Fragen behandeln, wobei die Aufhebung einer alles dominierenden Logik, ja, die überlegene Kraft der (kindlichen) Fantasie (Rogge 2007: 50), einen besonderen Reiz bei den Kindern auslöst. Die Medienfiguren sind oft geschlechterspezifisch unterteilt, was die Kinder meist erkennen und sich eher an Figuren orientieren, die ihrem Geschlecht entsprechen. Zu diesem Ergebnis kam Maya Götz in ihrer Repräsentativerhebung zu den Lieblingsfiguren von Kindern. Besonders beliebt waren hier beispielsweise bei Mädchen Prinzessinnen und bei Jungen Feuerwehrmänner (vgl. Götz 2017: 46). Auffällig ist außerdem, dass rund 68 Prozent der Hauptfiguren im Kinderfernsehen männlich und nur 32 Prozent weiblich sind. Die Mädchen werden dabei meist mit weiblich konnotierten Accessoires, mit langen Wimpern und großen Augen ausgestattet, um sie von den Jungen abzugrenzen und die Weiblichkeit hervorzuheben. Charakteristisch sind die weiblichen Figuren meistens ruhiger als die männlichen, tragen weniger Verantwortung und zeigen ihre Emotionen stärker. Die Jungen dagegen werden meist als starke und wenig emotionale Figuren gesehen, die in Superheldenrollen die Welt mit viel Aufsehen retten (vgl. Götz 2014: 92 ff.). Gerne werden die Medienhelden auch als Merchandising-Produkte verkauft. Den Reiz macht die Nähe zu den Idolen und den umfassenden Fantasiewelten aus, an denen Kinder gern teilhaben wollen. (Neuß 2012: 36) Es ist für Kinder faszinierend, ihre Serien- oder Filmhelden bei sich zu haben und sie mit in ihre Spielaktivitäten einzubinden (vgl. Neuß 2012: 36).
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